Rundschau.
— Se. König!. Majestät haben dem Oberbürgermeister v. Abe! in Ludwigsburg das Kommenlurkreuz zweiter Klasse des Fried- richsordens verliehen.
Stuttgart, 21. Juli. Wie der,Si.Anz." erfährt, sind nun auch bei sämtlichen Truppen des kgl. württembergischen Armeecorps die von dem Kaiser genehmigten neuen Signale zur Einführung gelangt.
Stuttgart, 18. Juli. Aus der Borstandskasse des Schwäbischen AlbvereinS sind den Hagelbeschädigtcn des Unterlandes durch Uebermittlung von Obmann Burr in Heilbronn 200 zugewiesen worden. — Der «Rhein- und Taunusklub* in Wiesbaden hat dem Vorstande des AlbvereinS dieser Tage 50 für die Hagelbeschädigten als Ausdruck des Dankes für die ihm von seiten des AlbvereinS und sonst in Schwaben ent- gegengebrachte freundliche Aufnahme bei seinen vorjährigen Wanderungen übermittelt.
Ludwigsburg, 21. Juli. (Stadlschulr- heißenwahl.) Herr Amtmann Krauß von Eßlingen ist, da die Aussichten für ihn keineswegs günstige waren, von der Bewerbung um die hiesige Stadlschultheißenstelle wieder zu- rückgnreten. Wir haben also thalsächlich bloß einen Kandidaten.
Heilbroun» 22. Juli. (Spende.) Im Auftrag der Verwaltung des Schloßbrunnens Gerolstein ist durch deren Vertreter, Herr Fr. Bengel, die schöne Gabe von 150 für die Hagelbeschäigtcn überreicht worden.
— Industrie-, Gewerbe- u. Kunstausstellung in Heilbronn. Die letzten Tage brachten der Ausstellung viele Besucher anläßlich der trefflich verlaufenen 50jährigen Jubelfeier des Gewerbevereins, der großen Regatta, des Kongrestes der süddeutschen Feuer- bestaltungSvereine und der LandeSversamm- lung württ. Körperschastsbcamter, am Sonntag (18. Juli) allein 24 Vereine mit 1717 Mitgliedern und entlprechende Kasseneingänge, darunter den höchsten seit Eröffnung der Ausstellung mi! fast 3000.—, obgleich jetzt naturgemäß nicht mehr Dauerkarten bis zu 25.—, sondern nur die so billigen
Tages- und Vereinskarten gelöst werden.
An die Schulinspektorate in weitem Umkreis hat der Ausschuß Einladungen zum Besuch durch Schüler und- Schülerinnen mit nur 25 kostenden Karten verschickt und läßt die Presse bitten, da vielleicht — ohne Absicht — nicht allen in Betracht kommenden Schulvorständen diese Mitteilung zuge- kommen, auch ihrerseits auf diese Gelegenheit, der Jugend praktischen Anschauungsunterricht zu bieten, ausmerksam zu machen.
Frisch und glänzend wie am Eröffnungstag, nur vollständiger, zeigt sich nach 2 erfolgreichen Monaten dir Ausstellug und findet in allen Teilen viel Lob und Anerkennung.
Auch «»musikalischen, theatralischen und sonstigen Darbietungen und Sehenswürdigkeiten mangelt es nicht, so daß die Besucher Von Ausstellung und Stadt wohl so befriedigt sein werden, wie die Heilbronncr durch den Willkommenen Zuspruch, der, nach zahlreichen Anmeldungen von Vereinen und Gesellschaften zu schließen, in nächster Zeit sogar de» seitherigen vielleicht noch überlreffen wird.
Rappach, 21. Juli. (Was werden wir essen?) Diese bange Frage beschäftigt in gegenwärtigen Tagen so manches sorgende Vater- und Mutterherz. Die Zeit ist nun da, wo bittere Not in den Häusern einkehlt. Die
Vorräte vom verflossenen Jahre an Mehl und Kartoffeln sind zum größten Teile aufgezehrt. Viele Familien kaufen schon längere Zeit das Brot. Und nun keine Ernte I Die Fruchtfelder wurden in der letzten Zeit ab- gemäbt und das zerschlagene Stroh heimge- geschafft. Da war kein gutes Körnlein mehr zu sehen, die wenigen Uederreste von Aehren, die mitunter sich noch vorfanden, waren taub und leer. Die Kartoffeln, von denen nur noch kleine zerfetzte Stauden stehen blieben, erholen sich langsam und losten nur auf ganz geringen Ertrag hoffen. Wenn man an den Stöcken nachgräbl, so findet man erbsen- oder haselnußgroße Knollen, während man in sonstigen Jahren um dieseZeit seinen Bedarf schon holen konnte. Die nach dem Hagelwetter wieder sorgfältig angepflanzten Gärten bieten noch nichts, da die heiße Witterung dem Keimen und Wachsen nicht förderlich war. So herrscht Mangel an Not überall. Gaben aller Art wären bei vielen Ortsangehörigen sehr angelegt und würden dankbar angenommen werden.
Plochingen, 20. Juli. Amts- und Pvli- zeidiener Kopf feierte am Sonntag im Kreise seiner Familie und Freunde im Gasthaus zur Traube seine silberne Hochzeit und sein 25jähriges AmtSjubitäum.
Backnang, 21. Juli. (Ueberfahren.) Gestern vormittag wurde auf der Straße vom Bahnhof in die Stadt eine Frau mit einem Eierkorb auf dem Kopf von einem jugendlichen Radfahrer überfahren, so daß dieselbe schwer Verletzt und bewußtlos in das Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Persönlichkeit des Radfahrers, obwohl derselbe weiter fuhr, soll festgestellt sein.
Salach, 19. Juli. Heute abend ereignete sich hier ein schweres Unglück. Die Pferde des Kutschers Josef Fuchs wurden in der Nähe der Papierfabrik scheu. Fuchs wollte vom schwerbeladenen Wagen abspringen, vielleicht wurde er auch von seinen Pferden herabgezvgen, und kam so unter die Räder zu fallen, daß ihm diese über Brust und Füße gingen und er auf der Stelle tot blieb.
Trossingen, 20. Juli. Heute mittag wurde während eines kurzen, aber schweren Gewitters die ledige Dieustmagd Ursula Birk auf freiem Felde vom Blitz erschlagen.
Friedrichshasen, 21. Juli. Heute mittag 2 Uhr 45 Minuten entgleiste der verspätete Schnellzug 15 etwa 3 Kilometer von hier am Seewald, nachdem der VorauSzug glücklich in Fricdrichshafen eingefahren war. Die Maschine blieb auf dem Geleise stehen, die Hinteren Räder des Tenders sind entgleist, ebenso der erste Personenwagen. Der 2. Personenwagen ist umgefallen und wurde eine Strecke weit geschleift. Beschädigt ist niemand. Dagegen >st die freie Bahn auf eine Länge von 200 Meter vollständig demoliert, die Schienen verbogen und abgebrochen. Es wird mit aller Kraft an der Herstellung gearbeitet. Es heißt, die Entgleisung sei verursacht durch Arbeiten am Bahnkörper.
Rheinfelden, 20. Juli. Ein Werk von großer Bedeutung wird demnächst auf der badischen Seite des Rheines hier erstellt; ein Kraftübertragungswerk, das nicht weniger als 16,000 Pferdckräste erzeugen soll, die >m Bedarsssalle sogar auf 32,000 gesteigert werden können. Der 1'/, Kilometer lange Zuleitungskanal wird in das Flußbett des Rheins gesprengt und von diesem geradezu durch eine cykiopische Mauer getrennt. Der
Kanal führt in der Sekunde 300 Kubikmeter Wasser zum Turbinenhaus, welches 20 Turbinen und 800 Pferdekräfte enthält. Die Kosten für die ganze A»lage samt Landerwerb sind auf 20 Millionen Mark Veranschlagt. Die Rentabilität dieses großartigen Werkes ist bereits sicher gestellt, da verschiedene größere Etablissements tausende von Pf rdekräften abnehmen werden.
Straßburg, 22. Juli. Der Kaiser gab lür die hagelbeschädigten Gemeinden des Elsaßes aus seiner Privaischatulle 10,000 ^
Straßburg, 22 Juli. Am 27. d. wer - den in den Frühstunden in Straßburg zwei unbemannte Luftballons mit Registrierapparaten in die Höhe gelassen. Der Finder eines jeden Ballons erhält, wie der meteorologische Landesdienst in Straßburg bekannt gibt, 50 wenn er den Ballo i den ihm beigegebenen Weisungen gemäß b. handelt und dem meteorologischen Landesdienst sofort telegraphisch von der Auffindung des Ballons Nachricht gibt.
— Von der Leutseligkeit des Herzogs Karl Theodor gibt folgendes Vorkommnis wieder einen neuen Beweis: Kam da vor einigen Tagen eine Frau aus dem Gebirge in die Augenklinik des Herzogs in Tegernsee und wartete im Gang o»f den Herzog. Als dieser aus einem Zimmer trat und die Stiege hinauf wollte, rief ihm die Frau nach: ,Du, Herzog, halt a weni!" Vergnügt lächelnd kehrte der Herzog um, fragte die Frau nach ihrem Begehr und nahm sie dann sofort mit zur ärztlichen Untersuchung.
— Der Braumeister deö königlichen Hof- bräuhauscs in München hat seinen Abschied genommen. Dieses Ereignis interessiert die Münchener ebensoviel, als wenn irgend ein Minister seinen Rücktritt erklärt hätte. Was übrigens die Gehaltsbezüge anbelangt, so stand auch der königliche Braumeister weil bester als eine Exzellenz, denn er bezog außer einem Gehalt von 6000 etwa 25- bis 30000 ^ Nedeneinahmen, sogen. Hefen- gclder. Der bayerische Finanzminister will nunmehr, da sich 2 Dutzend Bräumeister um die erledigte Stelle beworben haben, diese Einnahme bedeutend zustntzen. Hoffentlich wird unter dem neuen Braumeister die Qualität deö Bieres deshalb keine mindere.
— Knaben als Mörder. Im ungarischen Lorf Saß haben zwei Knaben, der zwölf- jährige Stefan Szarok und der dreizehnjährige Szilagy, einen Mord verübt. Sie wollten sich in den Besitz eines Kinderwagens setzen, mit dem der zweieinhalbjährige Rajek spielte. Sie nahmen dem Kleinen den Wagen weg, und als dieser zu weinen begann, schlugen sie ihn so heftig auf den Kopf, daß das Kind zu Boden stürzte. Hierauf brachten sie ihm mehrere Messerstiche in den Hals und Unterleib bei, und als der Knabe noch immer Lebenszeichen gab, erwürgten sie ihn. Die jugendlichen Mörder verbargen sodann den Leichnam in einem hohlen Baum, den sie mit Gras verstopften. Die beiden Knaben, welche die Schuld auf einander abzuwälzen suchen, wurden der Staatsanwaltschaft übergeben.
Wien, 22. Juli. Ein arger Skandal hat sich gestern im Innern der Stadt zuge- iragen. Zwei Hof- und GerichtSadvokaten prügelten sich auf der Straße mit HundS- peitschen und mußten gewaltsam getrennt werden. Die Sache wird noch ein gerichtliches Nachspiel haben.