Die WcEfaHrt nccch GzenstcrchclN.

Rvmun van Johanna Berger.

Nachdruck verboten.

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Spiriva kränkle Roman am meisten da­durch, daß sie iM häufig vorwarf, sie be­logen und bcn ogeu, sie nur des Geldes wegen geheiratet zu haben. Solche Auftritte waren ihm entsetzlich und roch trug er ihre Be­schuldigungen mit Ruhe. Er durfte sich nicht beklagen, denn sie Halle gewissermaßen Recht. Sie ahnte freilich nicht, welche Last er sich mit dem Reichtum aufgebürdet hatte, eine Last, die ihn allmälig erdrücken wollte. Die äußere Not war allerdings von ihm ge­wichen, aber neben ihm ging eine ungeliebte Frau, die ihm^ftch uaiympathischer wurde. Ach, er konnte nicht ohne Bitterkeit daran denken, daß er sein ganz-s L-ben an sie ge­kettet war. Die Zukunft erschien ihm leer und öde wie eine Wüste.

Eine tiefe Melancholie bemächtigte sich seiner, die ganze Welt wurde ihm gleichgültig, er sehnte sich oft nach dem Tode. Nur der Gedanke, seine Pflicht bis zum Ende zu er­füllen, hielt ihn noch aufrecht.

Nur einmal gab er sich der völligsten Verzweiflung hin. Es war nach einem neuen heftigen Auftritte mit Spiridia, der ihn bis zum Wahnsinn reizte. Da mar er zähne­knirschend in sein Zimmer gestürzt und hatte nach seinen Pistolen gegriffen. Ein leichter Druck, ein Knall und Alles war vorüber, die ganze Qual und Not seines unglück­seligen Daseins. Warum zögerte er denn noch? Wie eine Vision war plötzlich eine lichte, edle Mädchengestalt vor feiner Seele erschienen: Jadwiga. Was würde sie, die

Mutige, dazu sagen, wenn er so feige-

er dachte den Gedanken nicht aus. Er warf schaudernd die Pistole von sich fort, als hätte er glühendes Eisen berührt, u. stürzte hinweg. AL, er war ein bejammernswerter Mensch, aber um ihres hehren Vorbilds willen wollte er sein elendes Schicksal tragen, so gut es eben ging.

Und dann wurde cs besser für ihn. Der Arzt schickte die lungenkranke Frau nachdem Süden, dort sollte sie genesen. Die Trenn­ung von ihr wurde Roman leicht, er fühlte sich von großen Qualen erlöst er atmete auf. Nun war er allein und halte Ruhe. Er brauchte die ewigen Klagelieder nicht mehr anzuhören, die jammernde Stimme tönte nicht mehr an sein Ohr, er sah nicht mehr die schrecklichen Weinkrämpfe, die ihn nervös machten und wie wahnwitzig aus dem Hause trieben.

Wie köstlich war dies Alleinsein, wie wohlthueud die Ruhe, es herrschte ein himm­lischer Frieden im Hause. Noman's Trüb­sinn schwand, er raffte sich zu neuer Tätig­keit, neuer Daseinsfreude auf, und Arbeit gewährte ihm Befriedigung.

An Spiridia dachte er kaum mehr, noch weniger daran, daß auch er viel Schuld hatte an dieser unglücklichen Ehe. Hätte er sich am Anfang, als das Herz seines blutjungen Weibes noch weich und lenksam und von keinerlei Mißtrauen und Zweifel gequält war, ein wenig Mühe gegeben, dasselbe zu gewinnen, oder hätte er sich wenigsten damit befaßt, ihren trägen, unentwick-lten, noch

schlummernden Geist zu wecken und zu be­leben, dann wäre Vieles anders geworden. Aber er ging stets gleichgültig, kühl und re­serviert neben dem schwachen, haltlosen Ge­schöpf einher, bis schließlich alle Beide jeden Zusammenhang miteinander verloren.

Spiridia war bereits sechs Monate in Mentone, aber ihre Gesundheit hatte keine Fortschritte gemacht. Frau v. Bielinska, welche zu ihrer Pflege mitgereist war und dort mit der Kranken ein eintöniges und stilles Leben führen mußte, langweilte sich ungemein. Sie gehörte nicht zu den Leuten, die sich lange mit dem Wohle und Wehe Anderer befassen. Sie sehnte sich nach Zer­streuung und Vergnügen. Das fortwährende Zusammensein mit der nervösen, reizbaren und schwer leidenden Schwiegertochter wurde ihr zur wahren Last.

Nun wollte sie nach der langen Ent­behrung und Entsagung ihr Leben wieder genießen. Sie hatte im Kurgarten alte Freunde aus Polen getroffen, die ihr den Vorschlag machlen, ein paar Wochen mit ihnen nach Rom zu reisen, um den Carneva und seine zauberischen Freuden kennen zu lernen. Das kam der Pani Casimira sehr gelegen, der Gedanke, die Götterstadt und ihre Wun­der zu sehen, berauschte sie. Sic besann sich nicht lange, sondern willigte sofort ein. Noch in derselben Stunde schrieb sie an Roman und teilte ihm ihr Vorhaben mit.

Der Brief der Frau Casimira war ein wahres Meisterstück weiblicher Raffiniertheit. Sie appelierte darin an ihres Sohnes Pflicht­gefühl und Edelmut. Sie wußte ihn zu überzeugen, daß sie nach der langen, auf­reibenden Krankenpflege, welche ihre Kräfte vollständig erschöpft hätte, ganz dringend der Erholung bedürfe. Sie beschwor Roman, schleunigst nach Mentone zu kommen, da Spiridia, der es recht schlecht gehe, ein Wie­dersehen mit ihm wünsche. Dieselbe wäre sehr bekümmert über die lange Trennung und siche ihn an, recht bald zu kommen. Sie bereue bitterlich die vielen Mißhelligkeiten und Zerwürfnisse mit ihm und hoffe be­stimmt, daß er ihr die letzte schlimme Zeit nicht nachtragen würde. Roman möge die arme Kranke nicht umsonst hoffen und war­ten, und wenn er nicht käme, vor Kummer und Sehnsucht sterben lassen. Die letzten beiden Zeilen waren doppelt unterstrichen.

Der junge Edelmann hatte nun ein halbes Jahr ein ruhiges, doch thätiges Leben ge­führt und seinen Frieden und dis alte Le­benskraft wiedergenommen. Er war kein glücklicher Mensch, aber die tiefe Schwermut war von seinem Wesen gewichen. Er er­wartete nicht mehr viel, aber er hatte doch resigniert, sein Gemüt war still. Da erhielt er den Brief seiner Mutter. Ihre Worte gingen wie ein Sturm durch seine Seele und er besann sich keinen Augenblick, ihren Wün­schen Folge zu leisten. Er hatte sich die Pflicht zur Richtschnur seines Handelns ge­macht und wußte, waS ihm dieselbe auch jetzt zu thun gebot. Seine Mutter war müde und erschöpft, sie konnte die Kranke nicht mehr pflegen, eS war nichts einfacher und natürlicher, als daß er ihr zu Hilfe kam, Spiridia war seine Gattin, sein Platz war an ihrer Seite. Und sie, die leidende, schwache Frau, sie ersehnte sein Kommen. Vielleicht war es ihr letzter Wunsch, grausam wäre es, wenn er nicht sofort an ihr Krankenbett eilte.

An die tausendfachen Kränkungen dachte Ro­man in diesem Augenblick nicht mehr, sein Sinn war zu edel dazu.

So schnell als möglich, machte er seine Vorbcreiiungen zur Reise. Dem wackeren Inspektor und der alten getreuen Michalina übergab er die Schlüssel und empfahl ihr r Obhut Haus und Hof. Beide sahen ihren gütigen gütigen jungen Herrn nur ungern scheiden.

Noch in derselben Nacht reiste Roman nach dem Süden ab, doch dauerte es einige Woch n, ehe er sein Ziel erreichte, denn in damaliger Zeit waren die Verkehrsmittel noch sehr mangelhaft. Demungeachtet suchten be» reits viele Kranke in der weichen, milden Luft der Riviera Heilung ihrer mannigfal­tigen Leiden.

< Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Ein Theater aus dem Dache, das ist da- Neueste, was Newyork sich leistet. Da nämlich nur das Gartentheater so glück­lich ist, einen Garten zu besitzen, und stolz darauf auch daher seinen Namen führt, kam ein spekulativer Manager auf die glückliche Idee, das Flachdach einer der Monumental­bauten Newyorks zu einer imposanten Garten­anlage zu benutzen und dort eine Speziali- tälenbühne zu errichten.Die Vorteile dieses Gartens, zu dem man natürlich mittels Fahr­stuhls gelangt, sind so sagt die Ankündig­ung außerordentlich; gewährt er doch eine imponierende Aussicht über das Häuser- meer der Stadt und dabei ist die Lust staub­frei und rein!"

.-. (Kleines Mißverständnis.) Junge Frau (zum neuen Burschen):Jalob, wenn Sie nichts im Stalle zu thun haben, so halten Sie sich in der Küche auf ich will Sie immer bei der Hand haben!"Jakob: Zu Befehl, gnädige Frau . . . Wirb aber da der Herr Lieutenant nicht eifersüchtig81"

(Einfachste Lösung.) Prinzipal:Es ist recht fatal, daß Sie mit Ihrem Offert so spät kommen! Nun habe ich bereits einer Dame den Posten versprochen! . . Was thun?" Buchhalter:Sehr einfach! Ich heirate die Dame und Sie engagieren mich!"

.-. (Ja dann!) Gatte: Hör' mal, Emmi, Deine Schneiderrechnung ist wieder unverschämt hoch! Das kann ich auf die Dauer unmöglich aushatten I Gattin: Thut mir leid! Warum hast Du nicht eine Dahomey Amazone geheiratet I

(Tintenflecken aus Fußböden zu ent­fernen) nimmt man ein wenig verdünnte Salzsäure und läßt die Flüssigkeit eine Zeit- lang darauf. Dann wird unter stetem Zn« gießen von Wasser der Fleck de-öfteren aus­gewaschen, wodurch das Holz seine ursprüng­liche Farbe wieder erlangt.

(Aus einem Heiratsgesuch.) . . - Auf Schönheit wird kein Wert gelegt, jedoch ist ein dementsprechendes Vermögen unbedingt erforderlich."

.°. (Gut heransgeholsen )Wer ist nur dort dieser Ausbund von Häßlichkeit, gnädige Frau ?"Mein Gemahl I" «Eigen­tümliches Zusammentreffen I Die häßlichsten Männer haben doch immer die schönsten Frauen I"

.'. (Mißverständnis.) Kellner:Sie be­fehle» ?" Neu ernannter Oberst (stolz): Das zweiundzwanzipste Regiment!"

Druck und Verlag von Bernh. Hof mann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hofmann.)

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