ben und Steuern bestritten werden. Zwei Drittel der zuerst genannten Summe werden von sehr reichen Männern, die ein unmittelbares Interesse an der Wahl haben, zusam- mcngebracht, z. B. von Fabrikanten, die einen hohen Zoll für alle ihre Branche betreffenden Waren wünschen, oder von Direktoren verschiedener Gesellschaften, die sich beim neuen Präsidenten in Gunst setzen wollen. Auf diese Art fließen oft aus den entgegengesetzten Gründen große Summen in die Wahl- bewegung.
— Ein Günstling Fortuna's. In einer sächsischen Ausstellungslotterie mit Gewinnen „i. W.", das heißt: „im Wert", hatte, wie die „Brest. Ztg." schreibt, ein Kaufmann in Seitendorf (sächsische Lausitz) laut Ziehungsliste den Gewinn Nr. 36 erhalten. Wenn Nr. 1 der Hauptgewinn ist, fo muß auch Nr. 36 »och recht ansehnlich sein, so dachte der glückliche Gewinner, vielleicht, eine Wohnungseinrichtung, eine Dreschmaschine oder etwas Aehnliches. Die Ungewißheit duldete ihn nicht länger daheim. Kurz entschlossen spannte er die Pferde vor den Wagen, holte noch drei Freunde herbei, die ihm beim Aufladen des Gewinnes behilflich sein
sollten, und fort gingS In scharfem Trabe nach der drei Stunden entfernten Ausstellungsstadt. Dort wurde den vier Männern der Gewinn anstandslos ausgehändigt — ein Baukasten im Werte von 50 Pfennigen I
— Des Deutschen Landmanns Jahrbuch 1897 von Heinrich Freiherr von Schilling. Preis 60 Pfennig.
„Mitgehen mit seiner Zeit", welcher Landwirt möchte das nicht? Auch in seiner Wirtschaft die großen und kleinen Fortschritte einführen in HauS, Hof, Stall und Feld, die die Wissenschaft und die praktische Erfahrung lehren. Aber wo findet der Landwirt Zeit und Gelegenheit sich zu belehren? Giebt es doch so unendlich Vieles, das heute gepriesen und morgen verworfen wird und nicht jedem kann man, zumal in der heutigen schlechten Zeit, zumute», unsichere Versuche zu machen. Da war es ein kerngesunder Gedanke des Freiherrn von Schilling, in der Form des jährlich wiederkehrenden Kalenders, der großen Gemeinde der Landwirte alles neue, sicher erprobte, was jedem Landwirt zu wissen nötig ist, voizutragen. Freiherr von Schilling ist ein Mann von praktischem Blick,
er hat ein warmes Herz für die Landwirt« schüft und er redet eine schöne, schlichte, einfache Sprache, die jeder Landwirt versteht. Ein ganz besonderer Vorzug ist, daß Freiherr von Schilling ein vorzüglicher Zeichner ist: gewisse Dinge, wie Maschinen, Feldfruchtarten, Tierrassen, lassen sich nicht beschreiben, die muß man sehen und so machen Abbildungen, auch farbige, die einfachen Vorträge besonders verständlich. Das Jahrbuch ersetzt vollständig den Kalender, hat also Kalendarium, Genealogie der Fürstenhäuser, Hülfstabellen, ein vollständiges Jahrmarkt- Verzeichnis. Es konnte für das nächste Jahr schon in 25 000 Exemplaren hergestellt werden und wird bald auf keines Landwirts Arbeitstisch mehr fehlen, um so mehr, als die Verlagsbuchhandlung, um es auch dem kleinsten Manne möglich zu machen, sich das Jahrbuch anzuschaffen, den Preis auf 60 Pfennig herabgesetzt hat. — Das Jahrbuch ist in jeder Buchhandlung zu haben und kann auch gegen Einsendung von 70 Pfennig in Briefmarken von der König!. Hofbuchdruckerci und Verlagsbuchhandlung TroWitzsch U- Sohn in Frankfurt a. d. Oder portofrei bezogen werden.
Der Fluch des Mammons.
Novelle von Leo Werner.
(Nachdruck verboten.)
10 .
Am Schluffe des Briefes beschwor der junge Forstmann die Geliebte, ihm in der Residenz, wo eS so viele feine Herren gebe, welche ein so reiches und gutes Mädchen wie Emma Berlitz gern heiraten möchten, treu zu bleiben wie er ihr stets treu bleiben werde.
„Deines braven Herzens bin ich ja sicher," bemerkte Franz Heim wörtlich in seinem Briefe, „aber Dein stolzer Vater, der ohne Zweifel bei einer Verheiratung seiner Tochter sehr hoch hinaus will, steht zwischen Dir und mir."
Einigermaßen erregt, las Emma den letzten Brief noch einmal und flüsterte dann leise vor sich hin:
„Der gute Franz wird von dem Argwohne geplagt, daß sich hier in der Residenz die Freier um mich drängen, und daß ich ihm untreu werden könnte. Wer soll sich hier, wo wir noch so fremd sind, weiter um uns kümmern. Auch schätzt er die Macht meines Vaters über mich wohl zu hoch. Ohne meine aufrichtige Einwilligung kann ich doch nicht verheiratet werden."
Dann schloß das junge Mädchen sorgsam die beiden Briefe weg, um sie den Augen des VaterS und der Tante zu verbergen.
* *
»
Der Baron von Blankenfeld, ein verheirateter Großgrundbesitzer und früherer Kavallertevffizier, saß an einem September- abende in einer eleganten Weinstube der Residenz und wartete aus seinen alten Freund, den Rittmeister Baron Alfred von Züllchow. Die Zeit des verabredeten Zusammentreffens war aber schon längst verstrichen und mürrisch und ungeduldig blickte der an Pünktlichkeit gewöhnte Baron von Blankenfeld nach der Thüre.
Endlich kam der Rittmeister, und wie man sehen konnte, in ziemlich erregtem Zustande. Eine fieberhafte Blässe bedeckte sein
Antlitz und seine Hände und Lippen zitterten leise, als er den Freund begrüßte und sein verspätetes Kommen zu entschuldigen bat.
„Ist Dir ein Unglück zugestoßen, Alfred?" frug teilnehmend Baron Blankenfeld bei dem Anblicke des Freundes.
„Habe allerdings so-ben ein großes Malheur gehabt," begann der Rittmeister, „meine Vollblutstute „Komet", das beste Pferd im weiten Umkreise, auf welche ich große Hoffnungen für das Herbstrennen gesetzt hatte, ist vor zwei Stunden gestürzt, und wie mir vorhin der Roßarzk erklärte, wahrscheinlich rettungslos verloren. Das Tier scheint eine innere Verletzung bei dem Sturze davongetragen zu haben."
„Das ist ein sehr bedauerliches Unglück," entgegnete der Baron. „Die Stute hat Dir wohl zwölftausend Mark gekostet?"
Der Rittmeister nickte stumm und blickte verlegen zu Boden.
„Das ist allerdings ein schwerer Schlag für Dich," fuhr Blankenfeld fort, „denn an Stelle der Aussicht auf großen Gewinn und reichliche Entschädigung für so viele Arbeit und Unkosten hast Du nun einen großen Verlust zu verzeichnen."
„ Der mich noch viel härter trifft als Du ahnst," anwortete jetzt der Rittmeister und die Worte drangen wie Stoßseufzer aus seiner keuchenden Brust. „Das feuerige, bei dem Wettrennen geradezu unübertreffliche Pferd war nicht nur mein Liebling, mein Stolz, sondern es war auch mein wertvollster Besitz. Es fehlt mir vollständig an Geld, um ein so edles Pferd wieder kaufen und nach den Regeln der kostspieligen Trainierkunst zu einem tüchtigen Rennpferd heranzubilden."
Nach dieser Eröffnung deS Rittmeisters entstand eine trübe Pause in der peinlichen Unterhaltung der beiden Freunde. Nach einiger Zeit sagte der Rittmeister zu dem Baron:
„Ich möchte Dich bitten, mir zu helfen, Arno. Du bist noch reich und ich bin jetzt arm."
„Ich will etwas für Dich thnn, Alfred,
und werde Dir zehntausend Mark leihen," erwiderte der Baron, „doch da Dir voraussichtlich damit auf die Dauer nicht geholfen ist, so möchte ich ein ernstes Wort über Deine Zukunft mit Dir sprechen."
»Ich höre gern Deinen Rat," entgegnete der Rittmeister. „Du hast als Kavallerie« officier und als SportSmann Dein Vermögen zugesetzt, bemerkte Blankenfeld mit gedämpfter Stimme.
Der Rittmeister nickte Stumm und verlegen.
„Mit den zehntausend Mark, welche ich Dir leihen will, kannst Du aber so wir Du es bisher gewohnt gewesen bist, nicht lange wirschasten, es muß also möglichst bald eine Aendernng in Deinem Leben eintreten, Alfred."
„Meinst Du, daß ich künftig sehr sparsam leben oder meinen Abschied nehmen und in einem stillen Winkel von meiner Pension leben soll?" frug der Rittmeister und schlug seine Augen plötzlich stolz auf. Auf diese Weise beschließe ich so leicht mein Leben nicht. Das hat noch Zeit, und ich bin nicht der einzige Officier, welcher kein Vermögen besitzt."
„Ich wollte Dir auch nicht gerade raten, Deinen Abschied zu nehmen, Alfredantwortete der Baron Blankenfeld, „sondern mein aufrichtiger Rat geht dahin, daß Du Dich sobald als möglich mit einer reichen Dame verheiraten mußt. Du bist erst steden- unddreißig Jahre alt, also im besten Mannesalter, wo man noch heiraten kann."
„Das ist leichter gesagt als gelhan," bemerkte der Rittmeister. „Meine Freiheit als Junggeselle habe ich bisher immer sehr hoch geschätzt, und ich habe auch oft gedacht, daß ich mit meiner ausgeprägten Passion für 'den wagehalsigen Rcnnsporl auch gar nicht recht zum soliden Ehemann passe."
„Ich glaube, daß Du in dieser Hinsicht ein einseitiges Urteil hast," erklärte der Baron. „An der Seite einer braven Frau und im Kreise lieber Kinder dürften sich vielleicht Deine Passionen für die Pferde und den Rennsport bald auf ein vernünftiges Maß beschränken lassen." (Forts, folgt.)
Redaktion, D».uck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad,