Auf der Straß?, die von Epinay bei St. Denis nach Argenienil führt, wurde gestern früh von Gendarmen der vollständig nackte Körper eines Mannes gefunden. Am Kopfe befanden sich schwere Wunden. Der Unglückliche atmete noch, verschied aber alsbald, ohne daß er noch eine Auskunft hätte geben können.
Atlanta, 28. Dez. In der Nähe von Birmingham, im Staate Albama, ist ein Eisenbahnzug von einer Brücke gestürzt, Die Zahl der ums Leben gekommenen Personen beträgt etwa 30, welche Bergleute waren. Der Zug stürzte gegen 100 Fuß tief hinab und geriet darauf in Brand. Nur 7 Mann kamen mit dem Leben davon.
Castle Island, 29. Dez. Der Bauernhof, welcher mit allen Bewohnern und mit dem ganzen Viehbestand uniergegangen ist, hat keine Spur Hinterlasten. Der Erscheinung ging ein dumpfes Rollen, wie bei einem Erdbeben voran. Der Sumpf ist noch in Bewegung.
Madrid, 27. Dez. In einem Gesäng- nis in Manila, in dem sich 3000 Gefangene befanden, wurde eine Verschwörung entdeckt; die Gefangenen, die die Absicht hatten, ihre
In LehLer Stunde.
Erzählung von C. von Falkenberg.
(Nachdruck verboten.)
6 .
„Nichts, gar nichts! Der Bankerott, Christoph, die Schande steht vor derThüre!"
„Sv weit ist cs schon? — Ja, das ändert die Sache.*
Jakob faltete flehend die Hände.
„Wie viel Geld brauchst Du, um Deine Schulden zu bezahlen?"
Er stöhnte wieder leise und brachte dann mühsam über seine Lippen: „Es werden 25 000 Mark sein.*
„Hier sind sie, zahle, nimm Deinen Acker wieder in Besitz; ich gebe Dir außerdem 12 000 Mark zur Anschaffung von Geschirr und Vieh; Du bist wieder rehabilitiert, kannst in drei guten Erntejahren die ganze Scharte auswetzen. Dan» zahlst Du mir mein baar auSgelegtcS Geld nach und nach zurück und bist wieder ein ehrlicher Mann."
„O Christoph!" seufzte er darauf, „bin ich so viel Liebe und Rücksicht noch wert?"
„Sei stille," antwortete Christoph; „ich stelle auch zwei Bedingungen . . ."
Jakob sah auf: Sage mir, welche, und ich will alles erfüllen, nur nicht flüchten in die weit?, weite Welt, heimatlos, mit dem bösen Gewissen in der Brust!"
„Also das wolltest Du? Bruder, unglücklicher Bruder! — Aber höre jetzt die Bedingungen: erstlich machst Du den Philipp zum Teilhaber des HoseS und achtest seine Anordnungen wie Deine eigenen."
Jakob nickte: „Ich dachte es. Ich thu's gern, denn er ist ein guter Junge."
„Das ist er, und darum gönne ich ihm die Margareth von Herzen!"
„O braver Christoph!"
„Dann versöhnst Du Dich mit Deiner Frau und Deinem Schwager; er ist ein guter Kerl, und Eva sehnt sich auch wieder nach dem Erlenhvf."
„O, wie danke ich Dir für dieses Wort, Christoph! Wenn Du wüßtest, wie ich unter der Trennung gelitten."
Pläne durch einen Gewaltstreich zu verwirklichen, wurden in einem andern Gefängnis untergebracht, das größere Sicherheit gewährt.
— Ein räuberischer Arzt- In Budapest hat am 28. und 29 Dezember unter massenhaftem Andrange des Publikums, namentlich der eleganten Damenwelt, vor dem Gerichtshöfe die Schlußverhandlung gegen den ehemaligen hauptstädtischen Bezirksarzt Dr. Ar- pad Korotnai stattgefunden, welcher beschuldigt ist, seine vor einigen Wochen verstorbene Patientin, die verwitwete Frau Nikolaus Patsu, nach deren erfolgtem Ableben beraubt zu haben. Hierbei leistete ihm das Stubenmädchen der Verstorbenen, Lina Török, Mithilfe, weshalb auch dieses unter derselben Anklage steht. Dr. Korotnai hat sich überdies wegen Verleitung zur falschen Zeugenaussage zu verantworten, weil er am Tage der That eine ihm bekannte Frau aufsuchte und dieselbe überreden wollte, vor Gericht zu sagen, sie habe die bei ihm gefundenen Schmuckgegenstäude ihm zur Aufbewahrung übergeben. Der Anklageschrift zufolge hat Korotnai nach anfänglichem Leugnen gestanden, daß er nach dem Ableben der Witwe von ihrem Halse einen Schlüssel nahm, im
„Ja, ich weiß, ihr seid Beide Trotzköpfe, und Keines will zuerst nachgeben. — Also abgemacht?"
„Ja, von Herzen I Ist das alles, was Du an Bedingungen stellst?"
„Alles. Bist Du zufrieden?"
Da war das Eis in dem harten Herzen gebrochen; weinend fiel Jakob dem guten Bruder um den Hals, weinend küßte er ihn. Als ein Dieb war er gekommen, als ein reiger Mann ging er, glücklich wie er nie gewesen.
Am andern Pfingsttage sah Pastor Klaus zu seiner Freude die beiden Brüder zusammen im Kirchenvorstehrstuhle sitzen.
Am Nachmittag desselben TageS rauchten dir beiden Brüder unter der Linde ihre Pfeifen, als ein Wagen vorfuhr; es war Bruno, der sich höflich verwunderte, als erden Oheim beim Vater fand. Er war gekommen, »m das Versöhnungswerk zu betreiben. Mit leuchtenden Augen sah er es aber schon vollendet. Da wandte sich der junge Doctor an den Oheim und sagte: „Ohm Jakob, soll ich Frau Eva und Ilse holen?"
Zwei Thränen die langsam über die eingefallenen Wangen des Erlenlenhosbauern rannen, gaben die Antwort und eilends spannte Bruno wieder ein. Bald kehrten beide Wagen mit allen Beteiligten heim und nun war ein großer Jubel in der Thalmühle, in welcher an diesem Abende drei Verlobungen zustande kamen.
Die Verhältnisse des Erlenhofbauers wurden andern TageS schon geregelt und nun begann dort ein reges Leben. Bruno führte Ilse als Gattin heim. Philipp ehelichte Margar^h und Lisa heiratete ihren lieben Ahlers.
Jakob halte sich sehr geändert und zwar zu seinem Vorteil. Er galt als ein „Studierter" jetzt viel in der Bauernschaft und erlebte sogar die Ehre, zum Gemeindkvber- haupte gewählt zu werden; ja selbst in die Landesbchörde wurde er abgeordnek, weil er doch am Besten „gelernt" habe.
Jahre waren verflossen, da starb Velten
Vereitle mit dem Siubevmädchen die Kaste öffnete und aus derselben eine Sparkassen- Aktie im Werte von 8000 fl., ein Spar- kassen-Einlagebuch über 3000 fl, mehrere Schmuckg-genstäude und 100 fl in Barem entwendete. Das Stubrnmäechen gesteht, für sich allein 1000 fl. gestohlen zu haben. Dr. Koroinai, der noch vor wenigen Wochen ein eleganter Mann war, war bei der Verhandlung gänzlich gebrochen ; es dauerte geraume Zeit, bis er auf die an ihn gerichteten Fragen antwortete. Am 29. Dezember erfolgte das Urteil. Dr. Aipad Korotnai wurde wegen Diebstahls und Verleitung zu falscher Zeugenaussage z» dreijähriger Kerkerstrase verurteilt. T as Stubenmädchen kam infolge Rücktritts des Privatklägers frei. Die Gerichts- ärzte erklärten Korotnai, der über ein Vermögen von über fl. 100,000 verfügt, für geistig normal.
Im „Niederbarnimer Anzeiger" wird folgende „Ehrenerkläng" abgegeben: „Der Militär-Invalide R . . . . hat nicht im Jahre 1848 'mit hölzernen Kanonen und Säbeln jgcschossen." — Da wird ja ein schrecklicher Verdacht von dem armen Manne genommen!
Steffens und bald nachher auch Frau Lene. Da zog Jakob in's Altcnteilerhänschen und übergab den Erlcnhof an Philipp. Das änderte in den Verhältnissen gar nichts, denn Jakob blieb der Tugend nun getreu. Nie ist ein Wunsch nach dem fiüheren Brauseleben in ihm wieder aufgestiegen. Viele suchten ihn anfänglich zu verspotten, als sie merkten, der Jakob sei unter die „Frommen" gegangen ; aber Jakob Steffens blieb so gelassen und fest, daß sich der Spott bald legte. Veilchen aber durfte den Erlenhos, dessen hohe Erlcnstämme rundum schöner wie je grünen, selbst mit Lotterielosen nicht mehr betreten.
Eines Tages kam durch Zufall Jakob Steffens wieder in das Thurmzimmer der Mühle. Es stand jetzt leer, nur altes Geräte und darunter in einer Ecke ein Brecheisen und eine Laterne darin. Als er sie sah, zuckte der alte Mann zusammen: dann aber murm-lte er: „Herr, führe uns nicht in Versuchung! Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen ruhet, der wird wohl bleiben."
— Ende. —
Verschiedenes.
— Melange kannein normaler Mensch ohne Schlaf leben? Um die Frage zu lösen, brachten drei Professoren der Universität Iowa drei Tage und drei Nächte ohne Schlaf zu. Das Experiment konnte nicht weiter fortgesetzt werden, weil die vollständig Depression einer der Versuchspersonen ernste Gefahr für das Leben befürchten ließ. Oer Puls stand beinahe still, die Temperatur fiel, die Hautempfindlichkeit sank beträchtlich, und die Sinneswahrnehmungen wurden stark erniedrigt. Ein: einzige durchschlafene Nacht ließ all' diese Symptome wieder verschwinden.
(Keins von beiden.) Ein Vater fragt sein kleines Töchterchen, ob es lieber einen Bruder oder eine Schwester haben möchte. Es antwortet aber unverzagt: „Wenn es Dir doch einerlei ist, Papa, so möchte ich ein weißes Kaninchen mit roten Augen haben I"
Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. Hofwann in Wildbad.