Rundschau.

Die Wahl des Verwaltungökandidaten I. Feldweg von Calw, z. Zt. Stadtschult- heißenamtsajsistent in Altensteig, znm Schult­heißen in Höfen (Neuenbürg) wurde be­stätigt.

Wangen, 2. Mai. Von unbekannter Hand wurden vorgestern der Oberamtspflegr 1000 ^!l aus Stuttgart übermittelt. Der Absender bemerkt nur, daß die Summe ge­sammelt worden sei für die durch das Hoch­wasser Beschädigten. Als Unterschrift waren nur die Zeichen 0. k'. beigesetzt.

Plochingen, 1. Mai. Gestern fand in dem benachbarten Baltmannsweiler eine Hoch­zeit statt, wobei der 13jährige Sohn einer Witwe beauftragt wurde, während des Kirch­ganges eine Schußwaffe zu halten, bis der Zug zurückkäme; unterdessen spielte der Knabe mit dem Gewehr und zielte mehreremalc im Uehermute auf den 8 Jahre allen Sohn des dortigen Forstwarts Klingler plötzlich ging der Schuß los, wobei der Ladstock dem armen Knaben durch den Hinterkopf fuhr, zum Auge herauskam und der Tod des Getroffenen als­bald eintrat.

Besigheim, 2. Mai. (Amtseinsetzung.) Heute vormittag fand die Beeidigung und Amtseinsetzung deS seitherigen Herrn Stadt- Pfleger Köhler als Stadtschultheiß hier durch Herrn Amtmann Scheich auf hiesigem Rat­haus statt. In eindringlichen Worten er­innerte Herr Amtmann Scheich Herrn Köhler an die verschiedenen Pflichten eines Ortsvor- standeS, worauf der neue Herr Siadtschult- heiß das Versprechen ablegtk, den Pflichten seines Amtes seine ganze Kraft zu weihen. Zu dem Akte hatte sich eine größere Zahl hiesiger Bürger eingefunden, auch war das Rathaus und die Wohnnng des Herrn Sladt- schultheißcn mit Maien und Guirlanden fest­lich bekränzt.

Lampoldshausen, 1. Mai. (Erfolgreiche Haussuchung.) Am 7. v. M. wurde be­kanntlich aus der Gemeindekasse 1000 ^ gestohlen. Ein hier ar.jäßiger, von Kocher- steinöfeld gebürtiger Bürger, Anton Domino, war stark verdächtig und wurde deshalb in Untersuchung gezogen. Derselbe leugnete je­doch beharrlich, auch konnte kein Geld bei ihm vorgefunden werden. Man hielt letz­teres bereits für verloren und mancher andere wurde deshalb verdächtigt. Nun machte der hiesige Landjäger SchmauS mit einigen Bür­gern heute sich wiederholt auf die Suche im Ziegenstall des Domino und da fand sich unter der Thürschwelle des Ziegenstalls eine sogenannte Schmierbüchse eingegratun, in wel­cher sich die Summe von 720 ^ (teils in Papier, teils in Gold und Rollen) vorfan- den. Allgemeine Freude herrschte bei diesem glücklichen Funde und der endlichen Entdeck ung deS Diebes. Hoffentlich gelingt es die noch fehlenden 280 ^ auch ans Tageslicht zu fördern.

Neuenbürg, 30 April. Zu dem Brand­unglück in Kapfenhardt hat sich leider her- ausgestellt, daß von den Abg brannten 3 nicht versichert waren- Alle 3 sind arme Leute, die nun durch den Brand auch das Wenige, das sie besissen, vollends verloren haben. Einer derselben konnte sich nur i och durch einen Sp>ung aus dem Fenster retten und hatte nicht unbeträchtliche Brandwunden da­vongetragen, die seine Ausnahme in das Be- zirkskrankenhaus notwendig machten. Die Teilnahme für die Abgebrannten ist allgemein,

da auch von den Versicherten einzelne sehr schwer geschädigt sind. Werkthälige Hilfe thut hie not, da die arme, an einem Berg- abbange liegende und durch den Bau einer kostspieligen Wasserversorgung ohnedies hart angelegte Gemeinde hiezu außer stände ist.

Mlinsingcn, 3. Mai. Letzten Samstag war der Kriegsminisier Schott v. Schoiten- stein in Begleitung der beiden AbteilungS- chess im Kriegsministerium, des Geh. RaiS v. Horion und des Obersten v. Frendenberg, hi,r zur Besichtigung des Lagerplatzes auf dem Truppenübungsplatz und der Arbeiten für die Wasserversorgung. Wie verlautet, soll nunmehr in allernächster Zeit mit den umfangreichen Lagerbaute» begonnen werden. Die Vergeburrg ist derart geplant, daß eine Anzahl Lose gebildet werden, um auch solchen Unternehmern die Beteiligung zu erleichtern, welche ihr Geschäft in kleinerem Umfang be­treiben. Die Militärverwaltung scheint auf großes Interesse für die Sache in beteiligten Geschäftskreisen des Landes zu rechnen.

Sonnenwirt Bnrkhardt in Neuenstein, ein eifriger Fifchzüchter, soll es laut einer Meldung derTüb. Ehr." verstanden haben, Bachsaiblinge, welche in einer größeren Brunnenschale aufgezogen werden, so zu zähmen, daß sie ihm aus der Hand fressen, ja das mehrere Zentimeter über dem Wasser­spiegel gehaltene Futter durch Emporschnellen aus dem Wasser zu fassen vermögen. Einer dieser Fische läßt sich ruhig durch die Hand seines Besitzers fangen und zeigen.

Sangerhausen, 27. April. (Verfrühte Ovation.) Der schon bejahrte Pastor eines Dorfes unseres Kreises hat die Absicht, eine Ehe einzugehcn. Der Cantor des Ortes teilte dies seinen Schülern mit und sagte: Wir werden am Hochzeitstage dem Herrn Pastor ein Ständchen bringen. Nach Ab- stngung der Lieder bringe ich ihm meinen Glückwunsch dar, und sobald ich meine rechte Hand erhebe, ruft Ihr alle:Hurrahl" Am vorigen Sonntag nun bot sich der Pastor in der Kirche selbst auf. Als er gerade damit fertig war, erhob zufällig der Cantor seine Hand und in demselben Augenblick er- >önte von den Lippen der Schüler ein kräf­tigesHurrah", in das vergnügt auch einige Alte mit einstimmten.

DerReichsanzeiger" veröffentlicht eine Verfügung des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe vom 22 April 1896 wegen Aus­übung der Strafgerichtsbarkeit und der Dis­ziplinargewalt gegenüber den Eingeborenen in den Schutzgebieten. Darnach wird die Strafgerichtsbarkeit über die Bevölkerung von dem Gouverneur, bezw. dem Bezirks­amtmann geführt. Die Verhängung einer Prügelstrafe ist nur unter besonderen Be­dingungen gestattet und darf nicht gegen Araber, Frauenspersonen und Kinder er­kannt werden. Die endgültige Verhängung der Todesstrafe steht allein dem Gouverneur zu. In Fällen, wo der Bezirksamtmann auf solche erkannt hat, ist sofort dem Gou­verneur unter Einsendung der Akten Bericht zu erst Uten. Die Bezirksamtmänner und Stationsvorsteher haben Vierteljährlich über die vollstreckten Strafen an den Gouverneur zu berichten. Diese Berichte sind dem Aus­wärtigen Amt der Kolonialabteilung vorzu- legen.

Berlin, 2. Mai. Der Kaiser verlieh dem Fürsten von Bulgarien denSchwarzen Adlerorden", dem Ministerpräsidenten Stoi-

losf denRoten Adlerorden", dem Kriegs­minister Pelroff denKronenorden erster Klasse". Außerdem wurde das ganze Ge­folge dekoriert.

Das Spielen mit Streichhölzer hat dem siebenjährigen Töchterchen des Eisenbahn­schaffners Reinigen in Limburg a. L. das Leben gekostet. Es hatte in Gemeinschaft mit anderen Kindern auf einem freien Gelände, nicht weit von der elterlichen Wohnung ent­fernt, mit Streichhölzern gespielt und dabei sein Kleid entzündet. In der Angst liefen natürlich die Gespielinnen von dannen, wäh­rend das unglückliche Mädchen hifloS ver­brannte. Vorübergehende fanden es noch lebend vor; nur noch die Lederschuhe waren am Körper, alles andere hatte das Feuer schon vernichtet. Aerztliche Hilfe erwies sich als vergeblich und unter unsagbaren Schmer­zen verstarb das Kind alsbald.

Am Mittwoch ereignete sich auf dem Exerzierfelde bei LiNZ a. Donau ein bedauer­licher Unglücksfall. Beim Geschützexerzieren des 40. Artillerie-DivistonS-RegimenlS stießen ein Lieutenant und der dem Regiment zuge- teilte chilenische Artilleriekapitän Louis Vial i» vollem Galopp mit ihren Pferden derart aneinander, daß beide von den Pferden stürz­ten. Der österrichische Offizier blieb unver­letzt, während Kapitän Vial, der unter sein Pferd zu liegen kam, bewußtlos vom Platze getragen wurde. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.

Eine Papierfabrik im bayerischen Walde lieferte, wie Münchener Blättern zu entnehmen, vor einigen Tagen vor eigens dazu geladenen Zeugen eine Probe industrieller Fixigkeit, indem früh morgen« im nahen Walde Bäume gefällt, nach 2 Stunden die daraus gefertigten Papiermassen und nach weiteren 2 Stunden 25 Minuten die aus diesem Papier hergestellten Zeitungen (?) vorgezeigt wurden.

Aus der Suche nach Arbeit.Hier finden tüchtige Biertrinker dauernde u. lohn­ende Beschäftigung« so lautete die In­schrift eines Bierschildes in einer Hollenouer Wirtschaft. Dieses verlockendeArbeitsge­such" hatte sich ein Sluckateurgehiife auS Kiel als tüchtiger Biertrinker zu Nutze ge­macht und in der Wirtschaft sehr andauernd gezecht. Als der Wirt endlich Zahlung ver­langte, hatte der merkwürdige Gast die Kühn­heit, mit sardonischem Lächeln auf das Bier- ichild mit der v-rh-ißungsvollen Inschrift zu verweisen und noch dazu denLohn" für seine feuchtfröhliche Thätigkeit zu beanspruchen. Er würde den Lohn auch abtrinkcn, wannS nicht anders sein könnte," äußerte er mit dem vergnügtesten Gesichte von der We>> Dem Wirte blieb nichts Anderes die Polizei zu holen. Diese sa.

Namen des seltsamenArbeiters ließ ihn aber laufen, da er fortwähre»» auf das Schild verwies, im besten Glauben gehandelt haben wollte und verschlug, der Wirt solle ihn verklagen. Dieser mußte nach Lage der Sache auf den Zivilweg verwiesen werden, dürfte aber das verhängnisvolle Schild sofort entfernt haben, um nicht noch anderenAr­beitslosen" nach dieser Richtung hin lohnende Blschäfligung zu geben.

Die seit kurzem in Lüttich eingeleitete Untersuchungen über Verbrechen gegen das keimende Leben nimmt einen immer größeren Umfang an. Außer vier Hebamen und einem Apotheker wurde letzter Tage eine würdig