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Stuttgart. Die diesjährige Königsparade der Truppen der Garnisonen Stuttgart und Ludwigsburg findet am 26. d. M. auf dem großen Exerzierplatz bei Cannstatt, diejenige der Truppen der Garnison Ulm am 6. Juni auf der FriedriLSau dortselbst statt. Die 3. (vierwöchentliche) Uebung der Volksschul- lehrer rc. findet in diesem Jahre vom 25. Juni bis 22. Juli bei den IV. Bataillonen der Infanterie-Regimenter 118 125 statt. Zu derselben werden im Ganzen 70 Mann ringezvgen.

Die Stadt HeilbroNN hat am Sülmer Thor einen zweiten (kleinen) Bahnhof erhal­ten, der in voriger Woche dem Betrieb über­geben und mit einem Bankett eingeweiht wurde. Die Heilbronner Redner bei diesem Bankett benützten die Gelegenheit, aller Welt zu verkünden, daß die Verhältnisse ln Heil: bronn doch nicht so ungemütlich seien, sonst könnte man hier nicht so friedlich und fröh­lich pokulicren. Die betreffenden Redner be­weisen zuviel und zuwenig; zuviel, weil bis jetzt keinem Menschen eingefallen ist, die Stadt Heilbronn als in täglichem und offenem Bürgerkrieg befindlich darzustellen; zu wenig, weil ein ohne Prügeleien abgelaufenes Bankett für oder gegen die Zustände auf dem Heil­bronner Rathaus gar nichts besagt.

Möhringen, 17. Mai. Einen seböncn Beweis von Arbeite, freundlichki! Hai Bier­brauereid,sitze, Widmaier hier g-zeigt. Den­jenigen Braugehilfru und Biersührern, die zwei Jahre in seinem Geschäft find, wurde nämlich unter fortlaufendem Lohn je ein Urlaub von einer Woche zugebilligt. Die­jenigen, welche keinen G-brauch von dieser Vergünstigung machen, erhalten für eine Woche den doppelten Lohn.

Cannstatt, 17. Mai. Heute mittag 1 Uhr badeten mehrere Arbeiter unweit der Berger Turnhalle, woselbst solche in Arbeit stehen, im Neckarkanal. Hiebei kam ein des Schwimmens unkundiger, 20 Jahre alter Italiener an eine liefe Stelle und ertrank. Die von einem BergerjWnndarzt angestellten Wiederbelebungsversuche waren erfolglos.

Cannstatt, 18. Mai. Dem gestern früh auf dem hiesigen Bahnhof verunglückten Bahnhofoberaufskher Frank wurde noch im Laufe des Tages das linke Bei» unterhalb dem Knie abgenommen. Der Zustand deS Verletzten ist derart, daß man für sein Le­ben fürchtet.

Uhlbach, 15. Mai. Heute erfreute S. M. der König die Einwohnerschaft durch eine» Besuch. Nach Einnahme einer Er­frischung im Gasthaus zur Linde setzte er seine Spazierfahrt über Obcrlüikhcim fort.

Herrenberg, 16. Mai. Vergangene Nacht wurde im hiesigen Stadtwald eine inchlose That verübt, indem nach der T. Ehr. einem von S. M. dem König dort an- gesiedeltcn prächtigen ungarischen Hirlch, wel­cher in seiner Umzäunung durch sem zahmes Wese» alt und jung manche Freude bereitete, rin Schuß in den Kopf beigebracht wurde, so daß dem schönen Tier vollends der Todes­stoß gegeben werden mußte. Aul die Er­mittlung deS Thäters ist bereits eine hohe Belohnung ausgesetzt.

Pfullingen, 17 Mai. Gestern abend entspann sich nach der Schw. Krztg. zwischen dem Glasermeister M. und jstinem I5jähr. Sohn ein Wortwechsel, weil der Junge sich Widerspenstig gegen den Willen seines Vaters

zeigte. Als derselbe zudem einen unanstän­dige» Ausdruck gebrauchte und dafür von seinem Vater die gebührende Züchtigung er­hielt, ergriff der Bursche ein Messer und stieß dasselbe seinem Vater mit solcher Wucht in den Rücken, daß die Lunge verletzt wurde und der Mann jetzt schwerverletzt darnieder- liegt. Auch seine Mutter soll der Unhold mit dem Messer verletzt haben. Derselbe wurde verhaftet.

Waldsee, 17. Mai. Es kommt wohl zw w-ilcn vor, daß ein angeheiterter ländlicher Stadtbesucher auf dem Heimweg etwas ver­liert; daß einem solchen aber gleich Pferd und Wagen verloren gehen, dürfte ein selte­ner Fall sein. Dies passierte einem Bürger aus einem Bezirksorte. Derselbe hielt in dem von Waldsee aus zu passierenden Gehölz einen Abstieg, nach welchem er trotz eifrigen Such,ns s.jn Gefährt nicht mehr zu finden Vermochte. Endlich begab er sich zu Fuß nach Hause. Am andern Tage machte er sich wieder auf die Suche nach dem Ver­lorenen. Und stehe da, an demselben Platze seines gestrigen Abstieges fand er sein Ge­fährt; das Pferd lag ruhend am Straßen- rain.

Berlin, 16. Mai. Der Inhaber eines Berliner Geschäfts ist kürzlich zu 200 Geldstrafe verurteilt worden, weil er einem Kunden, der wegen einer übersandten Rech­nung um Aufklärung bat, da er ein M>ß- vei ständnis v rmntcte, mit beleidigenden Wor­ten die Thüre wies. Der Gerichtshof hielt es für unzulässig, daß in einem der ersten Berliner Geschäfte einem Kunden, der eine Rechnung bemängelt, eine beleidigende Be­handlung zu Nil wird.

Olwishcim i- Elf. Eine Schar kleiner Knaben kam am Pfingstmontag in den Hof des Ackerers Merlin hier, um zu spielen. Der 7jährige Sohn des Hofeigentümers, welcher sich unter den Spielgenossen befand, wollte das fünfjährige Söhnlein des Z'eglers Müller nicht Anlassen und drohte ihm sogar mil de,, Worten:Wenn D» nicht gleich hinausgehst, so hole ich den Revolver und schieß Dich tot". Gesagt, gethan und in wenigen Augenblicken drang dem armen Kleinen eine Revolverkugel durch den Leib. Eine Stunde nachher war der Kleine eine Leiche.

Aus der Stadt St. Gallen ist jüngst eine Bettlerin abgeschoben worden, die, wenn sic mit der Polizei in Berührung kam, zu sagen Pflegte:Gebettelt habe ich nie, ich habe stets blos genommen, was mir gute Leute gegeben haben, und das wird doch er­laubt sein. Auf diese Weise hat sie im Laufe der Z it folgendes Vermögen zusammenge- schachert, das bei Durchsuchung ihrer Wohn­ung aufgefunden wurde: An Wertpapieren 5 Stück Obligationen im Werte von je 530 Franken und 7 Sparkassenscheine im Betrage Von ca. 6000 Franken, dazu an Barschaft 656 Franken, im ganzen also über 9000 Franken. Die übrige Fahrhabe der Dürr­heim instand aus einem vollständigen Bett, einem doppelten Schranke, einem Tisch, einem Nachttisch, einigen Sesseln und verschiedenen Ge äßen. An offenbar gebettelten Sachen fanden sich einige Handwagen voll Kleider vor (Strümpfe, Schuhe, Hemden, Hosen, Frauenröcke und Schirme), alles in verwahr­lostem, jetzt wohl unbrauchbarem Zustande, während früher manchmal Armen damit

gedient gewesen wäre; an Lebensmitteln nicht weniger als drei Säcke voll Brotwaren, zum teil schimmlig, zum teil eingetrocknet und steinhart, alles ungenießbar; desgleichen ein ganzer Haufen Fleischwaren und Käse. In etwa 20 Verschiedenen Häfen befand sich Milch und Suppe, in Gärung, sogar Ver­wesung übergegaugen. Ein infernalischer Geruch erfüllte das ganze Zimmer, in welchem die Bettlerin wie ein Hamster, Verblendet durch die Leidenschaft ihres Geizes, ihre Beute zusammenspejcherte.

Aus Bayern, 12. Mai. Welch kost­spielige Liebhaberei das Briefmarkensammel» ist, ersteht man aus einer Mitteilung des Fränk. Kur." derzufolge ein Regensburger Sammler ein? Mouritiusmarke zu zwei Plence vom Jahre 1847 (blau) um den kaum glaub­lichen Preis von 4000 nach Hamburg verkauft hat. Das ganze Album des Samm­lers, in dem sich unter etwa 3000 verschiede­nen anderen Marken diese Seltenheit befand, wäre früher bereits um den Preis von 400 -/A käuflich zu haben gewesen.

Vermischtes.

(HineillgefallenV In X. gab die Garnison einen Ball, zu welchem auch der Feldprediger geladen war. Dieser, ei» junger lebenslustiger Man», ließ stch, seinen Beruf vergessend, einfallen, am Tanze teil zu neh­men. Er forderte nicht nur eine junge düosche Dame zum Tanze auf, sondern be­stellte auch bei den Musikern, daß er die nächste Anglaise vvrtanzcu werde. Man trat an und der Feldprediger führte seine Dame auf den obersten Platz, um den bestellte» Tanz zu beginnen. Da ging der Kommandeur, dem dies Benehmen auffiel, zu den Musikan­ten und raunte ihnen einige Worte zu. Als darauf der theologische Vortänzer das Zeichen zum Beginn des Tanzes gab, eriönte die Me­lodie eines Kirchenliedes. Alles lachte, die Tänzer und Tänzerinnen liefen ausein­ander und ließen den kecken Vortänzer be­schämt stehen.

(Mißglückte Anwendung.) Ein Ungar. Landadeliger, welcher der deutschen Sprache noch nicht ganz mächtig ist, hat in den Flie­genden Blättern von dem Leutnant gelesen, der zwei Damen Blumen überreichte mit dem Wortspiel:Die Rose, der Rose, der Rose, die Rose lMach ich auch I" ruft er be­geistert aus, kauft zwei kleine Bonbonnieren und überreichte sie in der Abendgesellschaft der Tochter des Gastgebers stolz lächelnd mit den Worten :Die Schachtel, der Schachtel, der Schachtel, die Schachtel I"

(Privilegium.) Mama:Aber, Elsa, ungezogenes Mädchen. Was für abscheuliche Manieren Du doch hast! Du ist nur die Rahmerln von den Dampfnudeln und das Andere läßt Du liegen; das darf nur der Papa thun I"

(Ominös)Weißt Du schon, Kathi, daß Häbekeckers Fritze, der Zimmermann, vom Gerüste gefallen und den Hals gebrochen hat?"D'rnm, d'rum hat er in der letzten Zeit immer so blaß ausg'schaut!"

(Auch eine Freude.)Da lese ich eben wieder zu meiner größten Freude, daß für leidende Frauen ein Luftwechsel, also ein Bade aufenthalt, die beste Medizin sei." Was geht denn das Sic an, Sie sind ja gar nicht verheiratet!"Eben deshalb sreut'S mich ja!"