Aas große Los.

Original-Novelle von Leo Werner.

Nachdruck verboten.

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Das Hes.i äft kann dabei für Sie ganz vorleithaft wen en. Man hat das Bergwerk, che der SLailisturz statlfand, auf einen Wert von fast einer Million Mark geschätzt, und die Hälfte, alfo 400,000 bis 500,000 Mark wird cs j tzi doch noch wert fein, aber man kann annehmen, daß es in der Sub- hastation noch billiger verkauft wird, also kaufen Sic es möglichst und die fatale An­gelegenheit ist aus der Welt geschafft. Man kann ja gegen Herrn Hülfemann Rücksichten üben und ihn zum Direktor des Bergwerks bei gutem Gehalte machen."

DaS ist ein fihr schöner Gedanke von Ihnen, Herr Faber," erwiderte Erler,aber wir kaufen die Felix-Grube nicht, weil ich und meine Cvmpaynons absolut nichts vom Bergwerksbetriebe verstehen, und weil sich auch schwer sagen läßt, was das Bergwerk jetzt weit ist."

Aber cs ist doch offenbar das Beste für die Gläubiger, wenn das Bergwerk verkauft wird, ehe der Concnrs ausbricht," betonte Herr Faber,denn sonst verschlingen die Gericht«- und Advokalenkosten noch so viel, daß für unsere Forderungen nichts übrig bleibt."

Aber warten Sie doch erst einmal eine gründliche Untersuchung der VermögenSvcr- hälinisse des Herrn Hülfemann ab," be­merkte Herr Künnemann,es fragt sich im­mer noch, ob es wirklich so schlecht mit ihm steht wie man befürchtet."

Da ist leider n>ch> Viel von einer gründ­lichen Untersuchung der Hülsemann'schcn Ver- mözenöverhätinisse zu erwarten," begann wie­der der Bai guur Erler.Die Felix-Grube ist halb oder ganz ruiniert, die Kohlenvor­räte sind verdorben, also die Schätzung der Aktiva geradezu zweifelhaft. Ueber die Pas­siva werden sich dagegen wohl bald sichere Zahlen ausstellen lassen. fWir haben eine Gefamiforderung von 198,000 an Hülse- maun."

198,000 Mark!" schrien mehrere der andern Gläubiger erschrocken auf.

Ja, 198,000 Mark," erklärte der Banquier kühl und trocken.

Für diese große Summe werden Sie doch auch Pfänder haben?" bemerkte jetzt eins Stimme.,

Natürlich," erwiderte Herr Erler, 120,000 Mark sind als erste Hypothek auf die Felix-Grube eingetragen und 40,000 ^ Wertpapiere gab uns Herr Hülfemann für die laufende Buchfchuld als Pfand."

Nun, so haben Sie ja alle Vorräte eine« bevorzugten Gläubigers," rief jetzt Herr Faber ärgerlich,und wenn wir anderen Gläubiger unsere Forderungen ermäßigen, so können sie das Bergwerk einfach kaufen oder sonst eine Vereinbarung mit uns und Herr» Hülsemann treffen, wodurch der Con- curs vermieden wird."

Wir kaufen das Bergwerk nicht, eher lassen wir es zum Concnrs kommen," er­klärte Herr Erler,aber vielleicht findet sich ein anderer Gläubiger oder sonst Jemand, der das Bergwerk kaust."

Darauf können wir unter den jetzigen Umständen lange warten," meinte Herr Fa­

ber,und gewartet kann gar nicht werden, wenn das Bergwerk nicht ganz und gar zu Grunde gehen soll."

Nun, so können wir uns vielleicht unter uns über die Bedingungen eines Akkordvor- fchlages einigen, den wir Herrn Hülsemann unterbreiten können," bemerkte Herr Erler. Bevorrechtigte und durch Pfand gedeckte For­derungen haben in der Hauptsache nur wert und die solle» bis auf 38,000 Mark jetzt nicht in Anschlag gebracht werden, diese 38,000 Mark stellen wir also den Forder­ungen der übrigen nicht bevorrechtigten Gläu­biger gleich. Wie hoch belaufen sich nun Ihre Foiderungen, meine Herren?"

11,600 Mark ist die mcinige," erwi­derte Herr Faber.

7,300 Mark," rief ein anderer.

2,150 Mark," erklang es vom Munde eines Dritten, und so ging es fort, bis alle Gläubiger ihre Forderungen genannt hatten. Herr Erler hatte dieselben gleich ausgeschrie­ben und rechnete sie jetzt zusammen.

Mit unseren 38,000 Mark ungedeckten Forderungen sind es insgesamt 91,680 bemerkte er dann kühl.

91,680 Mark," riefen mehrere Gläubiger, rangen die Hände und schrien:Schändlich, schändlich I Für diese Summe ist so gut wie keine Deckung da. Schändlich, schändlich."

Aber meine Herren, messen Sie doch dem ganz unschuldigen Hülsemann keine Schuld an diesem traurigen Schlage zu," bemerkte Herr Künnemann,denn wäre nur der Schachtsturz nicht eingctrelen, so wäre Ihnen Hülsemann sür den dreifachen Be­trag ein sicherer Zahler. Zudem hat Ihr Schuldner weder leichtsinnig, noch schlecht gewirlschafiet, sondern nur maßlose« Unglück hat ihn zahlungsunfähig gemacht. Bedenken Sie, daß allein sür circa 50,000 Mark Kohlenvorräte vernichtet oder verdorben sind. Wäre dieses Unheil dem Schachtcinsturze nicht auch gefolgt, so hätten Sie für 50,000 Mark Deckung an Kohlenvorräten, und da Hülsemann auch eine hübsche, wahrscheinlich nicht verschuldete Villa besitzt, so wären trotz d>r großen B'triebsstörung im Bergwerke Ihre Forderungen getncki."

Das ist ja ganz schön von Ihnen ge­sagt, Herr Künnemann," bemerkte der sfindel- bürre Mensch mit unangenehmer Fistelstimme, aber von diesen schönen Worten erhalten wir unser G-ld nicht. Ich bin für die ConcurSerklärung und den Verkauf sämtlicher Besitzungen des Gemeinschuldneis. Das ist unser gutes Recht und kann nicht geändert werden I"

Nur Geduld, lieber Herr, die Sache wird nicht über das Knie gebrochen, dazu ist sie zu ernst," gab Künnemann energisch zu­rück.Ich bin hier, »m unter Umständen für meine» Freund Hülsemann einzuircten und kann nicht zugebcn, daß der bedauerns­werte Mann durch übereilte Maßregeln so ohne Weiteres nm sein ganzes Vermögen gebracht wird."

So schaffen Sie uns doch endlich Herrn Hülsemann zur Stelle, daß wir mit ihm verhandeln können," schrie ein Gläubiger.

Ich erwarte jeden Augenblick die Rück­kehr des Boten," erklärte Künnemann ruhig, und solange müssen sich die Herren noch geduldigen."

Aerqerlich über die widerwärtigen Auf­tritte mit den Gläubigern trat jetzt der hoch­

herzige Künnemann au« deren Kreise und schritt nach der Landstraße, um nach dem ausgcsandten Boten zu sehen.

In der Ferne zeigten sich zwei Männer, welche mit raschen Schritten sich der Fel-x- Grube näherten. Es war der Bergmain, den Herr Künnemann nach der Hülsemann'- schen Villa gesandt halte, und in kurzer Ent­fernung hinter diesem folgte Ludwig Malten.

Der wackere Künnemann atmete auf, als er Ludwig Malten erkanntes, denn er war der Ueberzeugung, daß dieser sowie sein Vater der Kommerzienrat für Matthias Hülfemann eintreten würden.

Mit dem eintreffenden Bergmann kehrte Künnemann in den Kreis der ungeduldigen Gläubiger zurück, und der Bergmann be­richtete kurz, daß Herr Hülfemann wegen Krankheit verhindert sei zu kommen, daß aber Herr Ludwig Malten Herrn Hülsemann vertreten würde.

Wo ist aber Herr Malten?" riefen einige der ungeduldigsten.

Hier bin ich schon I erklang eine sonore Stimme von Weitem und Ludwig Malten schritt eilig herbei, ein Schriftstück in der Hand haltend.

t Fortsetzung folgt.)

Vermischte-.

Nachlaß einer Ballerina. Die ehe­mals viel gefeierte, berühmte Ballettänzerin Lyne Stephens ist in Norfolk gestorben. Sie war eine geborene Französin, ihr Mädchen­name war Dolanbe Marie Louise Duvcrnay. Im Jahr 1845 zog sie' sich von der Bühne zurück und heiratete den reichen Abgeordneten Stephens. Seit 1861 war sie Witwe, sie hinterläßt ein Vermögen von nahezu 40 Mill. Das meiste wird Wohlthätigkeitsanstaltcn zu gute kommen.

(Richtige Diagnose.) Arz,(denPul« fühlend):Hm, hm, die ganze Krankheit scheint mir nichts weiter zu sein, als ein mächtiger Kater I"Patient (mit den Augen zwinkernd):Ich weiß ja, Dokiorchen; aber geben Sie dem Ding einen lateinischen Namen, ich muß mied doch bei meinen Vorgesetzten entschuldigen!"

.-. (Starkes Mißtrauen )Du solltest doch den Bewerbungen des Professors Flcisch- mann mehr Gehör schenken, Anna; er ist einer der erste» Orientalisten!" Tochter (mit dem Fuß stampfend):Ich will aber in keinen Harem!"

.-. (Frommer Wunsch.) Hans (der wegen der Geburt eines Brüderchens einen Tag aus der Schule gehalten worden ist): Nicht wahr, Papa, weit» wir einmal Dril­linge kriege», dann bleibe ich gleich drei Tage aus der Schule?"

.-. (Unerwartete Schlußfolgerung ) Wirt: Was sagen Sie zu dem alten Wein?" Gast:Er läßt zu wünschen übrig."- Wirt (tiefverletzt):Was?"Gast:Daß noch mehr davon da sei!"

.'. (Vor Gericht.)Sind Sie mit dem Kläger schon in nähere Berührung gekom­men?"Nee, döS nit bei verletzten Kirchweih Hab' i ihm blos von Weitem a paar Krügl an Kopf geschmiss'n I"

.'. (Verraten.)Johann, ich habe eine merkwürdige Entdeckung gemacht: meine Cigarren sind schon wieder zu Endel" Ach, das Hab' ich auch schon gemerkt, Herr Graf I"

Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Beruh. Hofmann).