nachgefahren. Plötzlich fiel das Mädchen mit einem Aufschrei zu Boden und war sofort tot. P yckologffch inler ssani ist es, daß eine ältliche Frau sich einer gleichen Kur unterziehen wollte, trotzdem sie in dem Atelier in dem Augenblicke vorsprach, als man die Tote hinansirng. Die Möglichkeit des Todes scheute dieses Wnb nicht — nur um von den Falten aus der Stirn befreit zu werden.
Vermischtes.
(Wie wird man Weinhändler ?) Es ist nichts einfacher, als Weinhändler zu werden, so meint die „Neuest. Ztg." Man braucht sich nur mit einer Prager Firma zu verbinden und man kann des schlechten Wetters und der Reblaus spotten. Diese Firma stiebt zur Herstellung von 100 Liter Wein folgende Vorschrift: Zwei Kilogramm meines Wein- extrakles werde» mit IO Liter feinst rektifiziertem 95prozentigrn Spiritus gut ver- mischt und 88 Liter reines Brunnenwasser dazu gefüllt. Man erhält hiebei 100 Liter vorüglichen Fassonwein, der vom echten Na- lurwein nicht zu unterscheiden ist. Der mittels W in xtrakl hergestellts Wein ist sejort trinkbar, läßt man ihn jedoch acht Tage lang
DunM'e Mächte. .
Novelle von H. von Limpurg.
(Nachdruck verboten.)
7
Einen Moment schwieg die Gräfin, dann blickte sie traurig empor und sagte leise: „Was werden Sie sagen, Herr Doctor, wenn ich Ihnen dies verweigere ? Aber-s ist besser so. Wollen Sie mein armes Kind noch unglücklicher machen?"
„Ach, Frau Gräfin, haben Sie Erbarmen I Reißen Sie uns nicht auseinander ohne ein letztes Wort, einen Händedruck. Denken Sie an das lange, öde Leben, welches von heute an vor uns liegt; es ist so wenig, um waS ich Sie bitte/'
„Der Mensch kann viel ertragen, Herr Doctor Fels, wenn er muß," bemerkte die Dame ernst, „und ich Widere von Ihnen nur das, was ich selbst ejnst gethan. Damals, als mein jetziger Gemahl um mich warb, gehörte mein Herz und mein Schwur bereits einem anderen, einem enffernten Vetter, den ich in der Residenz kennen gelernt hatte. Mein guter Vater war damals schon längst tot, meine Mutter, eine vortreffliche aber unbeugsam strenge Frau, Halle eine Partie zwischen mir und Grafen Weilern geplant, der meinen Reichtum brauchte, um sein stolzes Wappenschild zu neuem Glanze zu bringen. Ich liebte ihn nicht, sein leidenfchastlicheS Wesen ängstigte mich und als ich eines Tages zufällig Zeuge wurde wie er sein Lieblingspferd aus die rohste Weise züchtigte, stieg diese Furcht vor ihm fast bis zur Abneigung.
Aber was meine Mutter sich vorgenommen, mußte geschehen. Sie nahm mich vor und eS gab eine heftige Scene, die trotz allen Vorstellungen mit meiner energischen Weigerung endete. Nun wurden andere Hebel in Bewegung gesetzt — Gült vergebe es Denen, die es thaten! Mi» Vetter erhielt einen Brief, worin ihm mitgeteilt wurde, ich sei meiner Zusage überdrüssig und bäte, mich davon zu entbinden, da sich mir eine in jeder Weise glänzende Partie böte. Meine Mutter hatte in dem Briefe noch einige bittere
lagern, so hält sich der Fassonwein Jahre lang. Zum Verschneiden mit echtem Landwein eignet sich der Fassonwein bestens, denn der Landweln wird dadurch haltbarer. Lagert der Vcrschuiitwein einige Zeit, so soll der geübteste Weinkenncr einen solchen Wein als tadellos und reintönig finden." Prosit I
(Ein Kuß und seine Folgen) Eine junge Dame in Jersey, Miß Eloö Brvoker, wurde von ihrem Bräutigam Mr. Strephon so stürmisch geküßt, daß ihr die Goldplombe ans einem Zahn fiel und sie diese verschluckte. Heftige Vorwürfe und das Verlangen, die Plombe zu ersetzen, waren die Folge. Mr. Strephon jedoch erklärte, er ersetze nichts und wolle auch kein „Frauenzimmer" heiraten, das man nicht küssen könne. Miß Cloö hat nun ihren ehemaligen Bräutigam wegen mutwilliger Beschädigung ihres Gebisses und Bruch des Eheversprechens verklagt.
(Höchster Neid.) „ . . . Und was war ihr erster Gedanke, als Sie den Niagara- Fall erblickten?" Student: „Ach, wenn Du doch auch ein solches Gefälle hättest!"
.-. (Starke Zumutung.) „ . - - Aber bezahle doch Deine Schulden I" — „Da müßte ich ja über nnine Verhälnisse leben I"
Bemerkungen eingekochten über das „Einfangen der reichen Verwandten" und über den Triumph des armen Offiziers bei diesem gelungenen Streich, die den unglücklichen Empfänger rasend machten. Er setzte sich nieder und schrieb mir einen Abschiedsbrief, den ich unter Thränen zerriß, — ehe ich zur Mutter ging, um ihr zu sagen, daß ich Graf Weilerns G mahlin werden wollte. Erst Jahre darauf erfuhr ich den Zusammenhang, als schon das Grab über meiner Mutter sich geschlossen halte. Und doch kann ich noch heute nicht ihrer gedenken ohne eine gewisse Bitterkeit, wenn ich ihr auch verziehen habe."
Doctor Fels küßte bewegt die Hand der Gräfin, dann antwortete er fest : „Wenn ich Ihnen mein Ehrenwort gebe, daß ich Therse dem Willen des Vaters geneigt machen will, werden Sie auch dann auf Ihrem Willen bestehen, Frau Gräfin, und uns keinen Abschied vergönnen?"
Da wurde mit einem Male die Thür des Zimmers heftig oufgerissen, die Jungfer stürzte totenbleich herein und zu ihrer Herrin hin.
„Frau Gräfin," schrie sie außer sich, „kommen Sie rasch zur Comteß! Sie liegt besinnungslos am Boden I" —
„WaS ist geschehen," fuhr die Gräfin auf, dann stürzte sie hinaus, gefolgt von dem jungen Arzt, der totenbleich geworden war.
Als sie eintraten, batte Gräfin Therese die Augen wieder geöffnet. Dunkle Glut iärbte ihre Schläfen als sie hinter der Mutter de» Geliebten erblickte.
„Beruhige Dich, Mama," sagte sie freundlich, „cs ist nichts, ich bin wieder ganz wohl."
„Kind, Kind, was ist Dir geschehen?" rief die Gräfin außer sich, neben der Tochter niederknieend, „Du warst so heiter und munter beim Frühstück und nun bist Du wie umgewandelt. Was hat Dich erschreckt."
„Sie bluten, Comteß," rief der junge Arzt und beugte sich über die Geliebte. Dabei strich er mit der Hand die Blutspur fort, die indnß sogleich zurückkchrte; dann wandte er sich zur Jungfer und sagte: „Bringen
Herb st Nachrichten.
Stuttgart, 27. Okt. Karloffelmarkt: Zufuhr 600 Zir. Kartoffeln Preis 2 ^ 50 bis 3 ^ pr. Ztr. Filder-
krautmaiki: Zufuhr 2500 Stück Filderkraut, Preis 12 bis 15 pr. 100 Stück. Mostobstmarkt: (Wilhelmsplatz) Zufuhr 200 Ztr. Mostobst. Preis 5 ^ 50 ^ bis 6 pr. Ztr.
Cannstatt, 27. Okt. Käufe zu 95 und 100 M. Per 3 Hl. Noch viel Vorrat. Käufer erwünscht.
Fellbach, 28. Okt. Mittelgewächs j56 bis 80 M. per 3 Hl. Bergmein 100—120 M. per 3 Hl. Verkauf ziemlich lebhaft. Noch ziemlich Vorrat. Käuser erwünscht.
Endersbach, 28. Okt. Käufe zu 60, 67, 70 und 74 M. per 3 Hl. Vorrat noch ca. 150 Hl. Käufer sehr erwünscht.
Kleinheppach, 26 Okt. Lese nahezu beendigt. Käufe von 102—115 M. per 3 Hl. Vorrat »och ca. 120 Hl. Weitere Käufer sind eingeladen.
Stetten i. R-, 27. Okt. Weitere Käufe zu 68 , 70 , 72, 73 , 78 M. per 3 Hl. Jmnur noch ziemlich Vorrat. Käufer erwünscht.
Sie Schwamm und Becken, ich werde die kleine Wunde verbinden."
Therese blieb stumm bei allen Fragen der Mutter nach ihrem Unfall, nur in ihren blauen, großen Augen schimmerte ein wehmütiger Ausdruck.
„Laß es gut jetzt sein, Mama, ich habe
— ein Todesurteil vernommen," flüsterte sie dann leise. „Verurteilte sind wohl immer ernst, wenn ihnen das Urteil mitgeteiltwird." Die an sich unbedeutende Wunde wurde verbunden und, als das ^Mädchen sich entfernt, ergriff Arthur die Hand der Comteß und sagte:
„Therese, bitte Deine Mutter, daß sie uns eine ganz kurze Unterredung gestattet
— es ist die letzte Gnade, welche den Verurteilten gegönnt wird."
„Mama," entgcgnete das junge Mädchen und schaute flehend zur Gräfin auf, „wirst auch Du mir mit einem Fluche drohen, wen» ich nicht jenes schrecklichen Mannes Weib werden kann?"
„Therese," gab die Gräfin mild zurück, „bas könnte ich niemals, dazu liebe ich Dich zu sehr; aber ich werde thun, was in meinen Kräfte» steht, um Dich zu vermögen — gehorsam zu sein."
„Auch wenn mir das Herz dabei bricht?"
„O, Kind, wie viele Menschen leben weiter mit gebrochenem Herzen; das Bewußtsein, die Pflicht gethan zu haben, hilft über manches Herzeleid hinweg. Doch es sei, Ihr sollt von einander Abschied nehmen ; ich habe Jbr Ehrenwort, Arthur!"
Sie ging. Als die Thür sich hinter ihr geschloffen, breitete Arthur in Überwallender Empfindung beide Arme auö und sagte weich : „Mein Lteb, mein teures Mädchen, komm an mein Herz, — zum letzten Male I" (Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
.-. (Dann erst recht.) Pfarrer: „Wie Du wieder betrunken bist, Peter I Was soll das nur werden? Sieh', wenn nun Dein Vater stirbt, was Ihnst Du dann?" Peter (erfreut): „Noch mehr saufe, Herrn Pfarrer!"
Druck und Verlag von Beruh. Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hofmann.)