Rundschau.

Nach einer Mitteilung des Kgl. Kriegs- ministeriumS hat das Generalkommando des XHI. (K. W.) Armeekorps mit Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse der Landwirtschaft in diesem Frühjahr Destimmung dahin ge­troffen, daß außer einer entsprechenden Verlängerung des Osterurlaubs für die zur Unterstützung ihrer Angehörigen erforderlichen Mannschaften in diesem Monat 5 Leute von jeder Kompagnie zur Aushilfe bei den Feldbestellungs-Arbeiten beurlaubt werden können.

Stuttgart, 16. April. Herzog Albrecht ist heute vormittag 11 Uhr im Rosenstein­park beim Nehmen eines Hindernisses mit dem Pferd gestürzt und hat sich eine Ge­hirnerschütterung zugezogen. Er wurde dann später nach seinem Palais verbracht, wo er wieder zur Besinnung kam. Das veröffent­lichte Bulletin lautet: S. K. H. der Herzog Albrecht hat sich heute vormittag durch einen Siurz mit dem Pferd eine Gehirnerschütter­ung zugezogen. Irgend welche schwerere Er­scheinungen sind nicht vorhanden und der heutige Zustand gibt keinen Grund zu ernsten Besorgnissen. Dr. Burckhardt.

Eine weitere Nachricht meldet:

Stuttgart, 16. April. Herzog Alb­recht von Württemberg ist heute vormittag 9 Uhr auf einem Spazierritt in der Nähe des Rosensteins mit feinem Pferd gestürzt und wurde von seinem nachkommenden Bru­der Herzog Robert von Württemberg in zeit­weilig bewußtlosem Zustande aufgefundeu. Herzog Albrecht erlitt aber glücklicherweile nur eine leichte Gehirnerschütterung und be­findet sich nach dem Ausspruch der Aerzte außer Gefahr.

Stuttgart, 17. April. Das heutige Bulle­tin im Kronprinzenpalais lautet:Das Be­finden Sr. Kgl- Hoheit ist heute nach einer ruhigen Nacht ganz befriedigend. Gez. v. Burkhardt, Landcnberger."

Stuttgart, 17. April. Wie der

Staatsanz." vernimmt, steht die Wiederein­berufung der Stände auf Donnerstag den 25. April bevor.

Stuttgart, 15. April. Wie dem

Sch B." aus gut unterrichteten Kreisen be­richtet wird, ist die württembergische Regier­ung entschlossen, im Bundesrat gegen das

Umsturzgesetz zu stimmen.

Stuttgart, 16. April. Ein sehr be­gehrter Stand ist der Verkaufsstand von

Bäckerwaren, Obst und Zigarren in der Vor­halle des hiesigen Bahnhofes. Die jetzige Inhaberin Frau Maier, deren Mann im Eisenbahndienst verunglückte, hatte denselben anfangs unentgeltlich, dann zahlte sie 200 zuletzt 1000 Jetzt ist dieser Verkaufs- stand aufs neue zur Verpachtung ausge­schrieben. Mehr als 30 Bewerbungen, da­runter von verschiedenen hiesigen Feinbäckcreien liegen vor und zwar mit Offerten, wie man hört, zu 5- 6000 ^1

Stuttgart, 17. April. Zugmeister Weith, welcher heute den Güterzug Nr. 806 (Ankunft in Stuttgart 9 Uhr 30 Min. vor­mittags) von Ulm hierher zu begleiten hatte, wollte beim Verlassen des Rosensteintunnels hinaus schauen, stürzte aus dem Zuge und kam so unglücklich unter die Räder, daß ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde.

Stuttgart, 10 April. Emen sehr schleck­ten Aprilscherz, 9 Tage nach dem richligen Termin, verübte heute ei» müßiger Kops,

der in der Stadt das Gerücht auSsprengte, heute abend gegen 6 Uhr sei der große Löwe in Nills Tiergarten ausgebrochen und habe seinen Weg hinauf nach den Weinbergen ge­nommen; die Polizei sei benachrichtigt und Militär zur Verfolgung des Löwen ausge­sandt worden. Zufälliger Weise war heute das 7. Jnf.-Regt. Nr. 125 alarmiert worden und zu einer Uebung ausgerückt, was das Gerücht vielleicht veranlaßte, jedenfalls ihm vielfach Glauben verschaffte. Wie ein Lauf­feuer verbreitete sich die Schauermäre in allen Stadtteilen, in einem Restaurant über­legten sich einige ängstliche Gäste bereits, ob sie überhaupt nach Hause gehe,, und nicht lieber im Hotel übernachten wollen. Eine telephonische Anfrage bei Nill ergab die voll­ständige Grundlosigkeit des Gerüchtes. Die erste Antwort auf den Telephonruf lautete sehr bezeichnend schon Vor der Frage:Wol­len Sie sich nach dem Löwen erkundigen? Kein Tier ist auSgebrochen : bei uns ist alles in Ordnung, aber es ist schrecklich, daß wir vom Telephon nicht wegkommen, um immer wieder a. d. gleiche Frage Antwort zu geben."

Raubst du dem Vogel Nest und Et", ists mit Gesang und Obst vorbei. Die­ses Sprüchlein muß schon jetzt, da in kurzer Zeit die S'ngvögel mit dem Nisten und Brüten beginnen, der Jugend immer wieder eindringlich eingeschärfi werden. Aber nicht allein mutwillige Buben stellen den Vogel­nestern nach, auch Raubvögel, Katzen und gewerbsmäßige Vogelfänger vernichten jährlich zahllose Singvögel, so daß alle Kreise Mit­wirken müssen, um die lieben Sänger in Flur und Hain zu schützen I Vor allem dazu berufen sind auch die Lehrer!

Fellbach, 15. April. Gestern abend wurde der 23jährige Gotth. Heubach, Soldat beim 3. Jnf.-Reg., der sich in Urlaub be­fand, auf dem Heimweg in sein elterliches Haus, dem Bahnwärterhaus Posten Nr. 7, von dem Personenzug Nr. 83 überfahren und sofort gelötet.

Rottweil, 15. April. Dem würt- tembergischen Fischereitag hatte auch Staats­minister v. Pischek angewohnt. Mit der im nächsten Jahr in Stuttgart stattfindcnden Ausstellung der LandwirtschaftSgesellschaft soll auch eine Ausstellung für Fischerei verbunden werden.

Tuttlingen, 10. April. Durch Beschluß der bürgerlichen Kollegien von gestern wurde die Erstellung der städtischen Wasserleitung nach einem Kostenvorauschlag von 200000 ^ genehmigt, mit der Bestimmung, daß denjenigen Hausbesitzern, welche sich sofort anschließen, die Leitung unentgeltlich bis zum Hause geführt wird, während jeder spätere Anschluß auf Kosten des Interessenten von der Hauptleitung aus zu geschehen hat.

Saulgau, 14. April. Am Karfreitag abend gerieten die bejahrten Maurerseheleute Schröter in Allshansen in Streitigkeiten, di- damit endigten, daß die Ehefrau dem Manne ein Küchenmesser in den Unterleib stieß. Der Mann floh aus dem Hause; auf der Straße brach er jedoch zusammen und wurde von Nachbarn wieder in das Haus zurückgebrscht, nachdem die Hausthürc, welche die Frau ver­schlossen hatte, gewaltsam geöffnet war. Ge­stern ist der Schwerverletze seiner Verwund­ung erlegen. Die Mörderin befindet sich hier in Untersuchungsbaft.

Saulgau, 15. April. Am Karfreitag Abend zwischen 7 und 8 Uhr wurde in Alts-

Hausen der Maurer Wendelin Schnöden in seiner Wohnung von seiner Frau erstochen. Die Mörderin wurde am folgenden Tage an das kgl. Amtsgericht Saulgau eingeliefert-

Waldsee, 14. April. In der Kirche zu Haidgau, diesseitigen Oberamts, verbrannte am Karfreitag morgen das heilige Grab samt Christusbild. Vermutlich wurde eine brenn­ende Lampe umgestoßen, welche den Brand verursachte.

Blaubeuren, 16. April. Wie der Blaum. zu berichten weiß, litt Stadlschultheiß Keller schon längere Zeit infolge geistiger lieber« anstrengung an nervösen Kopfschmerzen und Schwindelanfällen, wegen deren er schon ärzt­lichen Rat zu suchen genötigt war, weshalb anzunehmen ist, daß er in einem solchen An­fall in den Blauiopf gestürzt ist. Körper­liche Beschädigung hat er dabei nicht davon- getragen, wohl aber soll er, um sich von den Folgen der Ueberarbeitung zu erholen, ge­nötigt sein, einen längere» Urlaub zu nehmen.

Karlsruhe, 13. Mai. Der Kaiser trifft zur Auerhahnjagd am 24. April in Kalten­bronn ein und bleibt am 25. und 26. dort. In Karlsruhe ist kein längerer Aufenthalt vorgesehen.

Karlsruhe, 16. April. Totschlag. Sonn­tag Abend zwischen 7 und 8 Uhr rempelte der Buchbiuderlehrling Robert Müller aus Heidelberg den 14 Jahre allen Schüler August Heinz auf dem Schloßplatz an, wo­rauf der Schüler sagte, das brauche er sich nicht gefallen zu lassen. Der Buchbinder­lehrling zog hierauf einen Dolch aus der Tasche und brachte damit dem Schüler einen Stich in den Magen bei, daß das Netz her­austrat. Der Verletzte wurde in das städ­tische Krankenhaus verbracht, woselbst er operiert wurde und am Montag Abend ge­storben ist. Der Messerheld ist verhaftet.

Am 25. April wird vorerst von der neuen strategischen Linie nur die Strecke KarlSruhe-Dürmershcim-Rastatt dem Per­sonenverkehr übergeben; die ganze Linie Gra­ben - Blankenloch - Karlsruhe - Dürmersheim - Wintersdorf-Rhein wird am 1. Mai in Be­trieb gesetzt.

Baden-Baden, 15. April. Der Gasthof zum englischen Hof ist für 1 500 000 an den Pächter des Kursaals in Kreuznach verkauft worden.

Ein Meisterstück lieferte die Faß­fabrik von Johann Tropf in Frankenthal: einen Holzbottich, der einen Durchmesser von 8 Meter hat und 125,000 Liter faßt. Das Gefäß, aus Lerchenholz hergestellt, soll in die Zellstofffabrik Waldhof übcrgcführt wer­den und dort industriellen Zwecken dienen.

Gaggenaa, 15. April. Welches Unheil durch eine Kartenschlägerin angerichtet werden kann, hat sich hier in einem Fall gezeigt. Ein Herr T lebte mit seiner Frau in bestem Einvernehmen bis er einer Kartenschlägerin in die Hände fiel. Eines schönen Tages er­scheint die Kartenschlägerin bei dem Haus­eigentümer und schlägt auch der Frau L. die Karten, aus denen sie ihr Verkündet, daß sich ihr Mann mit anderen weiblichen Schön­heiten herumtreibe und sie eines Tages ver­lassen werde. Frau X. von Eifersucht er­griffen, verfolgt und belauscht nun ihren Mann tagtäglich und malt sich die schlimm­sten Bilder aus, die Gatten Überwerfen sich unv eines schönen Tages läßt Frau X. ihrem Mann durch einen Dritten den Schlüssel der Wohnung überreichen, mit dem Bemerken,