find obdachlos; der Schaden beträgt mehrere Millionen Dollars.

— Das Bureau Reuter meldet aus New- Ijork: Nach einer Depesche aus San Sal­vador über Panama sollen bei einer Zug­entgleisung gegen 300 Personen gelötet wor­den sein. Unter den .Reisenden befand sich auch der Präsident Ezeta; er blieb jedoch unverletzt.

Vermischtes.

— (Eine seldstthiitigc Kontrollkasse.) In

der Sitzung des kaufmännischen Vereins in Weimar wurde von dem Vorsitzenden, Herrn Frucht eine von dessen Bruder, Herrn Friede. Frucht zu Lüneburg, soeben erfundene selbst- thälige Kontrollkasse vorgezcigt und nach einem Vortrag, deren Handhabung in alle» ihren einzelnen Teilen erläutert und praktisch an- gcwendet. Um die Handhabung kurz zu. sammenzufassen, so folgt dieselbe in der Weise, daß der Käufer den zu kassierenden Betrag auf die Zahlplatte legt, der Ver­käufer den schuldigen Betrag auf einen Papier­streifen der Einnahmekasse notiert, gleichzeitig rückt der mit der Notiz versehene Papier- streisen automatisch in stets gleicher Länge

Die Wallfahrt nach KZenstochau.

Roman von Johanna Berger.

(Nachdruck verboten.)

22 .

Wohl über eine Stunde saß er hier mit tief gesenktem Haupte, um über seinen Zu­stand zu brüten und sich die bittersten Vor­würfe über da« in der Nacht Geschehene zu machen. Doch die innere Unruhe trieb ihn wieder empor. Er knöpfte den allen Sol- datenmantcl fester um den hagern Leib und begann dann mit schlotternden Knien im Zimmer umherzuwandern. Zuweilen blieb er stehen, schlug dröhnend mit der Faust auf den Tisch und fluchte in verschiedenen Sprachen: Polnisch, Russisch und Deutsch, um gleich daraus so kläglich zu weinen und zu scvluchzen wie ein kleines Kind, das mil der Ruie g» straft wird.

Nach einiger Zeit kam Mascha, die Auf­wärterin, mit dem Mittagbrote des Lieute­nants in die Stube. Sie stellte eine Schüssel mit Zrazy und Kraut und einen Teller mit dampfender Polifka auf den Tisch, stemmte dann beide Arme auf die runden Hüften und sagte mürrisch: „Was machen Sie denn wieder für gräulichen Lärm. Ich höre das Geplärr und das wilde Fluchen nun schon eine ganze Weile lang in der Küche mit an. Sind Sie verrückt geworden, Pan Wytek?"

„Wo ist Jadwiga?" schrie zornig der Alte, indem er drohend die Faust erhob. „Ich will wissen, wo Jadwiga steckt. Hörst Du nicht, alte Hexe, wo ist Jadwiga?"

„Fort!" entgegnele Mascha kurz. „Oder denken Sie etwa, sie wird hier bleiben und darauf warten, daß Sie ihr noch einmal den Kopf zerschlagen?"

Der Lieutenant sprang wütend auf die Frau los, ergriff sie- an der Schulter und schüttelte sie so heftig, daß die schmutzige Haube sich auf ihrem Kopfe verschob und das graue ungekämmte Haar zum Vorschein kam, dann sank er wieder kraftlos in seinen Sessel zurück Er wurde ganz fahl und

unter die Glasplatte vor, durch das Schreiben auf die Einnahme« oder Ausgabestreifen wird erst die Verriegelung der Kasse gelöst, so daß überhaupt Geld (Metall oder Papier) nicht eher eingelegt oder herausgenommen werde» kann, als bis die Buchung erfolgt ist. Die Papierstreifen, für Einnahme und Ausgabe von besonderer Farbe, sind perforiert und können zusammengeheftet als Belege ver­wendet werden. Diese Ecftndung wurde von Sachverständigen für sehr zweckmäßig erachtet.

— Die leidige Eifersucht hat der jungen Gattin eines Postbeamten einen argen Streich gespielt. Besagtes Frauchen, das seinen Haushaltungsvorstand im Verdacht der Un­treue hatte, hat eine Freundin, ihr doch bei der Ueberwachung de« vermeintlichen Don Juans behilflich zu sein. Schon nach einigen Tagen erhielt die Eifersüchtige von ihrer Milaufpafferin folgende Nachricht:

„Liebste Emilie I Deine Befürchtung war nicht grundlos; Dein Mann häll'S mit einer Anderen. Laffe Dich von ihm schei­den I Ich selbst habe ihn zwar nicht er­wischt, aber meine Cousine kann cs be­schwören, ihn gestern abend Arm in Arm

die Zähne klapperten ihm, wie im Fieberfrost. „JesuS Maria!" winselte er, „ärgere mich nichl, Mascha, ich thne sonst etwas, was Dir nicht lieb ist, — besser, sage mir, wo das Mädchen ist?" — Er rutschte unruhig im Sessel hin und her. — „Ist es schlimm gewesen, Mascha, -- hat es geblutet? E« wird ihr doch nicht an's Leben gehend O je, o je, der verdammte Rausch ! Ich bin noch ganz wirr in meinem alten Kopf. Aber sprich doch, Mascha, zum Donnerwetter, wirst Du mir endlich sagen, was es mit dem Mädchen ist?"

„Na, es ist schlimm genug, Sic haben die Jadwiga schön zugerichtet/ entgegncte grimmig die alte Frau. „Schämen Sie sich — solch' ein gutes, braves Kind, es ist eine wahre Sünde und Schande. Als ich heute fn'ih zur Arbeit kam, da lag sie ohne Be­wußtsein auf den Dielen; — ja beinahe wie tot, Sie, Sie, Rabenvater, Sie! — Als sie sich dann ein Bischen erholt Halle, kleidete sie sich um und ging fort. „Wohin? — w-iß ich nicht, aber ich thäte es ihr arg ver­denken, wenn sie wiederkäme I"

„Schweig still, oder!" — brauste der Alte auf, dann jammerte er wieder: „Jesus, Jesus, ich habe sie mißhandelt ohne Grund, ohne Ursache, — die goldene Jadwischka, taS fromme Seelchen. Ja, ja, Mascha, ich bin ein Lump, ein Untier — ja, rein wie verrückt, wenn mir der Branntwein in den Kopf gestiegen ist. Ich verdiene es schon, daß das Engelchen nicht wieder zu mir kommt. Aber sie ist doch so gut. Meinst Du nicht, Mascha, daß sie mir wieder verzeihen wird?"

„Ich an ihrer Stelle thäte es gewiß nicht," erwiderte die Angeredete, indem st« im Zimmer aufzuräumen begann. „Sie haben das arme Wurm meistens schlecht be­handelt und gestern geschlagen, wie einen wehrlosen Hund. Und das kommt Alles von dem Vielen Kneipen und Schnapstrinken her. Müssen Sie denn alle Tage in die Schänke gehen? Pfui, Pfui, Pan Wytek. Was nützt sitzt Ihr Heulen und Zähneklappen? Was einmal geschrhen ist, wird dadurch schon längst nicht wieder gut!"

mit einer Person gesehen zu haben, die zwar jung, jedoch häßlich, wie die Nacht ist. Esjwar in d/r Lcipz'gerstraße, gegen 7 Uhr. Dein Mann ging mit Deiner Nebenbuhlerin in ein Geschäft und erstand dort für sie einen Sonnenschirm Näheres mündlich! Mit bestemGrnßDeine Bertha."

Als der nichts Bösesahnende Gatte mit­tags aus dem Dienste heimkehrte, fand er sein Frauchen bei höchst übler Laune. „Mein Gott, Liebchen, was ist Dir wieder in die Krone gefahren?" —„Nichts!" —„Doch! Dich plagt gewiß die Eifersucht, aber ich schwöre Dir, Dein Mißtrauen gegen mich ist lächerlich. Dein Freundin Bertha hetzt Dich gegen mich auf, ich will sie nicht mehr in meinem Hause sehen. —" „Ich auch nicht, Robert," antwortete unter Thränen die Frau und gab ihrem Männchen Berthas Brief zu lesen. Robert lachte, denn die häßliche Per­son, die Berthas Cousine mit ihm Arm in Arm in der Leipzigerstraße gesehen hatte, war keine Andere als sein eigene« Weibchen gewesen

Merk's.

Jedes Hans hat sein Gespenst und jede Familie ihren stillverborgenen Fleck!

Voller Ingrimm und Aerger schlug sie mit dem Ausklopfer so heftig auf das alte Sopha los, daß der Staub hoch in die Luft emporwirbelte.

„Ach, Du hast Recht, gute Mascha," ächzte der Lieutenant und zitierte mil dem grauen Kopfe hin und her. „Aber Gott soll mich strafen, wenn ich nur noch einen einzigen Tropfen Branntwein wieder über die Lippen nehme. Und wenn meine arme Jadwiluschka wieder zurückkommt und mir verzeiht, dann will ich halten, was ich sage, so wahr ich Karl Wytek heiße." Er richtete sich bei diesen Worten in die Höhe und schlug mit beiden Händen auf den Tisch, daß das Porzellan klirrend aneinander stieß und die Suppe über den Tellerrand floß.

„Na, mit dem Spektakel werden Sie auch nichts GescheidteS ausrichten," murrte die alte Frau. „Wenn Sie sich nur erst 'mal das gräßliche Lärmen und Toben abgewöhnen wollten, das hilft zu gar nichts und hat der Jadwiga schon längst das Hans verleidet. Sic sollten lieber ganz still sein und ein bischen über Ihr gottsjämmerliches Leben und Treiben Nachdenken, daö wäre besser für Sie I"

„Ach, ich thue es ja schon," wimmerte der Alte, indem er sich unaufhörlich mit dem roten Taschentuche, auf dem in schreienden Farben das Bild des Zaren aufgedruckt war, die sckweißbedeckle Stirn wischte. „Aber ich kann ja nichts dafür, daß ich so ein mise­rabler Kerl bin. Schon oft grübelte ich da­rüber nach, wie ich eigentlich sein müßte — nicht heute erst — und dann nahm ich mir vor, das viele Zechen zu lassen und ein ordenllicher Mensch zu werden. Denn dann fiel mir immer das arme Mädel ein, bei dem ich Vaterstelle vertrete, und welch' elen­des Leben eS bei mir führt. — Aber am Abend — immer am Abend — dann war's gerade, als wäre der Satan hinter mir her, und er trieb mich, er hetzte mich so lange, bis ich wieder in der Schänke, die der Teufel holen mag, mit den Kameraden zusammen­saß.

(Fortsetzung folgt.)

Druck und Verlag von Beruh. Hof mann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hofmann.)