In einer Restauration Bediensteter einen ge­fährlichen Schnitt zugezogen, und endlich ein kleines Mädchen das Schlüsselbein gebrochen. In allen Fällen hat die Sanitätswache schnelle und wirk'ame Hilfe geleistet.

Von Kreuzottern gebissen. Das herr­liche Wetter lockte an einem Tage der vorigen Woche ein junges Ehepaar aus Königsberg nach den Galtgarben. Von der anstrengen­den Fußpartie ermüdet, legte die junge Frau sich im weichen Moose des Waldes nieder und war bald etngeschlafen. Der Ehemann benützte die Gelegenheit, um für seine Gat­tin einen Waldblumenstraub zu sammeln; da plötzlich vernahm er laute Hilferufe: die junge Frau war im Schlafe von zwei Kreuz­ottern überrascht worden. Die Schlangen hatten sich um ihre Füße gewunden. In diesem Moment kam ein alter Schäfer mit einem Hunde hinzugeilt, und ohne den Zu­ruf seines Herrn abzuwarten, nahm das Tier den Kampf mit den Schlangen auf. Nach kurzer Zeit logen beide Schlangen tot am Boden. Die nunmehr vorgenommene Untersuchung ergab eine Bißwunde (die Dame hatte Zeugschuhe an) am rechten Fuß. Der Fuß schwoll zusehends an, und nachdem der

alte Hirt die Wunde unterbunden hatte, ging eS mittelst eines gemieteten Fuhrwerks der Heimat zu. Hier berief man sofort einen Arzt und demselben gelang es mittelst ope­rativen Eingriffen, die Lebensgefahr zu be­seitigen, Das treue Tier des alten Schäfers mußte den Kampf mit d. Schlangen mit dem Leben büßen ; in Folge unzähliger Bisse ver­endete es schon nach 2 Stunden.

Malmedy bei Aachen, 4. Juli. Zum Kapitel der harmlosen Irren wird derK. Vz." folgender Vorfall erzählt: Ein gewisser D. aus Lougfay, einem Dorfe der Umgegend, ist seit Jahren aus der Irrenanstalt in Düren als geheilt entlassen worden. Darauf suchte und fand er Arbeit in Belgien, gab indessen ohne besondere Veranlassung dieselbe wieder auf und traf ganz unerwartet in seinem elter­lichen Hause ein. Hier suchte er aus einem ganz nichtigen Grunde mit seinem Bruder Streit, drang mit der Ofenzange auf ihn ein und biß ihm den kleinen Finger einer Hand ab. Nur mit vieler Mühe wurde der Irre beruhigt und zu Bett gebracht. Hier nahm er Veranlassung, seine bei ihm wachende Schwester zu fragen, ob sic ihm, wie der landläufige Ausdruck lautet,gut sei", was

diese selbstverständlich bejahte. Darauf for­derte er sic auf, ein wenig näher zu treten und zog, als dieses geschehen, blitzschnell unter der Bettdecke ein scharfes Brot messer hervor, das er dem ahnungslosen Mädchen mithöhni- schem Aiiflachen in den Unterleib stieß. Die Verletzung ist derart schwer, daß an dem Auskommen de- Mädchens gczweifelt wird.

Zum Spaße erhängt. Das tragische Ende eines Sohnes einer angesehenen Familie in einer Prager Vorstadt ruft daselbst all­gemeine Teilnahme hervor. Der junge Mann saß nach dem Mittogstische lustig plaudernd mit einem Freunde unv bemerkte, er werde versuchen, sich zu erhängen. Trotz der Warn­ung seines Freundes befestigte er an dem Fensterkreuz einen schmalen Riemen, machte eine Schlinge, durch welche er mit brennen­der Cigarette im Munde den Kopf steckte und niederkniete. Nach wenigen Sekunden wurde er blau im Gesicht und sank samt dem Rie­men zu Boden. Alle Wiederbelebungsver­suche der rasch herbeigeeilten Angehörigen, sowie zweier Aerzte blieben vergebens.

Sofia, 8. Juli. Fürst Ferdinand von Bulgarien ist gestern Abend nach Karlsbad abgereist.

Die Tochter des Meeres.

Roman von A. Nicola.

(Nachdruck verboten.)

20 .

Und sehen Sie dort nach den Beweisen Ihrer Schmach I" fuhr Laty Emily fort und deutete auf das Ballkleid.Diese Beweise Ihrer Schlechtigkeit, die ein irregeleiteter junger Mann in einer vorübergehenden Laune Ihnen schickte, Ihre Ehrlosigkeit noch sicht­barer hervortreten zu lassen I Wagen Sie, dieser niederschmetternden Thatsache zu wider­sprechen.

Cora's Wangen färbten sich mit einem tiefe» Rot.

Wie? Dieses Kleid ist von Lord Bel­fert?" stieß sie mühsam hervor-Lady Emily, so wahr ich vor meinem Schöpfer Gnade zu finden hoffe, so wahr ist es, daß ich keine Ahnung davon hatte, daß er es mir schickte I Lieber würde ich ein Kleid von glühen­dem Eisen getragen haben als . . . als das Geschenk eines Fremden."

Wer sollte es Ihnen denn geschickt haben?" fragte Lady Emily spöttisch.

Wieder bemerkte Cora, in welchem Netz sie sich gefangen hatte. Wenn sie die Wahr­heit sagte, so verurteilte sie sich selbst und ihren Wohlthäter obendrein.

Ich hatte keinen Grund, danach zu forschen, von wem es kam," erwiderte sie ruhig.Vielleicht habe ich meine Vermut­ung gehabt . . . aber mehr brauche ich nicht zu sagen," fügte sie mit plötzlicher Heftigkeit hinzu. Ich wiederhole Ihnen, daß ich völlig unschuldig bin. Und wen» Sie mich dafür büßen lassen wollen, so wird das mir ange- thane Unrecht auf Sie selbst zurückfallen."

Lady Emily wurde dunkelrot.

Sind Sie von Sinnen?" rief sie. Oder wollen Sie wie eine Diebin aus dem Hause gewiesen werden? Was sicherlich ge­schehen wird, wenn Sie nicht etwas vernünf­tiger in Ihrem Reden und Handeln sind."

Nein!" sagte Cora bestimmt.Nur weil ich meine Sinne nur zu sehr beisammen habe, kenne ich das Unglück um mich herum

nur zu gut, und bleibe ich da, wohin ich aus freien Stücken nie gekommen wäre, wo mich nur Gefahr und Kummer bedroht haben, seit ich den Fuß über die Schwelle setzte. Aber Lord Faro nahm mich von meinem natürlichen Beschützer, und ohne dessen Erlaubnis habe ich kein Recht, das Haus zu verlassen. Und so lange Lord Faro's Leben in Gefahr schwebt, kann mich nur Gewalt hier forttreiben. Das aber, glaube ich, wagen sie um Ihrer selbst willen nicht," setzte sie bedeutungsvoll hinzu.

Ihre Gegnerin war ganz bestürzt über diesen unerwartet festen und bestimmten Tom Sie hatte Thränen, Bitten, Klagen erwartet, aber dieser ruhige Widerstand entriß ihr jede Waffe.

So beabsichtigen Sie, wie mir scheint, in Ihrer Dreistigkeit meinen unglücklichen Bruder mit Ihren schlauen Künsten zu umstricken, wenn er von seinen gefährlichen Wunden geheilt werden sollte?" fragte sie zitternd.

Die dunkle Röte auf dem zarten Gesicht und das Feuer in den Augen gaben eine beredtere Erwiderung als Worte.

Mit solcher erbärmlichen Verleumdung erniedrigen Sie sich mehr als mich, Lady Emily," lautete die leise Antwort.Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen."

Lady Emily verließ das Zimmer mit den Worten:

Sie werden hier bleiben, bis ich Ihnen meine Wünsche mitgeteilt habe."

Sie verschloß die Thür hinter sich.

Hätte sie vas krampfhafte Schluchzen und die Thränen sehen können, durch welche Cora ihren zurückgedrängte» Empfindungen Luft machte, würde sie ein gewisses Gefühl der Befriedigung empfunden haben.

Er darf nicht sterben I" rief Cora weinend. Er muß gerettet werden I . . . Und dann fliehe ich . . . ja, dann verberge ich mich vor diesem vernichtenden Spott und Vor­wurf!" . . .

Sie kühlte ihr Gesicht mit frischem Wasser, glättete ihr Haar, und warf das

verhaßte Ballkleid wie einen abgetragenen Lumpen in die Ecke.

Darauf öffnete sie das Fenster, das nicht hoch vom Erdboden war, trat auf das Fenster­brett und sprang hinunter auf den grünen Rasenblatz. Rasch glitt sie um die Ecke des Hauses, bis sie das Zimmer erreichte, in welchem sie vor wenig Stunden Lord Faro's verhängnisvollen Worten der Liebe und Verzweiflung gelauscht hatte.

XI.

Lady Marian erfüllte die Pflichten, die sie übernommen hatte.

Sie präsidierte stets am Frühstückstisch ihres Vaters, bereitete ihm seinen Kaffee, und erfreute sein Herz mit ihrer frohen Gegenwart und oftmals verbrachte sie ganze Stunden lang damit, daß sie ihm die Briefe und Zeitungen vorlas, welche der Postbote regelmäßig jeden Morgen nach Biddulph- park brachte.

Und obgleich ihre schönen Augen an dem Tage, von welchem wir sprechen, zer­streut über die Zeitung hinglitten, und ihre Stimme verdächtig monoton klang, merkte Lord Marston nichts von diesem Wechsel.

Er sah eine Anzahl Briefe durch.

Ha!" rief er plötzlich,das ist des Herzogs von Dunbar Handschrift! Er ist jedenfalls ärgerlich daß wir seinen Brief unbeantwortet ließen, in welchem er unS seine Absicht uns zu besuchen, mitteilt. Ich kann auch nicht begreifen, Marian, warum Du es so lange verschobst."

Es war doch keine Eile nötig, Papa, da der Herzog sich selbst anmeldete," er­widerte Lady Marian.Ich hielt es für unnütz, unsere Pläne seinetwegen zu ändern."

Lord Marston war mit dem Durchlelen des Briefes beschäftigt und auf seinem Ge­sichte zeigte sich ein sehr wohlgefälliges Lächeln.

Meine liebe Marian, ich gratuliere Dir," tagte er, und warf sich dabei in die Brust wie ein Pfau.Ich muß gestehen, ich hätte trotz all Deiner Ansprüche keine befriedigen­dere Aussicht aus Deine Zukunft erwarten können." (Forts, folgt.)

Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hofmann).