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Rundschau.

Ludwigsburg, 30. April. Heute am Todestage der Prinzessin Marie, der ersten Gemahlin des Königs, war dos Grabmal derselben aus dem allen Friedbof auf doS scköuste geschmnckl und mit prächtigen Krän­zen und einem reichen Blumenflor überdeckt. Um 8 Uhr heute früh ließ die Sladtge- meinde einen aus Maiblumen gewundenen prachtvollen Kranz am Grab niederlegen. Weitere Kränze und Blumenkreuze wurden bis zur Stunde am Grabe niedergelegt vom Moria-Marthastift, von hohen Offizieren aus Stuttgart und der hiesigen Garnison, sowie vom K. Hofe selbst.

Stuttgart, 28. April. Die 3 Sachver­ständigen im Prozeß Hegelmaier, Obermedi­zinalrat Dr. v. Landenberger, Gehkimrat Schüie von Jllenau und Hofrat Prof. Dr. Fürstner von Straßburg erklärten nach der gestrigen Verhandlung den Oberbürgermeister Hegklmaier übereinstimmend für geistig ge­sund.

Die Apotheke in Laufen a. N. ging um die Summe von 135 000 an Herrn Apotheker Bader, seither in Oberndorf, über. Auf der Kirchhcimer Straße ist eine Brieftasche mit 300 ^ Inhalt gefunden worden.

Haiterbach, 28. April. Ein gut situier­ter, Ende der 30er Jahre stehender hiesiger Bauer, I. H., erhängte sich heute früh in seiner Scheuer, nachdem er unmittelbar vor­her mit den Seinigen den Morgensegen ge­lesen hatte. Schon einige Zeit bemerkte man an dem Unglülichen Spuren geistiger Stör­ung ; in den letzten Wochen stand er wegen hochgradig schwermütigen Zustande« in ärzt­licher Behandlung.

Schorndorf, 27. April. Seit einigen Wochen herrscht hier eine so starke Kinder­sterblichkeit, daß nicht nur täglich, sondern bisweilen an einem Tag 23 Beerdigungen statlfinden. Anfängliche Ursache sind die Masern, die aber sehr häufig Lungenentzünd­ungen nach sich ziehen, denen schwächlichere Kinder unterliegen- Da bisher vorwieaend nur jüngere Kinder von der K'ankh-it be­fallen wurden, beschloß die Ortsichnl>ebö> ee heule im Einverständnis mit den A.rzten, die Schulen der zwei jüngsten Altersklassen Vorerst auf eine Woche zu schließen.

Großbottwar, 27 April. Gestern wur­den dem Bottw. B. von einem hiesigen Bür­ger vollkommene Roggenädren überbracht. Das will im April doch etwas heißen.

Oberndorf, 27. April. Anläßlich der morgen statlstndenden Vermählung hatWafftri- sabrikant Kommerzienrat P. Mauser der hi'sigen Armenkasse die reiche Stiftung von 3000 zngewendkt.

Vom schwarzen Grat, 29. April. Seit gestern tragen unsere Berge Schnee; auch die Niederungen waren auf einige Stunden win­terlich weiß. Der jüngst in Jöny ver­storbene katholische Stadtpfarrcr Knoll hat in seinem Testament für verschiedene Wohl- thätigkeitszwecke Legate im Gesamtbeträge von 1200 ^ ausgesetzt.

Potsdam, 28. April. Die Kaiserin ist Mit dem Prinzen um 5 Uhr auf der Wild­parkstation eingetroffen und hat sich, von zahlreichem Publikum lebhaft begrüßt, nach dem Neuen Palais begeben.

^ gefährliches Mittel. Durch die Presse ging jüngst die Mitteilung, der eng­lische Arzt Dr. Hunletz empfehle als unsehl.

bares Mittel zur Bekämpfung der Schlaf­losigkeit, den Kopf unter das Deckbett zu stecken und die so begrenzte Lust einzuatmen Es werte dadurch das eingealmeteOuantun, Sauerstoff verringert und sofort der Scb-laf herbeigefühit. Eme Gefahr sei nicht dabet, denn der Instinkt veranlasse den Schläfer, die Decke sofort zmückzuwerfcn, um wieder frische Luft einzuatmen. Derselbe Grundsatz werde auch von den Hunden, Katzen und Vögeln befolgt, die, um einzuschlafen, ihren Ksf in das Fell bezw. unter die Flügel stecken. DieHygienische Korresponden" warnt dagegen dringend, den vorstehend ge­gebenen Rat zu befolgen. Abgesehen davon, daß die Einatmung der eigenen Ausdünstung unter dem Deckbett unappetitlich, ja direkt gesundheitswidrig ist, so läßt tsich daraus nicht Nachweisen, daß das Zurückwerfen der Decke durch den Schläfer rasch genug ge­schieht, um schädlich- Einwirkungen auf die Lunge zu verhindern. Am allerwenigsten darf der Rat bei Kindern befolgt werden, denn die Fälle sind ohnehin nicht allzu selten, daß Kinder sich im Schlafe in ihre Decken vergraben und ersticken.

(Siebzig Jahre Fabrikarbeiterin!) Der seltene Fall, daß eine Arbeiterin 70 Jahre ununterbrochen bei einer und derselben Firma beschäftigt ist, ist in Iserlohn zu ver­zeichnen. Die Witwe Lindemann feierte am Sonntag ihr 70jährige« Jubiläum al« Ar­beiterin in der Nadelfabrik von Stephan Witte u. Cie. Die Greisen geht nvch Tag für Tag ihrer gewohnten Beschäftigung nach.

Mons, 28. April. Im Kohlenbergwerk Boisdulur ist ein Fahrstuhl mit 16 Arbei­tern infolge Reißen« des Seiles in die Tiefe gestürzt. 13 Arbeiter wurden getötet und 3 konnten gerettet werden.

Athen, 28. April. Ein neue« heftige« 15 Sekunden andauernde« Erdbeben har ge­stern Abend um 9'/« Uhr stattgefunden. Es sollen dabei Menschen umgekommen und zahlreiche Häuser eingestürt sein. I» Athen v> kamen ewige Häuser Risse. Es herrscht lebbatie B nngung.

Athen, 28. April. Das Erdb-be» vei- ilütiev ba>,pl,ach>ich Atatan» und Umgegend. D>c V-rlnste sind noch nicht zu übersehen.

Atalante, 28. April. Die Zerstörungen im östlichen Lokris in Griechenland durch die furchtbaren Erdstöße von gestern abend sind vollständig und spotten aller Beschreib­ung. Wo Häuser stehen geblieben sind, ist eure Annäherung gefährlich. Alles lagert im Freien. Es herrscht Mangel an Nahrungs­mitteln. Die Erregung ist groß. Im Ha­fen von Atlante versank heute nacht ein eben mit 2000 Broten angekommenes Schiff. Das Gebirge zeigt heute in seiner ganzen Länge R'sse. Immerfort erhebt sich der Erd­boden. Ei» Ende der Katastrophe ist nvch nicht abzusehen.

Ein geheimnisvolle« Verbrechen be­schäftigt, nach dem Hannov. Kur-, die Be­hörden von Girgenti (Sizilien). In der Grotte von Farara wurde der Leichnam des Gutsbesitzers Cologero in den Armen eines Skeletts ausgefunden. Der Leichnam Colo- geros wies 6 Stichwunden auf. Man glaubt, das Skelett sei da« seiner Geliebten, die er vor 10 Jahren verlassen hatte u. die sich aus Gram darüber da« Leben genommen hatte. Die Ermordung wäre demnach ein Akt der Vendetta von Seiten eines Angehörigen de« unglücklichen Mädchen-.

j Die Warnungen vor der Auswander­ung nach Amerika, die in letzter Zelt mit besonderer Eindringlichkeit erhoben worden sind, werden von einerFirma" in Phila­delphia in ingeniöser Weise fruktifiziert. Sie versendet an deutsche Zeitungen mit der Bitte um Veröffentlichung herzbewegende Artikel, in welchen von der Auswanderung abgeraten wird. E« heißt darin:

Veranlaßt durch die anhaltende Arbeits­losigkeit in fast allen Ländern Amerikas, hoben sich eine Anzahl ehrlich denkende deutsche Geschäftsleute verbunden, um deutsche au«- wandernngslustige Arbeiter oller Branchen zu warnen, auf Ungewisse« hin die alte Hei­mat nicht zu verlassen. Mancher deutsche Mann kommt nach Amerika und muß sein letzte« Geld verleben, ohne Arbeit in der Zeit zu erhalten, und wenn die Mittel zu Ende sind, bleibt nichts anderes übrig, als von Haus zu Haus betteln zu gehen, um ein dürftiges Leben zu fristen und eine Schlaf­stätte der oft ordinärsten Sorte behaupten zu können. Wir sehen es täglich und stünd­lich in den Straßen, den Läden, Wirtschaften und Privathäusern, wie junge kräftige Men­schen durch Betteln das Notwendigste zu er­werben suchen. Große Städte sind meist so überfüllt von Arbeitern, daß eS fast unmög­lich scheint, das Angebot jemals befriedigen zu können."

So weit wäre die Sache vertrauenswür­dig, und die Warnung verdiente alle Beach­tung. Aber was nun folgt, ist durchaus geeignet, den guten Eindruck zu zerstören. Die warnendeFirma" scheint selbst nicht an die Kraft ihrer abredenden Worte zu glauben und schließt ihren Aufruf, wie folgt:

Schreiben Sie an die am Ende befind­liche Adresse um Auskunft irgend welcher Art, wenn Sie wirklich au-wandern wollen, und Sie werden gegen Einlage von 1 Mack deutsche Reichspostmarken alles Wünschens­werte wahrheitsgetreu erfahren."

Darauf läuft also der ganze Edelmut hinaus auf die Erlangung einer Mark - in deutschen Reichspostmarken. Es sei dcs- ' valv vor der mcnswe,,freundlichen Firma in Pbllad-lpbia nachdrücklichst gewarnt. Wer zuverlässige Auskunft, und zwar kostenfreie haben will, der wende sich an diedeutsche Gesellschaft" in Newyork »der an das be- trcstendc butsche Konsulat.

(Ins Gewissen reden.) Jakob I., König von England, machte einst auf seiner Reise einen Umweg, um einen berühmten Prediger zu hören. Al« der Geistliche den Monarchen in die Kirche kommen sah, än­derte er sogleich seinen Text, um gegen das Fluchen zu predigen, worin der König be­sonders stark war. Nach Beendigung des Gottesdienste« bezeugte Jak. dem Prediger seine Zufriedenheit über das Gehörte.Aber", fragte er darauf, ,in welchem Zusammen­hang stehen denn die Worte Eures Textes mit der Untugend de« Fluchens?"Ew. Majestät", antwortete der Gefragte,war von dem rechten Weg abgewichcn, um mich zu hören. Ich hielt es deswegen für meine Pflicht, auch einigermaßen von meinem Plane abzuweichen, um Ew. Majestät in Gewissen zu reden."

(Einfache Erklärung.)Aber Herr Bademeister, da« Wasser im Bassin ist ja heute so schmutzig!"Ei ja, es haben sich gestern so Viele drin gebadet I"