Rundschau.
— Se. Maj. der König hat dem mii der Verivallung der kgl. Jagd in Wildbad beauftragte» Oberstlieul. a. D. Grasen v. Dillen- Spiering den Titel „Jägermeister verliehe».
Stuttgart, 22. Febr. Das Präsidium des Würtl. Kriegerbundes erläßt mit Bezug auf die letzten LandtagSwahlen ein Zirkulär, in welchem gesagt wird: Keiner, der sich zur Sozialdemokratie bekenn', kann in unfern Bund ausgenommen werden, keiner kann in demselben als Mitglied verbleiben und wenn er sich weigert, ist in Gemäßheit des Art. 2 der Bundeöstainlen sein Ausschluß herbeizu- führen. Weiter wird g-sagt: Die durch die Blätter gegangene Nachricht, die Petitionskommission des Reichstags habe die Gewährung eines Ehrensoldes an sämtliche Krieger- Veteran,» befürwortet, ist falsch.
Stuttgart, 24. Febr. Heute hat sich d'e äld ste Tochter des Herrn Ministers v. Pischek mit dem hiesigen praktischen Arzte Stabsarzt a. D. Dr. Frank verlobt.
Wangen, OA. Cannstatt, 24. Febr. Auf dem Wege zwischen bier und Untertürkheim fuhr der Knecht des M,tzgers Lang aus das Gefährt des Hirschwiits Strobel von hier. Die Deichsel drang dem Pferde Strobels so in die Brust, daß cS tot auf dem Platze blieb.
Winnenden, 22. Februar. Ein hiesiger Industrieller, der im Begriffe steht, sein neu- zuerrichtendes Etablissement mit einer elektrischen Anlage zu versehen, soll sich bereit erklärt haben, die Lieferung von elektrischem Licht und Kraft für die Siadt zu übernehmen, falls sich eine genügende Anzahl von Teilnehmern meiden würde, wobei derselbe die Zuleitung zu den Gebäuden auf seine Kosten übernehmen würde, während die Abnehmer die Installation in den Häusern zu tragen hätten; die Kosten für ein elektrisches Glühlicht würden pro Stunde etwa 4 für einen einpferdekräftigen Motor etwa 20—25 ^ in der gleichen Zeit betragen. Hoffen wir, daß sich eine genügende Zahl von Teilnehmern meldet, damit auch unsere Stadt bald ln die R-ihe dersenigen Städte Württembergs cintreie, welche eine elektrische Anlage besitzen.
Geislingen, 21. Febr. Das große Gebäude der Löwenbrauerei nebst Wwtschafts- garten wurde von dem Besitzer Scheid, der es vor einigen Jahren um 51 000 ^ erwarb, heute samt Inventar an Adolf Schöllkopf (Pflugwirts Sohn) von hier um 83 500 ^ verkauft. Der neue Besitzer z^cht schon bis 1. April d. I. auf.
UlM, 22. Febr. Die Mitglieder des hiesigen Gemeinverats hoben beschlossen, einen Sportelanteil im Betrag von 400 auf welchen ein Gemeinderatsmitglied Verzichtet hat, zur Holzverteilung an bedürftige Personen zu verwenden.
Saulgau, 21. Febr. Auf eine bri,flicht Anfrage beim „Nordd. Lloyd" in Bremen, ob cine Veronika Burger von hier sich a» Bord der „Elbe" besundcn habe und gerettet worden sei, ist bei der hiesigen Agentur des „Lloyd" folgende telegraphische Mitteilung kingelaufen: „Peronika Burger's RetlungS- geschichle erlogen. Burger „Elbe" nicht verzeichnet."
Friedrichshofen, 22. Febr. Der Bodensee ist weit hinein mit einer Eisschichte de» heckt, und wenn die Kälte, verbunden mit
dichtem Nebel, noch lange anhält, dürfte das sensaüonelle Ereignis des Gefrierens des schwäbischen Meeres, wie Anno 1880, am Ende doch noch erfolgen.
Aus Baden, 22. Febr. In einem Orte des Amtsbezirks Bonndorf wurde einem Landwirt von seinem Holz entwendet. Um den Dieb ausfindig zu machen, bohrte der Bestohlene Löcher in die obenaufliegenden Scheiter und lud sie leicht mit Pulver. Und siehe, am andern Tage erfuhr man, ein? Explosion habe dem Bürger ^ den Ofen zersprengt.
— Die Mainzer N. Nachr. berichten einen Fall von Soldatenmißhandlung. Der Unteroffizier Schneeberger vom Husarcnregi- ment Nr. 13 soll einem Rekruten aus Hof- Heim (im Taunus) eine Pferdecke, an der sich eine Schnalle befand, in das Gesicht geschlagen haben, wodurch ein Auge scstort aus« lief und das andere derart verletzt wurde, daß man auch den Verlust dieses Auges befürchten muß. Strenge Untersuchung ist cin- geleitet und der Unteroffizier in Hast genommen.
Berlin, 22. Febr. Zur Umsturzvorlage beantragt das Zentrum einen neuen Paragraphen : „Mit Geldstrafe dis 600 oder mit Gefängnis bis zu zwei Jahren wird bestraft, wer öffentlich oder vor mehreren durch Druck oder Bild das Dasein Gottes, die Unsterblichkeit der Menschenseele, den religiösen und sichtlichen Charakter der Ehe oder der Familie angreifi oder leugnet."
Straßburg i. E- Das Landes-Komite der reichsländischen Vereine vom roten Kreuz wird im Anschluß an die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung eine Sonder-AuSstell- nng veranstalten. Das Protektorat über dieselbe hat Ihre Durchlaucht die Fürstin zu Hohenlohe-SchillingSfürst, die Gemahlin des Reichskanzlers, übernommen. Ihrer Anregung und steten Fürsorge ist ja in erster Linie das Aufblühen des Roten Kreuz-s und die Entwickelung seiner Vereine im ReichS- land zu danken. Für diese Sonder-Ausstell- ung haben zahlreiche Aussteller ersten Ranges zugesagt, so daß ein vollständiges Gelingen gesichert ist. Dem Besucher wird ein erschöpfendes Bild des in der freiwilligen Kriegs- Krankenpflege erforderlichen SanitätSmaterials geboten. Ein Hauptgewicht wird auf die zur guten Durchführung deS Asepsis im Felde nötigen Maßnahmen gelegt werden.
— Ein sozialdemokratisches Kuriosum. Die Sozialdemokraten in Passau hatten mit Straßenplakaten zu einer „Unterhaltung mit Aufführung: Die Bismarckspende" Ungeladen. Seit einigen Tagen sind die gesperrt gedruckten Worte überall geschwärzt I Es ist das auf polizeiliche Anordnung hin geschehen.
— Tod eines Eleßhanten. Dem gegenwärtig in Kosth'im am Main wohnhaften Theaterbesitzer Herrn Wallenda ist tn der letzten Nacht einer seiner Elephanten an der Kolik krepiert. Dem Besitzer ist dadurch ein Schaden von ca. 12 000 ^ erwachsen. Einen kleinen Ersatz für den großen Verlust bieten nur die Stoßzähne, welche einen Elfen- beinwcrt von 1000 Mark repräsentieren. Höchstens könnte noch das Gerippe für ein Museum erworben werden. Die Haut des Tieres hat bekanntlich zur Bereitung des Leders nur geringen Wert, da sie trotz der ungeheuren Dicke nicht wasserdicht ist.
— Eine gefährliche Erbschaft. Aus Szegkdin wird vom 13. ds. gemeldet: Die
Tochter der hiesigen Menageriebesitzerin Ku- petzki will gegen den Willen ihrer verwitweten Mmter einen Tierbändiger heiraten und verlang! die Herausgabe des väterlichen Erbteiles, das aus Löwen, Tigern und anderen Tieren besteht. Heute erschien nun die behördliche Kommission in der Menagerie, um die Ausfolgung der Erbschaft an die Tochter durchzusühren. Als die Kommission cintrat, riß Frau Kupetzki die Thüren der Käfige auf, und rief den Amlsorganen zu, sic möchten doch von der Verlassnrschaft Besitz ergreifen. Entsetzt wichen die Beamten zurück und veranlaßten die Frau, die Thüren wieder zu schließen. Gegen die Menageriebesitzerin wurde die Anzeige erstattet.
Aus Monte Carlo, 19. Febr. (Wieder ein Opfer der Spielbank.) Vor einigen erschoß sich ein Herr aus Jurin. Derselbe hieß Alfredo RuSca, war Administrationsbeamter einiger aristokratischer Häuser und hinterläßt cine Witwe und drei Töchter. Der im Alter von zweiundfünfzig Jahren stehende Mann hatte im Roulette große Verluste erlitten.
Moskau, 19 Februar. (Verunglückt.) Wenige Kilometer von Moskau entfernt sind dreißig Gymnasiasten beim Schlittschuhlaufen verunglückt; es heißt, daß kein einziger von den Verunglückten gerettet werden konnte. Die Leichen sind bis jetzt nicht gefunden worden.
Bremen , 23. Febr. Für die Hinterbliebenen der mit der „Elbe" Verunglückten sind insgesamt ca. 400 000 Mark kinge- kommen.
Hamburg, 23 Febr. (Schiffsuntergang.) Der von Hamburg nach Charlestou bestimmte große Dampfer Kingdom ist untergegangen.
— Der vor einigen Tagen fälschlich tot- g-sagte Ringkämpfer Abs in Hamburg ist nunmehr nach längerem Leiden gestorben.
— Der Leichenfeier für Karls Abs in Hamburg wohnten 3000 Personen bei. Fast sämtliche Athlcienvereine Deutschlands sandten Kranzspenden.
— Der berühmte Kinderarzt Canini in Livorno, der dieser Tage gestorben ist, hat lein ganzes Vermögen von 2 300 000 Lire für ein Kinderspital vermacht, in welchem arme, an Diphtberitis erkrankte Kinder unentgeltlich mit Behring'schem Heilserum behandelt werden sollen.
— In England sind im vorigen Jahre 142,725 Personen wegen Trunkenheit bestraft worden. Und 11,173 Personen hatte» sich an Sonntagen vom Mittag bis Mitternacht in der Beziehung vergangen. Es geht wohl ans diesen Zahlen hervor, daß im hochkirchlichen England die Trunkenheit an Sonntagen kaum größer ist als an Wochentagen. In Wales belief sich die Gesamtzahl der Fälle auf 10,347, und nur 772 Personen wurden wegen Trunkenheit an Sonntagen bestraft.
— Eine überraschende Entdeckung machte am 2. dS. die Verwaltung des Staatsgefängnisses Belem in Mexiko. Es waren Andeutungen gemacht worden, daß die in Belem befindlichen Gefangenen, 3000 an der Zahl, einen Ansbruch vorbereiteten, weshalb man alle Vorkehrungen zur Verhütung eines solchen traf und insgeheim auch sorgfältige Nachforschungen anstellte. Diese führten auf einen langen Tunnel, der sich unter allen Abteilungen des Gefängnisses hinzog, eine ganze Reihe von meterdicken Fundament-