Lokales.
Wildbad. Der Wohllhätigkeils-Verein hier erinnert die verehrt. Einwohner, hauptsächlich die Hotels- und Gasthofbesttzer an das sammeln von Staniol, da die jetzige Saisonzeit die geeigneteste dazu ist, auch solches von Teinacherwasser-Flaschen wird angenommen und kann solches bei Schuhmacher Link, Schneidermeister Schulmeister u. Uhrmacher Hieber abgegeben werden.
R ll a ö l ch a ü.
Bebenhausen, 29. Juli. Bei der Abfahrt des Königs und der Prinzessin Pauline von hier hatten sich zur Verabschiedung Forstmeister Stock von Tübingen und Ober» förster Pfizenmayer von hier, sowie der Ortsgeistliche Pfarrer Zimmermann von Lustnau und der Ortsvorstand Schultheiß Rickert im Schloßhofe versammelt. Seine Majestät übergab bei diesem Anlasse dem letzteren persönlich die ihm verliehene silberne Verdienstmedaille. Von Tübingen fuhr Se. Majestät mit Sonderzug über Sigmaringen und Aulendorf nach Friedrichshofen und von da mit Extraboot nach Rorschach, wo derselbe von der Frau Prinzessin Friedrich empfangen wurde.
Stuttgart, 28. Juli. Der Verkauf des ReichShallentheatcrS in der Karlsstraße um 272 500 an die Kgl. Finanzverwaltung liefert wieder einen Beweis für die große Preissteigerung der hies. Grundstücke in den letzten 15—20 Jahren. Das betr. Haus gehörte der Handwerkerbank und wurde nach dem Krach dieses Instituts um etwa 155 000 Mark verkauft. Heule, es mögen seitdem etwa 16 dis 17 Jahre ins Land gegangen sein, hat sich der Wert des Hauses, das mittlerweile mehrfach die Besitzer gewechselt hat, annähernd verdoppelt. Mit dem Auf- Hören des ReichShallenlbeaters dürfte die schon oft geplante Errichtung einer neuen, den modernen Anforderungen entsprechenden Singspielhalle einen bedeutenden Schritt näher gerückt werden.
Heilbronn, 80. Juli. Die Schauernacht vom 30. Juni zum 1. Juli im württem- bcrgischen Unterland wird in ihren Wirkungen immer mehr klar, seitdem die Schadeneinschätzungen in den einzelnen betroffenen Gemeinden vorgenommen wurden. Die Verheerungen sind zum Teil geradezu unersetzlich; namentlich im Bezirk Oehringen wurden besonders wertvolle Obstbäume, die ein ganz besonders schmackhaftes Obst liefern, von welcher Sorte sonst keine Bäume in der Welt mehr vorhanden sind, total vernichtet, so daß diese Obstsorten wohl nicht wieder zu erhoffen sind. Die Wohlthäligkeit regt sich übrigens im ganzen Lande fortgesetzt in recht erfreulicher Weise und mit besonderem Dank wird eS von uns Württembergern allen begrüßt, daß man auch in Norddeutschland nunmehr energisch anfängt, Sammlungen für unsere hilfsbedürftigen Landsleute im Unterland zu veranstalten. Ganz besonders erfreuend wirkt ein Aufruf der „Köln. Ztg." zu Gunsten der württbg. Hagelbeschädigten und wenn erst das Herz der reichen Rheinländer gerührt wird, dann sind von dort her reiche Gaben zu erwarten. Freilich kann man nicht genug an die Mildthätigkcit aller Deutschen appelieren; denn der Gesamtscha- den von 15 bis 16 Millionen ^ ist nur für das heurige Jahr geschätzt. Da die Wirkungen »och aus eine lange Reihe von
Jahren sich bemerklich machen werden, namentlich durch die zerstörten Obstbäume u. Reben, so bleibt auch bei der größten Wohlthätigkeit für die Betroffenen noch ein so schwerer Schaden zurück, daß wohl die Kinder der heutigen Generation den Enkeln davon noch zu erzählen und zu klagen wissen werden.
Eßlingen, 28. Juli. Heute vormittag um halb 11 Uhr ist auf dem Oberkürk- heimer Bahnhof ein schweres Unglück vor- gekommen. Ein Fuhrmann wollte von seinem Wage» Hopfenstangen in einen Eisenbahnwagen einladen. Als er die Ketten losgemacht hatte und sich bückte, rollten einige der Stangen über den Wagen herunter und schlugen ihm das Genick ab. Der Mann war sofort tot. Der Verunglückte ist der in der Dampfziegelei von Weybmmiyer und Zimmermann in Hedelfingen bedienstcte verheiratete Knecht Namens Eberhardt.
Möckmiihl, 28. Juli. Seine Ochsen spazieren geführt, und zwar per Bahn, hat heute ein Bauer von B. Er fuhr mit seinen Tieren von der Station .Möckmühl nach Osterburken, »m sie an letzterem Ort auf den Markt zu bringen. Unglücklicherweise war aber dieser schon vor zwei Tagen abgehalten worden und es blieb dem Manne nichts übrig, als die nämliche Spazierfahrt nur in umgekehrter Richtung noch einmal z» machen.
Kirchheim u. T , 30. Juli. In den letzten Tagen ist seitens der Königl. Staatsregierung die Kündigung der Konzession der Klrchheimer Privatbahn auf Ende 1898 erfolgt. Es wird also die Erwerbung der Bahn durch den Staat mit dem 1. Januar 1899 in Kraft treten. Für 1897—98 wird die Dividende sich jedenfalls noch mehr steigern. Die Dividende 1896 betrug 12*/s Prozent.
Kirchheim, 30. Juli. Seine Majestät dcr König hat genehmigt, daß die ErmSthal- bahn verstaatlicht wird. Es ging soeben der Privatgesellschaft die betr. Kündigung zu. Vom 1. Januar 1899 soll der Betrieb vom Staat übernommen werden.
Tübingen, 28. Juli. Eine selten Jubiläumsfeier vereinigte gestern abend die hies. Geistlichen und Lehrer im Ratskeller. Zwei Lehrer an der hiesigen Volksschule, Oberlehrer Rücker und Oberlehrer Bräuchle. feierten ihr fünfzigjähriges AmtSjublläuni, der erster« damit zugleich seinen Austritt aus der AmtSthätigkeil. Die Jubilare, beide noch sehr rüstig und geistesfrisch, sind Altersgenossen und wirken seit vielen Jahren hier im Segen. In zahlreichen Reden wurde der großen Verdienste derselben jfnr Schule und Lehrerstand gedacht und ihnen der Wunsch ausgedrückt, daß beiden ein fröhlicher Lebensabend beschicken sein möge.
Waldsee, 29. Juli. Bei der vorgenommenen Stadtschultheißenwahl wurde Ratschreiber Lang mit 278 Stimmen gewählt.
Ueberlingen , 28. Juli. Die prächtig gelegene Villa „Meimck" hier, bisher Eigentum des Grafen Vitzthum v. Eckstädt, ging um die Summe von 120,000 in den Bestß des Fabrikanten Madlener in Pforzheim über.
Philippopel, 30. Juli. Urteil im Pro- zetz Boitschew. Rittmeister Boitschew und Polizeipräsekt Novelitsch wurden zu lebenslänglichem schweren Kerker, der Gendarm Wastliew zu 6 Jahren 8 Monaten verurteilt. Nikola Boitschew wurde fretgesprochen. Warschau, 30. Juli. In der Stadt
Sludzianki im Gouvcrment Grodno brannten 117 Häuser ab.
— Ein Sieg des Deutschtums. Angesichts der Vergewaltigung des Deutschtums in Oesterreich ist es vielleicht am Platze, auf einen Sieg hinzuweisen, den die Deutschen im fernen Auslande, in N>tl-Jersey, durch festes Zusammenhalten errungen haben, nachdem sie dort vorher Vei leider fehlender Einig- keii Jahre lang fast mit Füßen getreten worden waren. Man meldet nämlich aus Patterson: „In den städtischen Schulen ist nach hartem Kampfe der deutsche Unterricht wieder eingeführt worden und dcr deutschen Schule, die mehrere Jahre mit den größten Schwierigkeiten zu rechnen hatte, wurde nunmehr ei» eigenes zweckentsprechendes Gebäude überlassen.
— Das teuerste Krankenhaus der Welt wird wohl das durch den Prinzen von Wales in Lewisham (London) eröffnen großartige Park-Hospital fein. Es hat 210 000 Pfund oder 4 200000 gekostet ES besitzt 108 Krankenabteilungen, 48 mit 368 Better sind für Scharlachfieberkranke, 24 mit 120 Betten für Fälle von Diphtheriliö und Wcchfelfieber und 36 mit 60 Bellen für Jsolierungs- zwecke.
— Schwere Mißhandlung eines Poli- zelarrestanten. Wieder ist ei» Polizeibeamler wegen Mißhandlung eines Arrestanten verurteilt worden. Der Angeklagte, Amis- sergeant Koller aus Zaborze, der dereilS wegen Beleidigung und Körperverletzung vorbestraft ist, hotte im April d. I. mit dem Gastwirtssohn Karl Skiba und dessen Freund, einem gewissen Gubda ein Konzertlokal besucht. Als sich nun diese drei auf dem Nachhausewege befanden, trieb Skiba mit seinem Freund allerlei Scherz, wobei er dem letzteren im Spaße tüchtig eins auswischle. Hier wollte Koller den Skiba verhaften, wobei er demselben zunächst eine Ohrfeige gab und dann mit dem Säbel auf ihn einhicb. Im weiteren Verlaufe dieses RekontreS versetzte der Amlssergeant, dcr anscheinend angetrunken w»r, dem Skiba einen so heftigen Fußtritt gegen den Unterleib, daß dieser einen Leistenbruch erlitt und sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. Wie der ihn behandelnde Arzt begutachtete, wird Skiba Zeit seines Lebens mit diesem Leiden behaftet bleiben, auch niemals wieder voll erwerbsfähig werden. Der Gerichtshof verurteilte den Polizeibeamtcn zu neun Monaten Gefängnis.
— Ein spaßiger Vorgang, spaßig wenigstens für die Unbeteiligten, hat sich in einem großen Gasthofe am Brüsseler Südbahnhofe zugetragen. Achtzig Reisende, meist Ausländer, welche die Ausstellung besuchen wollten, waren im Gasihofe abgestiegen. Als am 24. früh sich mehrere Reisende ihre Stiesel, die sie des Putzens wegen auf dem Flur niedergestellt hatten, anziehen wollten, waren sie verschwunden. Sie schlugen Lärm, der Wirt eilte herbei, und es ergab sich, daß der Hausdiener in der Nacht mit allen achtzig Paaren Stiefel und Schuhe durchgegangen war I Der Gasthofbesttzer mußte aus Brüssel Schuhmacher kommen lassen und auf seine Kosten den Reisenden neues Sliefelwerk liefern, zumal viele Reisende nur ein Paar Stiefel auf die Reise mitgenommen hatten.
(Durchschaut.) Neffe (auf der Straße): „Hast du einen Augenblick Zeit, Onkel?" — Onkel: „Nein, nein, Zeit ist Geld . . . adieu!"