Rundschau.

Eberstadt, II.Mai. In dem Weinberg des Chr. Kleiner hier stehen die Trauben in Blüte.

Neckarsulm, II.Mai. B>i der gestrigen Schultheißenwahl in Erlenbgch, biesigen Ober- amis, wurde Joseph Valt^r von Killmgen mil Zweidrittel-Slimmenmehrh.il gewählt.

Züttlingen, OA. Neckar fulm, 11. Mai. Gestern abend fiel der neunjährige Knabe d-s Zuck-rsteuerauffehers Deckert von hier, wel­cher, aus dem jAste eines dürren Weiden- baumö sitzend, mit Fischfang beschäftigt war, in die Zagst und ertrank. Trotz sofort an- gestcllter Nachforschungen wurde der Leichnam bis jetzt noch nicht aufgkfunden.

Likbenzell, 8. Mai. Wie wir erfahren kommt die Ehefrau des am 2. Oktober v. I. ermordeten LöwenwirtS Karl FaaS, die eine geb. Hoffmann Töchter eines reichen Weingärtners von Gleiszellen, nicht mehr hierher; sie hat ihreEelrschafftS-u, Teilungs- Angelegenheit durch einen Advokaten regeln lassen. Das Anwesen zu», Löwen haben wieder die Eltern des Ermordeten übernom­men und es wird dasselbe demnächst wieder eröffnet werden; der Bruder I. Fass wird die Wirtschaft weiter betreiben. Die Witwe FaaS hat sich in ihrer Heimat mit einem jungen Mann versprochen. Als Kuriosum teilen wir mil, daß die Verwandten des Er­mordeten ihr geschrieben haben, daß das Beil wieder von Tübingen nach Liebenzell zurück- gekommcn sei und sie seien bereit, cs ihr zu- zusenden.

Herrenalb, 10. Mai. Dir heurige Bad­saison hat bereits einen schönen Anlauf ge­nommen. UeberaU wird für komfortable Wohnungen teils durch Neubauten von grö­ßerem Umfang, teils durch Erweiterungen der bestehenden gesorgt. Insbesondere sind im Kurhaus des HofratS Dr. Mermagen umfassende Verbesserungen der technischen Ein­richtungen getroffen worden, hanpisächtiL auch durch Einrichtung neuer eleganter Baeez. Um.

Ulm, 11. Mai. Der Dragoner Heupel vom hiesigen Drogonerregiinent König, welcher, wie der Ulmer Ztg. von gut unterrichteter Seite mitgeteilt wird, infolge erlittener, fort­gesetzter Mißhandlungen seitens seiner Kame­raden und der niederen Vorgesetzten (vom Wachtmeister abwärts) irrsinnig g> worden war, so daß er in die JrrenMe des Gar- nisonslazaret hatte überbracht werden müssen, ist von dort unlängst als geheilt wieder zum Regiment entlassen worden. Gestern mußte nun der Bedauernswerte als vollständig irr­sinnig in die Heilanstalt Schussenricd über­führt werden.

München, 7. Mai. Das gestörte Karten­spiel I Kürzlich halte in einem hiesiger, öffent­lichen Lokal ein dasselbe fast täglich besuchen­der Gast, wählend er sich dem Kartenspiele hingob, das Unglück, von einem Gerichtsvoll­zieher überrascht zu werden, während er für diesen zu Hause stelS unsichtbar war. Dem Gerichtsvollzieher gelang es, einen Barbetrag von 400^ welchen der Gast für das Spiel bereit hielt, sowie eine goldene Uhr nebst Kette und zwei Brillantringe zu erwischen. Der Gepfändete entfernte sich ganz verblüfft, kam aber nach einer Stunde wieder mit 500

zurück, worauf er das Spiel fortsetzte. Kaum hatte er etwa eine Stunde gespielt, als der Gerichtsvollzieher ganz unerwartet zum zweiten Mal erschien und ihm auch die 500,^1 abnahm. Seit dieser Zeit läßt sich

der Herr in dem Lokale nicht mehr stehen.

Grauenvoller Tod eines Irrsinnigen. Im Jrrenhause von Bicetre bei Paris kam ein 45jähriger Kranker Namens Auguste Tabottier auf furchtbare Weise um's Leben. Der Kranke war in ein Bad gebracht und die Wanne mit einer Kautschnkdecke über­spannt worden, aus welcher der Kranke nur den Kopf herausstrecken konnte, ohne sich sonst rühren zu können. Der Wärter ver­gaß, den Hahnen für das heiße Wasser zu schließen, und als er nach einer Viertelstunde zurückkam, fand er Tabottier buchstäblich ge­kocht im Wasser- Der Unglückliche starb nach wenigen Minuten. Der Wärter wird wegen fahrlässiger Tötung verfolgt werden.

Ein gräßlicher Mord wurde in der Gemeinde Ering bei Dortmund verübt. Der Fuhrunternehmer Benfeld geriet in Wut, weil fein Kostgänger Reinermann ohne fein Wissen mit dem Fuhrwerke in die Stadt ge­fahren war. Er lauerte dem jungen Manne auf und erschlug ihn mit einem Holzscheite. Der Mörder raffle dann zusammen, was er an Geld besaß und flüchtete.

Ncw-Aork, 1l. Mai. Auch die Städte Santa-Crnz und Gakuna in Venezuela sind durch das Erdbeben zerstört worden. Nach den bisherigen Meldungen sollen bei der ge­waltigen Erdkaiastiophe 1500 Menschen um­gekommen fein.

Vermischtes.

Nicht zu viel gießen im Frühjahrei Vieles Gießen macht den Boden kalt. Schlimm ist das im Frühjahre. Die Pflanzen ge­brauchen im April und Anfang Mai die Wärme meist noch viel notwendiger, als die Feuchtigkeit. Sie können große Trockenheit vertragen. Nur sehr flachwnrzeinde Pflanzen und frisch Verpflanzte werden jetzt gegossen. Im übrigen sollen wir nicht zu freigebig sein mit dem Wasser.

(Riekchen und Fiekchen.") Diesen

niedlich,,, Namen führt ei» Kartenkunststück, das die Bauernfänger a» Stelle des nun schon nicht mehr unbekannten Kümmelblätt- chens zur Anwendung bringen und mit Hilfe dessen drei jetzt sestgenommene Personen die Besucher einer Herberge (Bäcker) geplündert haben. Riekchen und Fiekchen werden durch zwei aus einem Kartenspiel beliebig gewähl­ten Karten dargestellt, die der Unternehmer zeigt und an verschiedene Stellen zwischen das Spiel steckt, das nun gemischt wird. Riekchen und Fiekchen sollen nun trotz Ab- hebenS und Mischens zusamenliegen; der Nachweis hierüber wird der Gegenstand don Weilen. Die Karten werden nun von eben abgezogen, und zum allgemeinen Erstaunen fallen die beiden Karten stets hintereinander. Dies wird durch den folgenden bauernfängeri- fchen Trick zu Wege gebracht: Wenn Riek­chen und Fiekchen al« die gewählten Karten zu Anfang gezeigt werden, so wird die eine auf für die Zuschauer unmerkliche Weife etwas znsammkngebogen, so daß sich später die Stelle, .wo die Karte im Spiel liegt, trotz allen Mischens für die Hand bemerkbar macht. Beim Abhebcn, das nun meistens durch den Komplizen geschieht, wird die ge­zeichnete Karte stets zu unterst gebracht. Dies ist aber auch der Fall, wenn eine beliebige andere Person abhebt, da der Finger un- willkürlich nach einem Wiederstand sucht. Hat nun der Veranstalter des Kunststücks etwaRiekchen" nach unten gebracht, so

schiebt er sie etwas zurück, zieht die zweit» unlcrste und demnächst alle übrigen ab, bis erFiekchen" aufschlägt, um dann die schon bereit gehalteneunzertrennliche" folgen zu lassen. Der Erfolg ist dadurch stets ge­sichert und die Opfer werden immer geleimt.

(Zeugnis und Empfehlung.) »Seit zwei Monaten litt meine Frau an großer Heiserkeit und Beschwerden beim Sprechen. Seitdem sie Ihr Mittel genommen hat, kann sie fast gar nicht mehr reden. Bitte, senden Sie umgehend noch zwei Flaschen. Alois Hinterhuber."

-. (Darum prüfe, wer sich ewig bindet!) Rechtes Glück hat der Arbeiter P., wie der Pos. Ztg." aus Ncise berichtet wird, bei der Wahl seiner Gattin entwickelt: Als er mit seiner eben angetrautensungen Frau" vom Standesamt am Sonnabend heimkehrte, wurde diese plötzlich durch dm Arm der Ge­rechtigkeit von seiner Seile gerissen, denn die Braut hatte während der Eheschließung auf dem Standesamt einem der Zeugen die Uhr entwendet.

Einem Jünger Kneipps wurden dieser Tage zu Mainz während seines Spaziergangs Schuhe und Strümpfe gestohlen. Die Be­richterstattung lautete in poetischer Form also: Ein Handwerksbursche, welchen fror, Kam neulich an das Binger Thor Und sah am Boden sonderbar Ein Socken- und ein Stiefelpaar. Der Aberglaube dieses Lümmels Hielt dies für einen Wink des Himmels, Und ohne daß er sich be­sann, Zog er die Strümps und Stiesel an. Nach einiger Zeit trat aus dem Thor

Ein Jünger Kneipp's barfuß hervor Und fand daselbst wie sonderbar Nur ein zerrissenes Stiefelpaar. Und erst nach einigem Siirnenrunzeln Begriff er es und mußte schmunzeln:Der Kerl hal durch mein Kneippverhalten Unfehlbar warme Fuß' erhalten."

Sich selbst einmal schnarchen zu hören ist ein Genuß, auf den früher die Schnarcher verzichten mußten. Nun hat aber neuerdings ein findiger Amerikaner eine Einrichtung ge. troffen, durch welche man das früher Un­mögliche doch ermöglicht. Die betreffende Person legt sich unter einen großen Schall­trichter, der mit einem Phonographen in Ver­bindung steht. Die Walze des letzteren wird jedoch, wie das Berliner Patentbureau Ger- son u. Sachse schreibt, erst ausgelöst, sobald eine erfahrungsgemäß zum Einschlafen ge­nügende Zeit, eine Viertel- oder Halbe Stunde verflossen ist. Die erforderliche Einstellung wird an einer weckerähnlichen Uhr vorge­nommen. Nach dem Erwachen kann der aufgenommene Teil des Schnarchkonzertes beliebig oft reproduziert werden.

(Der zerstreute Standesbeamte.) I»

welchem Lande ist der Bräutigam gebürtig?

In Franken. Bitte genauer! Ober­oder Unterfranken? Unterfranken. Und Ihre zukünftige Frau Gemahlin, aus welchem Lande ist die her? Aus Lippe. Lippe? Hm, hm, Ober- oder Unterlippe?

(Vom Exerzierplatz.) Sergeant: Kerls, Ihr trampelt herum, wie eine Heerde Elephanlen! Ihr habt keinen Begriff, wie ein richtiger Füsilier fein muß Einen Füsi­lier sieht man nicht, den hört man nicht, den ahnt man blosl"

Merk's.

Sei fröhlich in Hoffnung; in Trübsal geduldig; Mil wenig zufrieden u. niemand was schuldig!