mauern ans Sandstein durchbrach und nach der Straße zu leitete. Wie die Verhöre er­gaben, waren die Gefangenen stit zwei Jahren mit der Ausführung dieses gewaltigen und mit jaußerordenilichem Geschick durchgesührlen Unternehmens beschäftigt und würden das­selbe in wenigen Wochen beendet haben.

Verschiedenes.

Enge Handschuhe weiter zu machen. Man befeuchtet ein weißes Tuch und wickelt in dasselbe die zu engen Handschuhe ein. Nach einigen Stunden nimmt man dieselben heraus und man wird beim Anziehen sinken, daß das Leder weit dehnbarer geworden ist. Um der Farbe des Leders nicht zu schaden, darf daS Tuch selbstverständlich nicht zu naß sein.

Was die Frauen haben und nicht Wissen, erklär! uns dieWiener Mode": Jede Frau hat den treuesten Mann, die intelligentesten Kinder, den größten Aerger mit den Dienstboten, die besten Kochrezepte, die billigsten Einkaufsquelle,, aber nichts zum Anziehen. Eine Frau weiß, welche Fehler ihre Freundinnen besitzen und welche Vorzüge deren Männer, wie alt jedes junge

Kerzenskämpfe.

Roman von Theodor Schmidt.

Nachdruck verboten.

23 .

Hätte ich Martha immer bei mir ge­habt," dachte Lambrecht, als sein thrämn- seucktes Auge der entschwindenden Gestalt folgte, dann wäre ein anderer Mensch aus mir geworden."

In dieser Nacht, während das ganze Haus in Schweige» und Dunkelheit gehüllt war, da befand sich eine unter seinem Dach, die die Qualen eines lebendigen Todes erlitt, in dieser Nacht verlor das tchöne, jung Gesicht seine Jugend und strahlende Schön­heit ; ein reineS, liebendes Herz lehnte sich gegen ein strenges, finsteres Schicksal auf; ein goldenes Haupt warf sich schlaflos hin und her, und in der Finsternis der Nacht kamen ihr immer und immer wieder die Worte in den Sinn :Ich will die Sünden der Väter an den Kinder heimsuchen."

Die junge Gräfin von Rodbeck bat den Himmel, daß er sie sterben lassen möge, da das Leben für sie zu traurig geworden war.

21. Capitel.

Lambrecht reiste zeitig am nächsten Mor­gen ab, Melanie war nach dem Frühstück ins Freie gegangen und Martha befand sich in ihrem Zimmer. So hatte die Gräfin Mutter freies Feld, und als ihr Sohn ein­trat, ging sie sofort ohne viele Umschweife auf ihr Ziel los.

Curl," hob sie an,ich denke, Du kennst mich zu gut, als daß Du mir irgend­wie Gehässigkeit oder ein ungebührliches Ein­greifen in Deine Angelegenheiten zumuten könntest. Nicht wahr?"

Ich meine es sehr ernst, lieber Sohn," sagte sie auf eine scherzende Antwort von diesem.Ich habe Martha wirklich von Herzen lieb, aber sie ist sehr jung und kennt die Welt noch wenig. Sie ist so einfach und unschuldig, daß ich es doch für meine Pflicht halte, Dich auf etwas aufmerksam

Druck und Verlag von Bern

Mädchen ihres Bekanntenkreises ist und war­um es noch keinen Mann gefunden hat, was die Nachbarin kann, wie die Kinder anderer Leute zu erziehen wären, wie viel Zucker noch gestern i» der Dose war, an welchem Tage das älteste Kind den ersten Zahn be­kommen hat, aber nicht wo sich gegen­wärtig die Schlüssel befinden.

(Wunderdoktor und Polizei.) Eine hübsche Satire auf die Sucht des Publikums, sich täuschen zu lassen, lesen wir in Berliner Blättern: Kurz nach dem Auftauchen des Wunderschäfers Ast in Nadbruch ließ sich in Hamburg einWunderdoktor" mit fremd­ländischem Namen nieder, der vielen Zulauf hatte. Die Zulassung zu seinen Sprech­stunden war auf alle mögliche Weise er­schwert, tiefes Geheimnis umhüllte den Wun­derdoktor, seine Diener verrieten nichts; die Folge davon war, daß das Wartezimmer vom Morgen bis zum Abend belagert war. Allein, die gute Polizei war wie gewöhn­lich schnell dabei" und sandte einen Kom­missär ab, welcher von dem Wunderdoktor die Vorlegung seines Diploms verlangte. Da statt der erwarteten Bestürzung zeigte der Doktor sein wohlauSgeferiigtes rich­

tige» Diplom und echte Fakultätszeugnisse vor.Aber," bat der Doktor den Kom­missär,wenn sie sich vollständig überz-ugt haben, bitte, verraten Sic nichts! Denn wenn meine Paiunten erfahren, baß ich ein richtiger Doktor der Berliner Fakultät bin, dann wollen sie sicher nichts mehr von mir wissen!"

(Unverschämt.) Anna:Denke Dir nur die Unverschämtheit von Arthur! Gehe ich gestern die Treppe hinunter, beide Hände voll da begegnet mir Arthur und

Klara: Hat Dich geküßt nicht wahr?" Anna:Nein, er hat mich eben nicht geküßt!"

.'. (Berechtigter Vorwurf.) Kaufmann: Was wünschen Sie? Bettler: Entschul­digen Sie, ein armer Reisender Kauf­mann: Hinaus! Solche» geb, ich nichts!

Bettler: Aber wa>um schreiben Sie denn an's Schaufenster, daß all>s zum Reisen Not­wendige bei Ihnen zu haben ist?

(Zurückgegeben.) Frau (nach einem Streit mit ihrem Gatten):O, hätte ich Dich doch nie kennen gelernt!" Mann:Ja jetzt hast Du Mitliid mit mir, nachdem eS zu spät ist I"

zu machen, das mir an einer anderen wohl kaum ausgefallen wäre."

Was hat meine Frau gethan?" entgeg- nete Curt lächelnd.Hat sie sich irgend eines furchtbaren Formfehlers schuldig ge­macht ?"

Nein," sagte die Gräfin,es handelt sich hier um etwas (ganz anderes. Findest Du nicht, daß Herr Lambrecht ein sehr hüb­scher Mann ist, der sicher, wo er will, ge­fallen muß?"

Was hat das mit Martha zu lhun?" fragte Curt schnell.

DaS sollst Du gleich hören," gab die Gräfin gelassen zur Antwort.Es fi l uns allen auf, wie er gleich am ersten Tage seines Hierseins von Martha entzückt schien. Ich habe durchaus nichts gegen ihn, er ist eben ein feiner Weltmann, aber ich glaube, er hat sich bemüht, in Martha Gefühle der Freundschaft für sich zu erwecken."

Was bringt Dich auf diesen Gedanken?" fragte der junge Graf ohne besonderes In­teresse ; denn ihm erschien es sehr natürlich, daß Herr Lambrecht ebenso wie alle Anderen seine Gattin bewunderte.

Ich bemerkte etwas, das mich sehr un­angenehm berührte," versetzte die Gräfin, zweimal beobachtete ich, wie er ihr heimlich ein Briefchen, ein Billet oder etwas der­gleichen zuschob."

Das muß ein Irrtum von Dir sein, Mutter!" rief Curt heftig, während ihm heiße Röte in das Gesicht stieg.Meine Frau würde von Niemand einen Brief an- nehmen."

Wie ich Martha kenne, bin ich ja über­zeugt, daß nichts Unrechtes dabei ist," fuhr die Gräfin fort,gern hätte ich selbst m>t ihr gesprochen, wenn die ganze Angelegenheit nicht zu delicater Natur wäre; doch Du kannst sie leicht mit ein paar vorsichtigen Worten warnen sie ist »och jung und unerfahren."

Ich verstehe die Sache nicht," riefCurt, indem er heftig vom Sopha aufsprang,ich

Uebereile Dich nicht, Curt," sprach di» Gräfin,wozu irgendwelche Scene herbei' führen? Sprich in Ruhe mit Deiner Fra», vielleicht erklärt sich die ganze Sache sehr einfach. Martha steht außer Dir sehr selten Herren. Laß cs mich nicht gereuen, daß ich Dich wie einen vernünftigen, überlegten Mann behandelt habe."

Ich muß eine Erklärung haben," eut- gegnete Curt ruhig aber bestimmt,ich will diese zwei Billete sehen und wissen, wovon sie handeln. Keiner soll meiner Gattin auch nur um ein Haar zu nahe treten I"

In demselben Augenblick trat Melanie mit von der fuschen Morgenluft hochgeröte- len Wangen ins Zimmer,

Sich', Tante, sprach Melanie,was ich für herrliche Blume» g-pflückl habe I Guten Morgen, Curt! Du siehst ja so ernst aus."

Da erst bemerkte sie den peinlichen Aus­druck auf beider Gesichter.

Ich höre mit Bedauern," fuhr sie fort, daß Martha nicht wohl ist. Nanetta sagte mir soeben, sie liege noch zu Bett. Ich will gleich einmal zu ihr hinaufgehen und sehen, wie sie sich befindet."

Und Du, Curt," sagte die Gräfin, machst inzwischen vielleicht eine Promenade mit mir durch den Park wenn Du nicht anderweit zu thun hast. Ich möchte ein wenig frische Lust schöpfen, bevor es so häf- lig heiß wird."

In Wahrheit aber wollte sie etwas Zeit vergehen lassen, ehe Curt seine Gattin sah, er sollte erst ein wenig auf andere Gedanke» kommen.

Sie nahm den Arm ihres SohneS und schritt mit ihm den schattigen Laubgang hin. ab. Es war ein herrlich klarer Morgen, die Vögel sangen, die Blumen blühten, die ganze Natur war heiter und froh.

Da sah Curt plötzlich etwas in dem dich­ten hohen Grase glitzern.

Was ist das?" fragte er und bückte sich gleichzeitig darnach. Beinahe aber hätte er es vor Erstaunen wieder fahren lassen.

< Fortsetzung folgt.)

muß Martha sofort fragen, wie sich die An­gelegenheit verhält."

h. Hofmann in Wildbad. ^Verantwortlicher Redakteur Beruh. Hofmann).