licht Behandlung, um weitere schlimm? Folgen zu Verhüten.
Berlin, 18 Sept. Die Morgenblätter melden: Am I. Oktober wird ein neuer zweimal wöck n lich kursierender Blitzzug Paris-Berlin-B-arschau-Moskau eingeführl, welcher die Tone um 24 Stunden abkürzt.
— Uetcr ein Kaiserwort weiß die Königs berger Hartung'sche Zeitung vom jüngsten Kaisermanöver aus Elbing nachträglich Folgendes miizuteücn: In dem Manövergelände des 17. Armeekmps batte» sich an verschiedenen Stellen viele Personen eingefunden, um den Kaiser zu sehen. Zu diesem Zwecke hatte sich auch auf jenem Berge, auf welchem der Kaiser die Kritik nach Beendigung des Manövers adhielt, ein größeres Publikum angefammelt. Als der Kaiser nun bemerkte, daß man dem Publikum den Aufenthalt in feiner Nähe nicht gestatten wollte, wehrte er diesem und äußerte zu einem Stabsossizier: „Das Volk will seinen Kaiser sehen und der Kaiser sein Volk."
— Eine entsetzliche Blutthat verübte in Darmstadt der 36 Jahre alte ExpkditionS- gehilfe bei der Main-Neckar-Bahn W. Derselbe halte seine Frau und seinen ältesten, 8jährigen Sohn fortgeschickt, um Einkäufe
zu machen. Während dieser Zeit erschoß er seine vier Kinder, 2 Knaben im Alter von 6 Jahren bezw. 5 Wochen und zwei Mädchen im Alter von 3 und 2 Jahren, und darauf sich selbst. Der Tod war bei allen durch einen Schuß in die Schläfe erfolg. W. galt als solidcr, ruhiger Mann und muß die entsetzlicke That in einem Anfall von Geistesgestörtheit begangen haben. Wie es heißt, soll derselbe auch von Eifersucht gegen seine Frau verfolgt worden sein.
Aachen, 18. Sept. Eine große FeurrS- brunst in Malmedy zerstörte 20 Häuser und mehrere Sckeunen. Menschen sind nicht verunglückt. Der Schaden beträgt etwa 260 000 Mark.
— (Eine Fiinfzig-Millionen-Erbschaft.)
Nus Amsterdam wird geschrieben : Ein Franzose namens Colmon, der früher Brigadier und Führer der Bürgersoldaten in Nieder- ländisch-Jndien war, starb 1792 in Batavia und hinterließ ein Vermögen von mehreren Millionen. Drei Viertel davon hatte er holländischen Ve> wandten binterlasfen, und das letzte Viertel einer Nichte, die geistesgestört war und 1820 im Jrrcnhause starb, ohne im stände gewesen zu sein, die große Erbschaft anzutreten. Seit jener Zeit haben
sich die Zinsen angehäuft und die Erbschaft beträgt heute an 50 Millionen Gulden. Die Zahl der Erben hat sich aber bedeutend vermehrt, in den 74 Jahren sind es 154 geworden. Die Regierung von Niederländ'sck- Jndien sträubt sich jedock, die Riesensumme auszuzahlen, und die 154 Erben, die sich vereinigt haben und von der französischen Regierung unterstützt werden, haben die niederländische Regierung verklagt und werden ohne Zweifel ihre 50 Millionen erhalten.
— Auf entsetzliche Weise ist in Cincinnati ein sehr bekannter Deutscher, der Bäckermeister Leopold Armbruster, am 1. ds. abends 8' Uhr umS Leben gekommen. Er kehrte mit seinem Freunde Frank Fehr au< dem Seebade Put in Bay zurück, und beide Männer verließen an einer kleinen Station in der Nähe ihrer Wohnung den Zug. In demselben Augenblick brauste auf dem Neben- geleise ein anderer Zug heran, und Armbruster, der denselben zuerst bemerkte, packle seinen Freund und warf ihn förmlich vom Geleise. Er selbst hatte das Unglück, zu stolpern, und stürzte gerade vor die Lokomotive, die ihn zermalmte- Armbruster war 47 Jahre alt. Er hinterläßt eine Fran und 7 Kinter in guten Verhältnissen.
Acrs große Los.
Original-Novelle von Leo Werner.
(Nachdruck verboten.)
II.
Der alte Herr nickte beifällig und sagte: „Sie denken an Alles, Herr Malten. Die Ausfertigung der Vollmacht hat allerdings die größte Eile, sonst können Sic gar nichts als mein Stellvertreter Ihun. Ich erwarte den Nvzar und Sie morgen früh acht Uhr. Meinen unauslöschlichen Dank für die großen Opfer, die Sie.mir bringen, und mag Gott geben, daß Sie nicht vergeblich alle Kräfte anstreugen, um die Felix Grube zu retten und mich vor dem Bankerotte zu bewahren."
„Ich hoffe noch das Beste, Herr Hülfemann," gab Ludwig ergriffen zurück, „denn in größter Not bietet sich oft unerwartete Hilfe. Jetzt muß ich aber nach der Stadt eilen, um einen Notar aufzusuchen, ehe es zu spät wird."
„Aber nach der Stadt laufe» dürfen Sie nicht, Ludwig, da« dulde ich nicht, bemerkte Hülsemann. Sie waren mehrere Stunden in dem Bergwerke beschäftigt und haben sich körperlich und geistig sicherlich heute schon sehr angestrengt. Friedrich mag meinen Wagen anspanne» und Sie nach der Stadt fahren. Und in der Zwischenzeit nehmen Sie erst noch eine Erfrischung zu sich."
Ludwig wollte abwehren und erklärte, daß er sich noch gar nicht sonderlich erschöpft fühle, aber den vereinten Bitten Hülst manns und Käthens gab er »ach, speiste in der Villa kurz zu Abend und fuhr in Hülsemann's Wagen dann eilig in die Stadt.
» -»
Der Schachtcinsturz in der Felix-Grube hatte sich fast so schnell wie ein Lauffeuer unter de» Gläubigern und Geschäftsfreunden Hüisemanns verbreitet. Die meisten derselben waren auch bereits an dem Tage, welcher der Unglücksnacht folgte, nach dem Bergwerke geeilt, um sich nach der Größe der Katastrophe zu erkundigen und um Herrn Hülsemann zu sprechen. Da sie aber erfahren hatten, daß Herr Hülfemann vor
Schreck erkrankt sei und schon in früher Morgenstund? in feine Wohnung zurückgebracht worden war, so genierten sie sich, den geschlagenen Mann noch am Unglückstage selbst mit AuSkunflSerteilnng und ungestümen Forderungen zu quälen. Aber heute, eine» Tag später, sah man schon Vormittags neun Uhr die Gläubiger Hülfemanns zu Wagen und zu Fuß sich nach der Felix-Grube begeben, und es konnte nickt dem geringsten Zweifel unterliegen, daß für das ganz- Unternehmen Hülfemanns und seine geschäftliche Existenz ein »euer folgenschwerer Tag zu dem vorhergehenden gekommen war.
Es waren allerdings nicht nur Gläubiger Hülfemanns, welche nach der Felix-Grube gingen, sondern es befanden sich unter den erster?» auch zwei -Freunde Hülfemanns, der Banquier Leixner und der Kaufmann Lünemann. Der Commerzienrat Malten und der Banquier Buchhold, welche sich bisher auch zu Hilsemanns Freunden gezählt hatten, fehlten aus begreiflichen Gründen.
Obwohl die Gläubiger meistens gebildete Leute waren, so entstand doch bald vor ihrer Ankunft in der Felix-Grube ei» förmlicher Tumult. ES war nämlich Niemand zu finden, welcher den Gläubigern irgend welche Auskunft erteilen konnte. Der Obersteiger Krützner und der Grubenverwaltcr waren unabkömmlich in dem Bergwerke bei den Reltnngsa, beiten beschäftigt, und die übrige,' Beamten waren von der Nachtarbeit heute morgen sieben Uhr erst abgetöst worden und befanden sich schlafend in ihren Wohnungen. Der erkrankte Herr Hülfemann war natürlich auch nicht im Grubengebäude und Ludwig Malten war noch nicht eingetrofsen. Nur hin und wieder wurde ein Bergmann oder ein Unterbeamter sichtbar, der dann von den Gläubigern mit Fragen bestürmt wurde, auf welche er keine Auskunft geben konnte, und dadurch wurde natürlich der Aerger und die Aufregung unter den Gläubigern allgemein.
„Wir werden uns nach der Wohnung deS Herrn Hülfemann begeben müssen," rief ein spindeldürrer Mensch, der ganz besonders
erpicht darauf schien, seine Geldforderungen von Matthias Hülfemann sofort persönlich zurückzuvcrlangen.
„Das meine ich auch, das denke ich auch I" erscholl es aus dem Kreise der Gläubiger als Antwort.
„Aber meine Herren, überstürzen Sie sich doch nicht," bat da der Kaufmann Kün- nemann. „Der Stand deö Bergwerkes kann noch am besten nur hier geprüft werden, und ob es eine Stunde früher oder später geschieht, das bringt Niemanden Schaden. Außerdem habe tch vor einer Viertelstunde bereits einen Bergmann nach der Wohnung des Herrn Hülsemann geschickt und schriftlich um sein Erscheinen oder das Eintreffen eines bevollmächtigten Vertreters gebeten. Ich schlage daher vor, daß die Herren geduldig noch eine halbe Stunde warten."
Auf diese Ansprache des Herrn Künne- mann beruhigten sich die Gläubiger ein wenig, und einer von ihnen, den der Galgenhumor gepackt zu haben schien, rief: „Nun, so können wir ja hier einstweilen die Ruinen ansehen I"
„Ja, Ruinen, grausige Ruinen habe ich eben dort entdeckt," antwortete der junge Herr Erler, der jetzige erste Inhaber der Bankfirma Erler u. Comp. Das ganze Kohlenlager ist durch den Schachteinsturz ruiniert worden, denn mehr als hunderttausend Centner Kohlen sind teils verschüttet, teils liegen sie im Abgründe. Das ist ein neuer Schaden von wenigstens 50,000 ^ Wie sollen wir da zu unserem Gelde kommen ? Nicht nur das Bergwerk sondern auch die Vorräte sind vernichtet."
„Am besten würden wir noch zu unserem Gelde kommen, wenn Sie, Herr Erler, als Hauptgläubiger und Inhaber der ersten Hypothek das ganze Bergwerk käuflich übernehmen würden," bemerkte jetzt einer der Gläubiger dem jungen Banquier gegenüber.
(Fortsetzung folgt.)
Merk's.
Heide, Jude oder Christ Gleich ist's wem zu helfen ist >
Druck und Verlag von B ernh. H osm ann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hosmann.)