Teil des Viehs würde bei einer diesjährigen Ausstellung fehlen.

Vollmarillgcn, 18. Juli. Heute brachte eine Kuh ein Kalb zur Welt, welches8 Füße und 3 Ohren vaite. Kopf und Hinterleib sind normal. Das Kalb war noch nicht lebensfähig.

Die Rache eines Pferdes. Auf dem Gehöft des Handelsmannes G. fin Ripdorf war ein 24jähriger Hausdiener Namens Metzge beschäftig!. Schon wierholt hatte G- bemerkt, daß Metzge sich das Vergnügen machte, heimlich die beiden im Stalle stehen» den P>erde zu necken und mit einem spitzen Stocke in die Weichtcile zu pieken, wodurch die gequälten Tiere jedesmal in höchste Auf­regung gerieten und sich von den Halftern loszureißen versuchten. Jüngst ist nun M. wie diePest" nnlteilt, sür seine Tier­quälerei auf fruchtbare Art bestraft worden. Als er wiederum seine Quälereien ausfühlte, riß sich das eine Pferd plötzlich los und stürzte sich, ehe er es vermuten konnte, aus seinen Peiniger, warf ihn zu Boden und be­arbeitete ihn mit den Zähnen und Vorder­hufen derart, daß er blutüberströmt liegen blieb und vom Platze getragen werden mußte.

Me Wallfahrt nach Kzenstochau.

Roman von Johanna Berger.

(Nachdruck verboten.)

51.

Allerdings fand man noch keine eleganten Hotels, zierlichen Villen, saubere Promenaden oder den vornehmen Luxus eines modernen Badclcbcns an diesen unvergleichlichen Ge­staden vor, dafür tummelte sich noch das echte lärmende, genügsame und faulenzende italienische Volksleben in völliger Ursprüng­lichkeit in den uralten malerischen Berg­nestern und wunderlichen Städtlein umher, während die Landschaft mit demselben ent­zückende» und ewig wechselnden Reizen ge­schmückt war, wie jetzt. Die Sonne ergoß damals wie heute ihren goldenen Lichtstrom über waldige Höhen und schneeweiße Berg­kruppen, über blühende Rosengärten, lieb­liche Orangen- und Palmenhaine, über hell leuchtende Kirchen und Ortschaften und auch über das blaue Meer, das in unzähligen, malerischen Buchten und Golfen diele para­diesischen Gefilde umspült.

Roman hatte endlich Menlone erreicht. Es war gegen Abend; der glühende Feuer­ball der Sonne versank bereits in das Meer, aber die himmelblauen, okergelben u. braun­roten Häuser leuchteten noch hell ».glänzend aus den dunklen Cypreffen und Pinien her­vor. > Die kleine Stadt war gleichsam ein­gebettet in ein schimmerndes, duftendes Blu­men und Blättergewirr, aus welchem Citro- nen, Orangen und Mandarinen winkten. Da neigten sich königliche Palmen über die alte mit Epheu umzogene Befestigungsmauer, dort kletterte das graziöse Gezweig des Pfeffer. baumeS über die Dächer, da rankten sich blühende Rosen um Fenster, Bildstöcke und Lauben, da waren große Beete mit Mai­glöckchen , Veilchen und Narsissen bedeckt, während immergrünes Gesträuch überall wild empor wucherte. Wie ein Königskind mit allen Reizen geschmückt, lag das liebliche Mentone zwischen dem blauen Meere und

Noch ehe ärztliche Hilfe zur Stelle war, starb der Tierquäler an Verblutung. Dem auf den entstandener Lärm in den Stall ge­eilten Kutscher versetzte das aufgeregte Pferd einen Hufschlag gegen den Unterleib, so daß der Mann sofort zusammenbrach und später nach einem Krankenhause geschafft werden mußte.

Köln, 20. Juli. Ein vo» hier per Post nach Koblenz aufgegebcner Wertbrief kam ohne Inhalt, der aus 30 000 ^ an Wert­papieren bestand, an.

Kissingen, 13. Juli. Fürst Bismarck wird Heuer nicht zur Kur hicrherkommen. Redakteur Roth, welcher als Teilnehmer des Hamburger Journalistentages bei dem Besuche in Friedrichsruh dem Füistendie d.sten Grüße aus Kissingen" biechie, vom Alt- Reichskanzler die humorvolle Antwori:Ich bin leider nicht gesund genug, nm ins Bad zu gehen I" Der heutige Lag birg, üvrigens eine große Erinnerung: Vor 20 Jahren, am 13. Juli 1874, mittags 1 Uhr, verübte der Böticbergeselle Eduard Kullmann aus Neu­stadl-Magdeburg das bekannte Attteutat auf den Fürsten. Kullmann, der seine Thal mit 14 Jahren Zuchthaus büßte, starb vor

der hohen Bergwand das Cap Marlin, das wie ein Riese i» die Lüfte ragend, es vor jedem rauhen Luftzug beschützte.

In den Straße» und Gassen des Städt­chens herrschte noch ein rühriges Treiben. Wie überall im Süden, wurde auch hier im Freien gekocht, gearbeitet, geschwatzt, gelärmt und nach Kräften herum gelungert- Da« ganze Familienleben spielte sich ungeniert öffentlich ab. Da stand eine junge Mutter mit ihren hübschen, aber keineswegs sauberen Sprößlingen und briet ihre Fische in Oel. Dort trockneten ein paar glutäugige Dirnen die unvermeidliche Wäsche über dem Zaun. Malerisch zerlumpte Kerle lagen faulenzend im Grase oder auf dem Pflaster, während an der Straßenecke ein bildschöner Bursche die Mandolinata ausspielte, nach deren Wei­sen sich die Jugend Menlom'S lustig im Reigen drehte zugleich mit Jauchzen und Schreien das allgemeine Schlaraffenleben ver­mehrte.

Roman klimm durch ein Labyrinth wink­liger, enger Gäßchen, welche oft nur durch schmale Treppen den Zugang ermöglichten, bergaufwärts. Ein niedriger gewölbter Thor« bogen schloß das verzwickte und in einander, ge estelte Häuscrgewirr und eröffnete den Weg zu einer weil in das Meer voripring- enden felsigen Landzunge, auf welcher sich die Landhäuser der Fremden, derJnglcsi" befanden.

Diese waren wahre Schmuckkästchen an Zierlichkeit und Sauberkeit. Hier und da mit einer Loggia, oder einem mit Schling­pflanzen umrankten Balken versehen, hoben sie sich wesentlich von den planlos gebauten und mit dem Wahrzeichen echt italienischen Schmutzes überzogenen Häusern der Men- loneser ab.

Fast wie an de» Berg geklebt, mit freier Aussicht auf das weite blaue Meer, lag in­mitten eines hübschen Gartens, das villen­artige Gebäude, welches Frau von Bielinska nebst Spiridia und einiger Dienerschaft be­wohnte.

Hier oben war es einsam und still, nur zuweilen strich der Wind mit leisem Klingen

2 Jahren im Gefängnisse zu Amberg, nach­dem er noch Zusatzstrafen wegen seiner Führ­ung erhallen hatte.

Verschiedenes.

.-. (Die Uhr und das Herz.) Eine ge­wöhnliche Taschenuhr lickt m einer Stunde 17,160mal, in einem Tag 411,840mal, folg­lich in einem Jahr 150,424,560mal. Hielte eine gute Taschenuhr bei sorgfältiger hundert Jahre aus, so würde sie bei ununterbrochenem richtigem Gang rund 15 Milliarden- und 42 millionenmal licken. Ein Herz dagegen schlägt in einer Stunde 5000mal, demnach in einem Jahr 43,830,000mal, in hundert Jahren 4 Milliarden- und fast 400 millinen» mal.

(Triftiger Grund.) Soldat zum Hauptmann: Herr Haupimann, ich bitte um Urlaub. Hauptmann: Was, schon wieder ? Soldat: Ja, ich heirate morge und da sollte ich notwendig dabei sein.

(Gemütlich.) Schaffner (einer Se- kundärbahn):Bedauere, mein Herr, Alles besetzt! Wenn Sie aber mitlaufen wollen in der nächsten Station steigt jemand aus I"

und Singen durch die immer grünen Bäume, und von unten herauf rauschte und brauste das Meer und sang seine melancholischen Weisen, welche zu allen Zeiten das Menschen­herz mit wunderbarem Zauber ergreifen.

Als Roman vor dem Landhausc anlangte, traf er seine Mutter im Garten. Sie war hoch erfreut, sie hieß ihn freundlich will­kommen, sie küßte und herzte ihn.

Wie geht es Spiridia?" fragte er.

Nicht besonders, ich habe viel Last und Plage mit ihrer Pflege gehabt und bin matt und elend davon. Aber seltsam, ihr Wesen ist ganz verändert. Du wirst erstaunt sein; sie klagt nicht mehr und zankt auch nicht mehr, sie ist weder eigensinnig noch verdrossen. Mil einem Worte, sie ist sanft und geduldig wie ein Lamm."

Ich werde jetzt bei meiner Frau bleiben und Dich ablösen, Matnschka," sagte Roman schnell.Du mußt Dich erholen, Du mußt morgen schon nach Rom abreisen. Gräfin Antonia kommt auch in nächster Zeit, ich habe ihr geschrieben, daß Spiridia's Zustand Besorgnisse erregt."

Das ist gut, denn sie sehnt sich zu­weilen nach ihrer Mutter, sie wird sich freuen. Ach Roman. Spiridia ist wirklich recht krank, sie fiebert fortwährend, und weint sich die Augen rot. Ich glaube, wenn es nicht bald besser wird, macht sie es nicht lange mehr!"

Ehe Frau Casimira zu Ende geredet halte, wandte Roman sich dem Hause zu. Er schritt rasch durch die Vorhalle und öffnete leise die Thür zum Salon.

Spiridia saß, in Kffsen und Polster ge­packt, am Fenster, eine warme Decke über ihre Knie gebreitet und die kleinen marmor­weißen Händchen spielten mit einem Halb­welten Blumenstrauß.

Die bleiche, zarte Frau erschien beim eisten Anblick noch lieblich und anmutig, nur bei näherer Betrachtung mußte man bemerken, wie verheerend die schleichende Krankheit ge­wirkt hatte. Auf ihren Wangen brannte eine hektische Röte und die schwarzen Sammet- augen glänzten fieberhaft; sie war mager und hinfällig geworden. (Forts, folgt.)

Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hofmann).