Rundschau.

Stuttgart. Von den hier zur Zeit ver­sammelte» Bäckern wurde beschlossen, ange­sichts der nieder» Mchlprnse und dem allge­meinen Verlangen entsprechend, den Preis des Schwarzbrotes überall erheblich zu er­mäßigen und die sogenannten Kreuzer- (oder Halbbatzen-) Wecken wieder verhältnismäßig größer zu backen.

Untertürkhcim, 12. Sept. Erfreulicher­weise darf berichtet werden, daß daS reg­nerische kalte Wetter der letzten Tage den Weinbergen keinen Nachteil gebracht hat; nur hat es wiederum das Ausreisen der Trauben verlangsamt. Im übrigen wird durch das nun wieder eingetretene wärmere, sonnige Weiler die Hoffnung auf einen guten Herbst von neuem belebt.

Heilbronn, 12. Sept. Die Firma Hove­stadt u. Contag in Berlin hat bei dem Ge- meinderat ein Gesuch um um Konzesstonier- ung einer Straßenbahahn in Heilbrvnn ein- gereicht. Das Unternehmen, das von dem Verein für Hebung des Fremdenverkehrs an­geregt wurde, wird von der Einwohnerschaft mit Freuden begrüßt.

Calw. (Schützenfest betr.) Beim Jubi- läums-PreiSschießen am Sonntag den 9. u. Montag den 10. ds. haben sich folgende Herren Preise errungen. Wie auch ander­wärts üblich, werden nur die ersten 10 Ge­winne veröffentlicht:

JnbiläumSfestscheibe (175 Meter):

1) Fr edrich Treiber, Wildbad, 2) Straßen- meister Mogler, Hirsau, 3) Alois Kenner, Neuenbürg, 4) Stadtschultheiß Beyerle,

Weilderstadt, 5) Wilhelm Treiber, Wildbad, 6) Eugen Dreiß, Calw, 7) Friedrich Wacken- Hut, Calw, 8) Ferd. Trillhaas, Neuenbürg, 9) Friedr. Deyle, Calw, 10) Georg Bau­mann, Calw.

Fkstscheibe Calw (175 Meter):

1) Wilhelm Treiber, Wildbad, 2) P. Kiefer, Wildbad, 3) Friedrich Treiber, Wild­bad , 4) Straßenmeistcr Mogler, Hirsau,

5) V. Hohenstein, Weilderstadt, 6) Eugen Dreiß, Calw, 7) E. Hippclein, Calw, 8) Georg Banmann, Calw, 9) Privatier Seeger, Calw, 10) Friedrich Cloß, Wildbad.

Festscheibe Schwarzwald (300 Meter):

1) Friedrich Deyle, Calw, 2) E. Hip­pelein, Calw, 3) G. Beeri, Hirsau, 4) Chr. Höhn, Neuenbürg, 5) H. Sauiter, Calw,

6) Wilhelm Treiber, Wildbad, 7) Adolf Dreiß, Eningen, 8) H. F. Baumann, Calw, 9) Dr. Schiler, Calw, 10) Fr. Treiber, Wildbad.

Die Schießresultaic der Calwer Schütze» sind hienach als wenig günstig zu bezeichnen. Der Grund hiefür liegt übrigens sehr nahe. Am 1. Tage blieb der Stand den Gästen Vorbehalten. Am 2. Tage war das Schießen durch das schlechte Wetter, durch aufsteigende Nebel und zeitweise Regenschauer sehr er­schwert- Die Gewinngegenstände können vom Schützcnrnkistcramt erst später bestimmt wer­den. (C. W-)

Freudenstadt, 9. Septbr. Seit gestern Nachmittag von 4 Uhr ab bis heute früh wütete ein mit heftigem Platzregen verbun­dener orkanartiger Siucm, wie wir ihn hier noch selten verlebt haben. Derselbe riß eine Unmasse unreifes Obst von den Bäumen, entwurzelte teilweise in vollem Ertrag stehende Bäume und richtete noch ebenso an den üb­rigen, nahezu reifen Feldfrüchten ganz be­

deutenden Schaden an. Gestern fiel auf dem Kniebis der erste Schnee.

Im September sollte jedermann seinen Keller an einem schönen Tage gründlich reinigen, was nur reinigen heißt. Sodann läßt man einige Tage und Nächte alle Keller- öfsnungen offen, schönes trockenes Wetter vor­ausgesetzt, damit trockene Luft den Keller durchziehen kann. Denn der Keller muß, wenn der Most gut aufgehoben sein soll, trocken und kühl sein. Dazu natürlich auch reinlich und ohne schlechte Gerüche. Am allermeisten schadet dem Most, wenn sich allerlei Gemüse neben den Fässern befindet, wovon manches sin Fäulnis übergeht. Es wäre viel besser, zwei Keller zu haben, einen fürs Gemüse und den andern fürs Getränke.

Der Verband der Militär-, KnegS- und Friedens-Invaliden Deutschlands wird dem deutschen Reichstage bei dessen nächst be­vorstehendem Zusammentritt eine Petition vor­legen, in der u. a. gebeten wird: 1 . um eine allgemeine Aufbesserung der Pensionen und Pensionszulagen für sämtliche Militär-In­validen ; 2. um gleichmäßige Entschädigung tür Nichtdenutzung des Zivilversorgungs­scheines im Betrage von 12 Mark monatlich, auch denjenigen Invaliden, welche keinen Ge­brauch von dem Schein machen können, Ge­legenheit zu geben, denselben gegen Vergüt­ung abzugeben; 3. um eine nochmalige Un­tersuchung derjenigen Invaliden, welche durch Verwundung »der Erkrankung vor dem Feinde sich ein Leiden zugezogen haben, eine Pen­sion jedoch nicht beziehen; 4. um Gleichstell­ung derjenigen Invaliden, die aus den kaiser­lichen Gnadenfonvs angewiesen sind, mit den rechtlich anerkannten; 5. um Versorgung der Witwen und Waisen der Invaliden, ohne Rücksicht darauf, ob der Mann vor dem Feinde gefallen oder später gestorben ist, und auch ohne Rücksicht auf den Umstand, ob die Frau den Mann vor .oder nach der Ver­wundung bezw. Krankheit geheiratet hat, so­wie um Versorgung der Witwen u. Waisen derjenigen Friedensinvaliden, deren Tod nach­weislich durch ihre Invalidität herbeigcführt worden ist; 6 . endlich um Belastung der Militur-Pension an sämtliche in Reichs- und Staatsdienst befindlichen und aus dem Reichs-, Staats- oder Kommunaldienst pensionierten Invaliden, unabhängig von jihrem Einkommen aus Staats- oder Kvmmunalklassen, sowie in allen Lebenslagen. Im ganz Besonderen wird hier noch hervorgehoben, daß die für länger als 18jährige Dienstzeit gewährte Dienstzu­lage unter allen Verhältnissen gezahlt werde.

Berlin, 14. Sept. Der Lokal-Anzeiger meldet ans Fiume: Als der Güterzug den Tunnel bei der Station Lis passierte, stürzte die Decke des Tunnelsein. 10 Wagen wur­den zertrümmert, 2 Personen schwer verletzt. Der Verkehr ist unterbrochen.

Caprivi in Karlsbad. Aus der Tepl- stadt wird berichtet: Das Interesse der Kur­gäste konzentriert sich auf den Grafen Cap­rivi, der hier sehr einfach und bescheiden auf- tritl und seiner Kur mit militärischer Pünkt­lichkeit obliegt. Nach dem Brunnenlrinken macht der Reichskanzler ganz allein eine Pro­menade nach dem Cafe Freundschaftssaal, woselbst er das erste Frühstück einnimmt. Gegen 9 Uhr kehrt Gras Caprivi nach seiner Wohnung imWeißen Löwen" zurück, um Amisgeschäfte zu erledigen und sich ein kurzes Vrrmiltagsschläfchen zu gönnen. Um '<28 Uhr nimmt der Reichskanzler in Gesellschaft

seines Adjutanten, Herrn Major v. Ebmcher, das Diner im Hotel Continental ein. Der Nachmittag wird zu Ausflügen benutzt, und abends speist er imHopfenstock" , wo es gutes Pilsner Bier giebt. Graf Capriri, der natürlich Zivilkleidung trägt, fühlt sich außer­ordentlich wohl und ist stets guter Laune. Im Verkehr mit anderen Kurgästen ist er stets von großer Liebenswürdigkeit.

Ueber Hotelpreisc in Bayreuth wäh­rend der Festspielzejt geben nachfolgende Zei­len Aufschluß. Bekannt ist, wie ein dortiger Photograph die amerikanische millioncnreiche Miß pfänden ließ, weil sie seine unverschämte Forderung nicht sofort bezahlte. Jetzt be­richtet ein ebenfalls Gerupfter von einem Re­staurant in Bayreuth. In diesem kosteten Suppe 1 ^ 50 2 Eier 2 ^ , ein

B-efstaek 4 ein Huhn 8 Diesen Preisen entsprechend sind die Preise für Ge­tränke. Ein Bauer hatte in dieses Restau­rant einen Sack Kartoffel geliefert. Da er glaubte, gute Lebensart bekunden und dem Wirte etwas zuwenden zu müssen, so be­stellte er sich einen Teller Suppe und ein Glas Bier. Das wollte er von seiner For­derung von 1.50Ai abziche» lasten. Aber cs kam anders. Er mußie noch 50 Pfennige zuzahlen, denn der Teller Suppe und das GlaS Bier kosteten 2 Mark.

Drei Schwestern, Namens Zaun, von welchen die älteste 24jährige bei Düssel­dorf in einem Konfektionsgeschäft, die zweite, 20jährige in Duisburg, die dritte, 18jährige in Dortmund in Stellung war, haben ge­meinsam im Rhein den Tod gesucht; ihre zusammengebundencn Leichen wurden bei Rheinbrohl geländrt. In einem an einen Onkel gerichteten Brief gaben sie an, sie seien, als Waisen allein in der Welt stehend, des Lebens müde und ziehen den Tod einem aussichtslosen, traurigen Dasein vor. Die älteste der drei, wie die beiden andern ein sehr schönes Mädchen, hat sich stets durch exzentrisches Wesen ausgezeichnet und sie hat auf ihre Schwestern, die mit großer Liebe an ihr hingen, großen Einfluß ausgeübt.

Schuhmacher Franz wurde am 13. ds. in Stettin durch den Scharfrichter Reindel enthauptet. Franz hatte seine Ehefrau und seine Tochter ermordet.

Mitte Januar dieses Jahres wurde, wie seinerzeit gemeldet, in dem nach Basel fahrenden Nachtschnellzuge in der Nähe der Station Jstein ein Reisender von Winter­thur ermordet aufgefunden. Ein im gleichen Wagen befindlicher Mann Namens L. Sch. wurde verhaftet und in Untersuchung genom­men. Scheuble befand sich seit jener Zeit im Freiburger Amlsgefängnis. Im Laufe der Untersuchung beschäftigte sich mit Rück­sicht auf die Thalumstände schon zu Beginn derselben ausgesprochene Meinung, daß man es wohl mit einem geistig gestörten Men­schen zu lhun habe. Die Sachverständigen kamen übereinstimmend zu der Ansicht, daß Scheuble an Verfolgungswahn leide und sich bei Verübung der That in einem Geisteszu­stände, der jede Willensfreiheit ausschloß, befunden habe. Auf Grund dieses Gut­achtens wurde nun Scheuble letzter Tage durch Beschluß der Strafkammer des Landgerichts Freiburg außer Verfolgung gesetzt und einer Irrenanstalt überwiesen.

In Breslau starb am 13. ds. der Hilfsbremser Jenke an asiatischer Cholera,