Liliputaner-Theater.
Badischen Hofe pibt die bekannte Scsiauspielertruppe -er ^Liliputaner am Dienstag ein Gastspiel. Und zwar gelangt abends X,9 Uhr das Zaktige Lustspiel mit Gesang H^'ratsfieber", nachmittags 5 Uhr in der Kindervorstellung „Der kleine Däumling" zur Ausführung, womit die kleine Künstlerschaar überall einen großen Ersolg erzielte. Da die Gesellschaft von früher her noch bei uns in gutem Andenken steht, und sämtliche Stücke immer mit großem Beifall ausgenommen wurden, so dürfte ihr wohl auch diesmal ein guter Ersolg bcschieden sein.
WUrttembergische Sndustriespeude für Oppau.
Di« vom Landesverband der würllembergischm Industrie durch- gefübrte Sammlung für die Opfer von Oppau hat. wie das „Neue Tagblatt' berichtet, ein Gesamtergebnis von rund 540 OVO Mark gebracht, abgesehen von der großen Zahl von Gaben, die für lokale Sammlungen gegeben oder unmittelbar nach Oppau abgeführt worden stnd.
Eintragung von Hypotheken
in ausländischer Währung.
Durch eine Verfügung des Justizministeriums wird auf Grund der reichsgesetzlichen Verordnung über die Eintragung von Hypotheken in ausländischer Währung folgendes bestimmt: Die Einwilligung zur Eintragung einer Hypothek oder Grundschuld in ausländischer Währung -wie zur Umwandlung einer solchen erfolgt durch das Justizministerium. Der Antrag auf Erteilung der Einwilligung ist bei dem zuständigen Gcundbuchamt anzubringen. Die Zulassung der Eintragung einer Hypothek in ausländischer Währung soll in der Hauptsache allgemeinen volkswirtichaftlichen Interessen dienen. Zur Begründung des Antrags stnd daher die wirtschaftlichen Verhältnisse näher darzulegen. Die Herbeiführung des Einvernehmens mit der Reichsbank erfolgt durch das Justizministerium. Für die Feststellung der Kurse der ausländischen Währung sind die amtlichen Nollerungen der Frankfurter Börse für telegraphische Auszahlung maßgebend. Al; amtlicher Kurs ist die Mitte zwischen Geld- und Briefkurs anzusehen.
Konkurse 1921.
Obwohl sich die Zahl der Konkurseröffnungen während der letzt- vergangenen Monate stark verringerte — im Dezember sind nur 142 Konkurse gegen 196 im November und 365 im Oktober eröffnet worden —. weist doch das Jahr 1921 als Ganzes erhebliche Zunahme der Konkurseröffnungen auf. Nach einer Zusammenstellung der Finanzzeilschrist „Die Bank" stnd im verflossenen Jahr 3042 Konkurse eröffnet worden, gegen 1302 im Jahr 1920 und 997 im Jahr 1919. Diese Vermehrung ist im wesentlichen darauf zurückzusühren, daß die Ä^gSeinrichiung der „Geschäftsaufsicht' imnier weniger angewandt Wird
Lel-yhonbentttznng bei Privotanschlüffen.
Die Post überläßt jetzt die Regelung der Frage, wieviel sich der Anschlußbsilnehmer von Dritten für die Benutzung seines Anschlusses erstatten lassen darf, der freien Vereinbarung zwischen den beiden Parteien. Wer deshalb z. B. die von einem Hotel erhobene Einzelgeiprächsgebühr beanstandet, kann sich immer nur mit dem Besitzer des Haceks, nicht aber mit der Post darüber auseinandersetzen, weshalb das Hotel für die Benutzung seiner u. 1l. mit erheblichen Kosten ganz überwiegend für die Gäste eingerichteten Fernjprechanlage als Entgelt eine Einzcl- gesprälbsgebühr erhebt, die über den Satz von Automatengesprä- chrn hinausgeht.
Opfer des Schisports.
(SCB.) RavenSburg, 8 Jan Von der RavenSburger Hütte am Spullersee aus unternahmen der 33jährige Kaufmann Adolf Sommer. Teilhaber der Ravensburger Metallindustrie, Landgerichtsral Hänle von Ravensburg, Ingenieur Wagner von Ravensburg' (der aber wegen schlechten Wetters rechtzeitig wieder abreiste), eine Skitour. Die beiden Erstgenannten fuhren schließlich am 4. Januar nach Zirs ab und wurden unterwegs beim Madloch-Joch von einer Lawine überrascht, die Adolf Sommer Hegrub. Landgerichtsrat Hänle rief solort in Zirs eine Nettungserpedition zusammen, der sich u. a. auch der Techniker Vogel vom Maybach Motorenbau in Friedrichs-
„Sie zweifeln?" fragte sie mit einem halb ernsten, halb schelmischen Ausblick. „Wissen Sie auch, vag die Heldin da vor Ihnen erst seit kurzem das letzte Restchen Furcht vor Nachtdunkel und Eeisterspuck von der Seele geschüttelt hat?" Ein köstlicher Humor umspielte ihre Lippen und vertiefte die Wangengrübchen. „Suse hat mir selbstverständlich alle ihre Schauermärchen erzählt, und ich war so festgläubig, als sei ich in einer Thüringer Spinnstube ausgewachsen. Von diesem wundervollen Gruseln dursten aber der Papa und meine Lukas um alles nicht» merken. — da galt es denn, sich zu überwinden und zähneklappernd, aber ohne Widerrede, in tiefster Dunkelheit bis auf den Hausboden hinaufzusteigen, wenn es auf Grund der Erziehungskonsequenz befohlen wurde,"
„Sie haben sich also von jeher gewöhnt, an Ihre innere Kraft hohe Anforderungen zu stellen. Wie mag es da kommen, daß es Ihnen >o leicht wird, beim Manne erne Tat der Feigheit und Schwäche vorauszusetzen?"
Sie stand plötzlich wie mit Blut iibergossen. „Sie haben mir gestern meine Uebereilung verziehen," jagte sie sichtlich verletzt und nicht ohne Trotz, und strich, sich abwenoend, wiederholt die Löckchen aus der Stirn, lediglich um die Flammenglut aus ihrem Gesicht mit der Hand zu verdecken.
Er ,chüttelte den Kopf. „Die,en Ausdruck ,ollten Sie doch aicht wieder gebrauchen, nachdem ich Ihnen versichert, daß Sie mir nicht» zuleide getan haben," versetzte er, unwillkürlich seine schöne, klangvolle Stimme dämpfend, als berühre er eine geheime Beziehung zwischen sich und dem Hiädchen. um welche die ganze übrige Welt nicht wissen dürfe. „Ich wollte vorhin nur ,agen. daß ich um,onst der Wurzel nachjpüre. aus der Ihr« gestrige Befürchtung entsprungen sein mag."
„Henrielle hauptsächlich hat mir bange gemacht —" „Henriette ist krank; ihr tief erichüttertes Nervenleben drängt ihr Denken und Empfinden aus der natürliche« Bahn. Sie aber ßnd -efuns »a Seit, na» «et«."
Hasen und der Ingenieur Frei, früher bei der hiesigen Maschinenfabrik Escher, Wyß u. Cie,, aus Berlin anschlossen. An der Unzlücksstclle beim Madloch-Joch ging eine neue Lawine nieder, die den Landge- richtSrat Hänle und den Techniker Vogel verschüttete. Die Rettungsversuche blieben erfolglos, die drei Toten mußten im Schnee zurückgelaffen werden. — Zwei weitere Opfer des weißen Todes find die beiden Söhne deS Rechtsanwalts Härle von RavenSburg geworden, von denen der eine die 9. Rcalklaffe hier, der anbcre die Landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim besuchten. Sie waren in den Lechtalcr Alpen und werden seit drei Tagen vermißt. Die letzten Nachrichten von ihnen stammen aus Lech Im Ravensburger Hüt- tengcdiet weilen der Vorstand der Alpensektion Ravensburg, Architekt Kiderlen, Färbereibesitzer Eggenbergcr von hier und Fabrikant Locher von Tettnang. um Nachforschungen nach den Opfern des Skisports zu betre'ben. Tie Nettungsarbeiten sind durch die fortgesetzt von neuem medergehenden Schneestaublawinen sehr erschwert.
(STB.) Pforzheim, 7. Jan. Ein von Vroetzingen kommender Euterzug entgleiste nach dem Passieren der Brücke. Die Lokomotive und die nachfolgenden acht Wagen spran en aus dem Gleis und schoben sich durch den Druck der nochfolgenden Wagen mehr und mehr ineinander. Da der Zug langsam fuhr, war die Wirkung der Entgleisung nicht so schlimm, wie sie hätte sein können, doch sah sie schlimm genug aus. Alles war kreuz- und quergeworsen, einige Wagen, zwischen denen Bauholz, Balken und Bretter steckten, waren ganz zerdrückt. Der Sachschaden ist bedeutend. Menschen wurden nicht verletzt. Die Ursache konnte noch nicht fest- gestellt werden.
(SLB.) Friolzheim, OA. Leonberg. 7. Jan. Ein Pforz- heimer Käseschieber wollte hier mit seinem Fuhrwerk einem Polizisten ausweichen. Dabei kippte das Fuhrwerk um und 16 Kisten Delikateßkäse und 6 große Emmentcilerlaibe lagen im Schnee. Der Schultheiß beschlagnahmte die Schleichhandelsware.
Das finanzielle Ergebnis des ersten SLeuerhalbjahres 1S21 22.
Die nächstwichtigstc Steuer ist ebenfalls eine direkte: Das Reichs »otopfer. Sie brachte 6,2 Milliarden Mark. Die monatlichen Eingänge sanken jedoch von 1,6 Milliarden Mark im April auf 0,4 Milliarden Mark im September herab. Das neue Vermögenssteuergesetz, sowie die am Ende des Stcuer- jah?es reichlicher fließenden Zahlungen werden jedoch den Ertrag dieser Steuer günstig beeinflussen, so daß wohl mit demselben Ertrag auch im zweiten Halbjahr gerechnet werden kann. Das vergangene Jahr hatte insgesamt 9,3 Milliarden Mark Neichsnotopser erbracht, das erste Halbjhr 1920-21 allerdings nur 0,5 Milliarden Mark.
An dritter Stelle stehen in diesem ersten Halbjahr nicht mehr die Einnahmen aus der Kriegoubgabe vom Vermögens- zuwachs und den außerordentlichen Kriegsabgaben 1918 und 1919, die im vergangenen Jahr mehr als 5 Mill'-"den Marl erbrachten, sondern die Umsatzsteuer mit 4,66 Milliarden Mark. Diese Steuer hat sich in diesen 6 Monaten des Steuerjahrs 1921-22 zur ergiebigsten indirekten Steuer entwickelt. Ihre Erträge sind allerdings von rund 1 Milliarde Mark im April auf 0,5 Milliarden Mark im September gesunken. Trotzdem hat sie den Voranschlag für das ganze Steuerjahr mit 5,4 Milliarden fast erreicht. Außerdem werden auch bei dieser Steuer am Ende des Steuerjahres die Einnahmen reichlicher fließen. Der Ertrag dieser Steuer ist gegenüber dem Vorjahr ganz gewaltig gestiegen. Das vergangene Steuerjahr erbrachte nur 4,2 Milliarden Mark, das erste Halbjhr 1920-21 sogar nur wenig mehr als eine halbe Milliarde Mark. Die geplante Erhöhung dieser Steuer soll eine Verdoppelung der Steuersätze von 1,5 auf 3 Prozent bringen. Der Reichsfinanzminister schätzt dann den Jahrescrtrag dieser Steuer aus 24 Milliarden Mark. Dieser Betrag kann in Ansehung des Ergebnisses des ersten Steuerhalbjahres wohl kaum ohne weitere Erhöhung der Steuersätze über 3 Prozent erreicht werden, selbst wenn man die inzwischen wesentlich gestiegenen Preise
„Ja, gewiß, aber es gibt Dinge, für sie man in seiner Jugend uns Unkenntnis leinen Matzstab, kein eigenes Urteil hat —"
„Für die Liebe, zum Beispiel." fiel er ein, und ei« rascher, scheuer Seitenblick streifte das Mädchen.
„Za." bestätigte sie einjach.
Er senkte den Kops uns stieß, in tiefes Nachdenken verloren, mechanisch mit der Stockspitze gegen einen mächtigen Würfel aus Sandstein, ver, sei Haustür gegenüber, mitten im Ralcn- grunde lag. Früher war er für die kleine Käthe ein wunocr- Ucher, aber hübscher Tisch gewesen. Jetzt erkannte sie in ihm Vas ehemalige Postament einer Statue; noch sah man ven Trümmerrest eines kleinen Fußes mit zarten Zehen auf ver grünmoosigen oberen Fläche.
Käthe strich mit ihrer schlanken Hand schmeichelnd über die zierliche Form. „Das , ist eine Nymphe oder Muse gewesen," jagte sie. „Das schlanke Eeschöpschen hat schwebend, mit gehobenem Arm aus der einen Fußspitze gestanven; ich kann mir sie ganze Gestalt auf der einen hochgejchwungenen Linie des Füßchens ausdauen."
„Ach ja." sagte der Doktor, „die wirtschaftlichen Leute, die lange Zeit hier gehaust, haben sich das Vergnügen gemacht, dir Statuen herabzustürzen. Der ganze Garten muß mit diesen Sandsteinfiguren bevölkert gewesen sein; rings im Gebüsche finden sich noch viele Postamente. Ich werde dem Grundstück feine ehemalige Gestalt zurückzugeben suchen. Man steht, trotz der Verwilderung, noch deutlich ven Plan, der dem Garten zu- grunoe gelegen hat." -
„Dann wird es sehr hübsch und sehr vornehm hier werden, aber der Blick ins Grüne, in diese köstliche, verwachsene Wildnis geht verloren; Ihr Arbeitszimmer —"
„Mein Arbeitszimmer wird vom nächsten Oktober an eine liebe Freund;» meiner Tante bewohnen," unterbrach er sie
elnrechnet. Diese Steuer würde damit' zur Steuer
überhaupt, während bisher die Einkommensteuer b«s Rückgrat bildete.
Es folgen die Einnahmen aus der Krirtzcabxabe von. Brr, inögeirszuwachg und den außerordentlichen Krie^sabgaben 1818 und 19 mit 3 Milliarden Mark ^ Diese Steuern haben damit bereits um die Hälfte den Voranschlag für das ganze Steuerjahr in Höhe von 2 Milliarden Mark überschritten. Der Gesamtertrag des letzten Jahres mit 5.1 Milliarde» Mark wird wohl auch in diesem Jahre erreicht werden. Der monat'iche Eingang aus diesen Steuern gestaltete sich infolge der Durchführung ses Veranlagungsgeschüftes wert regelmäßiger als im vergangenen Jahr.
Zwei weitere Steuern haben ihre Erträge gegenüber dem letzten Jahr in den ersten 6 Monaten des S.eucr^ahrs 1921-22 erheblich gesteigert: die Kapitalertrags st euer und die Verkehrs st euer». Erster? ergab in den ersten 6 Monaten 772 Millionen Mark, während das vergangene Sieuersabr insgesamt nur 909 Millionen ergab. Die'e Steuer wird voraussichtlich die Voranschlagssumme von 1,4 Milliarden Mark erreichen, wenn nicht wesentlich überschreiten. Die Verkehrssteucrn ergaben In den ersten 6 Monaten 87t Millionen Mark während die ersten 6 Monate des vergangenen Steuerjahres nur 560 Millionen Mark aufbrachten. Die Voransibta""'""'»'e dieser Steuer von 1,2 Milliarden Mark wird voraussichtlich stark überschritten werden.
Aus den übrigen Steuern sind noch besonders hervorzuhcben die Koh lensteuer mit 2,3 Milliarden Mark, die Zölle mit fast 2 Milliarden Mark, die Tabaksteuer mit rund 1.7 Milliarden Mark, die Stempelabgaben st euer mit 1.2 Milliarden Mark und die Körperschafts st euer mit fast 1 Milliarde Mark. Sämtliche fünf Steuern verzeichnen im ersten halben Jahr eine Einnahme von einer Milliarde Mark und mehr und lasten im zweiten halben Jahr erhebliche Ueber- schüffe über die Voranschlagssummen für das Steuerjahr erhoffen. So besonders die Körperscharts- und die Stemvelabgabe- steuer, die bereits im ersten Halbjahr ihr Jahressoll fast erreicht haben. Die Kohlensteuer ergab mit 2.3 Milliarden Mark die Hälfte des Jahressoll von 4.5 Milliarden Mark doch hat hier die geringe Einnahme im Monat April mit 160 Millionen Mark gegenüber mehr als 400 Millionen in den andern Monaten auf das Ergebnis stark eingcwirkt. Die Zölle baben bereits im ersten Halbjahr vier Fünftel des Jahressoll von 2.5 Milliarden Mark erbracht, und werden infolge der vorgesehenen starken Erhöhung der Zollsätze auf verschiedene wichtige Einfuhrwaren in Halde wesentlich höhere Betröge erbringen. Auch der Ertrag der Tabaksteuern, dieser unerschöpflichen Steuerlich, hat im ersten Halbjahr die Vorarlliblagssumme von 1,8 Milliarden fast erreicht und damit dem Optimismus des Reichsfinanzministers auf die Unerschütterlichkeit des Tabak- verbrancbs recht gegeben.
Die Steuern aus Getränke aller Art erbrachten über 0.5 Milliarden Mark und überstiegen damit beträchtlich ihr Halbjahressoll von 0,4 Milliarden Mark. Das Vran nt- weinmonopol ergab mit 379 Millionen Mark etwas mehr als das Halbjahressoll. Es ist zu einer wichtigen sicheren Einnahmeauelle des Reiches geworden. Der neue Voranschlag erhofft allerdings aus dieser Steuerquelle 1,75 Milliarden Mark, sodaß hier eine besonders starke Erhöhung der Steuersätze in Betracht kommen wird.
Nur die Zucker- und Salz st euer haben bisher von allen indirekten Steuern die auf sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt. Elftere ergab nur 67 Millionen Mark, gegenüber einem Halbjahrssoll von 180 Millionen, doch soll der Steuersatz bei dieser Steuer gewaltig erhöht werden. Die Salzsteller hat bei einem Jahressoll von 80 Millionen Mark in den ersten 6 Monaten nur 21 Millionen Mark abgeworfen, sodaß ein erheblicher Fehlbetrag sich ergeben dürfte, soweit hier nicht ebenfalls die Steuersätze noch erhöht werden. (Schluß folgt.)
Für die Schriftleitung verantwortlich: Otto Seitmann. Calw. Druck und Verlag der A Oelichläger schm Buckidruckerei, Calw.
gelaffen. „Ich fiedele im Herbst nach L . . . g über."
Sie sah in bestürzt an und faltete unwillkürlich die Hände.
„Nach L-g?" wiederholte sie „Mein Gort, Sie wollen sich
von ihr trennen? Und was sagt sie dazu?"
„Flora? Sie geht selbstverständlich mit mir." sagte er eiskalt. aber in seinen Augen lohte es aus wie ein schmerzlicher Zorn. „Glauben Sie, ich werde Ihre Schwester hier zurück- lassen? Sie dürfen ruhrg sein." Wie schneidend seine Summe klang!
Käthe hatte von der Tante gesprochen; allein sie war nicht fähig, vah/Mißoerstänvnls zu berichtigen, jo betrofien machte sie leine Antwort — er schien seiner Sache jo gewiß „Sie waren eben in ver Villa?" fragte sie schüchtern und doch sieberhan gc,pannt.
„Nein, ich war nicht in der Billa." betonte er — klang c- doch, als äffe er sie nach, ver jeinfühlenve Mann, der sonst nre seine Zunge zu einer Geißel des Spous machte. „Ich bin überhaupt heute noch nicht jo glücklich geweien, lemanv von drüben zu sehen. Moritz hätte ich gern begrüßt; aber die Her ren, die sich eben von ihm verablchiedeten. als ich an de- Villa vorüdcrging, kamen jo iaur und heiler vom Frühstücks- Usch, daß ich es vorzog. unerkannt oorüherzugehen."
Er hatte demnach Flora heute noch nicht gesprochen, und dennoch diese Zuversicht! Es war zum Verzweifeln! Käthe wünschte sich weit weg aus diesem Zwiespalt — sie kam sich vor wie des Priamos unglückselige Tochter, die einzig Wiff-nde unter den Verblendeten. Es war gut, daß in vielem Augenblicke die gezüchtigre Henne abermals unvorsichtig auf ihren erbitterten Feind losging. Käthe fand dadurch einen Vorwand, das Gespräch abzubrechen; sie scheuchte das Tier über ven Rajen hin in »eu Schuppen zurück, schloß die Tür und schob den Riegel vor.
(Fortsetzung folgt.)