Rundschau.

Vor Eintritt des Winters empfiehlt es sich, die Dächer einer genauen Prüfung unterziehen zu lassen. Eine nur kleine Oeff- nung, oder Spalte läßt Regen oder Schnee in reichlichem Maße eindringen und befördert die Nässe und Fäulnis in den Räumen. Eine rechtzeitige Ausbesserung erspart einen größeren Schaden, da die Fäulnis immer weiter frißt. Auch die Gesimse sind einer Untersuchung zu unterziehen, da sich kleine Risse durch den Frost vergrößern und später ganze Stücke herabfallen.

Der König von Württemberg hat der Kaiserin einen prächtigen Rappen, der zur Zeit der Manöver deren Wohlgefallen erregt hatte, als.Angebinde zu ihrem Geburtslags­fest übersandt. DaS Pferd ist am Samstag, begleitet von einem Stallmeister des Königs, auf der Wildprrkstation angelangt und wurde der Kaiserin im inneren Hofe des Palais vorgeführt. Der Rappe wurde darauf in den Königlichen Marstall eingereiht.

Stuttgart, 25. Okt. (Zum Rathaus­bau.) Dem Vernehmen nach ist die Ant­wort, die der Finanzminister dem Konnte des Gemcinderats, welches heute vormittag bei ihm war, um mit ihm wegen Ueberlassung der Legionskaserne an die Stadt unter Zu­grundlegung des Schätzungspreises von 2 100 000 ^ zu unterhandeln, ablehnend ausgefallen. Es ließ sich das übrigens vor­aussehen.

Stuttgart, 25. Okt. Zur Einführung der Kartenbricfe wird imSt.-A." bekannt gemacht: Vom 1. November d. I. an wer­den bei sämtlichen Postanstaltcn des Landes Kartenbriefc mit dem Postwertzeichenstcmpel von 10 zum Preis von 10 ->s für das Stück zum Verkauf bereit gehalten. Auf die Kartenbriefe finden die Bestimmungen für Briefe Anwendung. Im Privatweg herge­stellte Kartenbriefc sind wie bisher zulässig.

Heilbronn, 26. Okt. Eine Probe mit einer Benzin-Motor-Feuerspritze fand gestern hier statt. Die Spritze ist von Gebr. Bachert in Kochendorf und der Motor dazu von der Firma Klunzinger u. Co. hier verfertigt. Die Spritze selbst hat 2 aufrecht stehende Zylinder von 115 wm Weite, zwei Schlauch- auSmündungen und Kegel-Ventile. Der Benzin-Motor mit den 2 Zylindern befindet sich hinten s der Antrieb desselben geschieht durch Reibungskuppelungen mittels Zahnrad- Uebertragung. Für eine Stunde sind 3,4 Liter Benzin erforderlich, was einer Kraft von 6 Pferdekräflen entspricht. Das in Thätigkeit Setzen der Spritze erforderte 3 Min. 10 Sekunden, so daß von dem Augenblick an, wo vermittels Streichholz auf das gege­bene Zeichen angezündet wurde, nach Ber- fluß von 3 Minuten 10 Sekunden schon das erste Wasser durch den Schlauch sich ergoß. Das Wasser mußte aus dem Neckar gesaugt werden. Die Wasserlieferung beträgt pro Minute 330 Liter. Bei einem Strahl und Mit einer Mundspitze 16'l, wm ergab sich eine Wurfweite von 34 w, mit I7'is ww Spitze eine solche von 32 m und mit 2 Strahl und je 14'/s mm Spitze trug die Spritze 21V-, m weit. Dieser Probe wohn­te« der Herr Oberbürgermeister Hegelmaier, der Kommandant der Feuerwehr, Herr Ren­ner, und 20 Chargierte der Feuerwehr an.

Heilbronn, 27. Okt. (Champagnerfabrik.) Wie man hört, besteht die Absicht, hier eine Hhampagnersavrik zu gründen. Es soll dem

Vernehmen nach vorerst eine Jahresproduk­tion 20 000 Flaschen in Aussicht genommen sein.

Untertürkheim, 25. Okt. (Kindsaus- setzung.) Ein anscheinend dem Arbeiterstande aiigehöriger ziemlich junger Mann, der mit dem Zug um 10 Uhr 20 Min. morgens hier ankam, übergab heute auf hiesigem Bahn­hof ein etwa zweijähriges Kind männlichen Geschlechts nebst einem Körbchen voll Kleid­ungsstücken mit dem Bemerken, das Kind sei ihm in Göppingen mitgegeben worden, es werde hier auf dem Bahnhofe abgeholt. DaS ist aber bis heute abend nicht geschehen. Der Verdacht, daß es sich um eine neue Art von KtndSaussetzung handelt, ist deshalb wohl begründet. Der verlassene Kleine wurde einst­weilen in gute Pflege gegeben.

Untertürkheim, 26. Oktbr. Dank den amtlicherseits angestelltcn Nachforschungen ist cs nun gelungen, in Göppingen zu er­mitteln, daß das gestern morgen von einem durchreisenden Unbekannten auf hiesigem Bahn­hof abgegebene zweijährige Kind einer Familie daselbst angehört, welche cs, wegen Erkrank­ung ihrer anderen Kinder seiner hier wohn­haften Großmutter zuzusenden beabsichtigte, der bas Kind nun auch zugestellt wurde.

Langensteinbach, 25. Okt. In der Nacht von gestern aus heute ist das Anwesen des Landwirts Gegenheimer in Auerbach abge­brannt. Hierbei gingen auch ca. 1000 ^ verloren, die kurz vorher aus einem Vieh- Verkauf gelöst worden waren. Des herrsch­enden Wassermangels wegen waren die Lösch­arbeiten sehr erschwert.

Rottweil a. N., 21. Okt. Der Fest­ausschuß für den XIII. Bundestag des Württemb. Kriegcrbundes hielt gestern zum Zwecke endgiltiger Abrechnung seine Schluß­sitzung, in welcher konstatiert werden konnte, daß die Garontiezeichner nicht in Anspruch genommen werden.

Waldrennach, 26. Okt. Heute Nachmit­tag wurde hier die Tochter eines Kupfer- arbeiterS in Pforzheim, ein 16jähriges Mäd­chen beerdigt, das von einem raschen Tod hinweggerissen wurde. Dasselbe machte mit seinen Eltern einen Spaziergang von Pforz­heim ins Größelthal, als es auf dem Wege plötzlich von Schwäche befalle» wurde und mit dem Ausrufich kann nicht mehr gehen" umfiel. Die Eltern brachten es in das nächst gelegene Haus, wo es nach Verfluß von kaum einer Stunde verschied. Der Um­ständlichkeit und Kosten wegen, welche die Verbringung der Leiche von der hiesigen Markung nach Pforzheim mit sich gebrachl hätte, entschlossen sich die bedauernswerten Eltern ihr Kind hier beerdigen zu lassen.

Pforzheim, 26. Okt. In der gestrigen Bürgerausschußsttzung wurde die Vorlage über Forterhebung des Oktrois in hiesiger Stadt auf Antrag mehrerer Mitglieder dis auf nächste Woche vertagt. Zur Unterstütz­ung armer Typhuskranker wurden u. a. 5000 Mark aus der Stadtkasse bewilligt. Ge­stern wurden keine neuen Typhuserkrankungen angemeldet.

Karlsruhe, 20. Okt. Premierlieutcnant Knoll vom InfanterieregimentMarkgraf Ludwig Wilhelm" (3. bad.) Nr. 111 in Rastatt, der imKarpfen" dahier den Ex- zeß gegen seine Kameraden beging, ist nach rerLandesztg." aus dem Heer mit Pension auSgeschiede». Demnach muß der Offizier als geisteskrank erklärt sein, sonst wäre eine

strafgerichtliche Verfolgung unvermeidlich ge­wesen.

Berlin, 26. Okt. DieVoss. Ztg." meldet aus Hannover: Bei dem Versuche, 4000 ^ serbische Anleihe zu verkaufen, wurde gestern im Bankhause S. Katz ein Mitglied einer internationalen Diebsbande verhaftet. Der Mann hatte 100 000 weitere gestohlene Wertpapiere bei sich. Der­selbe weigert sich hartnäckig, seinen Namen anzugeben.

Straßburg, 23. Okt. (Dunkle Geschich­ten.) In Eaarburg wurde nach einer Mit­teilung derStraßburger Post" gestern die Leiche einer jungen Fabrikarbeiterin aus der Saar gezogen, ohne daß man weiß, ob Selbst­mord oder Verbrechen vorliegt. Es ist das schon der dritte Fall in diesem Jahre. Die jungen Mädchen verschwanden sämtlich nach einer im Kreise ihrer Freunde dnrchschwelg- len Nacht und über ihren letzten Lebens­stunden schwebt ein Dunkel, das bis jetzt noch nicht gelichtet werden konnte. Die gestern Aufgefundene war kaum 15 Jahre alt.

Oppenau, 22. Okt. Wie aus zuver­lässiger Quelle verlautet, ist in Bad Anto- gast beim Abbruch einer Mauer eine große Summe alles Geld gefunden worden. Das­selbe stammt aus den früheren Jahrhunderten. Es befindet sich sogar noch viereckiges Geld dabei. Jedenfalls hat der Fund einen großen historischen Wert.

Aus Frankreich, 25. Okt. Ein ent­setzliches Familiendrama hat sich vergangene Nacht zu Choisy le-Roi in der Familie des 55jährigen Fabrikbeamtcn Guyot zugetragen. Die Eheleute besaßen fünf Kinder, von denen das jüngste acht Jahre alt war. Heute früh blieb die Wohnung auffallend lange ver­schlossen, so daß die Nachbarn sie endlich durch die Polizei öffnen ließen. Ein ent­setzlicher Anblick I Man fand Mann, Frau und die fünf Kinder tot in ihren Betten. Der Tod war durch Kohlendunst erfolgt. Guyot soll diesen Selbst- und Massenmord begangen haben aus Furcht vor einer ge­richtlichen Verfolgung, die ihm wegen schlechter Behandlung der Kinder drohte.

Vierundzwanzigtausend Gulden zer­rissen. Aus Debreczin berichtet man einen seltsamen Vorfall. Der in Hajdu-Dorog wohnhafte Advokat Albert Harsanyi bezog eine neue Wohnung, ließ aber seine Wert­papiere in einem Bücherkasten der früheren Wohnung zurück. Kürzlich ließ nun die im Hause wohnende Frau Schwartz ihren neun­jährigen Sohn und zwei seiner Genossen in die früher von Harsanyi bewohnten Zimmer hinein. Die Kinder fanden während des Spiels im Bücherkasten das versiegelte Päck­chen, das die Wertpapiere enthielt, zerissen und verschleppten diese. Der Schaben Har- sanyis beträgt 24,000 fl. Gendarmen fan­den Teile eines über 6000 fl. lautenden Wechsels auf der Gasse. Harsanyi, den zu derselben Zeit, wo das Unglück geschah, auch seine Frau verlassen halte, ist dem Wahnsinn nahe.

Hamburg, 26. Okt. Heute fand die feierliche Eröffnung des neuen Hamburger Rathauses im Festsaale desselben statt. Der Bürgermeister Verömann nahm von dem Vorsitzenden der Rathausbaukommission, Bür­germeister Di- Lehmann, die goldenen Schlüssel entgegen. Hierauf folgten die Festreden deö Präsidenten des Senats, Bürgermeister Vers- marin un" d>sP'äsit nt- der Bürgerschaft,