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stalt und zugleich die Einweihung des erstellten Neubaues derselbe» siail. Von I. M. der Königin war deren Sekretär Geh. Hofrat Kübel dazu entiandt worden, vom bischöflichen Ordinariat Domkapitular Ege, der auch die Weihe des Neubaues vornahm. Um 10 Uhr fand die Predigt statt, gehalten vom Herrn Domkapitular, nachher Amt, gehalten von Pfarrer Schmid in Aulendorf, und darauf die Einweihung des Neubaus, nach welcher ein kleiner Imbiß im Saale desselben eingenommen wurde. Bei dem Festmahl im Gasthof zum Hirsch wurden verschiedene Toaste ausgebracht, so von Geh. Hofrat Kübel auf die Anstalt, von Domkapitular Ege auf S. M. de» König, von Pfarrer Aich, der eigentlich der Gründer der Anstalt ist, auf den Landesbischof rc. Die Feier verlief in schönster Weise. Möge die allgemeine Wohl- thäligkut dieser Anstalt auch fernerhin segensreich wirken!
Pforzheim, 3. Juli. Die für Pforzheim so unendlich wichtige Angelegenheit W S Bahn- bau- Herrenalb—Ettlingen—Karlsruhe und Hcrrenald—Ellmendingen—Pforzheim scheint nun in Fluß zu kommen. Heute Nachmittag 3 Uhr fand auf dem hiesigen Rathaus eine Sitzung statt, zu der sämtliche Interessenten aus den betreffenden Gemeinden geladen waren. Wie der „Pf. B." hört, soll von Seiten de» badischen Eisendahnministeriums die Geneigtheit in Aussicht gestellt worden sein, für das Bahnprojekt im nächsten Etat 1 Million Mark einzustellen, unter der Voraussetzung, daß die württem- bergifche Regierung mindestens 70,000 -/A zuschieße und die betr. Gemeinden das Gelände kostenlos zur Verfügung stellen oder einen entsprechenden Beitrag leisten. Es wäre mit Freuden zu begrüße», wenn die ganze Angelegenheit eine gedeihliche Entwicklung und kin gutes Ende nehmen würde. Dem Vernehmen nach müßte jedenfalls eine gewisse Abneigung der württ. Regierung vor allen Dingen beseitigt werden.
Karlsruhe, 3. Juli. Die Polizei hat gestern einen interessanten Fang gemacht, indem sie einen internationalen Ladendieb zur Haft brachte, der in einem Laden zwei goldene Zwickergestelle gestohlen hatte und verschiedene Goldwaren zu verkaufen suchte. Er war im Besitze von goldenen Uh> ketten, Kreuzen, Broschen, Eheringen, Meerschaumspitzen, die zusammen einen Wert von etwa 700 M. repräsentieren. Des Weiteren fand man einen goldenen Ring mit Smaragden und Brillante», der in Hanau kürzlich gestohlen war. Der Verhaftete ist ohne AusweiSpap. u. verweigert die Auskunft über seine Person und über die bei ihm gefundenen Gegenstände.
Luxemburg, 5, Juli. Ein unerhörtes Verbrechen wurde in der Ortschaft Bionville begangen. Ein Vater schlug seinen lOjähr. Sohn, um ihn zu bestrafen, förmlich ans Kreuz. Herbeigecilte Leute befreiten den Knaben und wollten den Unmenschen lünchen. Die Polizei verhaftete den Thäter.
— Wirkungen eines Blitzschlags. Gelegentlich eines fürchterlichen Unwetters, das am 1. d. M. über das südliche Schweden herniederging, schlug der Blitz bei Weriö in eine Scheuer, in der er 15 Menschen, 9 Männer und 5 Frauen, vor dem Unwetter Schutz gesucht halten. Acht Männer wurden vom Blitz erschlagen und gleichzeitig wurde die Scheuer in Brand gesetzt und ging voll
ständig in Flammen ans. Hierbei verbrannten die Leichen der Erschlagenen. Der einzige mit dem Leben davongekommene Mann kam durch den Blitzschlag ernstlich zu Schaden, wurde aber durch seine Frau aus der brennenden Scheune gezogen. Eine junge Frau, deren Mann der Blitz getödtet hat, ist fast wahnsinnig geworden und muß unter ärztlicher Aufsicht gehalten werden. Fünf der vom Blitz getroffenen und beschädigten Personen sind ins Krankenhaus gebracht.
— Durch einen furchtbaren Wirbelsturm, verbunden mit schwerem Hagelschlag, ist über die Stadt Mehlsack in Ostpreußen ein großes Unglück hereingebrochen. Walnußgroße Schloßen zerschlugen die Fensterscheiben in den Häusern. Alle Gemüsegärten und Felder in der Umgebung wurden verwüstet, zwei Kinder sind in den zu Strömen angeschwollenen Straßenrinnen ertrunken; fünf werden vermißt. Mehrere Menschen sind durch fallende Ziegel und fallendes Mauerwerk verletzt worden.
— Vom Tode errettet ! Zwei Tage und eine Nacht auf dem Boden eines gekenterten Bootes auf dem frischen Haff umher geirrt ist die Frau eines Fischers Trampa aus Margen- Sie fuhr früh in einem kleinen Kahne nach der Fischereistclle, um ihrem Manne und den beiden Fischergescllen Proviant hinzuschaffen. Es stellte sich eine kräftige Brise ein, so daß die Frau sich genötigt sah, das Segel abzuheben. Sie machte auf der Segelbank nun einen Fehltritt, das leichte Boot kenterte und die Frau fiel ins Wasser. Sie schwamm dem Fahrzeuge nach und erklomm den Boden u. nun sah sie sich vollständig den Wellen preisgegcben, da beide Ruder verloren gegangen waren. Bei dem oft wechselnden Winde trieb das Boot nach allen Richtungen. Wohl erblickte sie in der Ferne mehrere Fischerboote, doch blieben alle ihre Zeichen und Hilferufe unbeachtet. So verrann der Abend und die Nacht und noch immer nahte keine Rettung. Ein recht kräftiger Wind trieb das Boot bald vorwärts, bald drehte er es im Kreise herum, so daß die Frau sich nur dadurch vor dem Hinabfallen schützen konnte, daß sie sich platt niederlegte und mit beiden Händen krampfhaft in die Ränder des Bootes faßte. So ging es bis zum anderen Tage mittags und erst jetzt gewahrte die Frau, daß sie dem Strande zulrieb, aber sie vermochte kein Zeichen mehr von sich zu geben, weil sie durch die Anstrengungen, den Hunger und den brennenden Durst vollständig ermattet war. In diesem Zustande wurde sie endlich um 4 Uhr nachmittags von ihrem eigenen Manne und den beiden Gesellen in der Nähe des Dorfes Alttieg auf der Frischen Nehrung gefunden, welche, da die Frau nicht auf der Fischereistelle erschienen war, nach Margen gefahren waren, auf dieser Fahrt die beiden Ruder fanden, daraus erkannten, daß die Frau mit dem Boot verunglückt sei, und sie augenblicklich auf die Suche begaben.
— Einen eigentümlichen Mäßigkeitsverein giebt es in Achylka in Sibirien. Die Mitglieder des Vereins dürfen das ganze Jahr hindurch keine geistigen Getränke trinken, bis auf einen Tag. Am 1. September versammeln sich alle Gemeindemitglieder in der Kirche und schwören vor dem Altar, keinen Wein und keine Spirituosen „von morgen an" das ganze nächste Jahr zu genießen. Aber sobald sie die Kirche verlassen, beginnen die Bachanalien. Dann geht da- Trinken
den ganzen Tag fort. Kein Mann und keine Frau ist nüchtern. Am nächsten Tage beginnt aber die Enthaltsamkeit und diese dauert dann aufrichtig 12 Monate.
— Ter Schmuck der Patti. Adelina Patti erregte bei ihrem jüngsten Wicdcrauf- treten in Covent Garden mit einem herrlichen Diamantencollier fast noch mehr Aufsehen als mit ihrer Stimme, die man, insbesondere in den höheren Lagen, schon etwas verblaßt fand. Der Schmuck, der einen Wert von 1,400,000 repräsentiert, wurde der Diva im Jahre 1870 vom Kaiser von Rußland zur Erinnerung an einen kritischen Abend im Moskauer Opernhause verehrt. Frau Pattis Kleider fingen nämlich damals auf offener Scene Feuer.
— Eine elektrische Hinrichtung. In Newyork wurde Doktor Buchanan, ein Arzt, welcher seine Frau durch Gift ums Leben gebracht, im Staalsgesängnis zu Sing Sing vermittelst Elektrizität hingerichtet. Der erste Schlag von 1740 Volt Stärke genügte nicht, um das vollständige Ableben herbeizuführen : seine Glieder wurden versengt und rauchten. Erst der zweite Schlag führte den Tod herbei.
— Die größte Windmühle der Welt befindet sich in den Vereinigten Staaten auf Long Island. Dieselbe ist ganz von Holz gebaut, 45 Meter hoch und enthält 10 Stockwerke durch die eine sanft ansteigende Treppe führt. Diese Mühle treibt, wie das Berliner Patenlbureau Gerson u. Sachse schreibt, eine Saug- u. Druckpumpe, welche ein auf einem kleinen Hügel bclegem« Wasser-Bassin anfüllt. Letzteres, welches 300 000 Liter faßt, wurde, obgleich es mehr als 60 Meter über der Pumpe liegt, bei günstigem Winde oft schon in noch nicht ganz 48 Stunden gefüllt.
— Der Orgeldreher. Ein alter italienischer Orgeldrcher wird wegen Ruhestörung verhaftet, weil er der Weisung eines Hausbesitzers, seinen Hof zu verlassen, nicht nochgekommen ist. Auf die Frage des Richters, warum er sich nicht entfernt habe, erwidert der Italiener in gebrochenem Deutsch, er verstehe zu wenig Deutsch und habe nicht gewußt, was der alte Herr woll. Richter: „Aber Sie müssen doch an seinen Gestikulationen gesehen haben, daß er wollte, Sie sollten fortgehen!" Italiener: „Ick haben geglaubt, Signore wollen tanzen nach mia uruoiog.!"
— Ein Lieblingsblatt der Jugend ist die im Verlage von Carl Grüninger in Stuttgart erscheinende „Musikalische Jugendpost." Das uns vorliegende II. Quartal dieser empfehlenswerten Juzendschrift bietet wieder des Anregenden, Belehrenden und Bildenden außerordentlich viel, und zwar in Gestalt von Erzählungen', Humoresken, Gedichten, Anekdoten aus dem Leben berümter Künstler, Unterhaltungsspielen, Rätseln etz. Die zahlreichen Musikbeilagen enthalten zwei- u. vierhändige Klavierstücke, Lieder und Violinstücke mit Klavierbegleitung. Der launige und an» regende Verkehr der Kinder untereinander und mit dem Jugendpostonkel scheint, dem drolligen Briefkasten nach zu urteilen, allen Beteiligten großes Vergnügen zu machen. Wir können allen Familien nur anraten, sich von dem Verlag Probenummern sind in diesem Falle die besten Abonnentenwerber. (Preis der Zeitschrift: -/kl 1.50 vierteljährlich.)