in so bescheidenen Verhältnissen, wie Mark- Millionäre , können höchstens einmal als Gäste eingeführt werden, vorausgesetzt, daß ein Finanzkönig sie se ner Bekanntschaft und seines Verkehrs würdigt. Es sollen bereits so viele Anmeldungen an das Comits ge­langt sein, daß der Verbackt nicht abzuweisen ist, Leute von geringerem Besitz wünschen sich unter Vorspiegelung falscher Thatsachen in eine Gesellschaft einzudrängen, in die sie eben nicht gehören, um dadurch ihre gesellschaft­liche Stellung zu verbessern. Der Jahres­beitrag soll nur hundert Guineen betragen und das Klubhaus soll mit einer Pracht und mit einem Glanz eingericht t werden, gegen die Alles erbleichen soll, was bisher im Klub- wcsen geleistet worden ist.

Eine blinde Radfahrerin erregt seit Kurzem in den Straßen von Chicago Auf­sehen. Sie bewegt sich so ruhig und sicher durch die belebtesten Straßen der Stadt, daß man ihre Blindheit kaum bemerkt hätte, wäre man nicht durch die große Aufmerksam­keit des sie begleitenden Herrn und dadurch, daß dieser stets ihre Steuerstange festhielt, daraufgekommen. Das junge Mädchen, Edna Morris, ist 17 Jahre alt und vollkommen

blind, doch hat sie das Radfahren außeror­dentlich leicht gelernt und war schon nach drei Stunden im Stande, ihr Rad allein fortzubewegen, und in geringer belebten Stra­ßen bedarf sie jetzt gar nicht m-hr der Hilfe ihres Lehrers. Sie ist während des LernenS nicht ein einziges Mal gestürzt, waö manche Dame die im vollen Besitz ihres AugenlichUs ist, nicht von sich behaupten könnte. So weiß wenigstens derKampioen" zu melden, dem wir die Verantwortung dafür überlasten müssen.«

Wie Mae Kinley ein gesuchter An­walt wurde, darüber berichten amerikanische Blätter das folgende: Die ganze Misere eines Anwaltes ohne Klienten hatte Mac Kinley durchzukostrn. Endlich kam ihm ein Glücksfall ,zu Hilfe. Ein Arzt wurde be­schuldigt, daß er das Bein eines Patienten schlecht eingerichtet und infolge dessen krumm gemacht habe. Mac Kinley war Vertreter des Arztes, und der Fall stand verzweifelt. Der Patient entblößte das Bein und zeigte die Verkrümmung. Schon sollte zum Ur­teilsspruche geschritten werden, als Mac Kin­ley den Kranken aufforderte, er möge seine weiten Pluderhosen ganz herunterlassen und

auch das andere Bein zeigen. Es stellte sich sofort heraus, daß der linke Fuß gerade so verkrümmt war wie d-r rechte. Der Richter, die Geschworenen und die Zuhörer lachten, und Mac Kinley war ei» bekannter Advokat.

Ein wackerer. In einer Gemeinde deS Suhrenthales (Aargau) hat der Pfarrer währed deS Heuens einer armen Witwe, die keine arbeitsfähigen Angehörigen besitzt, nach­dem er vernommen, daß sie ihr Heu noch nicht eingebracht habe, das Angebot gemacht, er werde ihr einen Arbeiterstellen nur müßte sie ihm eine gute Sense und einen Wetzstein bereit halten, da der Mann diese W-rkzeuge nicht besitze. Wie erstaunte die Witwe, als am folgenden Tag in der Frühe der Pfarrer sich persönlich stellte und mit der lachenden Bemerkung, er sei der fragliche Arbeiter, die Sense in Empfang nahm und daun sich an die Arbeit machte. An einem anderen Tage half der gleiche Pfarrer einem Landwirt bei starkem Regen die Kartoffeln ausfahren.

(Auch ein Grund ) Richter: Sind Sie schon vorbestraft? Angeklagter: Seit Jahre» nicht mehr. Richter: Wie so das? Angekl.: Ich habe die ganze Zeit im Gefängnis gefisten.

Der Much des Mammons.

Novelle von Leo Werner.

(Nachdruck verboten.)

15.

Bei Tafel faßen dann der Baron und die Baronin Blankenfeld, Bernhard Berlitz und beste» Schwester gegenüber und der Ritt­meister hatte die schüchterne Emma zu Tische geführt.

Das hübsche sanfte Mädchen mit ihren veilchenblauen Augen gefiel dem Rittmeister ungemein, und von Minute zu Minute wuchs seine Neigung zu ihr, zumal diese Partie ja auch eine außerordentlich verlockende, gol­dene Aussicht für den armen Rittmeister bot.

Auch Berlitz war ganz entzückt über den adeligen Freier, von welchem ihm der Baron und die Baronin von Blankenfeld so viel Gutes erzählten. Ein Baron und Ritt­meister als Schwiegersohn, das schmeichelte der Eitelkeit des neuen Krösus zu sehr. Na­türlich hatte in seinen Augen die Verheirat­ung Emmas keine Eile, aberden Rittmeister als Freier konnte und sollte sie nicht ver­schmähen, das hatte sich Berlitz fest borge- nommen.

Geradezu entzückt war er daher, als seiner Tochter die Ehre zu Teil wurde, gleich nach der Dame des Hauses, welche mit dem Baron von Blankenfeld den Ball eröffnet?, an der Seite des Rittmeisters zu tanzen. Auf das griesgrämige Gesicht, welches sehr oft Tante Susanne dabei zeigte, achtete Ber­litz natürlich gar nicht, zumal sich seine Tochter während des Balles sehr zu amü­sieren schien.

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Emma Berlitz halte auf dem Feste bei dem Banquier Gustav Zacharus dem Ritt­meister von Züllchow sehr gut gefallen, und dieser beschloß deshalb unter Protektion seines Freundes, des Barons von Blankenfeld, so bald als es die Umstände gestatteten, um Emmas Hand bei deren Vater zu freien, zumal der Rittmeister schon an jenem Abende bemerkt zu haben glaubte, daß er wahrschein­lich vor den Augen der jungen Dame Gnade

finden werde und auch deren Vater ein an­genehmer Freier sei.

Der Rittmeister fand daher in den folg­enden Wochen noch öfters Gelegenheit, in Gesellschaften zu verkehren, in denen er die Familie Berlitz traf und sich eifrig um Emmas Gunst bewarb. Daß dem Ritt­meister der Vater des jungen Mädchens sehr gewogen wurde, dafür sorgten inzwischen auch der Baron und die Baronin Blanken­feld, indem sie den Rittmeister als einen Edelmann von nobelster Gesinnung bezeich- »eten. Der Baron von Blankenfeld war dabei aber auch offen und ehrlich und er­wähnte, daß der Rittmeister kein Vermögen, aber seines Wissens auch keine bedeutenden Schulden habe.

Dieser Umstand machte auf Berlitz auch gar keinen nachteiligen Eindruck. Er war ja nach seiner feste» Ueberzengung reich ge­nug, um auch an einen weniger begüterten adeligen Herr'» seine Tochter zu verheiraten.

Es waren daher kaum sieben Woche» nach dem Feste bei Zacharus, wo der Ritt­meister von Züllchow zuerst Emma Berlitz kennen gelernt hatte, Verflossen, jo glaubtz auch bereits der Rittmeister, mit bester Aus­sicht auf Erfolg um Emmas Hand bei deren Vater werben zu können.

Baron Blankenfeld war als der Ver­traute des Rittmeisters in die Ausführung deS Planes eingeweiht und hatte Berlitz dar­auf vorbereitet, daß am kommenden Sonn­tage Vormittag elf Uhr der Rittmeister Ba­ron von Züllchow in aller Form um Fräu­lein Emma werben werde.

Berlitz war zwar auch über die rasche Werbung einigermaßen erstaunt, aber dieselbe schmeichelte auch wieder seinem Ehrgeize so sehr, daß er darüber ganz entzückt war, und auch bereits dem Baron-Blankenfeld ver­sichert hatte, daß er den Rittmeister als Freier mit offenen Armen anfnehmen werde. Ob zwischen Emma und dem Baron von Züllchow bereits ein festes Herzensband be­stand, dies wurde in bezeichnender Weise von den beiden Herren gar nicht näher erörtert, man hielt sie entweder für ein leicht zu be­

einflussendes junges Mädchen oder setzte als selbstverständlich voraus, daß der stattliche Offizier das Herz der jungen Dame bereits gewonnen haben müsse oder doch im Fluge gewinnen werde.

Der Rittmeister war an dem wichtigen Tage sehr pünktlich. Bereits vor elf Uhr fuhr er in glänzender Uniform in einer ele­ganten Equipage bei BerlitzenS Wohnung vor. Leich, und in mutiger Stimmung wie ein echter Hnsarenoffizier sprang er aus dem Wagen und schiitt rasch die Treppe hinauf, welche zu der so schnlichst begehrten Dame führte.

Auf BerlitzenS Befehl wartete bereits auf dem Vorsaale der Diener Daniel in goldig funkelnder Livröc auf den Rittmeister, und mit wachsenden Hoffnungen trat der­selbe in einen prächtig ausgestatttten Salon, wohin ihn Daniel unter tiefen Verbeugungen geleitet hatte.

In dem Salon wurde der Rittmeister von dem dort harrenden Berlitz sehr freund­lich, ja herzlich empfangen. Nach der stall­gefundenen üblichen Begrüßung und einigen einleitenden Redensarten begann der Ritt­meister :

Verehrter Herr Berlitz I Ich darf wohl voraussetzen, daß Sie durch meinen lieben Freund, den Herrn Baron von Blankenfeld, über den wahren Grund meines heutigen Besuches unterrichtet sind."

Als Berlitz mit einer leichten Verbeug- und freundlich lächelnd diese Worte bejahte, fuhr der, Rittmeister fort:

Verehrter Herr Berlitz, ich bin gekom­men, um Sie herzlich und aufrichtig um die Hand Ihrer Fräulein Tochter zu bitten, welche bereits an dem Abende, als ich sie zum ersten Male zu sthen die Ehre hatte, mein Herz gewann."

Eine sehr große Ehre für uns, Herr Rittmeister," erwiderte Berlitz und ergriff des Freiers rechte Hand.

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. Hofman» in Wildbad.