darf bildete ein Affe, ein gelehriger, wohlgepflegter Pavian. Diesem Tiere wid­mete Frau Löcsiy die größte Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit; dasselbe wurde von seiner Herrin eigenhändig gefüttert. In der vorigen Woche nun erkrankte die Dame an Rotlauf, daher die Fürsorge der Tiere und nament­lich des Affen dem Dienstmädchen zufallen mußte. Als vorgestern der Affe in der Küche fürchterlich brüllte, sprang die Schwerkrankt aus dem Bette, um nach dem Liebling zu sehen. Kaum hatte sie jedoch die Thüre ge- öffnet, als der Affe ihr ins Gesicht sprang und ehe dieselbe um Hilfe rufen konnte, hatte ihr die bösartige Bestie schon die Haut vom Gesichte heruntergezogen und auch das Backenfleisch gierig zerbissen. Endlich ver­mochte sich die verunglückte Dame doch so­weit Luft zu machen, um Hilferufe avszu- stoßen. Das Dienstmädchen und die Nach­barn stürzten herbei, um die Frau, welche inzwischen das Bewußtsein verloren hatte, aus ihrer fürchterlichen Situation zu befreien. Es gelang dies nur mit der größten Mühe, denn das Tier hatte mit solcher Wut den ganzen Körper seiner Herrin umschlungen gehalten und den Körper bereits so sehr zer­

fleischt, baß cS kaum zu fassen war. End­lich gelang es, die Acrmste aus den Krallen des Affen herauszuschälen leider zu spät, denn die gräßlich verstümmelte Dame starb, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu ha­ben, einige Stunden später unter großen Qualen. Das Tier wurde dann an Ort und Stelle getötet.

Eiu Nachfolger für Scharfrichter Reindel- Für den amtsmüden Scharfrichter Reindel ist der Wächter Ferdinand Voßberg zu Coepenick in Aussicht genommen, der ne­ben großer Kraft auch die entsprechende Gei­stesgegenwart besitzen soll. Auch ein Schläch­termeister aus Bernburg steht hierbei noch in Frage.

Bradford, l. Dez. Ein großes Feuer brach in der vergangenen Nacht in der Mille eines umfangreichen Häuserblockes aus und legte diesen in Asche. In dem Block hatten etwa 40 Firmen ihre Wohnung. Der sach­liche Schaden wird auf etwa 6 000 000 geschätzt.

Tanger, 28. Nov. Die zwei deutschen Firmen, deren Reisende der Gouverneur von Marakesch vor einem Jahre an der Winter­reise verhinderte, haben von der marokkani­

schen Regierung je 300 000 Franken, die Reisenden selbst je 4000 Franken Entschädig­ung erhalte».

New-Aork, 29. Nov. Nach hier cinge- tioff iien Meldungen wütete in den Thälern des Missouri und Mississippi und zwar haupi- sächlich in Minnesota, Dakota, Montaua und Idaho ein Schncestunn. Der Schnee liegt stellenweise 5 Meter hoch. Es herrscht groß« Kälte. Die Eisenbahnzüge treffen entweder gar nicht, oder mit Verspätung ein. Viel Vieh ist zu Grunde gegangen, fünf Men­schen sind erfroren. Man befürchtet, daß noch mehr Personen ums Leben gekommen sind.

Zähne für den Weihnachtsbedarf.

In denHohenzollrrnschen Blättern* vom 21. Nov. empfiehlt AchtelZähne für den Weihnachlsbedarf". DaS ist sehr richtig ge­dacht. Gerade um die Weihnachtszeit braucht man Zähne zum Aufknacken von Wallnüfsen, es gibt daher kaum ein besseres Weihnachts­geschenk für eine alte zahnlose Tante, als ein gut gearbeitetes Gebiß.

.'. (Unter Kritikern.)Schreibt der Dr. Schnock viel für Ihre Zeitung?"Ach der ist ja bei uns Hahn im Papterkorb!"

Der Fluch des Mammons.

Novelle von Leo Werner.

(Nachdruck verboten.)

22.

Furchtbare Tage waren auch für Berlitz hereingebrochen, denn der Katastrophe in der Zacharus'schen Villa war der schmachvolle Zusammenbruch des Bankhauses, welches den Namen des einst so angesehenen Gustav Zacharus trug, gefolgt, und Bernhard Ber­litz hatte dabei die Hälfte seines Vermögens verloren- Eine große Summe hatte auch der Baron von Blankenseld durch Zacharus Schändlichkeit eingebüßt, und gegen hundert andere Personen waren ebenfalls durch den Bankbruch geschädigt worden. Die Unter­suchung ergab dabs! das für alle Capitalisten Kaufleute und Gesetzgeber erschreckende Resul­tat, daß Gustav Zacharus bereits seit einem Jahre total bankrott war und sein Bankhaus nur durch raffinierte Schwindeleien und freche Unterschlagungen noch erhalten halte.

Für Berlitz mehrte sich das Unglück auch noch dadurch, daß sich die Petroleumwerke in der Torfhaide nun auch ganz deutlich alsein lotgeborenes Unternehmen zeigten, denn eine richtige Pelroleumquelle wurde dort nicht ent­deckt und die angebliche Petroleumquelle war nicht ergiebig genug, um ein rentables Pet­roleumwerk daraus machen zu können.

Die gegen Zacharus Verbrechen einge­leitete Untersuchung führte auch Berlitz wegen der Gründung des Aktien-UnternehmenS vor den Untersuchungsrichter, denn nach der Mein­ung einiger geprellter Aktionäre sollte auch Berlitz als Mitbegründer der Aktien-Gefell- schaft an dem schwindelhaften Unternehmen schuldig sein. Au seinem Glücke konnte aber Berlitz klar und deutlich Nachweisen, daß er unschuldig an den Schwindeleien war, die Zacharus allein begangen hatte, um dräng­ende Gläubiger zu befriedigen. Berlitz hatte ja auch von Zacharus keinen Pfennig von der vereinbarten Kaufjumme für das zu gründende Petroleum-Aktten-Werk erhalten, Berlitzens Unschuld lag also klar am Tage, und er blieb unbehelligter Besitzer seines un­

glücklichen Unternehmens in der Torfhaide. Da es außerdem in allen Kreisen der Resi­denz bekannt wurde, daß Zacharus den Un­ternehmer des Petrolcumwerkes in der Torf­haide, Herrn Bernhard Berlitz, um nahezu sechshunderttausend Mark an anvertrauten Wertpapieren und Depots betrogen hatte, so erweckte dieses schwere Mißgeschick auch bei vielen ehrbaren Leuten Teilnahme für Ber­litz, und er rettete aus der furchtbaren Affaire wenigstens seinen ehrlichen Namen.

Was freilich die Zukunft dem schwerge­prüften Manne noch bringen würde, das stand siden Morgen und jeden Abend mit einem großen Fragezeichen vor seiner Seele, denn Berlitz war dem Tiefstnn verfallen, er sprach fast kein Wort mehr, ging selten aus und zeigte keine Teilnahme mehr für seine Um­gebung. Seine Tochter Emma und die Tante Susanne sahen das Unheil ruhig mit an, vergossen aber im stillen manche Thränc dar­über.

Von Tag zu Tag zeigte sich bei Berlitz auch immer deutlicher, daß er vollständig dem Tiefstnn, ja einer beginnenden schweren Gei­steskrankheit verfiel, denn für die wichtigsten und ernstesten Dinge im Leben zeigte er oft nicht die geringste Teilnahme, während er auf Kleinigkeiten den größten Wert legte.

Fast jeden Vormittag verlangte Berlitz auch, auszugehen u. zwar in Begleitung Da­niels, der dann stets die große Reisetasche, in welcher einst die Staatspapiere zuZrcha- rus getragen worden war, mitnehmen mußie. Der unglückselige Mann ging dann stets vor das Haus, in welchem sich das nunmehr bankrotte Bankgeschäft von Gustav Zacharus befunden hakte, und begehrte dort seinen Freund Herrn Zacharus zu sprechen, und wenn ihm dann der Bescheid erteilt wurde, daß Zacharus nicht mehr. hier wohne oder daß er tot sei, so stieß Berlitz gewöhnlich ein seltsames Gelächter aus und gab vor, auf Herrn Zacharus, der doch gleich kommen niüss-, warten zu wollen, dis der bedauerns­werte Berlitz dann endlich des Wartens müde ward und mit seinem Diener wieder nach Hause ging.

Nahezu acht Tage lang hatte der gut­mütige und in mancher Hinsicht noch recht kurzsichtige Daniel seinen Herrn auf diesen seltsamen Wegen begleitet, dis endlich auch Daniel auf den Gedanken kam, daß Herr Berlitz den Verstand verloren haben müsse, und mit Thränen in den Augen berichtete der treue Mensch nunmehr seine Wahrnehm­ungen dem Fräulein Emma und deren Tante.

Ich befürchtete schon lange dieses Un­glück!" rief jammernd die Tante Susanne aus, und Emma fiel ihr schluchzend um den Hals.

Wir wollen nur rasch nach einem der tüchtigsten Aerzte schicken," erklärte dann Emma,damit vielleicht mit GoitcS Hülfe noch das Unheil von meinem Vater abgewandt werden kann."

Aber dabei müssen wir sehr vorsichtig sein," bemnkle die Tante,und dürfen Deinen Vater, der Neigung zu Jähzorn und Tob­sucht hat, nicht merken lassen, daß wir ihn für geisteskrank halten, denn sonst können wir erst recht ein Unglück anrichten. Ich denke, wir bitten den Herrn Baron von Blankenseld, der vielleicht noch in der Resi­denz weilt, zunächst um Rat."

»Ja, ja," meinte Emma,wir wollen gleich einmal den Herrn Baron aufsuchen und »m seinen Rat bitten. Er war ja im­mer sehr freundlich gegen »ns. Daniel kann inzwischen bei dem Vater bleiben und ihm sagen, daß wir einige Einkäufe zu besorgen hätten.

Bald fuhren die beiden Damen vor der Blankcnfeldschen Wohnung vor und wurden auch von dem Baron freundlich empfangen.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

(Großartig.)Man hat Dir ja so lange nicht jesehen, wo kommst denn her?" Direkt aus dem Jesängnis; Hab' 'mal wieder '» paar Monate adj s ssen."So, und wie war's denn im Loch?"Jrvßartig, wie',, König bin ick empfangen worden: als ick de Pforte überschritt, haben se mir Brod und Salz jereicht I"

Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.