Rundschau.
Stuttgart, 18. Nov. AusAbgeordneten- kreiscn nnrv mugeteilt, daß der Termin des Zusammentritts des Landtags neuerdings definitiv auf den 4. Dez. festgesetzt ist. Der Wiederzusammentritt iu dem nächsten Jahr Werde erst im März erfolgen.
Stuttgart, 19. Nov. Zur Feier der 25. Wiederkehr ver Tage von Villiers u. Cham- pigny wird das Gren-Reg. Nr. 119 am Samstag den 30. Nov. vormittags einen Feldgottesdienst abhallen. Es werden etwa 1100 Veteranen anwesend sein. Nachmittags 5 Uhr ist große Zirkusaufführung- an welcher auch der König und die Königin teilnehmen werden. Am Sonntag, de» 1. Dez. findet im Festsaal der Liederhalle festliche Vereinigung der württembergischen Veteranen statt, woran auch der König und die Königin teilnehmen werden. Das Regiment 125 feiert den Tag von Champigny am 2. Dez. Abends sind Aufführungen im Festsaal der Liederhalle, die voraussichtlich gleichfalls von den Majestäten besucht werden. — Der Vorstand des LicdeekranzeS Oberpostmeister Steidle wurde vom deutschen Kriegervercin „Königin Olga" zum Ehrenmitglied ernannt.
Tübingen, 18. Novbr. Sc. Maj. der König von Sachsen ist gestern nachmittag hier eingetroffen und wurde am Bahnhof von Seiner Maj. dem König von Württemberg empfangen. Hierauf fuhren Höchstdieselben sofort nach Bebcnyausen.
Gmünd, 16. Novbr. Heute vormittag wurde der Mörder Sauter von Ellwangen aus hier eingeliefert. Am Bahnhofe hatte sich, wie dem Schw. B. geschrieben wird, eine ungeheure Menschenmenge eingefunden, die den Messerhelden auf seinem Wege nach dem Amtsgericht mit den verschiedensten Verwünschungen und Drohungen begleitete. Sau- tec war an den Händen geschlossen und wurde unter scharfer Bedeckung ins Gefängnis gebracht. Er machte einen schlechten Eindruck und blickte finster zu Boden. Sein ganzes Benehmen war das eines rohen Menschen.
Freudenstadt, 18. Nov. In dem Sladt- wald Schetlkopf wurde der 65 Jahre alte Gabriel Wettert, Bäcker von hier, welcher seit etwa 6 Wochen vermißt wird, gestern früh erhängt aufgefunden.
Hall, 17. Nov. Heute passierte hier ein größeres Unglück. Einem Milchsuhrmann ist an seinem Wagen an der Crailsheimer Steige die Mücke gebrochen ; das Pferd ging durch. Der Fuhrmann sprang ab, während ein tn mittleren Jahren stehender Mann, der ebenfalls auf dem Fuhrwerk saß, sitzen blieb. In unmittelbarer Nähe des Gymnasiums wuroe letzterer abgeworfen und erlitt einen Schäbelbruch. Nach Aussage des Arztes soll derselbe höchst wahrscheinlich seinen Verletzungen erliegen. 2 Kinder im Alter von 5 und 11 Jahren wurden ebenfalls mehr oder weniger verletzt. Das Fuhrwerk ist vollständig unbrauchbar. Die auf dem Wagen befindliche Milch ergoß sich in Strömen den Berg hinab.
Ulm, 18. Nov. Regierungsrat Flox- land an der hiesigen KreiSregierung erkrankte vor einiger Zeit an einer Zellengewebe-Entzündung am rechten Fuß. Diese Entzündung wurde in den letzten Tagen so bösartig, daß der Brand entstand und Professor Dr. v. Bruns von Tübingen gerufen werden mußte, der dem Patienten das Bein zwischen dem Knie und Knöchel adnahm. Heute vor
mittag ist nun Reg.-Rat Flaxland gestorben.
Höchst a. M-, 17. Nov. Einen Mordversuch hat die erst 14 Jahre alle Dienstmagd Elise Gatiinger aus Hasselbach am SamSiag abend an dem etwa sechs Monate alten Kinde des Metzgermcisters Messer verübt, indem sie d em Kleinen Schwefelsäure in den Mund goß. Der Vater des Kindes hörte den Angstschrei und lief sofort nach der Thoeeinfahrt, in welcher die Thal begangen worden war. Das Mädchen leugnete zwar in der frechsten Weise, dem Kinde irgendwie etwas zu Leide getban zu habe, doch zeugen die in der Thorfahrt stehende offene Flasche, sowie die Säueiflecken auf den Kleidern des Kindes und ein großer Fleck auf der Erde unzweifelhaft für die Schuld des Mädchens. Als einziges Motiv für die That kann nur der Umstand angesehen werden, daß das Mädchen gerne zur Nachkirchweih in Haffelbach gehen wollte, hierzu aber keine Erlaubnis bekam, weil es schon am vergangenen Sonntag und Montag zur Kirchwech daselbst gewesen war. Glücklicherweise hat das Kind von der Säure nichts geschluckt, so daß nur eine starke Verbrennung des Mundes stattgefunden Hai und Lebensgefahr nicht mehr vorliegen soll.
Straßburg , 18. Nov. Das „Straßb. Tagebl." berichtet: Als gestern mittag ein Schutzmann eine Amtshandlung vornahm, wurde er von einem Maurer Schmidt unter beleidigenden Ausdrücken daran gestört. Im Verlauf der Streitigkeiten, nachdem noch mehrere andere Bursche eine drohende Haltung angenommen hatten und die Situation für den Beamten gefährlicher geworden war, zog dieser seine Waffe und versetzte damit dem Angreifer einen Stich durch den Leib, sodaß die Waffe zum Rücken wieder heraustrat. In den Spital verbracht verstarb derselbe.
München, 19. Nov. Di- „M.N.N." melden aus Meran: Am Sonntag nachmittag fand ein von der Kurverwaltung veranstaltetes Konzert der Kapelle des Infanterieregiments von Trient statt. Nach dessen Schluß wurden die Musikanten von einem Musiklreunde im Restaurant mit Wein traktiert. Die Musikanten verließen sehr animiert das Lokal und fielen alsbald über Tiroler Bauern her. Zwei Bauern wurden getötet, Viele andere mehr oder minder schwer verletzt. Strenge Untersuchung ist eingeleitet.
Riemke bei Bochum, 18. Nov. Hier verbrannten bei einer Feuersbrunst 2 Kinder im Alter von 10 und 11 Jahren.
Worms, 17. Nov. (Familiendrama.) Der hier in einem Konfektionsgeschäft ausgestellte Zuschneider Otlü hat sich mit seiner Frau am Betlposten erhängt, nachdem sich beide zuvor hochzeitlich geschmückt hatten. Ursache der That ist ein Lungenleiden des Mannes; die Frau aber wollte ihren Mann auch im Tode nicht verlassen.
Stallllpönen, 16. Nov. Mutterstolz.) Vor einigen Tagen trat eine Landfrau der Umgegend an einen hiesigen Soldaten, der auf Posten war, mit der Frage heran, ob er auch ihren bei derselben Truppe befindlichen Sohn kenne, der bereits die Gefreilen- knöpfe trage. Als er dies bejahte, rief das Mütterchen, jedenfalls im Gefühle, daß ihr Sprößling schon die erste Klippe zum Generalfeldmarschall erstiegen habe: „Ja, ja, mein Sohn Gustav ist ein tüchtiger Kerl; obgleich er Gefreiter ist, läßt er sich doch von jedermann sprechen, als ob er nur Ge
meiner sei; denn Stolz kennt er überhaupt nicht."
Newyork, 13. Nov. Eine Depesche aus Granada (Mexiko) zufolge ist eine große Schule abgebrannt. 150 Schüler befanden sich darin. 31 Leichen, darunter die eines Lchrees, sind geborgen. Man vermutet Brandstiftung. Zwei vom Lehrer jüngst bestrafte Knaben sind verhaftet worden.
— Die Gehälter der Oberbürgermeister (vezw. ersten Bürgermeister in den deutschen Großstädten) sind folgende: Es gewähren Berlin 30 000 Mk., Frankfurt a. Main 26 000 Mk., Breslau 21 000 Mk.. Köln 20 000 Mk., Magdeburg, Elberfeld und Düsseldorf je 18 000 Mk, Altona 17 000 Mk., Stettin, Königsberg, Dresden, Stuttgart, Leipzig, Danzig, Barmen und Mannheim je 15 000 Mk., München 13 800 Mk. Charlottenburg und Dortmund je 13 500 Mark, Halle a. S. 13 000 Mark, Metz 12 500 Mk., Freiburg, Chemnitz, Posen, Kassel, Aachen, Mainz und Wiesbaden je 12 000 Mk., Erfurt 11 000 Mark, Potsdam 10 000 Mk.
— Gesundheitssohlen gegen kalte Füße
an denen in jetziger JahreSz>it viele leiden, kann man sich leicht selbst Herstellen, indem man sich dem Fuße entsprechende Sohlen aus Pappe schneidet und dieselben dann mit Eiweiß bestreicht. Hierauf bestreut man die beiden Seiten der Sohle mit Wollstaub und überplättet diesen mit einem heißen Plätteisen. Dadurch wird ein festes Aneinanderhasten von Wollstaub und Eiweiß Herbeigesührt und - eine recht hübsche, sehr wärmende Einlagesohle gegen Kälte, Nässe und dergleichen ist fertig. Das Fabrikat empfiehlt sich zudem allen sparsamen Leuten durch seine unvergleichliche Billigkeit.
— Feuerallarm durch einen Liebesbrief. Aus Newark in New Jersey wird der folgende heitere Vorfall berichtet: „Eine junge Dame kam unlängst eiligen Schrittes nach der Ecke von Lawrence- und Mechanic-Straße und suchte, einen großen Brief in der Hand haltend, nach einem Briefkasten. Ein solcher ist dort nicht vorhanden, wohl aber ein Feuermelder, den die Dame augenscheinlich für einen Briefkasten hielt. Zwar hatte er keine Klappe, um den Brief einzulassen, aber da war ja der Schlüssel zu dem neumodischen Ding, und bald war die Thür geöffnet und der Brief mit Macht hineingeschoben. Ader da ertönte auch schon das eigentümliche Rasseln der Maschine, und ehe die junge Dame sich von ihrem Staunen erholen konnte, wurde schon eine Dampfspritze sichtbar. Mit Riesenschritten eilte nun das Fräulein von dannen. Die Strafe für falschen Feuerlärm ist fünfhundert Dollars, aber die Briefschreibcrin wollte ganz gewiß keinen Ulk machen, und so ließ man sie ungehindert entkommen." Jedenfalls war cs ein stammender Liebesbrief, der diese Alarmierung der Feuerwehr veranlaßt!
(Schlagfertig.) Ein dicker Herr ist im Eisenbahnwagen ein wenig eingenickt, hört aber doch noch, wie einige junge Leute sich über ihn lustig machen. Ais einer sagt: „Der Dicke ist ein wahres Bierfaß I" öffnet er die Augen und erwidert: „Sie irren sich, ein Faß ist von Reifen umgeben, ich aber von Unreifen."
(Selbstbewußt.) Trinker: „Bin i' a kluger Kerl I I' bin nämlich so klug, die Leut' mei' Klugheit nit merken z' lassen