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Kamerad Karl Stirner
vom III. Zug ist gestorben und wird morgen am Himmel- fahrtsfest, mittags 2 Uhr beerdigt.
Die Kameraden »erden hiemit zur Beerdigung eingeladen und treten 10 Minuten vor 2 Uhr am Trauerhause im Straubenberg an.
Wildbad, 2. Mai 1894.
Das Commando.
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Fr. Treiber.
Die Wntl'fnHrck nnch Kzenstochnu.
Rsman von Johanna Berger.
(Nachdruck verboten.)
16.
Reiche Ornament, phantastische Gestalten und Symbole zieren die Mauern, die Pteiler und Portale. Riesige mit wertvollen Glasmalereien versehene Fenster verbreiten ein wunderbar farbiges Licht in die weilen, hohen Kirchenräume, aus denen alles weltliche verbannt ist. In der mit rotem Seidendamast auSgeschlagenen und mit kostbaren Bildnissen und Wappenschildern reich verzierten Capelle befindet sich das höchste Kleinod des Klosters, das Bild der schwarzen Madonna. Es ist gewöhnlich mit einem Vorhänge von Gold- brccat verdeckt, welchen der Priester während der Messe emporheben darf. Echte Perlen, Saphire, Smaragde, Rubinen und andere edle Steine zieren den Rahmen des Bildes. Das Haupt der Himmelskönigin und das des Jesuskindes aus ihrem Arme ist mit einer gvidenen, reich mit Diamanlen besetzten Krone geschmückt. Den auS Ebenholz geschnitzten Gnadenaltar umgeben acht massiv silberne Statuen. In verschwenderischer Pracht sind überall die größten Kostbarkeiten, Edelmetalle und merkwürdige Reliquien angebracht, und außerdem ist er noch mit zallosen, der Jungfrau Maria geweihten Opfergaben behängt Es sind größtenteils goldene oder silberne Abbildungen menschlicher Körperteile, unter denen große und kleine Herzen am meisten vertreten sind.
In der Kirche war heute auch nicht annähernd Raum für alle Besucher, darum hatte sich ein großer Teil derfilben vor dem Portal gelagert, bis auch an sie die Reihe
kam. Die Altäre »nd Beichtstühle waren dicht umgeben von den Wallfahrern, welche ihre Sünden beichteten, die Communion empfingen und zu Ehren der Gottesmutter Buße thaten. Starke Weihrauchdüste erfüllten die schwüle, ascetische Luft, zahllose Kerzenlichter flackerten mit rötlichem Licht an den Wänden und in den Händen der Pilger, die voll gläubiger Hoffnung daS hehre Wun- oerbild als heilige Quelle der Hülfe und Gnase begrüßten. Aller Augen waren der Capelle zugekehri, und ein j-der suchte nach Möglichkeit vorzudringen, um seine Andacht ans den Stufen diS Gnadensltars zu verrichten. In der ganzen Kirche pflanzie sich ei» dumpies Gemurmel fort, ein halb unterdrücktes Klagen, Schluchzen und Weinen und dazwischen klang feierlich die monvtoneStimme des Prälaten und da« melodische Glockengeläut.
In der Nähe des Klosters liegt eine große, von hohen Bäumen umschattete Wiese. Sie war schon seit undenklichen Zeiten der Sammelplatz und Erholungsort der müden Pilger, welche größtenteils die Nacht unter freiem Himmel, auf den Steinstufen der Kirchen oder in den Ställen und Scheunen zugebracht halten, denn die kleine Stadt Czenstochau konnte die Tausende nicht beherbergen. Auf dieser frischen, grünen GraS- fläche war das ganze profane Leben u. Treiben eines fröhlichen Jahrmarkts zu finden. Bude reihte sich an Bude. Die Verkäufer waren meist polnische Juden mit langen Sei- tenlocken und struppigen Bärten. Sie waren in unsaubere, übelriechende Kaftans gekleidet und boien Branntwein, Häringe, Knoblauchs- Würste und in Oel gesottenen Stockfisch feil, welche Leckerbissen bei den halb verschmachteten Wallfahrern den reichlichsten Absatz fanden. Auch kleine Stände mit Meth, Thor-
ner Pfefferkuchen und Obst waren vorhanden, sowie allerhand Kleinkram, bunte Tücher, Bernsteinschmnck und Kalischer Schuhwerk, welches in ganz Polen einen vorzüglichen Ruf besitz!. Handel und Wandel fand hier ein ergiebiges Feld, seine Thätigkeit zu entfalten, aber auch dem frommen Wahne wurde manch sauer verdienter Rubel zum Opfer gebracht: Rosenkränze, direct von Jerusalem bezogen, und kleine, in Elfenbein gefaßte Splitter vom heiligen Kreuze wurden mit dem größten Eifer als echte Kleinode angekauft. Auch Gebetbücher, Amulets, Crncifixe, Hei- tigenbildchen und Pilgerstöcke waren in größter Auswahl da, um als teure Andenken nach Hause gebracht zu werden. Ein altes Weiblein bot den Vorübergehenden geweihte rote Kerzen au, die bei schwerer Krankheit angezündct alle Schmerzen linderten, die Trunksucht heilten und vor Hexenspuk und Brandschäden schützten. Im Nu hatte das Weiblein ihre wunderbaren Kerzen verkauft, denn fast jeder Wallfahrer wünschte eine derselben in die Heimat milzunehmen. Auf kleinen Tischen waren ferner eine Menge silberner und wächsener Gliedmaßen ausgelegt, darunter viele Herzen. Diese einfachen und doch so beredt sprechenden plastischen Gebilde waren dazu bestimmt, als Opfergaben vor dem Wunderbilde niedergelegt zu werden.
< Fortsetzung folgt.)
Verschiedene».
..(Umschrieben) Baron: „Herr Lieutenant, weshalb haben Sie denn die Tochter des reichen Kommerzienrat Lehmann nicht geheiratet? — Lieutenant: „Die Familie war leider dagegen!" — Baron: „Und die Tochter?" — Lieutenant: „Nun . . . die gehört doch zur Familie I"
Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildhad. (.Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hosmann).