Lokales.

Wildbad. Wie uns mitgeteilt wird be­steht unter einem großen Teil der Kurgäste lebhafte Verstimmung darüber, daß der seit Jahren bcstandne Zug von hier ab 8 Uhr 30 Min. morgens im Anschluß an den Zug ab Bietigheim 11 Uhr 12 Min. in Richtung sowohl nach Stuttgart rc. einerseits wieHeilbronn-Würzburg-Ritschenhausen-Ber- lin anderseits seit diesem Jahre nicht mehr besteht. Es ist unbegreiflich wie dieser passendste Zug des ganzen Tages hat in Wegfall kommen können, denn es sind da­durch alle Reisende nach oben genannten Richtungen gezwungen, den Zug 5 Uhr 47 M. zu benützen, was nicht jedem Kurgast mög­lich ist, oder aber, bei Benützung des Zuges 8 Uhr 50 Min. z. B. nur nach Würzburg bei einer Fahrzeit von 7 Std., volle 12 Std. unterwegs zu verbringen. Freilich besteht in der Richtung Pforzheim über Heidelberg eine etwas günstigere Verbindung, allein dieselbe umfaßt einen Umweg von 2 Std. ununter­brochener Fahrzeit. Wäre die Linie Pforz- heim-Mühlackcr-Bietigheim nicht gebaut, müßte man letzteres eben mit in den Kauf nehmen, so aber dürfen nicht etwa engherzige Erwägungen, von welchen wir nicht wissen ob sie aufwürttem- dergischer oder badischer Seite vorliegen, maß­gebend sein. Es wird daher das dringende Verlangen seitens des reisenden Publikums nach Wiedereinstellung des Zuges 8 Uhr 30 Min. von Wildbad mit sofortigem An­schluß nach Bietigheim, bei den betreffenden Behörden auch auf Gewährung hoffen dürfen.

Rundschau.

Stuttgart. Zu Gunsten der Hagelbe- schädigten veranstaltete der Buchdrucker-Ge- Hilfen-GejangvereiuGutenberg- am Diens­tag, den 20. ds. Mts. ein Wohlthätigkeits- Konzert, bei welchem der Reingewinn von

465.67 erzielt wurde und derselbe dem Zentralkomitee des Wohlthätigkcits-VereinS überwiesen wurde.

Ludwigsburg, 23. Juli. Stadtschult­heißenwahl. Von 1008 Wahlberechtigten haben 729 abgestimmt. Dr. Hartenstein, der Vorsitzende vom Gewerbegrricht in Stuttgart wurde mit 681 Stimmen gewählt. Dr. Haaß erhielt 27 Stimmen.

Kleinbottwar, 23. Juli. Gestern nacht ist in das Eisenbahnstalionsgebäude einge­brochen worden. Dem Dieb fielen 4 in die Hände, welche sich in der Fahkarten-Kasse befanden.

Konkurrenten müssen vorsichtiger in ihren Aeußerungen werden, sonst kann das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb gegen sie in Anwendung kommen. Der Sohn eines Nähmaschinenhändlers in Reutlingen hatte einem jungen Mädchen von Neckardenzlingen eine Maschine angeboten, als er aber erfuhr, daß sie gerade tags zuvor eine solche von einem gleichfalls in Reutlingen etablierten Händler für 55 ^ erworben habe, zog er nun über diese Maschine los und nannte sie einen alten Rumpelkarren, der nicht über die Nähte hinausginge. Er wurde wegen dieses Ausspruchs verklagt. Ein als Sachverstän­diger vernommener Händler von Tübingen erklärte jedoch die einer Karlsruher Fabrik entstammende Maschine für gut und preis­wert, ein ausgeleierter Rumpelkarren sei solche nicht, zumal da Garantie geleistet wurde. Das Gericht mußte daher in der Konkurrenz rin wieder besseres Wissen gemachte Be­

hauptung erblicken, die geeignet sei, den Kon­kurrenten in seinem Betriebe zu schädigen, und erkannte auf Grund des § 7 des ge­nannten Gesetzes auf eine Geldstrafe in Höhe von 10

Rottweil, 24. Juli. Die Entstehung des vor 3 Jahren in Trosstngen ausgebrochenen großen Brandes, dem 8 oder noch mehr Häuser zum Opfer fielen und für dessen Täterschaft niemand ausfindig gemacht wer­den konnte, dürfte nun aufgeklärt sein, in­dem ein Metzgergeselle, Eugen Mürdel von Ulm, der zur Zeit im Landesgefängnis Hall eine Strafe absttzt, sich als Thäter bekannt hat; er habe auch einen Brand in Ulm ge­stiftet. Er habe in Trosstngen gebettelt, sei aber meist abgewiesen worden und habe des­halb im Aerger einen brennenden Zunder­beutel ins HauS geworfen, dann sei er ins Wirtshaus und habe gewartet, bis es brenne, was etwa nach 2 Stunden der Fall war.

Scheck, 24. Juli. (Wiedergefundener Schatz). Beim Ausbaggern des Fabrikkanals der Papierfabrik hier wurde gestern nachmit­tag das vielgesuchte Kistchen mit 40000^ gefunden, das im vergangenen Frühjahr bei Uebergabe der württemb. Postsendungen an die Reichspost in Sigmaringen abhanden ge­kommen war. Es scheint also doch auf dem Trittbrett des Postwagens stehen geblieben und bei der Fahrt des Zuges über die Brücke in die Donau gefallen zu fein. Der glück­liche Finder ist ein Arbeiter Namens Wen­delin Knittel; den Finderlohn von 2000 ^ wird er aber wohl mit dem mit ihm zugleich an der Fundstelle beschäftigten Arbeiter teilen müssen. DaS Kistchen wurde sogleich beim Sladtschullheißenamt abgegeben und die tele­graphisch benachrichtigte Behörde in Sigmar­ingen sandte sofort eine Kommission, welche dasselbe in Empfang nahm. Wie man hört, soll der Inhalt (Papiergeld) unversehrt und obwohl durchweicht doch noch brauchbar, d. h. einlösbar sein.

Balingen, 23. Juli. In Winterlingen schoß ein junger lediger Bursche auf seine Geliebte aus Eifersucht mit einem Revolver. Das Mädchen ist an den Folgen der Ver­wundung gestorben.

Von der Ehinger Alb, 23. Juli. Ei» eigenartiger Brandfall kam kürzlich bei Moos­beuren vor. Ein Bauer hatte im Walde Tannenstumpcn geholt und fuhr getrost der Heimat zu. Da mußte er unterwegs von einer ihm begegnenden Frau darauf aufmerk­sam gemacht werden, ob er denn sein Holz gleich brennend nach Hause führe? Die ganze Wagenladung stand nämlich in Flammen.

Pforzheim, 22. Juli. (Eisenbahnsache.) Hier und in Wildbad wird gegenwärtig da­für agitiert, die württ. Etsenbahndireklion zu veranlassen, einen der auf verschiedenen württ. Bahnstrecken im Nahverkehr mit Erfolg cin- gcsührtrn Serpollet - Motorwagen zwischen Pforzheim und Wildbad während der Som­mermonate ununterbrochen hin und hergehen zu lassen und zwar mit direktem Anschluß an die sämtlichen in Pforzheim ankommen- dcn wichtigen Züge, wobei die bisher ver­kehrenden sieben Züge entsprechend reduziert werden könnten-

Pforzheim, 22. Juli. Der hiesige soz.- demokr. LebensbedürfniS-Verein hat das Bier­brauer Höfische Anwesen hier um 150 000 Mark angekauft, um dasselbe in ein Zentral- Magazin umzugestaltcn. Der Verein zahlt seinen Mitgliedern zwar keine Dividende,

giebt die Waren aber zum Einkaufspreise. Trotzdem hat er sich schon ein stattliches Ver­mögen erworben. Die hiesigen Geschäfts­leute, welche unter der Konkurrenz des Ver­eins sehr leiden, sind selbstverständlich nicht gut auf denselben zu sprechen.

Karlsruhe, 23. Juli. Der glückliche Gewinner deö großen Loses der vierten Metzer Dombau-Lolterie, ist ein unbemittelter Bür­stenmacher namens Kahl aus Karlsruhe. Das Geld wurde ihm am Dienstag in Metz ausbezahlt.

Der Generalfeldmarschall Graf v. Blumenthal begeht am 28. Juli sein 70jähr. Mililärdicnstjubiläum. Am 28. Juli 1827 trat er, noch nicht 17jährig, von Kadetten­korps als Sekondelieutenant beim Garde-Res.- Jnf.-(Landw.-)Regiment, dem heutigen Garde- Füstler-Regiment ein. Am 30. Juli wird Graf Blumenthal 87 Jahre alt.

Wegen Unterschlagungen im Betrage von 10 000 ^ wuxde der langjährige Kas­sierer des sozialdemokratischen Unttrstützungs- vereins, Hutmacher Kempe aus Georgenkirch, verhaftet. Bei einer unvermuteten Durchsicht der Bücher wurden die Untcrschleife freigestellt und der Staatsanwaltschaft davon Mitteil­ung gemacht.

Amberg, 25. Juli. In einem Dorfe des Bezirksamts Näbburg brannten 4 An­wesen nieder, wobei 4 Kinder eines Schreiner» meisterS im Alter von 16 Jahren in den Flammen umkamen.

Grausiger Fund. Einen grausigen Fund hat man, wie derJmparcial" mel­det, in der Kirche von San Pedro in Se­villa gemacht. Ein Chorknabe stieg neu­gierig bis zu dem sonst nie besuchten Ge­wölbe der Kirche empor, wo er einen Haufen Stroh mit mehreren vernagelten Kisten sah. Als er davon demSakristan erzählte, drohte ihm dieser, wenn er etwas verlauten ließe oder noch einmal seinen Fuß dorthin zu setzen wagte. Der Knabe ließ sich aber da­durch nicht abschrecken, sondern begab sich in Abwesenheit des Sakristans wieder an den geheimnisvollen Ort. Er bemerkte, daß von dem Strvhhaufen ein übler Geruch ausging. Mit großer Mühe gelang eS ihm, eine der Kisten zu öffnen, aber wer beschreibt seinen Schrecken, als er darin die schon in Ver­wesung übergegangenc Leiche eines fünf- bis sechsjährigen Kindes entdeckte I Sofort be­nachrichtigte er den Pfarrer, der mit Ent­setzen fand, daß auch die übrigen 15 Kisten Kinderleichen enthielten. Die Behörde wurde in Kenntnis gesetzt und der 68jährige Sakrt- stan I. Orellana Ruiz, der sein Amt feit fünfzig Jahren versteht, samt seiner Frau und einem 17jährigen Sohn verhaftet.

Newyork, 24. Juli. 800 000 Dollar Gold werde» morgen und 1'/, Millionen am Dienstag nach Europa eingeschifft. Das Gold kommt aus Australien als Bezahlung für dorthin geliefertes Getreide.

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.-. (Seine Auffassung.) Am Himmel­fahrtstag, kurz ehe der Gottesdienst beginnt, sitzen drei Bauern skatspielend im Wirtshaus­garten. Der Eine nach langem Besinnen: HerzensoloI" Pastor, auf dem Wege zur Kirche an den Tisch herantretend, empört: »Aber schämt Ihr Euch denn nicht?" Bauer, treuherzig:Ja, Sie haben Recht, Herr Pastor, ich bin halt ein feiges Luder, wenn Sie aber meinen, da spiel' ich schon den Grand I"