der Zug Halt, wo er volle acht Minuten stehen blieb, da man Alles genau durchforschte aber vergebens. Erst dann sctzle sich der Kurierzug wieder in Bewegung um einen Passagier und einen Tausender leichter.

HolzsälUr in einem Walde bei Clay in Kentucky fa> den eine mit Nägeln durch Hände und Füge an ein Kreuz geschlagene bildhübsche junge Frau, die vor der Kreuzig­ung noch in grausamer Weise gemißhandelt worden war. Die Aermste war noch am Leben. Diese mit arger Mißhandlung ver­knüpfte Kreuzigung soll, wie' der Meldung hinzusufvgt wird, in Amerika die neueste Strafe sein, welche eifersüchtige Frauen über den Gegenstand ihrer Eifersucht verhängen I"

Tokio, ende Juli. Das Erdbeben, von dem Tokio, Yokohama und die zwischen die­sen beiden Städten gelegen. Ortschaften gegen ende des vorigen Monats heimgesucht wur- d-n, har, wie sich nun übersehen läßt, einen größeren Schaben angerichtet, als ursprüng­lich angenommen wurde. Am heftigsten trat es in der Hauptstadt selbst auf, wo dadurch 37888 Häuser gänzlich zerstört oder wenig­stens arg beschädigt wurden und der Boden an 96 Stellen sich spaltete. Glücklicher­

weise ist die Anzahl der durch die Katastrophe gctöten Menschen verhältnismäßig gering, nämlich 24, hingegen sind über 300 Perso­nen mehr oder weniger schwer verwundet wor­den. Von Amtsgedäuden ist die kaiserlich deutsche Gesandtschaft gänzlich unbewohnbar geworden und müssen die englische und ita­lienische Gesandtschaft teilweise umgebaut wer­den. Die Palais der Prinzen Komalsu, Kitashirakowa und Kamin sind gleichfalls sehr stark beschädigt worden, während das ganz aus Holz erbaute Palais des Kaisers verschont blieb, wie denn überh-upt erfahr­ungsgemäß Holzhäuser gegen Erdbeben wie­derstandsfähiger sind als Steinhäuser. Auch einzelne Kasernen, der Club der Adeligen und andere öffentliche Gebäude erlitten grö­ßere oder geringere Beschädigungen. In Yo­kohama, wo einen Tag vor dem Erdbeben durch eine Feuersbrunst 1000 Häuser zer­stört wurden, wirkte das Erdbeben gleichsam als eine traurige Fortsetzung der vorherge­gangenen Feuerkatastrophe, obgleich es mit geringerer Heftigkeit als in Tokio auflrat. Aber auch dort ist die Zahl der eingestürzten oder arg beschädigten Häuser sehr groß, und sind auch Menschenopfer zu beklagen. Be­

greiflicherweise verursachten die heftigen Erd- erschütterungen, die in beiden Städten unge­fähr 4'/« Minuten dauerten, unter der Be­völkerung eine große Panik, und allgemein befürchtete man eine Wiederholung der Erd­stöße. Diese Befürchtung war glücklicher­weise eine übertriebene, denn mit Ausnahme eines leichten Stoßes am Abend blieb die Erde andauernd ruhig. In den übrigen Städten Japans wurde das Erdbeben nur ganz leicht verspürt und verursachte keine nennenswerte Unglückställe. Das letzte große Erdbeben fand in Tokio im Jahre 1855 statt. Es zerstörte den größten Teil der Stadt und vernichtete, wie berichtet wird, über

100,000 Menschenleben.

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.'. (Ein Schwerenöter.) Dame:Gestern war wieder so eine zauberhafte Mondnacht. Ich stand auf dem Balkone gerade schlug es Mitternacht da war mir so unsagbar, so himmlisch zu Mute" Lieutenant:Hm Mitternacht stimmt! Da ging ich ja gerade vorbei!"

(Die höhere Tochter.)Warum hast Du den Spinat nicht gewaschen, Ella?" Die Seife war alle, Mama!"

Das große Los.

Original-Novelle von Leo Werner.

(Nachdruck verboten.)

2 .

Sie wollen mich eben nicht verstehen, Herr Commerzienrat," entgegnele Buchhvld kaltblütig.Das Unglück Hülsemann'ö ist gewiß sehr bedauerlich, aber noch bedauer­licher wäre es, wenn das Unglück' drei Mo­nate später eingktreten, wenn Ihr Herr Sohn bereits mit Fräulein Hültemaun verheiratet wäre, dann gab es keine reiche Partie für ihn. Reden wir offen mit einander, Herr Commerzienral I Ich weiß, daß Sie in letzter Zeit einige sehr große Verluste erlitten ha­ben, ich bin jetzt nicht Ihr Schuldner, son­dern Ihr Gläubiger, und schlimme Folgen könnten daraus für die berühmte Malten'sche Maschinenfabrik entstehen, wenn Ihr Herr Sohn bereits mit Käthe Hülsemann verhei­ratet wäre. AuS der Heirat wird cs nun doch nichts. Ihr Herr Sohn wird sich mit Bedauern zurückziehe» und rechtzeitig eine gute Partie machen."

J>, das sagen Sie, aber mit solchen Gruudiatz» wird mein Sohn schwerlich ein- verilauden sei», Geld und Reichtum spielen bei ihm nicht die Rolle wie bei anderen Leu­ten. Zudem ist er bereits im Stillen mit Käthe Hütlemann verlobt, und wird es für ichänoilw find'N, weg-n des Unalücks des Bai,is stch von dem armen Mädchen toSzu- lag>n.

Kennt Ihr Herr Sohn die großen Ver­mögensverluste, welche Sie im letzten Jahre erlitten, Herr Commerzienrat?" frug Buch­hold halblaut und zudringlich.

Malten erbleichte einen Moment, dann rollten seine Augen zornig, und es schien, als wollte er dem Banquier eine scharfe Zu­rechtweisung wegen dieser dreisten Einmisch­ung in seine Privatverhältaisse erteilen, aber dei g>quälte Mann, welcher jetzt nicht mehr der Gläubiger, sondern der Schuldner Buch- holds war und es mit ihm nicht zum Bruche kommen lassen wollte, beherrschte sich dann und erwiderte ruhig:

Mein Sohn kennt die Größe meiner Verluste allerdings nicht."

Nun, so wird er vielleicht, wenn er er­fährt, daß sein Vater mehr als eine Million verlor, einsehen, daß er für die Ehre und Zukunft des Malten'schen Geschäftes durch eine geeignete Heirat eintreten muß."

Herr Bnchhold, Sie gehen zu weit," brauste jetzt Malten auf.So schlimm steht es mit mir nicht, daß mich mein Sohn nur noch durch eine reiche Heirat retten könnte."

Regen wir uns nicht auf, mein lieber Commerzienrat," erwiderte Buchhvld.Wir sind alt und erfahren genug, um die Ange­legenheit in Ruhe zu besprechen. Können Sie mir die 400,000 Mark, die Sie mir schulden, heule, morgen oder meinetwegen auch erst in acht Tagen bezahlen, so brauche ich mich um die Art der Verheiratung Ihres Herrn Sohnes allerdings gar nicht zu be­kümmern. Sind Sie aber nicht im Stande, mir diese Summe in dieser Zeit zucückzu- erstatlen, so sollte» Sie es mir Dank wissen, wenn ich bestrebt bin, Ihnen in freundschaft­licher Weise einen Weg zu zeigen, der Sie und voraussichtlich auch Ihren H-rrn Sohn von allen Calamiiäten befreit."

Malten schwieg lange Zeit mit gesenktem Haupte, dann sagte er kleinlaut und mit leiser Stimme:

Bitte, sprechen Sie, Herr Buchhold, ich möchte Ihren Vorschlag hören."

Die kleine magere Gestalt des Banquieis schien jetzt zu wachsen, seine grauen Auge» leuchteten seltsam und sich weit nach Malicn vorbeugend zischelte er wie eine Schlange:

Ich habe auch eine Tochter, Herr Cvm- merzienrat, und ich gebe meiner Tochter eine Mitgift von einer halben Million, wenn sie sich nach meinen Wünschen verheiratet. Ihr Herr Sohn, der brav und tüchtig ist, wäre mir ein angenehmer Schwiegersohn, und wie ich hoffen darf, bei seinem stattlichen Aeußern, auch ein gern gesehener Freier bei meiner Tochter. Sie sehen, ich führe nichts Schlim­mes gegen Sie im Schilde. Auf diese Weise sind schon Tausende von Verheiratungen und selbst in den vornehmsten Häusern zu Stande

gekommen. Darf ich darauf rechnen, daß Sie Ihren Einfluß als kluger ,Valer bei Ihrem Herrn Sohn zur Geltung bringen ?"

Ich werde mein Bestes thun und hoffe, daß mein Sohn auf meinen Rat hören wird," sagte aufatmend der Commerzienrat.Eine Bedingung muß ich allerdings stellen, mein lieber Buchhold: Haben Sie einige Monate Geduld I Ich kann bei dem besten Willen die Angelegenheiten nicht über's Knie brechen, denn mein Sohn hängt vielleicht mehr an dem Mädchen seines Herzens, als wir denken, und er besitzt außerdem eine» sehr festen, selbstständigen Charakter, ich werde ihn also nur ganz allmählich durch Vernunftsgründe beeinflussen können."

Das leuchtet mir ein, mein lieber Com­merzienrat," enigegnete Buchhold ganz ver­traulich,doch können wir bei keiner solchen allgemeinen unter Umständen ganz wertlosen Vereinbarung in dieser ebenso ernsten als wichtigen Angelegenheit stehen bleiben. Mein Einsatz ist ebenso groß wie der Ihrige und wir müssen zu einem klaren Vertrage kom­men. Daß Ihr Herr Sohn sich in vier oder sechs Wochen mi! meiner Tochter ver­lobt, dafür können Sie keine Büralchasi ge­ben, das sehe ich ein, aber wir können uns ein anderes Versprechen geben, welches mir eine Bürgschaft dafür ist, baß die Angelegen­heit nicht nutzlos in die Länge gezogen wird. Wenn Ihr Herr Sohn sich binnen heute und sechs Monate» mit meiner Tochter Erna verlobt, so ist ihre Schuld von 400,000 Mark bei mir getilgt und ich gebe noch extra dem jungen Paare 100 000 ^ Mitgift. Findet indessen die Verlobung bis zu dieser Zeit, also biS zum 7. Oktober, nicht statt, so haben Sie an genanntem Tage ihre Schuld an mich zu tilgen. Hier ist meine Hand, ich halte mein Versprechen I"

(Fortsetzung folgt )

Merks.

* Nach einem zu flotten Leben stellen sich zunächst der Gerichtsvollzieher und dann die grauen Haare ein.

Druck und Verlag von Bernh. Hosm » nn in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Be r n h. Hosmann.)