sis in einem Korb trug. Dabei hielt sie auf den Armen ein in ein großes Umschlagetuch sorglich gewickeltes Kind.Ich bitte für mein Kindl" stöhnte sie unausgesetzt und erhielt auch vielfach Gaben. Als sie nun auf der einen Seile der Straße genug ge­redet hatte, wollte sie die andere Seite auf­suchen. In der Mitte des Fahrdamms je- dsch wurde sie plötzlich von einem Fuhrwerk überrascht, so daß ein Herr sie noch gerade bei Seite reißen konnte. Dabei siel aber daS eingehüllte Kind auf den Boden und zum Entsetzen der Zuschauer gingen die Räder darüber weg. Eine furchtbare Er­regung bemächtigte sich der Augenzeugen; man eilte hinzu, trug das anscheinend zer­malmte kleine Wesen in einen Hausflur und wollte es untersuchen. Vorsichtig nahm man das Umschlagetuch ab und fand einen papiergesüllten menschlich geformten Sack. Entrüstung und Erstaunen ob dieses Gauner­streiches waren groß, aber die kluge Mutter hatte sich in der allgemeinen Aufregung schleunigst entfernt.

.-. (Welches Pech doch ein Verein ha­ben kann !) Tiefe Trauer herrlcht unter den Mitgliedern des Militärvereins zu Gera.

Der unerbittliche Gerichtsvollzieher hat dem Verein seine neue schöne Fahne gepfändet, weil er die große Zeche, welche die Chren- jungfrauen bei der Fahnenweihe gemacht hat­ten, nicht bezahlen konnte!

.'. (Heiteres ) Beweis. Sie können mir glauben, Hunde haben eben so viel Ver­stand wie Menschen I Wieso ? Nun, ich habe meinen Pollux neulich in die GemeinderatS- sitzung mitgenommen und da hat er während der ganzen Sitzung geschlafen.

(Auch etwas.) Lehrer: Was wissen Sie über den Hopfen zu sagen, Müller? Schüler (nach kurzem Nachdenken) :Hopsen und Malz, Gott erhalt's!"

.'. (Stark decolleticrt.) . -. WaS sagen Sie zu meiner Balltoiletle, Herr Baron?" Gnädigste müssen sehr abgehärtet seinl"

Kunst u. Wissenschaft.

Ein rechter und echter Familienschatz, in welchem das Babymützchen so wenig fehlt, wie das Ballhemd, das Tragekleidchen so wenig, wie der Morgenrock der Mama-Lady, ist die im Verlage von John Henry Schwe­rin erscheinendeIllustrierte Wäsche-Zeit­ung", welche mit ihren prächtigen, wie Kunst­

blätter wirkenden Illustrationen und dem in jeder einzelnen Nummer enthaltenen Schnitt­musterbogen (mit ca. 100 leicht übersichtlichen Schnittmustern) ein ganz unentbehrliches HauShallsrequisft und der liebste Stnbenge- nvssc der sorgenden Hausfrau und Mutter geworden ist. Kein noch so kleiner oder noch so großer Wäschevorrat kann ohne diesen nützlichsten und uneigennützigsten Ratgeber mehr kompletiert, in Stand erhalten oder umgesormt werden. Alles, alles, waS in dieses Gebiet schlägt oder es auch nur streift, ist in dieser Fundgrube praktischer Winke und Anleitungen in Bild und Schrift dar­gestellt, erläutert und so nutzbringend für die sorgende Hausfrau gemacht, baß man wohl sagen kann, daß, mit derIllustrier­ten Wäsche-Zeitung" in der Hand, kein Stückchen Leinwand, Spitze, Band, Besatz rc. mehr verloren geht. Altes wird neu und das neu Geschaffene ist musterhaft für Dessins, Sitz, Eleganz und praktischem Nutzen. Der Vierleljahrsprcis für dieIllustrierte Wäsche-Zeitung" mit doppelseitigem Schnitt­musterbogen beträgt trotz ihres reichen und wertvollen Inhalts bei allen Postanstalten und Buchhandlungen nur 60 Pf. I

AunMe Mächte.

Novelle von H. von Limpurg.

(Nachdruck verboten.)

8 .

Mit einem herzzerreißenden Weheruf sank sie an seine Brust, seine Lippen preßten sich auf ihre Stirn und Augen und sekundenlang blieb es still, ganz still in dem Gemach. Dann richtete sich der, junge Arzt zuerst em­por und begann:

Geliebte, laß uns tapfer sein, laß nun mutig scheiden."

Nein, Arthur, ich kann es nicht. Ver­lange alles von mir, nur dies Eine nicht!"

Therese, hast Du mich wirklich so lieb? Lieber ais Alles sonst auf der Wett?"

Ja, Arthur, cas weißt Du schon längst. Ich will Dir zu Liebe thun, was in meinen Kräften steht und um deinetwillen Alles tragen."

Auch Leid und dunkle Stunden, mein Herz?"

Ja, ich will thun, was Du willst, mein Arthur."

Willst Du Dich ganz in meinen Willen fügen und mir gehorchen, was immer ich von Dir fordern mag? Denke stets, meine Therese, daß ich Dich liebe, mehr als mich selbst, ais mein LebenI"

Ich weiß es," lächelte sie herzzerreißend, das Köpsch.n an seine Schulter lehnend; ja, nimm mich hin, ich folge Dir wohin Du willst."

Nun denn," sagte et leise, nach schwerem Kampfe mit sich selbst,so fei es denn!"

Und er zog sie abermals stürmisch in die Arme, bedeckte sie mit heiße» Küssen und murmelte leidenschaftliche Liebesworte, denen Therese selig lächelnd, mit geschlossenen Augen lauschte; dann, sie noch immer fest im Arm haltend, hob er plötzlich die ausgebreitete Hand mit den nach innen gerichteten Finger­spitzen in halbkreisender Bewegung bis zu Theresens Gesichte, während sein Blick starr in ihre Auge» sich zu bohren schien.

Eine entsetzliche, atemraubende, wennschon kurze Pause trat ein; ein Schauder nach

dem andern schüttelte das blasse Mädchen im Arm des jungen Arztes, dem selbst dicke Schweißtropfen von der Stirn perlten, dann ward sie mit einem Male steif und schwer wie eine Leiche. Arthur hob den Körper auf und legte ihn aufs nächste Ruhebett. In seinen Zügen arbeitete eine erschütternde Bewegung.

Therese," frug er, sich über die im Hypentismus Liegende beugend,hörst Du, daß ich mit Dir sprechet Antworte mir."

Ich höre," gab sie matt zurück, ein schwerer Atemzug hob ihre Brust.

Hast Du mich lieb?"

O sehr lieb wie sonst nichts auf Erden."

Uno willst Du thun, um was ich Dich bitten will."

Ja ich will."

Du wirst mich lieb behalten tief im Herzen."

Immer und immer!"

Ader -- Du wirst de» Fürsten Sereco heiraten, weil Dein Vaier es bestehlt. Du wirst es dem letzteren noch heute freiwillig erklären."

Ich werde es thun!"

O, meine Geliebte, meine Therese," stöhnte der Arzt und sank wie gebrochen neben der Schlafenden zu Boden,was habe ich gethanl Ich bin ein Elender, ein Ver­brecher der Dein Leben vernichtet und doch dabei nur Dich Dich allein liebt, und nur Dein Wohl will, weil wir Beide nicht glücklich sein können."

Er beugte sich vor, um das liebliche Ge- sichtchen mit glühenden Küssen zu bedecken, eS schien unmöglich, von Therese zu scheiden und doch, die Zeit drängte es mußte sei».

Lebewohl, mein Liebling und Er, dessen Name ein Mann wie ich nicht auszusprechen wagen darf, behüte Dich und lasse uns nie mehr Zusammentreffen!"

Arthur," murmelte Therese traumhaft, schwer athmend,ich liebe Dich allein."

Wie von Furien gejagt stürzte der un­selige junge Mann hinaus, die Treppen des

Schlosses hinab und ins Freie. Dem Arzte war als solle der Himmel über ihm Zu­sammenstürzen, als dürfe er keinem Menschen mehr vor Augen treten und nicht einmal emporsehen zu dem allmächtigen Gotte. Mit wirrem Haar und stierem Auge eilte er weiter durch die Felder dem Walde zu. Er wußte eine Stelle wo das Plateau in Ab­gründe endete, dorthin strebte er. Dem fluch­beladenen Seelenmörder des geliebtesten We­sens war der Gedanke an Selbstmord nicht abschreckend. Gnade konnte ihm doch nie mehr werden! Solche Gedanken verfolgten ihn wie Furien!

Schsn stand er an der verhängnisvollen Stelle, noch einmal die sonnbegtänzte Well betrachtend, in die er mit seiner Verzweiflung nicht länger hineingehörle, als eine nur zu wohlbekannte ernste, drohende Stimme ihm zurief:

Arthur, mein Sohn, was hast Du vor? Zurück wenn ich Deine Gebanken errate. Halt, denn Du bist im Begriff ein Ver­brechen zu begehen."

Ich habe es schon gethan," murmelte« der junge Arzt verzweifelnd,Vater, hatte mich nicht zurück; mit dem fluchbeladenen Herzen kann ich nicht weiter leben."

Der Mensch kann Alles, was er will," entgcgncte der Oberförster streng,wenn Du zum Selbstmörder wirst fluche ich Deinem Andenken, und Du wirst dann doppelt ge­kennzeichnet vor dem ewigen Richter stehen."

Vater," stöhnte Arthur schwer mit sich ringend,nicht so hart! Sag mir ein Wort der Teilnahme; Du ahnst nicht meine Schul» und meine Qual."

Beichte, so werde ich nach Gottes Werk Dich zu trösten suchen."

Ich kann nicht Gott allein kennt mein Verbrechen!"

Des Oberförsters Blick drang wie ein zweischneidiges Schwert in des bleichen Sohnes Seele, dann wandte er sich kurz ab und sagte:Nun wohlan, so lebe weiter und der GewissenSstachel sei Deine Strafe, so lange Du lebst, wenn Du Dich dem Vater nicht anvertrauen willst." (Fortsetzung folgt.)

Druck und Verlag von Bernh. Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hosmann.)