Rundschau.

Der Kaiser hat auf Vorschlag des HerrenmeistcrS des Johannitervrdens, Prin­zen Albrecht von Preußen, zu Ehrenrittern des Johanniterordens u. a. ernannt: den württcmb. Kammerjunker Frhr. v. Süß­kind zu Wildbad.

Neuenbürg, 21. August. Durch das eigenmächtige Oeffnen der Bahnschranken er­eignete sich gestern auf unserer Enzihalbahn Wildbad ein Unglücksfall. Ein Knabe von 1012 Jahren war mit Führen eines Wa­gen Oehmds vom Felde nach Hause betraut und mußte dabei einen Bahnübergang, der von der Straße in die Wiesen führt, pas­sieren. Da nun an diesem, kurz bei der Station Brötzingen sich befindlichen Ueber- gang kein Wärter stationiert ist, öffnete der Knabe eigenmächtig die Schranken; der von Pforzheim kommende Schnellzug Nr. 317 brauste heran und erfaßte beide vor den Wagen gespannten Kühe, diese schauderhaft zerfleischend. Der Knabe kam mit dem Schrecken davon.

Aus dem Murgthale. Der Ausstchts- turm auf dem Hohlokopf ist soweit fertig- gestellt, daß er nächsten MUnat eingeweiht werden kann. ^

Eßlingeu, 19. Aug. Heute Nacht ist dem Holzsäg- und Spaltmaschincnbesttzer A. Gockeler von hier seine fahrbare Holzsäge­maschine im Werte Von 1700 welche er hier in der Eisenbahnstraße stehen hatte, ent­wendet worden.

Eßliugeu, 20. Aug. Ein eigentümlicher Fund wurde heute nachmittag in derKanal- straße bei de» Grabungen zur Legung der Dohlen gemacht. In einer Tiefe von 2,5 Meter kamen an der einen Seite des Gra­bens fünf Menschenschädel zum Vorschein, die noch sehr gut erhallen sind. Der übrige Teil des Körpers liegt in dem unaufgegra- benen Teil des Bodens. Wie und wann die nahe a» einander gebeiteten Menschen dort Hinei,igrkommcn, weiß man nicht.

Eßlingen, 22. August. Gestern Abend p.ssierte kurz vor der Einfahrt des Zuges Nr. 45 in Cannstatt ein schreckliches Un­glück. Ein in den 40er Jahren stehender Mann stieg zu früh aus dem Zuge aus. AtS er dies bemerkte, hielt er sich noch am Wagen fest, wurde aber dennoch herunter- g-schleudert, kam unter die Räder und wurde zur Unkenntlichkeit zerdrückt. Der Tod trat sofort ein.

Ehingen, 20. Aug. In sehr bedauer­licher Weise ve> unglückie gestern der Rechen­macher Rieger. Demselben wurde in der hiesigen Sägmühlc, wo er in eigenen Ge­schäften arbeitete, die rechte Hand vollständig abgesägt. Trotz des großen Blutverlustes hatte derselbe die Energie, seine Hand, in sein Taschentuch eingewickelt, in seine ziem­lich weit entfernte Wohnung zu tragen.

Aus Hohenlohe, 20. Aug. (Ein Ferien­vergnügen, l Ein Schulknabe aus Baden, der gegenwärtig mit feinem Vater vorüber­gehend in Oehringen sich befindet, ließ sich im Laufe des heutigen Vormittags beigehen, an einem mit Holz beladenen Wagen die Mügge aufzudrehen. Der Wagen kam in Laufund die Deichsel stieß an einem größeren Manu- fakturwarcngeschäft ein Schaufenster, gewertet zu 120 ein. i

GmÜNd, 19. Ang. (Wohlthätigkeits- Konzert.) DaS gestern hier abgehaltene Kon­zert im Haudergarten zu Gunsten der Hagel­

beschädigten lieferte den schönen Betrag von 1100 ^ Gegen 2000 Personen waren anwesend.

Ettlingen, 20. Aug. Letzten Sonntag verschluckte ein Arbeiter der hiesigen Spinnerei einen Pflaumenkern. Es stellten sich bald Beschwerden bei ihm ein, weshalb er sich nach Karlsruhe begab, wo er alsbald operiert wurde. Gestern Mittag starb der Mann. Möge dicier Vorfall zur Warnung dienen.

Zwei Riesenkinder hat der Ort Zer- penschlenfe aufzuwciscn. Die 13jähr.Tochter des SchiffeignerS Münchhoff ist wegen ihres Körperumfanges aus der Schule entlassen worden und nimmt in Folge besten mit einer Leidensgefährtin Privatunterricht. Erste wiegt 160 Pfund, die andere aber noch 10 Pfund mehr.

Eine große Feuersbrunst hat auf dem Gehöft dcS Rittergutsbesitzers v. Slaski auf Orlowo bei Briefen den Schaf u. Schwcine- stall vernichtet. 200 Schafe und 60 Schweine sind in den Flammen umgekommen. Wie aus Freyung im bayerischen Walde gemeldet wird, brannte in der Nacht zum Donners­tag die Kunstmühle von List nieder, wobei der Sohn eines Sägemristers verbrannte. Sein Vater erlitt bei dem Versuche, ihn zu retten schwere Brandwunden. Bei den Lösb­arkeiten wurden drei Personen verletzt.

Der Bierverbranch auf der Erde. Nach einer amtlichen Statistik werden gegen­wärtig 17,700*000,000 Liter Bier auf der Erde gebraut. Davon kommen 5,000'000,000 Liter auf Deutschland, 4,790'000,000 auf Großbritannien und Irland, 3,200*000,000 auf die Vereinigten Staaten u. 1,250*000,000 auf Ocstereich-Ungarn. Belgien braucht und verzehrt jährlich 1,060*000,000 Liter Bier, Frankreich 840*000,000 und Rußland 400,000,000.

Was die Berliner Schneiderinnen verdienen, beweist die als verbürgt mitgeteilte Thatjache, daß eine erste Schneiderin, zu deren Kundschaft hauptsächlich die besseren bürger­lichen Kreise zählen, bei der Einschätzung ihr Einkommen für das vorige Jahr auf rund 143 000 ^ angegeben hat. DaS be­treffende Geschäft soll einen Umsatz von 600 000 ^ machen. Die Inhaberin war noch vor 17 Jahren Verkäuferin in einem K o n fe k t i o n s h a u s e, vor 11 Jahren hat sie ein kleines Geschäft angesangen, wel­ches sich seitdem immer mehr und mehr ver­größerte und heute zu den ersten der Branche zählt.

Bern, 20. August. Das sehr rasche Schmelzen des Schnees hat ein großes Gleigen der Gewässer zur Folge gehabt. Im Berner Oberland ist der Verkehr vielfach unter­brochen. In der vergangenen Nacht herrschte im ganzen Gebirge bis auf eine von 1000 Meter starker Schneesall. Heute ist das Wetter bei stark adgekühlter Temperatur auf­gehellt und jede weitere Gefahr beseitigt.

Luxus in China. Li-Hung-Tschangs Gemahlin soll 2000 verschiedene Kleider be­sitzen, und ungefähr 100 Frauen stehen ihr zu ihrer besonderen Aufwartung zur Verfüg­ung.

Ausbruch eines Vulkans, lieber den furchtbaren Ausbruch des Vulkans Mayon auf den Philippianen sind jetzt aus Manila die ersten ausführlichen Nachrichten einge­troffen. Der Vulkan, der in der Provinz Albay liegt, ist einer der berühmtesten und

gefährlichsten der ganzen Welt. Sein Gipfel befindet sich 2734 Fuß über dem Meeres­spiegel im Osten von Libog und nordöstlich von Alboy. Sein Fuß hat ungefähr 26 Kilometer im Durchmesser. Man steht den Mayon schon in großer Entfernung; er dient den Schiffen, welche die Meerenge von San Bernhartino durchkreuzen muffen, als Leuchi- turm. Die Gestalt des Vulkans ist kegel­förmig. Am 30. Juni kam die Nachricht nach Manila, daß der Krater speie und daß die Lava sich bis zum Meer ergieße. In Baracay stürzten zahlreiche Häuser ein, be­graben unter Aschen- und Sandlawinen; die Bewohner des Ortes ergriffen die Flucht- In Tabaro öffnete sich ein klaffender Ab­grund. Die Dunkelheit in der Stadt war so groß, daß die Bewohner drei Tage lang ohne Unterbrechung Licht brennen m d Thüren und Fenster fest verschlißen mußten, weil der Aschenregen die ganze Luft erfüllte. Die Straßen von Legazpi und Libog wurden voll­ständig zerstört, die Bewohner flohen in die Berge. Ebenso war es in Moleliput. Di' Stadt Libog bietet einen grauenhaften An­blick. 115 Leichen lagen auf den Straßen- Die Verluste sind unschätzbar; alle Felder wurden zerstört, die Saaten, die bereits der Ernte nahe waren, wurden vernichtet, zahl- lose Haustiere gelötet. Der Krater Halle be­reits am 23. Juni begonnen, Asche u. Lava auszuwerfen, der Hauptansbruch fand aber erst am 24. und 25. Juni statt. In der ganzen Provinz herrschte eine enstetzliche Panik, fast überall sind die Gewürz- und Kokospflanzungen, der Reichtum des Landes, vernichtet. In Tabaco, wo gerade ein Ktrchen- fest stallfand, flohen die bestürzten Bewohner in die Kirchen, wo sie sich gesichert glaubten. Mehr als 400 Menschenopfer hat das Un­glück gefordert, darunter 250 Tote. Seit 1881 spie der Vulkan fortwährend Rauch­wolken und Feuersäulen aus. In der Pro­vinz Albay gibt es noch zwei Krater: Jsarog und Bulusan. Beide sind aber fast schon ausgebrannt; nur manchmal steigen noch, besonders aus dem zweigipfeligen Vulkan, -Wasser- und Schwefeldämpfe auf.

(Eiserne Visitenkarten.) Während man in jüngster Zeit eifrig bemüht ist, ver­schiedene Gegenstände, die eine hohe Wider­standsfähigkeit bedingen, aus Papier herzu- stclle», wie Wagenräder, Gasröhren rc., ist man gegenwärtig dabei, hartes Metall zu Gegenständen zu verwenden, die eine überaus zarte Behandlung erfordern. Die neueste Er­scheinung auf dem Gebiete der Eisenindustrie sind nämlich eiserne Visitenkarten. Es sind das Visitenkarten, bei denen die Karte nicht wie bisher aus Kartonpapier, sonder» aus ganz dünn gewalztem Eisenblech hergestellt und der Name, beziehungsweise die Schrift auf derselben in Stlberdruck ausgeführt ist die sich ganz deutlich auf dem schwarzen Grund der Eisenkarte abhebt. Das Eisen das zur Herstellung der Karte verwendet wird^ ist so dünn gewalzt, daß sechs Karten, über­einander gelegt, erst den Raum eines Mili- meters einnehmen. Die Karte selbst ist sehr dauerhaft und dabei außerordentlich billig in der Herstellung; ob sie sich aber indenVer- kchr Eingang verschaffen oder ob sie gewisser­maßen nur eine Spielerei bleiben wird, das dürfte erst die Zeit lehren. Einstweilen kursierte die eiserne Visitenkarte noch als rin Versuch.