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Die diesjährigen Hebungen der Mann­schaften des Beurlaubtenstandes der Feldartii- lene finden beim Feldartillerie- Regiment Nr. 29 Prinz regent Luitpold von Bcy.rn in der Zeit vom 2. bis 15. Juli, beim Feldartillerie-Regiment König Karl Nr. 13 in der Zeit vom 28. Juti bis 10. August statt. Zu diesem Zweck werden aus der Reserve insgesamt 25 Un­teroffiziere und 200 Gemeine, sowie aus der Landwehr I. Aufgebots ebenfalls 25 Unter­offiziere mit 200 Gemeine Ungezogen. Die Mannschaften aus den Landwehrbezirkcn der 51. und 52. Infanterie-Brigade üben zu­meist beim Fildarlillerie-Regiment Nr. 29 Prinzregent Luitpold von Bayern, diejenigen aus den Landwehrbezirken der 53. und 54. Infanterie-Brigade sämtlich beim Feldarttl- lcrie-Negiment König Karl Nr. 13. Der UebungSort ist der Truppenübungsplatz Darm­stadl (Barackenlager bei Griesheim) Die Entlassung sämtlicher Mannschaften erfolgt vom Schießplatz aus direkt in die Heimat. Zum 3. Oktober d. I. werden zu den beiden Feltarlillerie-Regimentern 50 NUer- visten der Kavallerie auf 14 Tage behufs Ausbildung als Fahrer von Munilionkolon- nen Ungezogen, zu jedem Regiment 25.

Cannstatt, 17. Mai. Auf dem hies. Bahn­hof haben sich innerhalb 12 Stunden zwei Un­glücksfälle ereignet. Gestern abend 8 Uhr 35 Minuten kam der 45 Jahre alte Wei­chenwärter Melchior Müller, Vater von 6 Kindern, beim Wagenschiebe» zwischen die Puffer von zwei Güterwagen und wurde tot­gedrückt. Heut srüh 6 Uhr wurde Bahn- hofoberausseher Frank von einer Lokomotive vor welcher er in das Geleise treten wollte, umgeworfen und am linken Fuß unten über­fahren. Frank, welcher am 15. Februar d. I. vom Schnellzug aus dem Geleise ge­schleudert worden, war von diesem Unfall wieder hergestcllt und ist erst vor zwei Tagen wieder in den Dienst, getreten.

Metzingen, 16. Mai. Am Pfingstmon­tag hat sich auf der Straße von Dettingen hieher ein bedauerlicher Unglücksfall zuge- tragen. Der hiesige Malergehilfe Maier war in Dettingen beschäftigt und wollte aus dem Heimweg einem Fuhrmann, welcher mit zwei Holzwagen des Weges kam, auf dessen vorderen Wagen steigen. Er fiel dabei z» Boden, und die Räder des zweiten Wagens gingen ihm über die Brust, so daß er schon nach kurzer Zeit verschied. Der Verunglückte ist 37 Jahre alt und hinterläßt eine arme Witwe mit Vier Kindern.

Ebingen, 16. Mai. Gestern wurde der Knecht des Kreuzwirls Niger von Gamer- lingen, welcher, mit einer Fuhre Holz uud leeren Bierfässern von Htttingen kom­mend, auf dem Heimweg sich befand, im Wiesengrabenwasser ertrunken aufgefunden. Ein des Wegs kommender Mann sah das auf der Straße ruhig stehende Fuhrwerk und entdeckte die Leiche des Fuhrknechts. Der Verstorbene wird als braver, fleißiger Menich geschildert. Die Gerichte sind zur Klarstell­ung dieses Vorfalls in Thäligkeit.

Ebingen, 16. Mai. Heule morgen 5 Uhr zog Brunnenmeister Ebner aus dem mit Wasser ganz ungefüllten, sehr breite» und liefen Bassin des hiesigen, mitten in der Stadt gelegenen Marktbrunnens de» Leich­nam einer Frauensperson, deren Kleider neben dem Brunnen lagen. Man erkannte

in derselben die ledige, 62 Jahre alte Bar­bara Roggenstein, die eine lange Reihe von Jahren bei Kaufmann Daniel Groz hier in Diensten stand und durch Pflichttreue und Sparsamkeit sich auszeichnele, weshalb sie auch seiner Zeit das Dicnstehrenzcichen für Dienstboten erhalten hatte. In letzter Zeit aber waren Spuren von Schwermut an ihr bemerkbar. Die Verstorbene hat sich ein hübsches Vermögen erspart, hatte auch Ver­mächtnisse von ihrer Herrschaft erhalten.

Ravensburg, 16. Mai. Am Pfingst­montag wurde, nach dem Oberschw. Anz., in einem Wassergraben hinter der Spohn- schen Thonwarenfabrik der betagte Christian Schöneck, gebürtig von Kleinsachsenheim, OA. Vaihingen, längere Zeit hier ansässig, tot aufgefunden. Der Verunglückte hat am Pfingstsonntag-Nachmittag in den Wirtschaf­ten zu Weissenau gezecht, wird wahrscheinlich in angetrunkenem Zustand in den Graben gefallen sein und ist dort erstickt.

Saulgau, 15. Mai. Ein schreckliches Unglück ereignete sich gestern abend '/n8 Uhr auf der Breunenweilcr Steige. Der Priva­tier Joh, Stützte von Aulendorf und seine Frau, der Sigmundbauer Stützte von Breu- nenweiler und sein Kind fuhren auf den Bahnhof nach Saulgau. Infolge Schevens deS Pferdes stürzte das Fuhrwerk um und wurde zertrümmert. Von den Insassen blieb die Frau des Privatiers Stützte auf der Stelle tot, Stützte selbst ist schwer verletzt, etwas weniger gefährlich der Bauer Stühle, welcher kutschierte, wie auch sein Kind.

Friedrichshafen, 15. Mai. Heute früh trafen mit Exirazug 1200 Pilger auf der Reise nach Einsiedeln ein. Die Pilger, sämt­lich Oberländer, befanden sich unter Führ­ung des Dr> Hosele in 26 Eisenbahnwag- gons; dieselben wurden per Boot nach Ro­manshorn wciterbefördert. Gestern, als am Pfingstmontag, war der Verkehr im Ha­fen ein sehr reger; insbesondcrs richtete sich de« Zug der Touristen nach dem Obers«, Bregenz, Lindau rc. Hierorts war e« da­gegen sehr ruhig und still. Das Extraboot nach dem Unterste am Pfingstsonntag konnte Mangels an Beteiligung nicht ausgeführt werden. Die Witterung war eine sehr zwei­felhafte.

München, 16. Mai. In Weilheim (Oberbayern) wurde am Pfingstmontag ein Akt schrecklicher Lynchjustiz verübt. Unter den Mitgliedern von nach der Umgegend Weil- heimsausgeflogencrGcsangvereinen warStreit ausgebrochen, wobei ein Wirt aus Weilheim, welcher Frieden stisften wollte, von dem Bäcker­gehilfen Wagenbauer erstochen wurde. Nach vcigeblichem Fluchtversuch wurde der Mörder nach Weilheim transportiert, dort stürzte eine 500köpfige Menschenmenge auf den Zug und überfüll unter dem GeschreiHurrah, schlagt ihn tot!" den Mörder mit Holzscheitern und Sleiiiwmfen, so daß die eskortierenden Gen­darmen zu seinem Schutz von der blanken Waffe Gebrauch machen mußten. Der nach der Fronfeste gebrachte Wagenbauer ist der­art zugerichtet, daß an seinem Auskommen gezweifelt wird. Die Gendarmen sind eben­falls verletzt; einem der Angreifer wurde der Arm abgeschlagen.

Ein Jagdunglück ereignete sich in dem Orte Chaume bei Auxerre. Ein gewisser Poulain kehrte von der Jagd zurück; plötz­lich vernahm er ein Geräusch im Dickicht, er gab einen Schuß ab, ein furchtbarer Schrei

kam zurück. Der Schütze eilte hinzu und fand seine eigene Frau, die ihm, wie verab­redet, entgegangen war, tot in einer Blut­lache liegen.

Wien, 14. Mai. Zwei Kinder einer Witwe, ein Mädchen von 13 und ein Knabe von 9 Jahren, haben sich am Pfingstsamstag ertränkt. Die Kinder hatten schlechte Zeug­nisse bekommen, fürchtete sich vor Strafe und stürzten sich deshalb in den Donaukanal. Sie wurden als Leichen herausgezogen.

Am 13. Mai abends ist der von etwa 30 Reisenden besetzte, um 9 Uhr 25 Minuten von Wien abgegangene Berliner Schnellzug zwischen Spillern und Stvckerau auf offener Strecke entgleist. Ursache der Entgleisung war nach der N. Fr. Pr. der Angriff eines wütenden Stiers, welcher Mon­tag aus dem St- Marxer Schlachthaus- ent­laufen war, sich seit diesem Tage in den Donau-Auen aufhielt und bis hieher gelangte, ohne daß man seiner trotz verschiedener Ver­folgungen habhaft werden konnte. Das auf­geregte Tier, welches in der Dunkelheit der Nacht unbemerkt blieb, wurde durch die roten Lichter der Maschine noch mehr gereizt und wollte sich auf den Zug stürzen; hiebei ge­riet eS zwischen der Maschine und dem Ge­päckwagen unter die Räder, wurde sofort ge­tötet und eine Strecke von etwa 70 Metern weit vom Zuge geschleift. Als dann die vorderen Räder des Gepäckwagens über den Körper gingen, wurden diese aus dem Ge­leise gehoben, während der Stier zur Seite hinausgeschleudert wurde. Die Reisenden, welche zumeist schon schliefen, blieben gänz­lich unverletzt. Durch eine Hilfsmaschine mit Arbeitern wurde der Gepäckwagen nach halb­stündiger Arbeit wieder ins Geleise gehoben und der Zug nach Stockerau in die Station gebracht. Hier wurden drei beschädigte Wa­gen ausrangiert, worauf der Zug nach an- derthalbstündiger Verspätung die Fahrt nach Berlin fortsetzte.

Zu Tode gequält. Ueber ein scheuß­liches Verbrechen berichtet man aus der rus- fischen Ortschaft Ostrogoschsk Folgendes: Sechs Bauern aus dem Dorfe Peßkow hat­ten die Gewohnheit, Nacht für Nacht in die Wälder des Ostrogoschskschen Kreises zu fah­ren und Holz zu stehlen, das sie andern Tages auf den Märkten verkauften. Die Waldwärter waren teils erkauft, teils durch Drohungen und Schläge zum Schweigen ge­zwungen. Nur ein Waldhüter, Goworow, vertrat treu die herrschaftlichen Interessen und verfolgte jedes Mal die Räuber. Diesen gelang es nun, seiner habhaft zu werden. Die Unmenschen banden den Armen, rissen ihm die Zunge heraus, zerstachen ihm die Augen mit Stecknadeln, rissen ihm die Nägel von den Fingern, brannten ihn mit Feuer und traten ihm ihn den Leib. Das Mar­tern wurde so lange fortgesetzt, bis der Tod eintrat.

Petersburg, 13. Mai. Die Großfürstin Katherina Michailowna ist in der vergang­enen Nacht gestorben. Die Verstorbene war die Witwe des Herzogs Georg von Mccklen- burg-Strelitz.

Boston, 16. Mai. Gestern brach im Südendviertel der Stadt eine große Feucrs- brunst aus, die mit furchtbarer Schnelligkeit sich ausbreitete. Die Löschmannschaft mußte mehrere Feuerspritzen unter den brennenden Trümmern Verlassen. Fünfhundert Familien