wie sie eben den Kanal passiert, der Hochbrücke bei LevenSau, des Hamburger Rathauses und Kieler Schlosses enthält.
Während der Festtage in Hamburg ließ die Firma zwei für Reclame-Zwecken dccorierte Dampfer auf der Elbe verkehren, die gleichzeitig zu Luftfahrten für die Hamburger Kunden dienten, deren die Firma in der alten Hansastadi nicht weniger als 700 zählt. Diese geschmackvolle Propaganda begegnete überall freundlicher Aufnahme und dürfte auch ihren Zweck, den als hygienisch wertvoll geltenden Kalhreiner's Malz-Kaffee immer mehr bekannt zu machen, wohl erreicht haben.
Vermischtes.
.-. Eine unüberlegte Antwort. Als sich in Paris das Gerücht vom Tode Georgs III. von England verbreitete, begab sich ein mit Talll yrand befreundeter Bankier zu dem Minister, um von demselben die Wahiheit zu erfahren. „So viel ich weiß," sagte der Staatsmann, „sind zwei Gerüchte im Umlauf; das eine sagt, der König sei tot, das andere, er sei noch am Leben; ich für meinen Teil glaube weder das eine, noch das andere;
aber bitte, betrachten Sie diese Mitteilung als streng vertraulich."
.'. (Ein Schlauberger.) „Papa, ich weiß jetzt schon, was ich Dir zu Deinem nächsten Geburtslag kaufe I" — Nun , was den 2" — „Einen gemalten Pfeifenkops I"
— »Ja, ich habe aber doch schon einen sehr schönen I" — „Den Hab' ich aber g'rod zerbrochen I"
(Schwer zu beantworten.) Junge Frau (im Theater bei der Aufführung von Goethes Faust): „Du, Arthur, sag mir, warum hat eigentlich der Faust sein Grcth- chen nicht geheiratet?"
(Was gekommen ist.) „Hier hatte ich voriges Jahr Erbsen gepflanzt; aber was meinst Du, was gekommen ist?" — „Alter Witz das ! Erbsen natürlich I" — „Nein; die Hühner, und die haben sic ausgebuddelt und aufgefresien I"
Gute Entschuldigung. Mama: Wo hast Du denn die 50 Kreutzer her, Fritz?
— Fritz: Die hast Du mir doch gestern für die Heiden gegeben. — Mama: Warum hast Du sie nicht dem Lehrer abgeliefert?
— Fritz: Weil der Lthrer heut zu mir gesagt hat, ich wäre der reine Heide.
.-. (Die innere Stimme.) Junge Frau: „Meine innere Stimme sagt mir . . ." Gatte: „Um Gottes willen, eine innere Stimme hast du auch noch?"
.-. (Vergebliche Mühe.) Aktienbesitzer: „J'tzt tunk ich doch jeden Abend so viel von dem Bier, und doch sind die Aktien nicht gestiegen I"
K i n d e r l u st.
Ei hei! Jetzt sterben die Tiere dahin!
Ja siehst Du, Mariechen, das ist doch probat,
Mit diesem vortrefflichen Zacherlin,
Ganz anders, als neulich das Surrogat.
Und sah auch die Flasche wie diese hier aus, Etikett' und ähnlicher Nam' daneben,
Es machte kein einz'ges Jnsect sich was draus, So viel wir auch stäubten, sie blieben am Leben.
Es fehlte die Kraft, diese Tiere zu tödten. — Jetzt! — Schau' nur, wie flink aus dem Rücken sie liegen;
Ein einziges Stäubchen nur und — sie gehen flöten I Da macht das Jnsectenvertilgen Vergnügen!
Drum müssen wir nochmal zum Krämer hinlaufen, Dann woll'n wir erst gründlich die Flasche be- schau'n;
Er soll uns gewiß kein Surrogat mehr verkaufen: Nur echt' Zachertin; auf das kann man bau'n!
Die Tochter des Meeres.
Roman von A. Nicola.
(Nachdruck verboten.)
23.
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, Mylady. Ich hörte nichts weiter, als daß sie ihren Vater verlor und die Wirtschaft aufgelöst wurde. Meines Wissens erfuhr auch Niemand, wohin sie ging. Jetzt, da der Tod sie da hingerafft hat und sie in ihren Gräbern ruhen, kommt mir Alles wie ein Traum vor."
„Wie hieß das Mädchen?" fragte Marian leise.
Frau Asion zögerte.
„Vielleicht ist es besser, wenn ich ihren Namen auch jetzt verschweige," erwiderte sie endlich schüchtern, „Es könnte einen Fluch auf die Unschuldige laden, wenn ich das traurige Geheimnis verriete."
Lady Marian stand mit der ruhigen Miene enlschtvsseuer Würde auf.
„Sehen Sie hier, Frau Aston," sagte sie uns wies auf einen Siegelring, den sie an ihrer weißen Hand trug. „Dieses Juwel fand ich in einem Toilettekasten, der, glaube ich, jahrelang in dem unbenütztcn Zimmer im nördlichen Flügel gestanden hat. Es ist ein Monogramm auf dem Ring . . . vermutlich ist ein verborgener Platz für eine Haarlocke darunter, obgleich ich noch keine Feder entdecken konnte. Sind Das die Anfangsbuchstaben der verderblichen Schönheit?"
Es war nicht schwer zu bemerken, daß der Ring der Haushälterin nicht unbekannt war, denn ihre Augen ruhten mit mehr Trauer als Neugier auf demselben.
„Wehe! Wihe, Lady Marian! Was konnte Sie verleiten, dieses unheilbringende Kleinod zu tragen?" sagte sie und erbebte leicht, als sie es ihrer Herrin zurückgab. „Ihre Vermutung ist richtig. Diesen R'ng gab sie Sir Philipp, und ich glaube, der Ring hat viel Unheil gestiftet. Er wollte ihn unverhvlen tragen, und als der junge Lord ihn eines Tages bemerkte, wollte er ihn seinem Bruder vom Finger reißen, wie
ich hörte, denn er konnte es nicht ertragen, wenn ihre Augen auf einen Anderen sielen als auf ihn; und der Gedanke brachte ihn von Sinnen, daß sie seinem Nebenbuhler ihr Haar und einen Ring gegeben hatte."
„Wenn sie es dennoch war, wurde sie dafür bestraft," versetzte die Haushälterin, die Nachsicht mit der Unglücklichen zu haben schien, welche so viel Kummer über die Familie gebracht hatte. „Aber da Sie einmal so viel entdeckt haben, können Sie ebenso gut das Uebrige erfahren. Die Buchstaben bedeuten Jda Constanze Merrick, und auch mit dem Haar haben Sie Recht . . . es ist unter der goldenen Platte verborgen, wenn der junge Lord es in seinem Zorne nicht heransgenommen hat."
„Versuchen Sie, ob Sie die Feder nicht öffnen können," rief Marian eifrig.
Die Haushälterin gehorchte, und obgleich ihre Finger zitterten, ehe sie die kleine gutverborgene Feder finden konnte, gelang es ihr doch endlich, die kleine Platte zu öffnen und die glänzende Haarlocke blos zu legen.
Marian blickte dieselbe mit einer gewissen Ehrsucht an.
„Das dunkle, glänzende Haar mußte einer Brünetten gehört haben," dachte sie in ihrer Unschuld.
Und sie stellte sich das blitzende, gefährliche Auge vor, das stolze Bewußtsein der Schönheit in den edlen Zügen mit dem anziehenden Zauber, daß sie unwiderstehlich sei.
„Giebt es kein Bild von Miß Merrick?"
„Gewiß!" Eine Menge von Bildern waren von ihr da, aber die sind wohl alle fort. Ein Miniaturbild wurde mit dem jungen Lord begraben, und ein lebensgroßes Porträt von ihr wurde nach dem Vorfall aus der Galerie entfernt. Wo das hingekommen ist, weiß ich nicht. Ich glaube, eS wurde auf Befehl Lord Marston's, als derselbe über seinen verwundeten Sohn in höchster Verzweiflung war, in Stücke geschnitten. Sir Philipp hat jedenfalls auch eins gehabt. Doch werden Sie wohl kaum je eins Von ihr zu sehen bekommen, und das ist recht gut. Mir wird ganz elend zu Mute, wenn
ich von dem unglücklichen, irregeleiteten Mädchen spreche," fuhr sie fort. „Der Himmel weiß, daß es besser ist, das einfachste Geschöpf zu sein als wie sie ihrer Schönheit wegen Blut auf dem Gewissen zu haben."
Lady Marian blieb still und gedankenvoll während dieser langen Rede.
Ihre Aufregung schien vorüber zu sein, und einer seltsam unnatürlichen Ruhe Platz gemacht z» haben.
„Ist Das Alles was Sie wissen . . . was Sie mir sagen können, Frau Aston?" fragte Sie zerstreut.
,,Ja, liebe Lady," lautete die Antwort, ,,abcr können Sie jetzt nicht ein wenig schlafen? Sie sehen so müde aus. Was nützt es, sich um Vergangenes zu sorgen? Was geschehen ist, läßt sich jetzt nicht mehr ändern."
In Lady Marian's Augen lag die halb unbewußte Mattigkeit, die dem Schlafe vor- angehk. Ais Frau Aston sich während ihrer letzten Worte mehr und mehr von dem Sopha entfernte, schrack das Mädchen plötzlich auf.
„Ja, Sie haben Recht. Vielleicht kann ich ein wenig schlafen, wenn ich allein bin. Gehen Sie . . . ich werde klingeln, wenn ich etwas brauche."
Die Haushälterin stellte eine silberne Glocke auf den Tisch neben dem Sopha und zog sich zurück.
Die Geschichte, die sie soeben gehört hatte, klang Lady Marian noch in den Ohren.
Die dadurch heraufbeschworenen Bilder tanzten phantastisch vor ihrem inneren Auge.
Der stolze, ernste Vicomte, der leidenschaftliche, großmütige Philipp, und sie, die schöne Jda Merrick, die Urheberin des verhängnisvollen häuslichen Zwistes, schienen in ihrer Einbildung greifbare Formen an- zunehmen, und schließlich glaubte ihre erhitzte Phantasie de» h fügen Streit, den Kampf, das Stöhnen des Opfers, die fliehenden Schritte des Siegers zu hören.
So lebhaft ihre Phantasie sich dieses Bild ausmalte, vernahm sie doch einen leisen Schritt auf dem Kiesweg in dem Garten unter ihrem Zimmer.
(Fortsetzung folgt.)
Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hofmann),