rS stellte sich bann aber heraus, baß beide Gegenstände vom Eigentümer selbst im Eifer des Gefechtes losgeschlag-u worden waren.

An die falsche Adresse geraten. Die französische Akademie hatte unlängst einer Frau H. in M. einen Tugendpreis, eine Medaille und eine Belohnung von 500 Fr. zuerkannt. Durch das Versehen eines Brief, trägers gelangte die betr. Mitteilung an eine andere Frau H. in M., die durch ihre Auf­führung vielleicht viel verdiente, aber sicher­lich keinen Tugendpreis. Diese Dame reiste nach Paris, ließ sich von dem ständigen Sekretär eine schwungvolle Lobrede halten, Medaille und Geld einhändigen und kehrte dann nach M. zurück, wo sie die Denkmünze spottend ihren guten Freunden zeigte und die 500 Franken mit ihnen verpraßte. Im Palais Mazarin kann man sich über eine solche Entweihung absolut nicht trösten.

Der Schatz im Fisch. Einen Schatz hat ein portugisischer Fischer in einem Fisch gefunden. Der Fürst von Monaco, der mit seinem SchiffPrinzesse Alice" wissenschaft­liche Seereisen unternimmt, tötete kürzlich an der afrikanischen Küste einen Poifisch. Er überließ ihn portugiesischen Fischern der Azo­

reninseln, die das Tier erst 14 Tage später auf dem Strand übernehmen wollten, jedoch ganz in Fäulnis übergegangen vorfanden. Wegen des üblen Geruches ließen sie ihn liegen. Nur einer blieb an der Küste, um in den Resten nach grauem Bernstein zu suchen. Die also genannte feste, halbdurch­sichtige Masse bildet sich beim Potfisch in der Leber und den Eingeweiden. Sie ist eine durch Krankheit erzeugte Absonderung. Der Fischer fand eine große Menge dieses kost­baren Stoffes, mit dem er nun nach Paris gekommen ist, wo er für die eine Hälfte so­fort 100 000 Francs erhielt. Der graue Bernstein ist nämlich einer der vorzüglichsten, freilich auch seltensten und teuersten Riech­stoffe, die es giebt, die Parsümeriefabrikan- ten zahlen dafür so zu sagen jeden Preis und kaufen alle ihnen gebotene Ware.

Die Postverwaltung der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat im letzten Jahre mehr als 40 Millionen Mark Ver­luste gehabt. Im Jahre vorher war der Verlust noch bedeutend größer. Daß die Postbehörden der Union fortgesetzt Defizits machen, darf nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, daß die Zeitungen innerhalb

des Staates, in welchem sie erscheinen, gratis befördert werden.

Das Reinigen der Bäume von Moos, loser Rinde und dergl. ist eine schöne Sache, wenn man die abgekrazten Sachen sorgfältig sammelt und sofort verbrennt. Leider ge­schieht dies nicht immer, da manchenorts Moos- und Rindenstücke unter den Bäumen liegen bleiben. Wenn auch viel Gewürm durch die Baumscharre vernichtet wird, so darf man doch nicht glauben, daß dasselbe in jenen Abfällen nicht mehr vorhanden sei. Beim Abkratzen eines BaumeS legt man des­halb einen Laken unter denselben, um die Abfälle bequem sammeln zu können.

(Dann hilst's freilich nicht.) A.: Na, wie gefällt Ihnen denn Ihre neue Wohnung?" B: ,O, ganz gut, bis auf das eine Unangenehme: ich habe einen Nach­bar, der Trompete bläst." A.:Na, dann schaffen Sie sich doch ein Klavier an I" B.:Das habe ich ja gethan, darum bläst er ja Trompete!"

(Gemütlich.)Sie haben ja ein amerikanisches Duell gehabt, nun, werden Sie sich entleiben ?"Gewiß in Marien» bad I"

Der Fluch des Mammons.

Novelle von Leo Werner.

(Nachdruck verboten.)

16.

Ich bin in solchen Dingen kein Mann von langen Unterhandlungen, Herr von Blanken- feld hat mich auch bereüs über Ihre Ver­hältnisse aufgeklärt, und ich darf wohl auch sagen, daß Sie die meinigen kennen. Meine Tochter ist sehr gut und brav, Sie schätze ich als einen Ehrenmann, also kann meiner­seits Ihrem Glücke kein Hindernis bereitet werden."

Sie bereiten mir mit diesen Worten die größte Freude meines Lebens, Herr Ber­litz," rief der Rittmeister feurig und drückte und schüttelte wiederholt die dargebotene Hand des Vaters seiner Auserwählten.

Nun wünschen Sie naiürlich meine Tochter selbst zu sprechen," bemerkte Berlitz Ich werde sogleich von Ihrer Anwesenheit sie in Kenntnis setzen. Nehmen Sie einst­weilen Platz!"

Züllchow verneigte sich dankend und Ber­litz eilte davon.

Der Freier blieb mit seinen hoffnungs­freudigen Gedanken allein im Salon und malte sich das rosige Glück aus, welches ihm aller Wahrscheinlichkeit nach noch heute be- schieden sein würde. An der Seite einer jungen, reichen Frau, der liebenswürdigen Emma Berlitz konnten sich die Pforten eines Paradieses öffnen, wie man eS sich auf dieser Welt nicht besser verstellen konnte.

Erfüllt von diesen schönen Gedanken be­merkte der Rittmeister kaum, daß Minute um Minute verstrich, ohne daß Herr Berlitz mit der Auserwählten zurückkehrle.

Fräulein Emma wird vielleicht mit ihrer Toilette noch nicht fertig sein," dachte er, als ihm das Warten schließlich doch zu lang dauerte.

Dann öffnete sich plötzlich leise die Thüre, und ernst und würdevoll, mit einem strengen Zuge in ihrem zarten Antlitze trat Emma Berlitz in d-m Salon. Ein einfaches, dunk­les Kleid, verlieh ihrer ganzen Erscheinung

etwas von dem Wesen einer Madonna, und der Rittmeister, welcher soeben vor der ein­tretenden jungen Dame eine tiefe Verbeugung gemacht hatte, prallte förmlich vor ihrem ern­sten Blicke zurück. Welche Veränderung war mit der fröhlichen, sanften Emma Berlitz vorgegangen? Sah so eine glückliche Braut aus, wenn sie zum ersten Male den Bräuti­gam empfängt? Hatte Berlitz die Werbung begünstigt, ohne die Herzensneigung seiner Tochter gekannt zu haben?

Solche Gedanken fuhren wie Blitze durch des Riitmeisters Haupt, und statt einer Liebes­erklärung wollte er eben eine Aufklärung und Entschuldigung seiner übereilten Werb­ung versuchen, als die junge Dame selbst mit fester Stimme sagte:

Herr Rittmeister, Sie haben ohne mein Herz zu befragen, sich um meine Hand bei meinem Vater beworben, und mein Vater wünscht auch lebhaft unsere eheliche Verbind­ung. Ich bedauere aber sehr Ihre mich be­ehrende Werbung jetzt ablehnen zu müssen."

Ist dies Ihr letztes Wort, gnädiges Fräulein? Darf ich auch später keine Hoff­nung hegen?" frug Züllchow mit zitternder Stimme, während sich Zorn und Verlegen­heit in seinem Herzen bekämpften.

Ich kenn Ihnen keine Hoffnung machen, Herr Rittmeister," erwiderte Emma schmerz­lich.

Sind Sie mir böse, Fräulein?" frug er dann seufzend.Habe ich auf irgend eine Weise Ihren Unwillen erweckt, so bitte ich um Verzeihung."

Ich habe Ihnen nichts zu verzeihen, Herr Rittmeister," erklärte sie mit mattem Lächeln,und hoffe, daß wir künftig Freunde bleiben werden. Leben Sie wohl."

Rasch reichte sie ihm ihre Hand, welche er einen Augenblick an seine Lippen preßte und dann verschwand die junge Dame wie­der aus dem Salon.

Mit Wehmut, Enttäuschung und Aerger im Herzen wollte Züllchow eben aus dem Hause eilen, als plötzlich Berlitz vor ihm stand und ihn freundlich am Arme fassend sagte:

Bitte, bitte, Herr Rittmeister! Bleiben Sie noch einen Augenblick hier und hören Sie meine Erklärung! Ich bi» bei meiner Tochter, die ich von Ihrer für uns so ehren­vollen Werbung ganz entzückt hielt, auf einen ganz unvermuteten Wiederstand gestoßen. Aber was kann dieser Wiedcrstand bei einem solchen jungen Mädchen zu bedeuten haben I Es ist wahrscheinlich nur eine romantische Laune meiner Tochter, eine Uebcrraschung oder GemütSverwirrung, in welcher sie nicht gleich den richtigen Ausweg finden kann. Sie hat offenbar auch gar nicht daran gedacht,, daß sie von Ihnen wirklich geliebt und zur Gemahlin begehrt werden könnte. Nun, da sie es weiß, wird sie wohl ernstlich mit ihrem Herzen zu Rate gehen, ob sie wirklich klug handelt, wenn sie eine solche Werbung ab­lehnt. Außerdem bin ich als Vater an eine gehorsame Tochter gewöhnt und werde meinen Einfluß geltend zu machen wissen."

Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Worte, Herr Berlitz," entgegnete Züllchow, und ich werde mit Ihrer Erlaubnis meine Werbung später wiederholen, doch setze ich dabei voraus, daß Sie mich darüber nicht in Unklarem lassen, ob Fräulein Emma inzwi­schen meiner Werbung geneigt werden wird."

Sie können sich auf mein Wort ver­lassen, Herr Rittmeister," erklärte Berlitz,- und die beiden Herren schieden als Freunde.

Die ablehnende Haltung Emmas in Be­zug auf die Werbung des Rittmeisters Baron von Züllchow entfachte aber nachträglich noch den Zorn ihres Vaters. Harrte und böse Scheltwort; mußte das junge Mädchen von ihm hören, daß sie einen solchen vornehmen Freier nicht erhört habe. Ja, Berlitz ging sogar soweit, von Emma unbedingten Gehor­sam zu verlangen, falls der Rittmeister noch einmal um sie werben werde, denn Berlitz erklärte seiner Tochter rundweg, daß er Alles aufgeboten habe, um den schlechten Eindruck den Emmas Haltung auf den Rittmeister heute gemacht, bei diesem zu verwischen.

(Fortsetzung folgt.)

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Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. Hosmann in Wildbad.