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Rundschau.
Cannstatt. 18. Juli. Das finanzielle Ergebnis des FeucrwchrfesteS kann nunmehr annähernd geschätzt werden. Eingenommen wurden für 11 8000 Eintrittskarten am Sonntag ü 30 und für 8300 am Samstag und Montag Ü20^s: 5200 ; anPtotz-
geld wurden eingenommen 1200 ; da-
Oktroi von Bier und Fleisch ergab gegen sonst mehr ca. 1l 000 zusammen also rund 7500 Die Ausgaben stehen noch nicht fest,werden aber immerhin 7—8000 betragen. Wenn sich überhaupt ein Mangel herausstellt,* so wird er jedenfalls nur gering sein.
Cannstatt, 23. Juli. Gestern nachmittag gegen 5 Uhr spielte sich in der Garten- straße hier ein bluligeS Schauspiel ab. Der Arbeiter Manus, ein junger Mann, wohnte im gleichen Haufe mit der Arbeiterfamilie Hipp. ManuS soll, wie sich eie Leute erzählen, mit Frau Hipp auf verlraule-ii Fuße gestanden haben. Diese ging kürzlich in Folge einer ehelichen Szene von Hause fort, k-hrte jedoch wieder zurück und es soll auch eine Aussöhnung des Ehegatten stallgefunden haben. Hiebei scheint es zwischen dem Ehemann Hipp und dem Manus zu Streitigkeiten gekommen zu sein, was noch nicht aufgeklärt ist. ManuS schoß mit einem Revolver die Frau Hipp gänzlich tot, verletzte den Ehemann Hipp mit Revolverschüssen und Dolchstichen schwer und gab sodann zwei Schüsse auf sich selbst, einen nach der Blust und einen nach der Schläfe ab, welche jedoch nicht töllich waren. Die beiden schwerverletzten Männer wurden in das Krankenhaus gebracht. Der einzige Sohn der Eheleute Hipp war nicht zu Hause.
Degerloch, 20. Juli. Wie sich nachträglich herausstkllt, ist die von dem Stationsvorstand GertiS defraudierle Summe weit erheblicher, wie Lies anfänglich angenommen worden war. Es beläuft sich der zu Un- gunsten der Post veruntteute Betrag auf H700 und derjenige bei der Bahn auf
600 was eine Gesamtsumme von 7390 Mark ergiebt.
Bückingen, 22. Juli. Heule ertrank hier beim Baden ein lljähriger Knabe. Derselbe wagte sich über das zum Schutz der Kinder im Neckar angebrachte Seil u. wurde von der Strömung forlgeführt. Die Leiche konnte bis jctzt noch nicht gefunden werden. Vor wenigen Wochen ertrank an derselben Stelle ein 13jähriger Knabe.
Gerabronn, 20. Juli. Im Weiler Kvtt- mannsweiler, Gemeinde Herrenthierbach, war die Hochzeit des Bauernsohns Gronbach, wozu auch dessen in Stuttgart verheiratete Schwester mit einem 8jährigcn Knaben gekommen war. Abends kamen die Kinder vom Ort vor das Haus, worauf ein anwesender Schreiner tagte, er schieße unter sie. Er holte eine seiner Meinung noch ungeladene Flinte, worauf das kleine Volk aus- einauderstob. Der Knabe aus Stuttgart aber blieb sitzen. Diesen traf der unvorsichtige Schütze in den Unterleib und das unglückliche Kind starb »och um Mitternacht.
Reutlingen, 22. Juli. Heute nacht 12 Uhr ertönte das Feuerzeichen; eine Scheuer des pomoloqischen Instituts stand in Flammen. Das mit Heu gefüllte Gebäude brannte bis auf den Grund nieder. Ein stellenloser Knecht beabsichtigte, darin zu übernachten; um sich zu orientieren, brannte er ein Zündhölzchen an nnd entzündete dadurch das Heu. Derselbe befindet sick in Untersuchungshaft.
Ravensburg, 19. Juli. Die gegen Paul Gumpfer, Bürstenhändler von Saul- ga», unterm 20. Juni d. I. von dem hies. Schwurgericht wegen eines Verbrechens des Mords erkannte Todesstrafe hat S. M. der König vermöge Entschließung vom 15. ds. MlS. in eine lebenslängliche Zuchthausstrafe verwandelt. — Gumpser wird morgen von hier in das Zuckihaus abgeliefert.
UlM, 23. Juli. Heute früh 7 Uhr ist daS Dragoner-Regiment KönigNr. 26 unter allgemeinen und herzlichen Sympathiekundgebungen der Bevölkerung von hier ab
marschiert. Die ganze Generalität u. säm>- liche berittene Offiziere der Garnison Ulm und Neu-Ulm gaben dem Regiment das Geleite, bis gegen Jungingen hin. Die Musikkapellen der übrigen hiesigen Regimenter spielten an verschiedenen Punkten der Stadt, wo das Regiment vorbeizog, AbschudSmärsche. Offiziere und Mannschaften des Regiments waren mit Kränzen und Blumen reich geschmückt. DaS Ulanenregiment Nr. 19 trifft am Mittwoch vormittag um 11 Uhr 30 Min. von Geislingen über Bernstadt am Stuttgarter Thor hier ein und hält seinen Einzug durch die Olgastraße über den Bahnhofplatz, den Münstcrplatz und die Langestraße in die Kaserne. Vor dem Frauen- thore findet feierliche Begrüßung durch die bürgerlichen Kollegien statt.
Leutershausen, 18. Juli. Allgemeine Erbitterung herrscht hier über die „Helden- thal* eines hiesigen Bürgers, welcher dieser Tage einen Storch totschlug. Das Männchen des hiesigen, alljährlich wiederkehrendc» Storchenpaares kam beim Futtersuchen für dessen vier Junge in den Garten eines hiesigen Kaufmann« und verirrte sich in eine Laube. Al- der betreffende Herr dazu kam und der Storch nicht in die Höhe fliegen konnte, nahm dieser eine Hacke, erschlug den Storch und warf ihn über die Grenze seines Gartens. Die Storchenmutter, welche den Verlust des Gatten wohl bemerkte, stürzte sich von der Höhe ihres Nestes in den Hof nnd war tot. Leider sind nunmehr auch die vier Jungen zu Grunde gegangen, da diesen die Nahrung fehlte.
Von der bayerischen Grenze, 20. Juli. Der landwirtschaftl. Bezirköverein in Rothenburg o. T. beschloß, im heurigen Herbste wegen der letzten Fultcrnot keine Ausstellung von Rinvieh zu veranstalten. Von den etwa 23,000 Stück Vieh, die vor der Fulter- not im Bezirke vorhanden waren sind nur etwas über 16,000 Stück erhalten worden; die übrigen 6000 wurde» verkauft, geschlachtet und teilweise verschleudert. Der wertvollste