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2!mts- und Au^eigeblatl für den Oberamtsbezirk Calw.
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Derillziüll! drr Ks-hmnz ro» Cailtti. — lriu Wstcr-aN Poiüc-irz.
EamStag, dcn 14. Januar 1822.
Neueste Nachrichten.
Nie 2tepaLaLtvN2koinmis<io» bervUli- >,nsn veduigten ^a7)»uugs„tt!schub.
Ci.nues, ! > Jun.. In c'ncr um 12 Uhr «n:nags veg.nnenocn ge- me'mauicil Sitzung des Obersten RatS und d-r Reva-ationSkcmttils- sion, zu der die deutsche Telegauon geladen war. führe« Lloyd George aus. mit Befriedigung Kode er den gestrigen Ausführungen Tr RatycnauS entnommen, daß die deutsche Negierung an dem Ausbau Mittel- und Osteuropas rcllzunchmcil gewillt sei. Er be- daure, daß der deutschen Delegation Ungeiegenheilcn aus den Ver- handttingen erwachicn ieien, die infolge des Abbruche» der Konferenz unterbrochen werden müßten. Ti« übrigen Delegierten befänden sich in derselben Lage. Tie Sicparationsfrage habe vertagt werden müssen. — Hierauf »erlas der Vorsitzende der AicparatiousUinunjjion, T ub ois, die nachstehende Entichcidung: „Tie Reparationstom niifsion vefchließt der deutfche« Regierung eine vorläufige Berzugs- frrft fär dir am 1ü. Januar und 12. Februar 1922 festige» State» zu gewähre«, sawett dies« Zahlungsverpflichtungen durch geleistete oder noch zu leistende Barzahlungen und durch Lachlieserungen oder Einnahmen aus dem Rerovery-Akt, die die schon eingcgangen sind oder b b zu dcn obengenannten Taten eingegangen fein werden, nicht schon gedeckt st«d und zwar unter Bordchatr der nachstehenden Bedingungen: 1 Wählend der vorläufigen VerzugSsrist zahlt di« deutsche Regierung alle 10 Tage 31 Millionen Gmdmark in zugelaffenen Devisen. Die erste Zahlung erfolgt am 18 Januar 19V2. Die deutsche Negierung unterbreitet binnen 14 Lagen der ReparationSkrinmission einen angeiueffenen Resonn- und Garaniicplan betreffend das deutsche Budget und dcn deutschen Papieigeldumlauf, sowie ein vollständiges P-ogramm für die Barzahlungen und Sachliescrangen für das Jahr 1922. Die vorläufige Perzugsfrist geht zu Ende, sobald die Repara- tinnskommlifion oder die alliierten Regierung«! eine Entscheidung über dcn »den unter Nummer 2 erwähnten Entwurf und das Programm getroffen haben." — Reichsnnnistcr a. D. Dr. Rathcnau erklärte, daß er »am--:» der dcutlchen Regierung von der Einladung zu der Konferenz in Genua Kennlniö nehme Die deutsche Regierung sehe »er Uebenr.ttleiung des EinlaSuiigsichrcibciis entgegen. Er betonte ferner, daß aus den gegebenen Erklärungen hervorgehc, daß onS der Nichtzahlung der zum 15. Januar fälligen Summen sü" Deutschland keine unmittelbaren Folgen erwachsen — Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
(Aninerlunq des WTB.' Die hier vorlieaende Entscheidung der Reparatione-kommission, die für die im Januar und Februar fälligen Zahlungen ein Moratorium unter gewissen Bedingungen Vorsicht, ist der Neichsreoie- rung heute in später Abendstunde bekannt geworden. Die Neichsregierung wird morgen Vormittag in eine interne Besprechung darüber cinircten.)
Das neue Ministerium PoinearL.
Paris, 13. Jan. (Havas.) Poincars hat die Bildung des Kabinetts endgültig übernommen. Nach bisher noch nicht bestätigte» Nachrichten soll sich das Ministerium folgendermaßen zusammensctzen: Borsitz und Auswärtiges: PoicarS; Justiz und Vizeprüsidium: Naibert oder Seloe; -Inneres: Manoury: Krieg: Maginot oder Varthou; Marine: Landry,- Finanzen: de Lasteyric: Handel: Francois Marsal oder Botanouraky; llnterricht: Leon Ecrard' Ackerbau: Jean Durand; Kolonie»: Earraut; Ardeitsministerium: Dariac oder Lolrat oder Jourdain;
Arbeiten: le Trocquer; llnterstaatssekretär beim AlliusterpräfiDenten: Neibel; weitere llntcrstaatssekretäre Au 'lgnn. Dutrryi, Lorin. Joseph Barthelömy, Rollin. Vtliena:,.
Eine Schmsizee Stimme zum Sturz Dr'.mrds.
Demission des Kabinetts Briand schreibt die ..Reue Zürcher Zeitung": Briand ist dem nauona.en «lock der Kammer -um Opfer gefallen. Der Briands t!» jetzigen Augenblick bedeutet für die Volker hurm-as bittere Enttäuschung, ein Zurückschlagen , s. Honnungen, me sie a» die Konferenz von Cannes ge- Die Reaktion in Frankreich hat gesiegt. Alle oee'jonnplane find in Frage gestellt. Frankreich steht setzt am eonze'ldeweg. Es nimmt vor Europa die furchtbare Verantwortung auf sich. Heber de« eigenen Leiden vergisst es drr aller Länder. Sehe es zu, daß seine Starrheit flicht letzte« Endes ih« selber zum Verderbe» gereicht! französische Pressestimmen zum Sturz Driands.
Paris, 13. Jan. lieber die Demission des Ministeriums Briand 'chreibt der „Petit Parisicn*, das unangenehmste daran seien die «ußergkwöhnlichen Umstände, unter denen sie sich vollzogen habe. Es werde leicht sein, die Franzosen noch einmal anzuschuldigen^ die
Störenfriede des europä,fetzen FrieoenS zu sein Tre erste Aufgabe »es neuen Ministeriums werde icin, das zwischen Frankreich und England cnliiandene Mchoeiständn'.s zu beseitigen. Vielleicht würben die Negierungen von Par s und London enifchcn, daß es Verhandlungen gebe, 0 i? man viel leichter in der Nutze der Kanzlei als auf Konferenzen »nt großem Apparat führe. — Ter „Malin" sagt, mehrere Mitglieder Hanen »n Ministerrat bimerkt, baß die von England im französuch-engllichen Vertragsentwurf oorgeschlagene Dauer von 10 Jabrcn die Lragwciie des Paktes verringere, denn die kommende» 10 Jahre seien Sie, rn denen ein deutscher Angriff am wcnrgsten zu besürrtzlen lei. In 15 »der 20 Jahren aber werde Frankreich weniger gesichert und Deutschland stärker sein. Erst dann würde der englisch-französische Pakt seinen wahren Wert behalten. Andere Minister Hütten auch beklaqt, daß der Vorenlwurf Lloyd Georges nicht von rin« Mililärkonoention spreche. — Das „Journal" bedauert VriandS Entscheidung, weil sic das Land mitten in folgenschweren Verhandlungen eines geschickten Advokaten beraub« und weil Vas Mißtrauen des Parlaments infolge des Fehlens einer Abstimmung über Briands Erklärungen nicht dentllch zum Ausdruck gebracht worden sei — Der „Populaire" schreibt, die Lage scheine fast unentwirrbar und bedauert ebenfalls, daß die Kammer sich nicht darüber ausgesprochen habe, welche Politik zu befolgen sei, die BriandS. die zu einem ersten Versuch internationalen Einverständnisses hätte führen können oder die Poincares, die Frankreich nur zu einem Bruch mit dcn Alliierten und zu einem Konflikt mit dem Weltgewissen führen könne — „Ere Nouvelle" schreibt, die, die Briand den Dolchstoß in Sen Rücken versetzt hätte», würden die ersten Opfer ihrer schlechten Handlungen sein. — „Oeuvre" saat. wenn Briand hätte abstimmen lassen, so hätte er ein Vertrauensvotum von 420 Stimmen bekommen. Er sei gegangen, weil er Millerand, die Hälfte seiner Ministerkollegen und fast sämtliche auf Ministcrposten versessene Politiker gegen sich gehabt hob«.
Die Vernichtttnisflköne dsr französischen Cha:oini;-en.
Paris, ltz. Jan. In den Kreisen der Eeqner Briands herrscht eine Stimmung, die kaum zu beschreiben ist. Jene, die in der Vernjchtiin spolitik Deutschlands gegenüber mit Briand nicht zufrieden waren, glauben, daß Paincarä Deutschland den Todesstoß versetzen werde. Es wird in den Kreisen um Poincsre ganz offen davon gesprochen, daß das Ovfcr für die Ucberbrückung der Kluft zwischen England und Frankreich Deutschland sein werde und müsse. Der Eedanke der Besitzergreifung des Nnhrgebietes taucht von neuem auf, desgleichen jener der Finanzkontrolle und darüber hinaus der Steuererhebung. Als Endziel erwartet man die Zersplitterung und damit die Zerschlagung des einst in Versailles aufgerichtcten Deutschen Reiches.
Die französischen Sozialisten für Neuwahlen.
Berlin, 13. Jan. Nach einer Meldung des „Vorwärts" aus Paris, har die sozialistische Kruppe der Kammer eine Tagesordnung angenommen, in der sie erklärt, daß die durch die Demission Briands geschaffene Lage Frankreich der Gefahr aussetze, noch mehr isoliert zu werden inmitten eines Europa, das noch immer voller Kriegsgefahr sei. Es gäbe keinen anderen Ausweg aus der Lage, als die Kammer auszulösen und Neuwahlen auszuschreiben. — Im Hinblick auf die derzeitige Stimmung in Frankreich würde durch diese Wahlen auch keine gemäßigtere Kammer zustande kommen.
Die Aussafsunft der englischen Presse über die Miuisterdrise »n Srankrerch.
Lands«, 13. Jan. ,^Daily News" bedauern, daß Briands Rücktritt vor allem die Konferenz von Genua bedrohe. Wenn Frankreich sich abseits Halle, müßten die anderen Nationen einschließlich Rußland und Deutschland ohne Frankreich zusammenberufen werden. — „Daily Chronicle" sagt, der Plan der Genua« Konferenz werde nicht mehr mngestotze« werden. Wenn Poincarä und seine Freunde ans Ruder kämen, so würden sie die internationale« Angelegenheiten vor 2 Alternativen stehe«: Rückkehr z-rr Politik Briands oder sallständige Isolierung Frankreich. — „Daily Expreß" erklärt, keine Nation verliere durch ein Fiasko mehr als die Franzosen. Frankreich stehe der Möglichkeit, ja sogar der Sicherheit vollständiger Isolierung gegenüber. — „Westminster Gazette" führt aus, man könne Ermutigung daraus schöpfen, daß ein mächtiger Mann in Frankreich die Gruppe von früheren Ministern entschieden herausgefordert habe, deren dauernde Forderungen Frankreichs friedliche Beziehungen zu seinen Nachbarn unmöglich machreu. Wenn Poincarä Ministerpräsident werden
Briand hat nun orm seit langem in viploiuatischru Kreise» dcS Auslandes dejürchtcten. in Frantreich gewünschicn Kabinen Po>ncare Platz genraSr. uav zwar «ertmiirsi^crwcise ohne die Vertraue,rs- sroge zu stellen. Das bcftärtt uus in dem Berdacht »oh cS sich hier in hohem Grade doch um r«ncn Thraterroup echt französische» Ausmachung handelt, um Deuischland einzuschüchtcrn, und England von leinen Vorschlägen zur Beruhigung Europas abzuhal'en. Ob nun aber die scharfe Richtung in Paris, die auf eine vollständige Zertrümmerung Deuischlands hinrrbcitek, gleich zur praktische» Auswirkung kommen wird, «st fraglich, denn die Trimmung ainler den Alliierten »st vorerst dem nationalis.ischen Wahnsinn in Franst reich nicht freundlich.
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Tie Konferenz in Cannes ist infolge der französische» Kabin^Skrifis ansgefiogcn. Die Abordnungen sind schon abgereist, nachdem dir RrparationSkonnnission Deutschland noch einen »orläakigen Zrh- lungsaufschub für die im Januar und Februar fälligen Rare« gr- wälfrt hat, unter unwürdigsten Bedingungen.
sollte, werde sich bald Gelegenheit bieten, offen zi» erklären. daß England an keiner Politik teilnchmen kann, die die deutsch-französische Fehde auf unbeschränkte Zeit verlängere. — „Daily Mail" schreibt, der Pakt zwischen Großbritannien und Frankreich sei für England und für Frankreich notwendig. Tie äußeren Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Ländern könnten nur die deutschen Militaristen s!f befriedigen. — „Morning Post" sagt, der Sturz Briands könnte zu einer Isolierung Frankreichs führen, durch die die Natinzierung des Washingtoner Vicrmäcktte-Abkommen gefährd^ werden könnte. — „Daily Telegraph" erklärt, Briands Rücktritt werde in England lebhaft bedauert werden. Er habe den englischen Standpunkt gründlich verstanden. — .Daily Herold" sagt, Briand sei für die französischen Chauvinisten „nicht wahnsinnig genug" gewesen. Man nebme üdriacns an. daß neue französische Kabinett werde die Vcrbandlungen da wieder aufnehmen, wo sie abgebrochen worden seien.
UnMerhesL in London.
London, 13. Jan. Laur „Ball Mall and Globe" wurde in Londoner amtlichen Kreisen heute erklärt, die geiamte Lage sei äußerst schwierig. Wenn die französische Politik infolge des französischen Kabinettswechsels eine Aende- rung erfahren sollte, so fei schwer zu sagen, wie die Konferenz von Cannes an der Stelle wieder aufoenemmen werden könne, an der sie abgebrochen worden sei. All dies sei sehr enttäuschend. Wenn jedoch der neue französikche Ministerpräsident erst im Sattel sitze, so werde vielleicht eine rasche Aenderung der Lage eincreten.
Eine neue Kon erenz?
Cannes, 13. Jan. (Reuter.) Hier herrscht allgemein das Ge,ühl der Unsicherheit. Die britische Abordnung ist der Ansicht, daß eine neue Konferenz vor der Konferenz in Genua stattfinden muß, um das durch den Rücktritt des französischen Kabinetts in Cannes unterbrochene Werk zu Ende zu führen. Lymphe oder London werden als Ort dieser Konferenz vorgeschlagen.
Vorsichtige Iurückchaltung In Washington.
Washington, 13. Jan. sNeuler.) Die Frage der amerikanischen Teilnahme an der Wirtschastskonfereuz in Genua kann nicht geregelt werden, bevor das Programm der Konferenz cinaetrosfen und geprüft worden ist. Anreise der deutfche» Abordnung von Cannes.
Cannes, 14. Jan. Die deutsche Delegation reiste gestern Abend um 7.10 Uhr nach Paris ab und trifft am Sonntag in Berlin ein. »
Der engl-sch'-.ranZösische DHrrtznksentnmr'.d
Poris, 13. Jan. Der Entwurf des vorgesehenen sranzösiich englischen Garantievertrags wurde heute nachmittag vcrösscntlichl. Er bal folgenden Wortlaut:
Angesichts der Tatsache, daß Frankreich innerhalb eines Menschen- «ltcrs zweimal von Deutschland (I) bekriegt wurde und daß Frans reich noch jetzt unler dcn Verwüstungen leidet, die aus de» Feind zu rückzuführen sind, daß dos sranzöfische und das englische Volk eine: schrecklichen Tribut an Menschenleben und Geld gezahlt hoben, um den Emfakl der deutsche» Heere zurückzuweisen, daß die Wohlfahrt de- europäischen Völker und der wirtschaftliche Aufbau der Welt dnre; den lange» Krieg tief erschüttert wurden, sowie endlich, weil Sicher heitSdürgschasten Frankreich gegen einen zukünftigen Einfall Dcutsck lands unerläßlich sind für die Wiederherstellung der Festigkeit Euro Pas. für die Sicherheit Großbritanniens und den Weltfrieden und da die in den Artikeln 42, 43 und 44 des Friedensverlrags von Vc: faille» enthaltenen Sicherungsinaßnahmen nicht genügen zu» Perle»-