Ern Sieg drs Herzens.
Novelle von R. Hosmann.
(Nachdruck verboten.)
8 .
Mit sehr wichtiger Miene stieg der alte Herr in den Wagen und fort ging es im scharfen Trabe nach Ludwigsthal. Unterwegs brummte der Administrator verschiedene derbe Flüche über die heutige entartete Jugend in den grauen Bart, denn daß Baron Lindberg ein Verlorener sei und niemals daran gedacht werden könne, daß die Com- teß ihn heirate, da stand bei dem alten Bie- dermanne felsenfest. Dazwischen jammerte er öfters über die Thorheit, daß die Com- teß, um den Willen ihre« Vaters auszusüh- ren, früher so manchen ihrer würdigen Freier abgewiesen hatte und nun beinahe acht und zwanzig Jahre alt geworden war. „Eine wahre Schande, daß dies diesem Enget passieren mußte!" wetterte jetzt der Administrator so laut, daß der Kutscher sich erschrocken umwandte, und den strengen Gebieter frug, wa« er zu befehlen habe.
„Nicht anders, als daß Du Esel mich so rasch als möglich nach Ludwigsthal fahren solltest," erwiderte der Administrator ärgerlich, und der Kutscher hieb erschrocken auf die Pferde ein, daß sie im Galopp weiterjagten.
Bald hielt der Wagen auf dem großen Hofe des Rittergutes Ludwigsthal.
«Ist der Herr Major zu sprechen A" frug Körner hastig einen herbcieilenden Knecht. „Ich möchte mir die Wagenpferde ansehen, welche Dein Herr verkaufen will."
„Wir haben Besuch, Herr Administrator," entgegnete diensteifrig der Knecht und half die Pferde abspannen.
„Der Herr Major und die gnädige Frau nebst dem gnädigen Fräulein sind mit dem Herrn Baron im Garten. Ich werde eS dcm Diener sagen, daß Sie da iiud."
„Nun, ich will unter diesen Umständen den Herrn Major nicht stören," bemerkte Körner. „Zeigen Sic mir die Pferde und ich komme dann vielleicht morgen wieder."
Der Administrator begab sich, geführt von dem Knechte, nach den Pferdeställen des Rittergutes und besah die verkäuflichen Gäule, dann wollte er ohne Verzug nach Schloß K> on- burg zurückfahren, aber der Diener des Majors von Kalten hatte auf dem Hofe den Administrator gesehen, und dessen Ankunft seinem Herrn gemeldet.
Da Körner vermöge seiner Stellung und Bildung eine angesehene und beliebte Person war auch von Major von Katten sehr ge. schätzt wurde, so kam dieser alsbald heran um Körner zu begrüßen.
„Guten Tag, Herr Administrator!" rief er ihm freundlich zu und bot ihm die Hand. „Sie kommen gewiß wegen der Pferde? Gefallen sie Ihnen, so können wir bald handelseinig werden. Aber bitte, treten Sie doch in'-Haus! Man sagt zwar, der Pferdehandel geschehe am besten gleich im Hofe, doch zwischen uns wird e« kein langes Feilschen um die Gäule geben. Es sind zwei junge, gesunde Tiere, sehr leistungsfähig für die landwirtschaftlichen Arbeiten."
„Ich will wegen der Pferde lieber morgen wieder kommen, Herr Major," entgegnet- Körner, „denn ich hörte schon vorhin,
daß Sie Besuch hätten und da will ich nicht stören."
„O, da stören Sie uns heute gar nicht. Unser Besuch ist ein jüngerer Freund von mir, ist auch Rittergutsbesitzer und war früher Offizier, er gedenkt nnö auch auf vielleicht noch acht Tage die Ehre seines Besuches zu erweisen, er würde also morgen auch noch hier sein. Sie stören uns that- sächlich gar nicht, unser Besuch weilt jetzt mit meiner Frau und Tochter im Parke. Bitte, treten Sie also in'L Haus und wir wollen dort den Handel fertig machen. Was bieten Sie für die Pferde, Sic sind ja Kenner und zahlen doch den geforderten Preis nicht, wenn er ihnen zu hoch dünkt."
„Die Pferde sind gut," erwiderte der Administrator mit schlauem Lächeln, „doch müsse» sie immer erst die üblicke Probe oblegen, ich muß sie vor dem Pfluge und im schweren Zuge sehen, und wenn die Pferde dann den Erwartungen entsprechen, so zahle ich Ihnen für dieselben 1500 Mark."
„Gut, gut, ich bin einverstanden," antwortete der Major. „Ich schicke Ihnen Morgen die Pferde nach Kronstcdt und Sie können dieselben erproben, ich bin überzeugt, Sie werden mit denselben zufrieden sein."
Während dieses Gespräches waren die beiden Herren in das herrschaftliche Wohnhaus getreten und der Major lud den Administrator zu einem Glase Wein ein. Sie saßen bald traulich bei einer Flasche Rheinwein am Eckfenster eines behagliche» Zimmers und plauderten über die Ernteaussichten und die große Viehausstellung, welche demnächst in der Kreisstadt stattfinden sollte, als plötzlich der Major zu seinem Gaste sagte:
„Ich lade Sie übrigens ein, Herr Administrator auch de» Abend bei uns zu verbringen, denn vor Abends kommen Sic nun doch nicht wieder nach Hause."
„Aber was soll ich alter Mann in einer Abendgesellschaft!" rief Körner erstaunt.
„Es ist ja gar keine große Gesellschaft bei uns," bemerkte der Major liebenswürdig, «außer Ihnen und unserem Besuch, dem Rittmeister a. D. Baron Brunner würde unS Niemand die Ehre erweisen. Sie essen bei uns zu abend und nach Tisch spielen wir noch eine Stunde Skat. Es wird Baron Brunner gewiß auch freuen, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sic sind ein sehr erfahrener Landwirt, Herr Administrator, und wir können von Ihnen lernen."
„Das ist ein zu großes Compliment für mich," gab Körner zurück, Sie und der Herr Baron werden meiner landwirtschaftlichen Belehrungen nickt bedürfen und sich schließlich in meiner Gesellschaft langweilen."
„O bitte sehr, das kann niemals der Fall sein. Sie nehmen also meine Einladung an und ich führe Sie dann in den Park, um Sie dem Baro» vorzustellen."
Da dem Administrator diese Einladung ganz in seinen Plan paßte, so nahm er dieselbe nach einigem Zögern lächelnd an, und eine Viertelstunde später begaben sich dir beiden Herren nach dem Parke, um die Damen deS Hause« und Baron Brunner aufzu- suchen.
Freundlich empfingen Frau von Katten und deren blühende Tochter Hedwig, den biederen, den Damen schon längst bekannten Administraior Körner, und auch Baron Brun
ner freute sich sichtlich die Bekanntschaft Körners gemacht zu haben, war der Baron doch dadurch ganz unerwartet seinem Ziele näher kommen, den» mit Hilfe der Bekanntschaft deS Administrators der gräflich lindberg'schen Güter konnte es dem Baron nun nicht mehr schwer fallen, auf Schloß Kronburg einen Besuch zu machen und dort das Glück zu haben, der Comtesse Bertha vorgestellt zu werden.
«Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
(Treffende Antwort ) „Was glauben Sie wohl, wa» ich wohl verdient hätte, wenn ich dieses Manuskript hätte drucken lassen?" „Prügel I"
(Der häusliche Sündenbock.) Mann: »Höre, Frau, das muß ein Ende nehmen mit Deinem ewigen Gezänk. Schicke Karo- linc fort, wenn sie nicht« laugt. Was auch passiert, immer giebst Du ihr die Schuld!" Frau: „Gerade deswegen kann ich sie nicht fortschicken; wenn dann wieder 'was passiert — wem sollte ich nachher die Schuld geben?"
.'. (Ein redlicher Finder.) „WaS ich thun würde, wenn ich 50 000 Mark in Gold fände?" — „Ich — ich würde dem guten Mann, der sie verloren, 500 Mark Belohnung geben!"
(Unüberlegt.) Dame: „WaS kostet dieser Dompfaff?" — Vogelhändler: „75 Mark, meine Gnädige; er kann aber auch Vier Stücke pfeiffen!" — Dame: „Und waS wird er kosten, wenn er nur zwei zu pfeiffcn braucht?"
.'. (Bestimmte Auskunft.) Fremder: „Was ist denn das für ein Haus?" Dienstmann: „Dös ist a Eckhaus!"
(Allseitige Befriedigung.) Der Sch. Bote teilt folgendes aus einem Prolokollbe- richt eines Dorfschultheißen in X. mit: „Heute mittag wurde von einem Kollegium des Gcmeinderats der Schafstall und daS Armenhaus einer eingehenden Visitation unterzogen; die Insassen erklärten sich für befriedigt." — In welcher Sprache die Insassen des ersteren Lokals ihre Befriedigung zum Ausdruck brachten, ist in dem Protokoll nicht angegeben.
(Aus einem Briefe.) Mein Herr! Nach Ihrem gestrigen Benehmen muß ich Ihnen mitleilen, daß ich nicht mehr die geringste Achtung für Sie habe, und zeichne mit vorzüglicher Hochachtung. Emil N.
(Aus einem Rekrutcndries.) „Lieber Schatz, bis jetzi habe ich noch jede Nacht von Dir geträumt, nur v-rgangenen Sonntag nicht; da durfte ich nicht, weil ich Nachtwache hatte!"
.'. (Ein bezeichnendes Merkmal.) „Sagen Sie, Elise, wie viel Uhr war'« denn, als der Herr nach Hause gekommen?" — „Das weiß ich auch nicht, gnädige Frau; aber wie ich aufgestande» bin, hat der Uederzieher noch gebaumeit."
.'. (Eitelkeit.) Köchin (über die Tochter des Hauses raisonnierenb): „Den ganzen Tag steht s' vor dem Spiegel und jeden Abend verlangt s' auch noch Spiegeleier, der eitle Fratz."
.-. (Nachdrückliche Werbung.) „Seien sie doch nicht so grausam, Fräutei» Alma, sagen Sie mir doch endlich ein liebe« Wort I Sehen Sie denn nicht, wie — furchtbar ich schwitze?"
Druck und Verlag von Bernh. Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hosmann.)