Mittels, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ob er sich blamiert, ist ihm gleichgültig; wenn man nur von ihm spricht, das ist ihm die Hauptsache. Daher der Antrag, der sicherlich die Heiterkeit der ganzen Well erregen wird.
Saarburg, 7. Sept. Zwei Söhne des Totengräbers von hier spielten heute Nachmittag mit einer kleinen Kinderpistole. Der ältere 14-jährige Bruder hatte aller Wahrscheinlichkeit nach die Pistole mit Pulver und Schrott geladen und wollte, wie er behauptet, nach einem Blatt Papier schießen, in demselben Augenblick kam der jüngere, 12 Jahre alte Bruder >n die Schußlinie; die Ladung drang ihm durch die linke Schläfe in den Kopf. Der Verwundete ist am Abend gestorben. Die Waffe, mit welcher der unheilvolle Schuß abgegeben wurde, hat der Unglücksschütze in die Saar geworfen.
— Ein neuer Trik aus der Praxis der Wucherer und Bauschwindler wird einer Berliner Lokalkorrcspondenz in folgendem geschildert : Darlehenssuchern, welch? durch Annoncen größere oder kleinere Beträge zu erhallen wünschen, geben in der letzten Zeit häufig Anerbieten zu, daß sie gegen 6°/<-
Das große Los.
Original-Novelle von Leo Werner.
(Nachdruck verboten.)
8 .
„Und ich habe meinem Berichte noch hin- zuzufügen," begann der Obersteiger wieder, „daß Hnr Ludwig Malten durch mich den Herrschaften sagen läßt, daß er noch heute Abend kommen würde, um sich nach dem Befinden des Herrn Hülsemann zu erkundigen- Er wäre auch schon eher gekommen, aber er war der Ansicht, daß seine Anwesenheit in dem gefährdeten Bergwerk? vielleicht jetzt nützlicher sein könne als sein Besuch in der Villa."
„Sehr brav und klug ist das von Herrn Malten gehandelt," cntgegnele Herr Hülse- mapn. „Doch gehen Sie nun nach Hause und legen Sie sich sofort zu Bett, lieber Krützner," sagte er dann zu dem Obersteiger, „denn Sie haben heule Ihre Kräfte fast übermenschlich angestrengt, und Ihr Kolleg- Kästner, sowie die Unlcrsteiger werden schon ihre Pflicht thun und die Rettungsarbeiten forlsetzen. So Gott will, sehen wir unS morgen Vormittag in der Felix-Grube, denn ich hoffe, daß sich bis dahin auch mein Zustand gebissen Hai."
Mir kurz m Gruße verabschiedete sich jetzt der Obersteiger Krützner und Matthias Hülsemann und Käthe befanden sich wieder allein in dem Zimmer.
Uedcr Vater und Tochter war jetzt jene erhabene Stimmung gekommen, welche im tiefsten Unglück und in der schwersten Prüfung nicht verzagen läßt, und zwar nicht deshalb, weil man sichere Rettung erwartet, sondern weil man sich mit Ergebung in das Unvermeidliche fügt und die Hoffnung für eine spätere, günstigere Gestaltung seines Schicksales nicht sinken läßt. Zu einer solchen Umstimmung des Gemütes im Unglücke trägt neben dem Vertrauen auf Gott sehr Viel das Bewußtsein bei, daß man doch einen treuen Freund hat, der Trost und Hülfe spendet.
Dieses Bewußtsein hatten auch Matthias Hülsemann und seine Tochter, aber es war
Zinsen 'das gewünschte Darlehen erhalten können, wenn sie sich dazu entschließen, eine Etage des dem Geldgeber gehörigen Hauses zu mieten. Ist der Darlehenssucher, über den die eingezogene Erkundigung nur einigermaßen günstig, bereit, diese Bedingung zu erfüllen, so muß er bei hochgeschraubter Miete einen meist 5jährigen Kontrakt unterzeichnen. Auf diese Weise wird so manches, in der Regel auf dem Subhastatisnswege erworbene und kaum ausgebaute Haus in kurzer Zeit bevölkert. Nun beginnt die Hauptaktion. Es werden jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Haus zu verkaufen. Den Reflektanten werden die MietSkontrakte vorgelegt, welche auf Respektspersonen lauten; es ergiebt sich aus denselben ziffermäßig ein hübscher Ueberschuß, und bald ist für die anscheinend günstige Kapitalsanlage ein zahlungsfähiger Käufer gefunden, an den das Haus mit großem Nutzen verkauft wird. Der neue Eigentümer macht natürlich bald böse Erfahrungen, und statt des erwarteten Ueberschusses muß er noch die Hypotheken- zinscn zum größten Teile aus seiner Tasche bezahlen. Man sieht, daß der Wucher und Bauschwindel stets neue Formen findet, um
freilich in verschiedener Weise in der Seele der beiden Personen vorhanden. Käthe traute ihrem Bräutigam Ludwig Malten unbedingt zu, daß er daS schwerste Unglück von ihrem und des Vaters Haupte fern halten werde und sie über kurz oder lang glücklich machen müsse, während der kühle, kritische Verstand Hülsemann's in der HülfSbereitschaft Ludwig Maltens nur eine günstige Aussicht für die Zukunft seiner Tochter und für die teilweise Errettung seines Vermögens sah.
Als der Obersteiger Krützner gegangen war, stockte der Gedankenaustausch zwischen Hülsemann und seiner Tochter, denn sie wurden beide von der erwähnten Stimmung beherrscht. Auch hatten sie jetzt nur noch «neu Gedanken, daß Ludwig Malten kommen und die centnerschwere Last der bangen Sorge, welche ja noch nicht ganz von ihnen gewichen war, von ihren Herzen nehmen oder doch lindern möge.
Einige Male ging Käthe hinaus auf die Veranda der Villa, um die Ankunft Ludwigs in der Abenddämmerung zu erspähen. Sie kannte ja so genau seine Schritte und seine Haltung und ihre Augen so scharf, aber immer und immer wieder blickte sie vergeblich auf den Weg, welcher von der Felix Grube nach der Villa führte, von der Ankunft des ersehnten Geliebten war nichts zu sehen.
Er hatte gewiß in dem Bergwerke bei den Rettungarbeiieu alle Hände voll zu thnn, und deshalb verzögerte sich sein Besuch in der Villa.
Mit diesem Gedanken tröstete sich Käthe. Dann trat aber auch ein schreckliches Bild vor ihre Seele, Heute Morgen hatte man sieben tote Bergleute aus der Felix-Grube gebracht, sie hatten teils bei dem Schachtsturze, teils bei den Rettungsarbeiten ihr Leben opfern müssen. Konnte nicht dem unermüdlichen Geliebten, welcher schon seit längerer Zeit sich in dem gefahrdrohenden Bergwerke befand, ein gleiches Unglück zn- stoßen I"
Dahin schwand jetzt plötzlich Käthchens hoffnungsvolle Stimmung, sie besaß ja auch nur ein menschliches Herz mit seine Fähig
sein gefährliches Gewerbe zu bemänteln.
Algier, 12. Septbr. Ein ungeheurer Waldbrand wütet rings um die Stadt Bone. Der Himmel ist auf Hunderte von Kilometern verfinstert. Die Hitze wird bis Tunis gefühlt.
Verschiedenes. (Modern.) „Womit kann ich dienen?" — „Ich suche in Ihrem Hause eine Stelle als Buchhalter »der als Schwiegersohn!"
.'. (Netter Trost.) „Was — auf diesem harten Strohsack hier soll ich schlafen?" — „Ach, wenn der Herr nur a gut'« Gewissen haben, — dös iS das sanftste Ruhekissen I"
(Hinweis.)
— Der heutigen Nummer unseres Bl. liegt der Preiscourant für die Wintecsaison 1894 des I. Versandt- und Spezialgeschäftes von Gebrüder I. n. P. Schnlhoff in München, Thal 71, .Schützenstraße 8 u. Hoch- druckenstraße 3 bei. Dasselbe hat sich durch seine reellen Waren u. enorm billigen Preisen in der ganzen Umgegend eingeführt und ist der Bezug in Partien von diesem Versandtgeschäft sehr zu empfehlen.
keit himmelhoch zu jauchzen oder bis zum Tode betrübt zu sein, und eine namenlose, unheimliche Angst bemächtigte sich ihrer. Weit weg und hin zu den Geliebten eilten ihre Gedanken, Alles um sich vergessend, trat sie in den Vorsaal, nahm Hut und Mantel und schritt aus der Villa in der.Richtung nach der Felix-Grube.
Es war eine sternenhelle Nacht, doch die schmale Mondsichel erleuchtete nur sehr schwach die Landschaft, und man konnte nicht weiter als höchstens dreißig Schritte vor sich sehen. Wie ein gehetztes Reh eilte das junge Mädchen vorwärts, doch kaum war sic dreihundert Schritte gegangen, da stand sie vor dem Manne ihrer heißen Liebe. Ludwig war im raschen Laufe von der entgegengesetzten Seite gekommen und halte sich im Schatte» der an dem Wege stehenden Bäume gehend, fast unsichtbar der Geliebten genähert. „Käthchen, Du bist es!?" rief er fast erschrocken und schloß das zitternde Mädchen in seine Arme.
„Ich halte so große Sorge um Dich," flüsterte sie mit bebenden Lippen, „denn eS ist jetzt so gefährlich in dem Bergwerke."
„Jo, gefährlich ist eS dort unten, Kind," gab der stattliche Mann lächelnd zurück, „aber deshalb darfst Du Dich um mich nicht so sehr sorgen. W?nn man helfen will, muß man zuweilen sein Leben auf das Spiet setzen, das ist seit Menschengedenke,, so gewesen. Ich halte cs dabei mit dem Sprichworts: Dem Mutigen hilft Gott I"
„O, Du guter, edler Mann! Wie sollen wir Dir danken, für das, was Du für uns thust!" rief jetzt das junge Mädchen und küßte Ludwigs Hand mit Thränen in den Augen.
„Kätchen, sprich nicht so hoch von meinem Tbun, ich thue nur das, was ich für meine Pflicht halte. Wie geht es Deinem Vater ?"
„Ich danke, er hat jetzt einigermaßen wieder Hoffnung gefaßt, denn seit der Obersteiger Krützner da war und meldete, daß Du in der Felixgrube bei den Rettungsarbeiten thätig seist, blickt er nicht mehr so trüb in die Zukunft."
< Fortsetzung folgt.)
Druck und Perlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hofmann.)