Personen statt. Ein Teil versuchte in das Gefängnis einzudringen, wurde aber von der Wache zmückgcwiesen. Darauf wurde eine Deputation an die Regierung gesandt, um die Freilassung Karawelows, der wegen Mitschuld an der Ermordung Belt- schewS Haft verbüßt, zu fordern. Zusam­menrottungen vor den Häusern Stambulows und Petkows wurden von der Gendarmerie zerstreut.

Vermischtes.

Gegen den Biß toller Hunde. Ein Rezept dagegen veröffentlicht der 82 Jahre alte Förster Gastet wie folgt:Ich will mein vielbewährtcS Mittel gegen den Biß toller Hunde nicht mit ins Grab nehmen, sondern es veröffentlichen; es ist der letzte Dienst, den ich der Welt thun kann. Man nehme warmen Weinessig und laues Wasser, wasche damit die Wunde rein aus und trockne sie. Dann gieße man einige Tropfen Chlorwasser­säure auf die Wunde, weil Mineralsäurcn

das Gift dcS Speichels zerstören."

» *

.-. (Vom Kasernenhos) Sergeant: Millione,,sternkrcuzdonnerwetter I Sie sind

doch ein schrecklich dummer Kerl, haben Sie noch mehr Geschwister?" Rekrut:zu Befehl, Herr Sergeant, ich habe noch einen Bruder."Ist der auch so dumm wie Sie?Der ist noch viel dümmer." Was ist denn das Rindvieh?Der ist Sergeant."

Neuheit. Das Motor-Zweirad. Ge­legentlich seiner Anwesenheit in München zur 25. Jubiläumsfeier des Velocipede-Club München hatte Herr Otto Kühn, Fahrrad­händler in Stuttgart, Gelegenheit, sich von der Leistungsfähigkeit des Motor-Zweirades zu überzeugen, welches längst schon sein In­teresse in hohem Masse in Anspruch nahm. Am Montag den 18. Juni 1894 bot sich ihm Gelegenheit einer der zahlreich stattge­fundenen Probefahrten des Motor-ZweiradeS beizuwohnen und selbst einen Versuch mit dem neuen Vehikel zu machen. DaS Resul­tat dieser Probe war nach eigener Aussage des Herrn Kühn geradezu verblüffend. Zu­erst sah er wie ein Herr mit der Maschine vorfuhr; die einfache Manipulation um die Maschine in Bewegung zu setzen, Anschieben durch 23 Schritte in sitzender Stellung

Die Wallfahrt nach Kzenstochau.

Roman von Johanna Berger.

(Nachdruck verboten.)

49.

Das gräfliche Paar brachte regelmäßig den Monat Juni bei Roman und Spiridia zu, um am Wallfahrtstage die schwarze Ma­donna von Czenstochau mit reichen und kost­baren Opfergabe» zu beschenken. An dieser Reise nahm Jadwiga niemals Teil. Es «ar ihr peinlich, den Schauplatz ihrer Leiden wie­derzusehen. Die Eltern begriffen das und machten keinen Versuch sie mitzunehmen. Gräfin Antonia ahnte übrigens, was in dem Herzen des jungen Mädchens kämpfte; ihr kluger Sinn ließ sic Manches erraten. Aber sie that vollkommen harmlos und vermied jedes vertrauliche Gispräch über Roman und die Vergangenheit.

Spiridia war seit ihrer Vermählung mehrere Male im Elternhause gewesen, aber stets nur aus kurze Zeit. Ihre Gesundheit war immer noch sehr zart, sie kränkelte oft und fürchtete die feuchten Nebel, welche des Abends aus dem See stiegen, sie fand die Lage des Schlosses ungesund und ängstigte sich, daß ihr der Aufenthalt in den kühlen, etwas dumpfen Räumen desselben schaden könnte.

Spiridia hatte sich sehr zu ihrem Nach­teil verändert. Aus dem einst so kindlich naiven, schüchternen und zur Schwärmerei geneigten Mädchen war eine unzufriedene, launische, ewig klagende, nervöse Frau ge­worden, welche dem eigenen Ich und ihren teilweise eingebildeten Leiden ihre völlige Be­achtung zuwandte und der die Angelegenheiten Anderer wenig oder gar kein Interesse er­weckten.

Sie sah trotz ihrer Jugend bleich, ver­fallen und elend aus, sie fühlte sich schwach und «ar immer verstimmt. Dabei plagte sie ihre Umgebung mit kindlichen Grillen und Eigensinn.

Nachdem sie mit der Zeit über den Punkt

klar geworden, daß Roman nureine Geld­heirat" mit ihr vollzogen hatte, um seine derangierten Verhältnisse zu verbessern, quälte sie auch ihn. Er war ihr einst als das Ideal eines Vertrauten für ihr junges, da­mals so bekümmertes Herz erschienen, er war ihr sympathisch gewesen, und ohne Be­denken halte sie ihm ihr Jawort gegeben. Nun hatte er sich in ihren Augen als kühl berechnender und seinen Vorteil erwägender Egoist entpuppt. Und das machte sie bitter und ungerecht. Für seine Motive hatte sie kein Verständnis, sie urteilte nach dem Schein. Das Empfinden ihrer Seele war auf das Tätlichste verletzt, sie hielt sich für das un­glücklichste und beklagenswerteste Geschöpf auf Erden, grämte und härmte sich ab und suchte ihr gekränktes Herz fast täglich mit Thränen und Klagen zu erleichtern.

Roman war stets gefällig, höflich und zuvorkommend gegen seine Frau, aber cs lag nicht in seiner Natur, ihr Zuneigung oder Liebe zu heucheln, von der sein Herz nichts wußte. Das wäre über seine Kräfte ge­gangen.

Nach Beendigung der Hochzeitsreise hatte er sich mit großer Energie und Schaffens­freude der Bewirtschaftung seines Gutes an­genommen. Er fand Zerstreuung und Be­hagen in dieser Thätigkeit, die, jetzt von reichen Mitteln unterstützt, die besten Er­folge lieferte.

Spiridia war es überlassen, sich ihren Wirkungskreis als junge Edelfrau von Lygotta im Herrenhause zu verschaffen. Aber das Hauswesen war unter der bewährten Leitung der alten Michaliua vollständig geregelt, und Frau Castmira litt auch nicht, daß die junge Frau sich um Küche und Keller bekümmerte. So etwas wäre durchaus unpassend und undelicat für eine Dame vom Stande, so war ihr Ansspruch: das müsse man den Leuten überlassen, denn solche Arbeit mache gemein.

Spiridia hatte mit der Schüchternheit, die ihr damals eigen war, den Kopf dazu gesenkt und war dann beinahe vor Lange­weile gestorben. Sie verträumte ihre Tage

genügt, ist wirklich überraschend; sofort geht das Motor-Zweirad in flotte Bewegung über, die sich durch leichten Handgriff beliebig regu­lieren läßt; langsames oder rasches Tempo hängt lediglich von der Willkür des Fahrers ab. So sah Herr Kühn das Motor-Zwei­rad abwechselnd im rasendsten und langsamen Tempo an sich vorüber fahren. Herr Kühn wurde nun eingeladen, selbst einen Versuch auf dem Mowr-Zweirad zu machen. Mit kaum 10 Worten war die Erklärung für die Handhabung der Regulierung gegeben; Herr Kühn setzte sich nieder, schob an und fort ging eS, als wäre er nie mit einem anderen Rade gefahren.

Die außerordentliche Bequemlichkeit und sichere Handhabung, welche mit diesem Fahr­zeuge verbunden sind, überraschen jeden, der eine Fahrt auf dem Motor-Zweirad macht und dies sind geradezu die wesentlichsten Punkte, welche dem neuen Verkehrsmittel so großen Erfolg sichern. Welchen Wert diese Erfindung hat, geht daraus hervor, daß für das amerikanische Patent 500,000 Dollars geboten sind und für das englische Patent 50,000 Pfund Sterling.

auf der Chaiselongue ihres Boudoirs, las französische Romane und naschte Bonbons, bis sie sich den Magen verdarb. Sie machte es wie ihre Schwiegermama und andere reiche polnische Damen. Sie dämmerte ihr Leben in Trägheit dahin. Was hätte sie auch Bes­seres vollbringen können?

DaS junge Ehepaar war nur bei den Mahlzeiten zusammen. Roman blieb fast den ganzen Tag draußen auf den Aeckern und Feldern und Abends in seinen Zimmern, wo er sich mit Leclüre beschäftigte. Er rauchte leidenschaftlich gern, seine Frau haßte den Cigarrenduft, da ließ er sich allein.

Er hatte keine Ahnung davon, wie er diese zarte Trcibhausblüte behandeln mußte; er war kein ungefälliger Gatte, durchaus nicht, aber eS fiel ihm nicht ein, Opfer zu bringen. Ihr ewig weinerliches und scheues Wesen langweilte ihn. Er konnte sich nicht zwingen, sic zu lieben, sie paßte ss gar nicht für ihn und er hatte der Hoffnung, ein glückliches Leben mit ihr zu führen, längst entsagt. Er hatte geglaubt, die Erfüllung der schweren Pflichten, die er sich zur Le­bensaufgabe gemacht, würde ihm leichter wer­den, aber es war ein Irrtum gewesen.

Mit der Zeit, als Spiridia's Kränklich- lichkeit zunahm, veränderte sich ihr Charakter noch mehr. Sie wurde empfindlich, reizbar und unfreundlich. Sie war fast immer auf­geregt und schlechter Laune. Dar gemein­schaftliche Leben der beiden Gatten wurde täglich trauriger und elender, es war eine fortwährende Qual.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

.-. (.Vorsichtsmaßregel)Ach, Minna, fegen Sie doch morgen daS Zimmer Ihres Fräuleins recht sauber aus, ich möchte um ihre Hand anhalten und dabei einen Knie­fall riskieren I"

(Von seinem Standpunkt.) Student: Quittungssteuer? Unsinn I Quittungen giebtS ja gar nicht. Aber Rechuungssteuer für jede Rechnung, welche präsentiert wird, muß der Gläubiger zahlen.

Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hofmann).