Das große Los.

Original-Novelle von Leo Werner.

Nachdruck verboten.

9.

Ja, es ist ein schwerer Schlag für Deinen Vater," bemerkte Ludwig im Tone herzlicher Teilnahme,in seinem Alter und in seinen "Verhältnissen ein solches furcht­bare- Unglück erleben zu müssen, ist sehr, sehr bitter. Doch hoffe ich Deinem Vater gute Nachrichten bringen zu können."

Ist das Bergwerk gerettet ?" frug Käthe in großer Erregung.

Gerettet ist es nicht," erwiderte Ludwig mit schmerzlichem Zucken seiner Lippen,das ist nach einer solchen grausigen Katastrophe ja auch in dieser Zeit gar nicht möglich, mein liebes Kind, aber ich glaube, es sind einige Aussichten vorhanden, daß da« Berg­werk gerettet werden kann. ES darf eben kein Mittel unversucht bleiben, um den voll­ständigen Ruin von der Felix-Grube fern zu halten, und was in meiner Macht steht, das wird in dieser Hinsicht geschehen."

O, Du großmütiger, treuer Mann," rief das junge Mädchen und drückte dankbar Ludwigs Hand.

Aber Käthchen, ich bitte Dich nochmals, nenne mich nicht fortwährend edel, gut und großmütig in einer Angelegenheit, wo ich nur meine Pflicht thue," bat der Junge Ingenieur.

O, Ludwig, ich fühle, daß Du Großes für uns thuest, vielleicht sogar ein im Men­schenleben seltenes Opfer für mich bringst, und da kann mein Herz nicht schweigen."

Ich wiederhole, daß ich nur meine Pflicht thue, wie ich sie als Dein Bräutigam und als Freund Eures Hauses auffliffe," betonte Ludwig.Unsere Schicksale sind aneinander gekettet, und ich kann bei Eurem Unglück nicht ruhig zuseh-n. Laß uns jetzt in das Haus eilen, Kätchen, den» ich habe mit Deinem Vater Wichtiges zu besprechen I"

DaS junge Paar eilte jetzt eilig nach der Vllla, und als sie dort eintraten, lief Käthe voraus, um dem Vater die Ankunft Ludwigs zu melden.

Gott sei Dank, daß Du wieder da bist und so gute Botschaft bringst," sagte der Greis,denn ich war bereits in großer Sorge wegen Deiner langen Abwesenheit."

Käthe errötete und merkte erst jetzt, daß sie vor einer Stunde dos Haus verlassen halte, ohne dem Vater etwas zu sagen.

Mit ei«em ehrerbietigen Gruße trat jetzt Ludwig in daS Znnmer und reichte Herrn -Iema. n die Ha. d.

H izliche» Dank, Herr Malten , sür Ihr.» freundschaftlichen Besuch und für Ihren großmütigen Beistand in meinem Unglücke." Damit begann der alte Herr die Unterhalt­ung.

O, thue ich nur das, was unter wahren Freunden eine Ehrenpflicht ist," er­widerte Ludwig,und soll es mich freuen, wenn ich Ihnen in dieser kritischen Lage einen Dienst erweisen kann."

Wie sieht es in der Felix-Grube auS, Herr Malten? Haben Sie einige Hoffnung, daß das Bergwerk erhalten werden kann?" frug dann der Greis mit bangevoller Ge- berde.

Hoffnung und gute Aussichten bringe ich Ihnen mit, Herr Hülsemann," antwortete Ludwig.Die Wassermassen sind seit fünf

Stunden entschieden im langsamen Fallen be. griffen, der ungeheure Wasserdruck scheint in den Tiefen des Erdreiches einen Ausweg sür die stauenden Gewässer erzeugt zu haben und in dem oberen überschwemmten Schachte war das Wasser fast einen halben Meter ge­sunken, als ich das Bergwerk verließ. Da­nach scheint mir Hoffnungvorhanden zu sein, die Felix-Grube in nicht langer Zeit ganz und gar von den Wassermassen zu befreien."

Dieser Thatbestand giebt zwar einige Hoffnung, daS Bergwerk zu retten, erklärte Herr Hülsemann,doch gilt dabei als Vor­aussetzung, daß die Verheerungen, welche der Schachtsturz und das Wasser im Bergwerke verursacht haben, nicht gar zu groß sind, und daß sich unter nicht zu großen Unkosten der Betrieb der Grube wieder einrichten läßt. Kann das Oberwasser wieder für den Be­trieb der Maschinen angesammelt werden?"

Schwerlich!" entgegnete Ludwig und zuckte mit den Achseln.Der Schachtsturz hat das obere Erdreich bis aus eine Länge von über hundert Meter erschüttert, und oben ist das Wasser so gut wie verschwunden."

Großer Gott, dann ist das Bergwerk dennoch so gut wie verloren," jammerte der alte Herr,denn ich war bei dem Betriebe der Grude auf eine billige Wasserkraft an­gewiesen. Was kann es da nutzen, die Schachte vom Wasser zu befreien und kost­spielige Reparaturbauten im Bergwerke vor- zunehmrn, wenn oben die Wasserkraft fehlt. Da müßte man ja zwei kostspielige Dampf­maschinen anschaffen, wodurch die Rentabili­tät des Bergwerkes sehr in Frage gestellt wird. Außerdem muß ich Ihnen gestehen, lieber Matten, daß die Unkosten der Rett- ungsarbeiien und Reparaiurbauten wohl meine Mittel schon übersteigen werden, daß ich also für die Anlagen der Dampfmaschinen keine Summen übrig habe."

Wir dürfen deshalb aber noch nicht ver­zagen, Herr Hülsemann," gab Ludwig so ruhig als möglich zurück,denn es läßt sich vielleicht doch ein Ausweg aus den Kalami­täten finden."

Ich halte es für unbedingt notwendig, daß ich Ihnen die volle Wahrheit sage, Lud­wig," erklärte der alte Herr seufzend. Ohne Hilfe treuer Freunde wird das Bergwerk nicht zu retten sein, denn die Katastrophe der letzten Nacht hat meine ganzen Vermöaens- verhättnisse auf den Kopf gestellt. Gestern noch besaß mein Bergwerk einen Wert von mindestens 800,000 nachweisbar aus den Geschäftsbüchern. Belastet ist die Felix­grube nur mit einer einzigen Hypothek von 120,000 welche mir bei der Gründung des Bergwerkes daS Bankhaus Erler u. Co. zu 5'/- Prozent Zinsen geliehen hat. Im Hinblick auf das dauernde Risico bei meinem Bergwerke darf der Zinsfuß als nicht zu hoch bezeichnet werden, zumal mir die Gründ­ung des Bergwerkes mit diesem Darlehen erst ermöglicht wurde. Denn mein ursprüng­liches Vermögen belief sich kaum auf 100,000 Mark. Mit Erler u. Comp, bin ich in laufender Geschäftsverbindung geblieben. Die Wertpapiere, welche das Bankhaus von mir in Depot hat, belaufen sich auf 40,000 meine Conlocorreutschuld an Erler u. Co. beträgt zur Zeit wegen der ungünstigen Ge­schäftslage des verflossenen Jahres aber circa 70,000 -/A, also haben Erler u. Comp, eine Gesamtforderung von circa 150,00 -/A an

mich. Es fragt sich nun, ob da- Bankhaus unter den jetzigen Umständen wir noch wei­teren Credit gewähren will oder nicht. Kün­digt es mir den Credit und die Hypothek, so ist die Subhastation des Bergwerks un­vermeidlich, denn in Folge des Schachsturzes und der jetzigen Entwertung der Felix-Grube wird sich so leicht Niemand finden, der 150,000 ^ auf das Bergwerk borgt, zu­mal die 150,000 -/As auch nur reichen wür­den, um meine Verpflichtungen gegenüber Erler u. Comp, zu decken, und für die Her- stellungSarbeiten, Maschinen u. s. w. weitere Summen nötig wären. Sie sehen also, lieber Malten, daß die rasche Hilfe eines kapitalkräftigen, einflußreichen Freundes zur Rettung der Felix-Grube unbedingt notwen­dig ist."

Ich kann nur betonen, daß das, was ich thun kann, geschehen wird, um das Berg­werk zu retten, und ich sehe die Lage noch nicht so verzweifelt an."

Glauben Sie, daß Ihr Herr Vater mir helfen wird, Ludwig ?" frug jetzt Hülsemann und richtete einen besorgten Blick auf den jungen Mann. (Fortsetzung folgt)

Vermischtes.

(Ignoranz. Frau A.:Waren Sic schon im Museum?" Frau B.:Ja; aber wissen Sie, es hat mir gar nicht gefallen. Denken Sie dock, die vielen zerbrochenen Figuren; so viel Geld müßte der Staat doch auch haben, daß er die Dinger reparieren lassen könnte!"

(Boshaft.) Baron (der sich eine Per­rücke angeschafft Hai):Nun, mein gnädiges Fräulein, finden Sie mich nicht sehr ver­ändert?" Wahrhaftig, Baron, bei Ihnen ist Mondfinsternis cingetreten I"

.'. (Im Panoptikum.) Dame: Unbe. greiflich, dieser Riefe Hassan Ali! Wie ein Mensch nur so ungeheuer wachsen kann! Herr: Aber ich bitte Sie, das ist ja sein Geschäft.

(Guter Rat.)Mir scheint. Sie sind so trübsinnig, fehlt Ihnen etwas?" Ach ja, ich soll in drei Tagen 25 Mark anschaffen und habe sie nicht!"Des­halb so aufgeregt? Werden Sie erst 'mal 25,000 Mark schuldig, dann denken Sie über dergleichen viel ruhiger!"

.-. (Gegenseitig )Es ist dock zu liebens­würdig, Herr SaimätSrat, daß Sie mich noch zu so später Stunde, anßer Ihrer Sprechzeit empfingen und mir Ihren Rat erteilen, ich rechne Ihnen das hoch an l" Ich Ihnen aber auch, mein Verehrlester I" .'. (Qualifiziert.) Redakteur (zu einem Kommis, der ihm ein Roman-Manuskript überreicht):Wie sind Sie bei Ihrer pro­saischen Beschäftigung gerade auf Lies Genre verfallen?"O bitte, ich arbeite schon seit meinem vierzehnten Jahre nur in Phan­tasie-Artikeln."

(Aus der Schule.) Lehrer:Nenne mir ein geflügeltes Wesen." Schüler schweigt. Lehrer:Nun, das ist doch nicht so schwer, eure Köchin steht es gewiß häufig." Schüler (freudig):Ich weiß, das ist ihr Flügelmann."

.-. (Das Bessere.) Emma:Mein Bräutigam liebt mich wahr und aufrichtig, er ist ein Idealist!" Anna:So, er ist wohl Dichter?" Emma:Nein, reich ist er I"

Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hofmann).