Rundschau.
Stuttgart. Dem König ist von den „alten Tübinger Schwaben in Norddeutsch- land" als Belrägnis einer unter denselben veranstalteten Sammlung für die durch Hagelschlag und Uebcrschwemmung Beschädigten in Württemberg die Summe von 1361 71
übersendet und höchstem Befehle gemäß der ZentrallcitungdeS WohllhätigkeitsvereinS überwiesen worden.
Eßlingen, 20. Okt. Gestern ist von Landiäger Kreisel von Neuhausen der 48 Jahre alte Gipser Josef Maier von dort fest- enomme» worden. Derselbe hat im Mai . I. einem in dem hiesigen Bahnhof ein- grschlafenen Reisenden von Göppingen seine goldene Uhr samt Kette im Wert von 180 Mark, einen seidenen Regenschirm im Wert pon 12 sowie sein Portemonnaie mit etlichen 80 Inhalt geraubt. Die Uhr samt Kette, sowie den Schirm versuchte Maier zu veräußern, was ihm aber nicht gelungen ist. Diese Sachen sind beigebracht. Das Geld aber hat Maier verbraucht.
Böblingen , 20. Okt. Letzten Montag nachmittag trug sich hier ein höchst bedauerlicher Unglücksfall zu. Der 45jährige Bauer Gottlob Kapp von hier war im Stall bei seinem Pferd beschäftigt, als er plötzlich von diesem einen Schlag auf den Magen erhielt, haß er nach kurzer Zeit starb. Der Bedauernswerte hinlerläßt eine Witwe mit 8 unmündigen Kindern.
Riedlingen, 10. Okt. Die Gemeinde Hundersingen hat für die Hagelbeschädigten des Unterlands eine Sammlung von Kartoffeln veranstaltet, die über 200 Ztr. ergab sind der Stadt Neckarsulm zugesandt wurde. Möge dieses Beispiel viele Nachahmer finden.
Alls Baden. Nach seinem letzten Jahresbericht hat der badische Schwarzwaldvcrein von Ende 1896 bis Mai 1897 um nahezu 600 Mitglieder zugenommen und beträgt deren Zahl heute etwa 7000. Der Verein zählt 48 Sektionen, von denen Karlsruhe 1040, Freiburg 1030, Baden Baden 500, Lörrach 408, Offen bürg 230, Neustadt 212 Mitglieder hat; dann folgen Sichern, Lahr, Mannheim, Oberkirch, Engen rc. rc. Vom 1. Jan. 1898 ab wird von dem Hauptverein die VrreinSzeitschrift „Der badische Schwarzwaldverein- herausgegeben.
— Lustmordversuch in Köln Ein äußerst frecher Raub- und Lustmordversuch wurde am Dienstag in Köln an einem in de» Brinkgasse wohnenden Märchen von einem fremden Menschen auSgcführt, der das allein im Zimmer anwesende Mädchen überfiel, das Licht auslöschte und sein Opfer zu erwürgen versuchte. Dem Mädchen quoll Blm aus Nase, Mund und Obren hervor. Der Unmensch schleppte sein Opstr die Toppe hinunter, als ein Herr das Haus betrat. Der Bursche ergriff eiligst die Flucht. Das Mädchen ist schwer erkrankt. Von dem Unmenschen fehlt jede Spur.
— Nachdem dem Schloßbrunnen Gerolstein auf der Fachausstellung Düsseldorf die goldene Medaille erteilt wurde, können wir an dieser Stelle auch noch hinzufügen, daß soeben die Drahtnachricht eingetroffen ist, daß derselbe auch auf der Fachausstellung in Cassel mit der höchsten Auszeichnung bedacht wurde.
Diese großen Erfolge konnten dem General-Vertreter des Schloß-Brunnen Gerolstein für dir La Plata-Staalrn Herrn I.
W. G. Juister aus BuevoS-AireS, der am Sonntag Morgen hier eintraf, erfreulicherweise unterbreitet werden. Nachdem mit Herrn Juister morgens die Verwaltungsgebäude und die Brunnenanlagen u. s. w. in Begleitung des Besitzers Herrn Siegfried Bauer Bonn besichtigt worden waren, wurde ein gemeinschaftlicher Ausflug nach Dann unternommen. Hier toastete bei festlichem Male Herr Juister auf die gedeihliche Weit'r- entwickelung des Schloß-Brunnen Gerolstein der schon heule in allen Ländern einen hervorragenden Platz einnähme und in den La Plata-Staaten bereits die beliebteste Tafelgetränke bilde. Herr Direktor Ziegler brachte daraufhin ein Hoch auf die Argentinische Republick aus ; nachdem Herr Siegfried Bauer die Verdienste des Herrn Juister noch in gebührender Weise hervorgehoben halte, gedachte der letztere in schwungvollen Worten der anwesenden Damen, worauf die Rückfahrt nach Gerolstein erfolgte.
— Was macht Hammerstein ? Aus dem Zuchthaus in Moabit veröffentlichen Berliner Blätter folgendes Bulletin: Freiherr von Hammerstein wird im Moabiter Zellenge- ängnis (Zuchthaus) noch als „krank* ge- ührt. In Folge dessen wird er auch nicht zur Verrichtung anstrengender Arbeiten her- angezogcn, sondern mit Schreibarbeiten für das Anstaltsbureau beschäftigt. In djeLazaret- station ist Freiherr v, Hammcrstein nicht übergesührt worden, er befindet sich nach wie vor in seiner Zelle, wo ihm auch die Bücher der AnstaltSbtbliothek unumschränkt zur Verfügung stehen. Wegen seines leidenden Zustandes ist ihm vom AnstaltSarzt Lazarelkost verschrieben worden, die aus leichteren und kräftigeren Speisen besieht als die Anstaltskost. Freiherr v. Hammerstein korrespondiert viel mit seinen Anverwandten und erhält auch zahlreiche Antwortschreiben.
— Sekt zu 13 Pfennigen pro Flasche! Aus einem Wiener Gerichissaale wird unterm 18. Oktober folgender Fall mitgcteilt: Des Diebstahls angeklagt stand heute der gewesene Kellermeister Rainer Tellosen vor dem Bezirksgerichte Mariahilf, weil er seinem Chef Ferenczy fünfundzwanzig Flaschen Champagner im angeblichen Werte von 30 fl. entwendet hatte. Tellosen war des Thatsäch- lichen geständig und verantwortete sich damit, daß er an Herrn Ferenczy eine Gegenforderung in gleicher Höhe gehabt und mit der Beiseilschaffung des Champagners nur gewissermaßen eine Pfändung an seinem früheren Chef vorgenommen habe. DaS rettete wohl de» Kellermeister nicht vor der Strafe, aber über die Schadensziffer erbrachte die Verhandlung ganz eigentümliche Resultate, die Herren Tellosen wohl zu statten kamen. Es wurde nämlich konstatiert, daß der Champagner im Keller Ferenczy'S von Herrn Tel- losen selber fabriziert wurde, und zwar aus Weinsteinsäure, Sodawasser und Zucker, so daß sich der Selbstkostenpreis einer Flasche dieses trefflichen Getränkes auf bare acht Kreuzer stellte. Mit Rücksicht darauf kam Herr Telleson mit einer vierundzwanzig- ftündigen Arreststrafe davon.
— Eine amüsante Verwechselung ist dieser Tage in Paris vorgekommen. Ein Inspektor der Pariser Geheimpolizei überwachte seit einiger Zeit ein Individuum, das er im Verdachte hatte, ein berufsmäßiger Dieb zu sein. Es glückte ihm, sich sein Vertrauen zu erwerben, indem er sich als Hehler auö-
gab. Am Sonntag verabredete der Beamte mit dem Verdächtigen ein Stelldichein in der Nähe eines Bars der Avenue de Clichy, um ich von ihm vier bis fünf Kilogramm ge- chmolzcnen Goldes, das von gestohlenen Weit- achen herrührte, auSfolgen zu lassen. Dem Inspektor war es entgangen, daß seine Unterhaltung mit dem Diebe von einem Individuum mitangehörl wurde, das in die L>k- lüre einer Z jtung versunken zu sein schien. Am Abend also traf der Inspektor in Begleitung eines seiner Kollegen mit dem Verbrecher zusammen und nahm den wertvollen Barren entgegen, als sie plötzlich von drei Jndividuuen beim Kragen gefaßt wurden, während der Dieb mit einem Helfershelfer, den er zum Abschluß des „Geschäftes" mit- gcbracht hatte, die Flucht ergriff Die Jn- pektoren suchten sich ihrer Angreifer zu entledigen und riefen aus : „Wir sind Polizei- beamte I" — „Wir auch," lautete die verblüffende Antwort. Die Sache klärte sich bald auf. Ein Inspektor des Nachforschungsdienstes — der in die Zeitungstektüre vertiefte Mann der Avenue de Clyhy — hatte einen Kollegen von der Geheimpolizei für einen wirklichen Hehler angesehen und mit zwei anderen Beamten seiner Brigade die Verhaftung desselben beschlossen. Der Einzige, der aus diesem drolligen Jrrtume Nutzen gezogen hat, war der Einbrecher, an dessen Verfolgung sich die Beamten zwar sofort machten, der aber längst spurlos verschwunden war.
— (Eine riesige Küche ) Die größte der Welt dürfte die in ungeheurem Maßstabe betriebene Restauration des Bon Marche zu Paris haben- In diesem Kaufhaus sind nicht weniger als 4000 Angestellte beschäftigt. In den Küchenräumen dieses weltberühmten BazarS sind unaufhörlich 60 Köche und 100 Gehilfen thälig. Der kleinste dort im Gebrauch befindliche Kessel enthält 100 und der größte 500 Liter Wasser. In jeder der 50 Riesenbratpfannen können 300 Koteletts auf einmal hergerichtet werden, während jeder der großen Kochtöpfe über 225 Pfund Kartoffeln oder eine entsprich.nde Masse Gemüse aufnehmen kann. Wenn Omelettes zubcreitet werden, sind allein 7800 Eier dazu ersorder» lich.
— Ein amüsanter Auftritt brachte vor einiger Zeit in L>an Franzisco eine Spiri- tisten-Versammlung zu einem unerwarteten Abschluß. Ein-schlanke, in Trauer gekleidete Dame, die der von einem professionellen Medium arrangierten Versammlung beiwohnte, wünschte mit ihrem dahingeschiedencn William in Verbindung gebracht zu werden, und das Medium versprach, Williams Geist erscheinen zu lassen. Wenige Minuten später, so schreibt „Karl Stanzens Verkehrszeitnng", zeigten sich die schattenhaften Umriffe einer Gestalt, und, bebend vor Freude und Frucht fragte die Witwe: „Bist Du es, Willi? —^ „Jawohl, Geliebte!" lautete die mit Grabesstimme gesprochene Antwort. — „Das ist ein Schwindel", rief nunmehr die Frau in entrüstetem Tone, „Betrug und Humbug ist es, denn mein William war — taubstumm I"
(Der kleine Diplomat. Fritzchrn(nach dem Abendessen zu Vater, der gern ins Wirtshaus gehen möchte): ,Du Papa, löse mir die Rechenaufgabe; ich sag' Dir dann auch, wohin Mama Deine Stiefel versteckt hat.