Erbin und eS wurden ihr auch von ver­schiedensten Seiten Geldanerbieten gemacht wegen weiterer Betreibung der Sache. Der Amtsvorsteher zog jedoch beim Auswärtigen Amt Erkundigungen ein und erhielt auch alsbald die Auskunft, daß die ganze Sache auf Schwindel beruhe, was der Bär am letz­ten Samstag mitgeteilt wurde. Sie war wohl niedergeschlagen, aber doch gefaßt und sagte: Dann bleibe ich, was ich bin.

Auch ein Opfer der Hitze. Aus Wien wird berichtet: Vor einigen Tagen gegen halb 7 Uhr abends klingelte das Tele­phon in der Zentralstation der Freiwilligen Rettungsgesellschaft. Auf die Frage:Was wünschen Sie?" kam folgende überraschende Antwort:Bitte sehr, befreien Sie mich! Ich bin hier, in der Gonzaga-Gasse Nr. 19, im Geschästslokal von L. u. Co. nach­mittags infolge der Hitze eingeschlafen. Als um 6 Uhr abends geschlossen wurde, be­merkte man mich nicht und sperrte mich hier ein. Nun kann ich nicht hinaus." Die Frei­willige Reltungsgesellschaft sprach dem Ge­fangenen Mut zu und kündigte ihm seine baldigeBefreiung" an. Der Chef, der die Schlüssel zum Geschäfte Halle, wurde

Die Tochter des Meeres.

Roman von A. Nicola.

(Nachdruck verboten.)

21 .

Lady Marian sah verlegen überrascht auf.

Sie war jedenfalls auf diese Mitteilung vorbereitet, wenn sie ihr auch für den Augen­blick etwas plötzlich kam.

Du hast vielleicht Recht, Papa . . . nur möchte ich wissen, was mich so nahe nahe anzugehen scheint. Darf ich fragen, wo und wie Du meinst, daß ich mein Zelt in dieser trüben Welt auffchlagen soll?" fügte sie ernst hinzu.

Meine Liebe, ich weiß, daß Du ziem­lich ercentrisch bist," sagte der Lord,und in Anbetracht Deiner ungewöhnlichen Talente bist Du ja auch dazu berechtigt. Aber hier treibst Du es doch wohl etwas zu weit. Du kannst mich kaum mißverstehen. Der Herzog von Dunbar bietet Dir in diesem Briefe förmlich seine Hand und Krone an und wartet nur auf ein Wort von uns, um her­beizueilen und seine Werbung in Person zu wiederholen."

Lady Marian wechselte bei dieser An­kündigung leicht die Farbe, aber ihre Stimme verriet doch nicht die geringste Erregung, als sie zur Aniwort gab:

Du meinst doch wohl damit, daß der Herzog mir die Krone anbjelet, um sie dem hinzuzufügen, was ich seiner Voraussetzung nach einst zu erwarten habe? Ich sollte mich von diesem Antrag wohl sehr geschmeichelt fühlen, aber weiter hinaus, fürchte ich, reicht die Dankbarkeit nicht."

Marian, ich muß gestehen, ich bin ganz verwundert, ja cmrüstet über Dich, meine Tochter, daß Du Deiner Stellung in einer so wichligen Angelegenheit so wenig Gerech­tigkeit widerfahren läßt."

Gerade das thue ich, Papa l Ich zweifle gar nicht daran, daß der Herzog die Erbin von Marston wirklich für eine sehr passende Gemahlin für sich hält. Aber angenommen, ich sei wieder Marian Biddulph, die Tochter eines Gentlemans von beschränktem Ein-

verständlgt und bald darauf konnte der Ge­fangene, ein junger Commis, das Licht der Freiheit begrüßen.

Lüttich, 8. Juli. (Die Promolion eines Blinden.) An der hiesigen Universität be­stand der 20jähr. blinde Sohn des Tuch­fabrikanten Melen aus Verviers die erste Prüfung in der Philosophiemit größter Auszeichnung," und zwar mündlich wie schrift­lich. Die schriftliche Prüfung bestand in einer Ucbersetzung aus dem Lateinischen und in einer Arbeit aus dem Gebiete der Psycho­logie. Zuerst übertrug der Prüfling daSihm vorgelesene Latein mit staunenswerter Ge­schwindigkeit in Blindenschrift (Relief) , las esmit den Fingern" nach, machte alsdann eine Relicf-Uebersetzung und wandelte diese auf einer gewöhnlichen Schreibmaschine in Druckschrift um. In gleicher Weise erledigte er die zweite Arbeit, und zwar schneller als die meisten seiner Milprüflinge. Die anwe­senden Studenten brachen bei Verkündigung des Ergebnisses in lauten Beifall ans und der Dekan der philiosophischen Fakultät, Pro­fessor Mertens beglückwünschte den jungen Blinden mit warmen Worten.

Petersburg, 9. Juli. In der Stadt

kommen und hoher Geburt . . . glaubst Du, er würde die geringste Zuneigung für mich empfinden, auch wenn ich dieselbe in Person und Charakter wäre? Das ließe sich ja auf die Probe stellen, Papa!" setzte sie be­deutungsvoll hinzu.

Marian, dieser Scherz kommt sehr zu Unrechter Zeit," entgegnete der Lord mit finster zusammengezogenen Brauen.

Ich spreche aufrichtig, Papa," versetzte sie.Noch vor wenigen Jahren war ich in der Stellung, von der ich spreche. Und ich deuke manch Mal, ob ich vielleicht nicht wie­der hinabgeschleudert werde, von der schwin­delnden Höhe."

Unsinn," entgegnete der Graf ärgerlich. Wie kannst Du so Ihörichl fein I Wie in aller Welt solltest Du Deinen jetzigen Dir gesetz. mäßig zukommenden Titel verlieren?"

O, einfach durch das Wiederauftauchen irgend eines verirrten Biddulph älterer Linie, Papa," erwiderte sie leichthin.Sieh nicht so böse drein! Ich fürchte nicht ernstlich eine iolche Erscheinung, nur kann ich mich nicht ganz damit zufrieden geben, daß der Brüder Geburten, Heiraten und Tod vollständig er­wiesen seien. Die Alle Frau Aston behaup­tet, von Philipp's Tode habe sie nie genüg­ende Beweise erhallen."

Die Aston ist eine thörichte Frau, deren ganzes Herz an diesem Wüstling hing," er­widerte der Lord bitter,aber hier in diesem Falle ist sie weit vom Ziel, denn wir er­hielten die schriftliche Bestätigung von PH. Tode und Begräbnis, und reichten dieselbe auf meinen Wunsch ein, um das Gerücht, das sich verbreitete, zum Schweigen zu bringen. Sei keine solche Thörin, Marian, sondern gieb mir Deine formelle Erlaubnis, den Her­zog hierher bescheiden zu dürfen, und ich ver­bürge es mit meiner rechten Hand, daß kein solcher Geist bei Deiner Hochzeit erscheinen wird."

Das glaube ich wohl, denn ich werde nie mit dem Herzog von Dunbar vor dem Altäre stehen," lautete ihre feste Antwort.

Marian!" brauste der Graf auf.Das ist Wahnsinn oder ein schlechter Scherzi"

Sambrow, Gouvernement Lomsta, sind 230 Häuser niedergebrannt, lieber 2000 Men­schen sind obdachlos.

Wüstegicsdors bei Breslau, 6. Juli. (Ein Soud-riing.) Derlahme Spiller" ist dieser Tage gestorben. Außer einer baren Nach­laßsumme von 8000 wurden in seiner Behausung 95 Paar Beinkleider, 109 Hem­den, 35 Vorhemden, 19 Jacken, 70 Röcke 51 Westen, 52 Hüte und Mützen, 23 Paar Socken und etwa 5 Zir. Flicken vorgefunden.

Ein kühnes Gaunerstück. Aus Paris wird gemeldet: Einem Sconlisten, welcher in Oröäit I^onnam Geld einkassterte, rief ein Individuum zu:Sie lassen ein Bankbillet fallen," und entfloh, während der Bank­diener sich vergebens bückte, eiligst mit dessen Handtasche. Der Dieb verschwand im Straßen­gewimmel. Die Geldtasche enthielt 40 000 Fr.

Die Heirat einer Millionen-Erbin. Aus Newyork wird berichtet: Großes Auf­sehen erregt die heimliche Vermählung des Concertmeisters Nathan Franko von der Metropolitan-Oper mit Fräulein Cornelia Ruppert, der Tochter des zehnfachen Millio­närs und Brauers Jakob Ruppert. Franko trat vom Judentum zum Katholizismus über.

Entschuldige, Papa, es ist mein voller Ernst. Ich liebe den Herzog nicht u. werde ihn nicht heiraten. Ich denke wohl cs wird ihm nicht schwer werden, eine andere Braut zu finden. Netta Faro zum Beispiel ist in einem Jahre eines solchen Preises wert. Meiner Meinung nach thäte er besser, auf sie zu warten."

Und Lady Marian Biddulph soll das Nachsehen haben oder Miß Faro's abgewie- fenen Bewerber, den jungen Belsvrt nehmen?" antwortete der Lord verächtlich.Marian, lieber sehe ich Dich todt, als daß ich Das erleben sollte !"

Die Angeredete war nach der wechselnden Farbe und dem abgewendelen Gesichte zu ur­teilen, jetzt weniger gefaßt, aber sie gewann ihre Ruhe rasch wi der.

Ich muß erst noch erfahren, daß Das meine einzige Alternative ist," versetzte sic stolz.Und wenn der Herzog von Dunbar meine einzige Hoffnung ist, mich vor einer alten Jungfer zu retten, so werde ich sicher­lich nie den Myrthenkranz trage». Du kannst ihm das sagen, und ihm wie mir weitere Unannehmlichkeiten ersparen:

Mit diesen Worten 8"

Ganz wie Du willst I Ich überlasse es Deiner Geschicklichkeit, ihm meine Antwort in der geeignetsten Weise zu überbringen," sagte sie in demselben herben Tone.

Das werde ich allerdings nicht thun," erwiderte er streng.Ich werde einfach um eine kurze Frist bitten, damit Du Dir den unerwarteten Antrag überlegen kannst, und gleichzeitig unsere Einladung uns zu besuchen, wiederholen."

Ganz wie Du willst! Aber bedenke wohl, daß ich nicht verantwortlich bin für die möglichen Folgen, die daraus entstehen könnten. Du weißt, daß ich meinen Ent­schluß selten ändere . . . hier würde ich es nicht thun, und wenn ich morgen Schloß Bidulph und alles was dazu gehört darum verlieren sollte ... Da wir uns aber jetzt verständigt haben, werde ich Tomkins klingeln. Ich gedenke übrigens heute Nachmittag nach Villa Faro zu fahren." (Forts, folgt.)

Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Beruh. Hofmann).