In den Fesseln der Schuld.

Criminalnovelle von C. Sturm.

(Nachdruck verboten.)

16 .

»Du urteilst bezüglich schlimmer Eigen­schaften eines Menschen doch wohl zu sehr nach Deinem edeln und idealen Herzen," antwortete der Referendar dem Professor, »und Du wirst daher gestatten, daß ich als Jurist, der in mancher Gerichtsverhandlung schon Gelegenheit gehabt hat, die Natur böser Menschen zu studieren, an meinem Argwohn gegen Hillessen festhalte. Trotz Strafgesetz­buch und Zuchthaus besitzen viele Menschen die Fähigkeit unendlich viel Böses zu stiften, und der Richter kann sie oft gar nicht ein­mal dafür strafen. Wie Vermögen Ränke­spiel, Verleumdung, Liebedienerei, Ausnutz­ung gewisser Zwangslagen und andere Dinge nicht Schaden und Unheil zu stiften, ohne daß man es rechtzeitig verhüten kann! Und dieser Hillessen, an welchem ich mehr fatale Eigenschaften beobachtet zu haben glaube, als ich jetzt auszusprechen für gut halte, könnte sehr wohl ein solcher gefährlicher Mensch sein. Wir wollen daher ganz besonders auf der Hut sein und uns förmlich gegen seine schlimmen Machenschaften verbinden. Sehr gut wäre es auch, wenn mein Vater sobald als möglich vor Hillessen gewarnt würde! Barmherziger Gott, wenn ich daran denke, in welcher hohen, verantwortungsvollen Stell­ung sich mein Vater als Leiter der Central- Commerzbank befindet und daß dieser Mann sein College, sein nächster Mitarbeiter und Vertrauter geworden ist, so schwindelt cs mir vor dem Abgrunde, nach welchem wir uns hinbewegen können I"

»Aber bester Ernst, Du stehst entschieden viel zu schwarz," entgegnete der Professor, »solche möglichen Gefahren sind jaoch lange keine wirklichen. Auch ist Dein Vater doch ein sehr kluger und energischer Mann, der sich gegen Ränke, die etwa Hillessen schmieden sollte, zu schützen wissen wird. Auch hat Dein Vater als erster Beamter der Bank gegen Hillessen doch gar keine Rücksichten zu nehmen und kann dessen Rücktritt von dem Direktorposten veranlassen, wenn dies als wünschenswert erscheinen sollte."

Diese Umstände gewähren mir aber noch lange keine Beruhigung vor diesem Manne, denn schon die Thatsache, daß er der Mit­arbeiter meines Vaters geworden ist, beweist, daß er einen enormen Einfluß auSüben ver­mag und daß mein Vater wahrscheinlich schon zum Teil im Banne dieses Einflusses steht."

Darüber wage ich kein Urteil auszu­sprechen," erklärte Galen, »aber die Befürch­tungen hege ich lange nicht in dem Maße wie Du. Beruhige Dich also und im Uebrigen wollen wir schon auf der Hut vor Hillessen sein."

Daraus verabschiedeten sich die beiden Freunde, und Professor Galen stieg in eine Droschke, um nach seiner Wohnung zu fahren. ES war seltsam, die Begegnung mit Hillessen hatte auch Galens heitere Gemütsruhe ge­stört, denn wenn er auch viel ruhiger als Ernst Pohlmann über den neuen Bankdirek­tor urteilte, so kam ihm derselbe doch auch so unheimlich und rätselhaft in seinem ganzen Wesen vor, daß er im Stillen dem Freunde Recht gab und beschloß, demselben möglichst beizustehen, um von Hillessen etwa dem^

Hause Pohlmann drohendes Unheil abwen­den zu helfen.

» »

»

Am andern Tage quälte die leidenschaft­liche Liebe zu Carola den Bankeirektor Hil­lessen derartig, daß er Nachmittags, als er mit Pohlmann allein in dessen Privatcontor in der Bank war, noch einen Versuch machte, um Carolas Vater günstig für seine Werb­ung zu stimmen. Aber mit diesem neuen Versuche machte Hillessen eine sehr böte Er­fahrung, denn Pohlmann wies ihn jetzt ganz schroff ab und bemerkte noch dazu, daß es eine Anmaßung sei, um eine junge Dame zu werben, die bereits verlobt sei und nicht daran denke, ihr Verlöbnis zu lösen. Und als Hillessen in seiner zähen Art immer noch seine Werbung zu beschönigen suchte, so rief ihm Pohlmann schließlich zornig zu:Denken Sie gefälligst auch daran, daß Sic mir als Schwiegersohn durch den Schein, den Sie dem Commerzienrat Potenz ausstellen muß­ten, sehr schlecht empfohlen wurden, und daß ich schon aus diesem Grunde auf die Ehre verzichten müßte, Ihre Werbung an­nehmen zu lönnen, auch wenn meine Toch­ter nicht bereits im Stillen verlobt wäre.

Wie vom Schlage getroffen wich Hillessen vor dieser Erklärung zurück und er erbleichte, aber sich dann plötzlich aufraffend sagte er in zischelndem Tone:Aber als Mitarbeiter, als College in der Leitung der Bank da er­schien ich Ihnen brauchbar und vertrauens­würdig genug!Wie stimmt das zusammen, verehrter Herr Direktor? Erfordert nicht der Posten, den Sie mir anverlraulen im Grunde genommen Viel mehr Vertrauen, als man sonst im Leben einem Schwieglrsohne zu ge­währen braucht? Oder wollen Sie mich be­handeln, wie es dem berühmten Mohr er­gangen ist, der, wenn er seine Schuldigkeit gelhan hat, nun gehen soll ? Hüten Sie sich, mich ausnutzen und dann aus der Stellung drängen zu wollen! Wir stehen jetzt gemein­sam aus einem durch gefährliche Wogen fahr­enden Schiffe und Sie werden entweder mit mir glücklich in den Hafen gelangen oder ohne mich schweren Schiffbruch leiden."

Ihrer Erregung verzeihe ich diese selt­samen Worte," bemerkte Pohlmann mit gro­ßer Selbstbeherrschung.Bedenken Sie doch, daß die Angelegenheit, um welche wir hier streiten, gar nicht zu den Geschäften der Bank, die allein uns zusammmensührten, ge­hören I Hier bei unseren Berufsarbeiten ver­letzen wir uns vollkommen, und ich war schon nahe dabei, Ihnen mein vollstes Ver­trauen trotz der mir gewordenen Warnung zu schenken, wenn Sie mich nicht mit einer ganz anderen Gelegenheit gequält hätten. Dieselbe ist nun aber hoffentlich zwischen uns ür immer abgethan und Sie widmen der Bank auch ferner ihre ganze Arbeit, ohne den Gedanken zu haben, mein Schwieger- ohn werden zu wollen. Es wird dann auch keine Differenzen weiter zwischen unS ent­stehen."

Hillessen zog sich verdrießlich in sein Pri­vatcontor zurück und suchte durch angespannte Aebeit seinen Schmerz zu überwinden. Aber nicht lange dauerte es, so loderte die Leiden­schaft in ihm wieder empor und es rührten sich in ihm böse Anschläge, um vielleicht durch List und Drohungen dennoch sein Ziel zu erreichen. Es gab für Hillessen nur eine Möglichkeit, um des Direktors Pohlmann

Willen zu beugen, und dieselbe bestand darin, in der Leitung und Geschäftsführung der Central-Commerzbank Geheimnisse zu ent­decken, welche Pohlmann zu verbergen viel­leicht die größte Ursache hatte.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Eine neue Weckuhr. Junggesellen dürfte eine Erfindung sehr gelegen kommen, die kürzlich patentiert wurde, und welche die mehr oder minder liebenswürdige Wirtin vollständig überflüssig macht. Dieses jeden­falls dem Comfort der Neuzeit entsprechende neue Hausgerät ist eine Weckuhr, verbunden mit einem selbstthätigen Kaffeekocher und Lichtauzünder, welch' letzterer durch ein mit der Uhr in Verbindung stehendes Hcbelwerk nach Ablauf einer bestimmten Zeit bethätigt wird. Nach diesem wäre nunmehr nur noch zu wünschen, daß eine ähnliche Vorrichtung konstruiert würde, welche der beklagenswerten Speeles der Junggesellen gestattet, sich ihr Mittagessen auf ähnliche Weise bereit stellen zu lassen.

Auch ein Zahnkünstler. Zu einem Barbier, der zugleich Zahntechniker, kommt ein Bauer mit der Frage:Hotl'r' zu verkeffen?" Der Barbier bringt alles her­bei, was er an Zähnen vorrätig hat. Nach längerem Wählen sagt der Bauer:Dar Zaa ka gepass' packen senn Mer ei'I"

»Aber, Mann, waS wollen Sie denn mit dem Zahn machen?" fragt erstaunt der Zahnkünstler.Dann will ich meiner Fra' zu Weihnachten schenk'. Die hat sich vor»' paar Tagen an Zaa auSgebtsse!" Als der Barbier lachend sagt:Ja, aber da muß ich ihn doch einsetzen", antwortet schlau der Bauer:Dös moch' ich allee'; mer Ham Siegellack derhemm!"

.-. (Gut empfohlen.) Graf:Sie ha­ben sich zu der Dicnerstelle gemeldet, uud schreiben, daß Sie gelernter Tapezierer sind. Ich kann aber nur einen Diener mit Emp­fehlungen brauchen, haben sie solche?" Diener :Jawohl, die gnädige Frau Gräfin kennt mich gut." Graf:Das ist etwas anderes. Woher kennen Sie die Frau Grä­fin ?" Diener: »Als die gnädige Frau Gräfin noch Fräulein war und Zweirad fuhr, haben wir der gnädigen Frau Gräfin die Waden geliefert.

.'. (Im Gegenteil.) Herr (der von einem Betrunkenen angerempelt wird): Don­nerwetter, machen Sie doch Ihre Augen au!! Mir scheint, Sie sehen die Leute aus der Straße nicht mehr!" Betrunkener:Im

im Gegenteil! Ich Hab' sogar sogar

zwei Herrn g'fthen und da wollt' ich wollt' ichdazwischen durchgehen!"

.-. (Gefährlicher Augenblick.) Hotelier (zum Zimmerkellner, der in das Zimmer eines Gastes treten will):Lassen Sie den Mann allein, er hat soeben die Rechnung bekommen.

Um Ratten zu vertilgen, stelle man an einen Ort, wo die Ratte» , aber keine Haustiere bivkommen können, abends eine Schüssel mit einer Mischung von feinerem Mehl und Zucker, daneben eine Schüssel mit frischem Wasser; das wiederhole man, so­bald die Ratten die Mischung gefressen ha­ben. Beim dritten mal mische man zu dem Mehl und Zucker ein Trittes davon feinge» pulvertcS Kalkmehl (ungelöschten Kalk). Die Wirkung ist unausbleiblich.

Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hoswann iu Wildbad.