Rundschau.

DieEßl. Ztg." schreibt aus Stutt­gart: Der zur Gewehrprüfungskommission nach Oberndorf kommandicrtenjTürken scheinen an den Schwaden-Mädeln Gefallen zu An­den. S« hat heule ein Oberfeldwebel, wel­cher nach Kvnstantinopel zurückkehrt, seine Braut, Tochter des Restaurateurs Sieder in der Rosenstraße hier abgeholt, um gemein­sam nach der Türkei zu reisen. In Kon­stantinopel wird die Ehe nach muhammeda- nischem Ritus geschlossen werden.

Für die erledigten Mandate in Ehingen und Laustheim sind nun die Kan­didaten aufgestcllt. In Ehingen kandidiert Landrichter Dr. Kiene in Hall als Kandidat der kalh. Volkspartei (Zentrum) I ihm scheint in der Person des OberamtSpflegerö Tritsch- ter in Ehingen ein nicht ungefährlicher Ge­genkandidat zu erwachsen. Ncuerding» tritt nun auch Müller Schaich von Ersingen als demokratischer Kandidat auf. Für den Bezirk Laupheim ist seiten« des kathol. VvlkS- vereinS Stadtschultheiß Schick von Laupheim als Kandidat aufgestellt. Eine Gegenkandi- dalur ist bis jetzt nicht bekannt und wird wohl auch schwerlich auftauchen.

Cannstatt, 18. Januar. Anläßlich der Frage der Errichtung einer Garnison dahier und der Bestimmung eines für di Feststel­lung der Kasernenbouien geeignete,. Bange- biel« haben die bürgerlichen Koll g,e» der dadurch veranlaßt» Erweiteiung und Ab­änderung des Sladlbanplans rechts und links der Taubenhcim- (Unterlürkheimer-) Straße im Ebitz und auf d-ni Seelderg zugcstimmt. Der neue Entwurf sebaffl größere Baugnai« tiere mit weniger, aber breitere» Straßen, unter Berücksichtigung der durch die Umgch- ungsbahn zunächst gesteckten Grenze.

Ludwigsburg, 18. Jan. Der Genick­starre, die in letzter Zeit in hiesiger Garnison bedenkliche Ausdehnung genommrn, ist dieser Tage wieder ein Soldat des 3. Infanterie- Regiments Nr. 121 G. Körner aus Baach, OA. Waiblingen zum Opfer ge­fallen» der gestern beerdigt wurde.

Kirchheim u T-, 18. Jan. Im Laufe des Sommers wird die 51. Jahresversamm­lung des württ. Gustav-Adolf-Vereins in unserer Stadt abgehaltcn werden. Schon seit längerer Zeit sind in verschiedenen Damen- kreisen fl ißige Hände rege, um allerlei Ar­beiten zu fertigen, die zu Gunsten des Vereins verkauft werden, namentlich aber um künst­lerisch schöne Paramente herzustellen, die den Gemeinden in der Diaspora gestiftet werden sollen. Diesem lobenswerten Beginnen der Frauen und Jungfrauen wollen nunmehr die Männer folgen und durch eine Reihe von Vorträgen zu Gunsten der Gustav-Adolf- VcreinSkasse wirken. Der erste dieser Vor­träge hat gestern stattgefnndcn. Auch aus­wärtige Redner, deren Namen besondders guten Klang haben, sind in Aussicht genommen.

Beklin, 19. Jan. Zum Zweck der Her­beiführung einer Einigung zwischen der frei­sinnigen Vereinigung und der freisinnigen Volkspartei fand gestern abend in Abwesen­heit verschiedener Abgeordneter eine liberale Versammlung statt, welche jedoch k-in end- giltiges Ergebnis hatte. Weitere Versamm­lungen sollen einbernfen und neue liberale Vereine gegründet werden.

München, 16. Jan. Als Zeichen der Zeit verdient fügendes mitgeteilt zu werden:

Der hiesige zur Ausstattung heiratsfähiger Mädchen gegründete Eiselaverein hat dem Magistrat 3000 zur Verteilung von Ans staltungSstipendicn zugewendct. Bürger­meister Borschi gab,.denMünch. N- Nachr." zufolge, heute öffentlich bekannt, daß unter den sämtlichen Bewerberinnen nicht eine als würdig befunden worden ist. Es mußte dem- gemäs ein neuer Bewerbungstermin ausge­schrieben weiden.

In Mainz ist am 18. ds. mittags nach 3 Uhr das Rheineis ohne Schaden ab­getrieben.

Essen, 16. Januar. Ein Bergmann hat gestern seine Frau auf schreckliche Art er­mordet, indem er ihr den Kopf abhackte.

Baron Seefried, der Gemahl der Prinzessin Elisabeth von Bayern, der aus der bayerischen Armee behufsAuswander­ung" ausgeschicden ist, wird in den öster­reichisch ungarischen Heeresverband eintreten, und zwar als Oberstlieuienant beim 11. Dra­gonerregiment.

Ein in einem Pistolenduell bei Groß­hesselohe (München) schwer verletzter Ber­liner S'udent (Burschenschafter) ist am Diens­tag in München seinen Wunden erlegen.

In der Nähe von Neubreisach brach ein 1ljähriger Knabe auf einem Seitenarni des Rbei> es ein, wurde aber von einem 16 jährigen Judenmädchen, welche sich mutig an die gefährliche Stelle wagte, gerettet.

DaS seitens des Bürgermeisteramtes Soiingen unlängst erfaßte Verbot des Na­mens Emma da! so bei! rm Elsaß ein in­teressantes S>ile»stüek ertabre». E,n Apo­theker in Barr wollt seil, Töchleechen auf den Namen Jenny isuici, lasse». Sein An­trag wurde sowohl seitens des Bürgermeister­amtes Barr als seitens der Kreisdirektion unter dem Hineis abgelehnt, der Name Jenny sei ein Fremdwort. Der Zufall will es, daß Jenny einer der Vornamen ist, welche die deutsche Kaiserin führt.

Hundebraten beim Hochzeitsessen!

Auf die erbärmliche soziale Lage der Bevölke­rung im Osten des preußischen Staates wirft eine Verhandlung ein grelles Schlaglicht, die sich am 9. Januar in der RevistonSinstanz vor dem Reichsgericht abspielte. Die Tochter des Gastwirts Dobroschelski in Lahna (O - Pr.) verheiratete sich und als Hauplschmaus bei der im Hause des Vaters abgehaltenen HochzeitSfein wurde ein Hundebraten aufge- tischt. Das Tier, an dem sich die Hochzeits­gesellschaft labte, war aber auf unredlichem Wege erworben worden. Dem Förster Neu­mann war ein großer Hühnerhund abhanden gekommen, und dieser war das Opfer, welches sich die Familie an-erseheu hatte. Vater, Mutter und Sohn hatten sich am 7. Juli v. I. vor der Strafkammer in Neidenburg wegen Diebstahls zu verantworten. Vater und Sohn wurden freigesprochen, dagegen wurde die Mutter wegen einfachen Diebstahls zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Gegen sie war fcstgestellt, daß sie das Fleisch zu­bereilet und das Fell vergraben habe. In ihrer Revision bestritt die Angeklagte, sich eines Diebstahls schuldig gemacht zu haben und wollte höchstens zugeben, einer Unter­schlagung schuldig zu sein, da der Hund selbst sich aus dem Gewahrsam seines Eigen­tümers fvrtbegeben Hobe. In der Verhand­lung vor dem Reichsgerichte äußerte der Reichs­anwalt verschiedene Bedenken gegen das Ur­teil, namentlich erachtete er die Feststellung,

daß die Angeklagte den Hundbeseitigt" habe, nicht für ausreichend. Das Reichs­gericht war aber der Meinung, daß die Straf­kammer sich über den Begriff der Wegnahme nicht im Jrrtume befunden habe und erkläne die Revision für unbegründet. Sie wurde deshalb verworfen. Das ist ein Kulturbild aus dem Eldorado der notleidenden Spiritus- baconeI

Vermischtes.

Schöppenstett, 15. Jan. Eht geht nichts über einen guten Stil! Man lese folgendes Heiratsgesuch:Heirat von einem kaufm. tech. gebild. Mann, Mitte 30er, christl. Kon­fession, sympathischen Aeußern, mit einer Dame, gediegenen, ruhigen Charakters, Witwe mit hübschen Kindern od. geschiedene Frau; wenn auch nicht so sehr vermögend, doch nicht ohne solchen, gleichviel welchen Alters und Konfession, auch Ausländerin, gesucht und kann Damen mit größerem Vermögen gleiches geboten werden. Offenen von nur bedingt alleinstehenden Damen sympathischen Aeußeren finden nur Berücksichtigung und sind binnen acht Tagen unter X der Exped. d. Bl. cin- zureichen. Jeder Einlauf wird bestätigt." Mann muß künftig entschieden dazusetzen: Stilvolle Einrichtung, wenn auch nicht sehr vorhanden, doch nicht ohne solcher.

.-. (Das Würstel-Telegramm.) Die N. Zürcher Zig. weiß folgenden hübschen Spaß zu erzähle». Ein junger Herr aus einer bekannten Zürcher Familie ist mit einer schön-n Berlinerin verlobt; da ist die Aus- eiwählte seines Herzenskinder tückischen In­fluenza plötzlich krank geworden. Der be­sorgte Bräutigam telegraphiert nach Berlin und erbittet sich sofortige Auskunft über das Befinden seiner Angebeteten. Wie groß war aber sein Erstaunen, als die ersehnte Draht­antwort endlich einiraf und das Telegramm schwarz auf weiß die folgende» Worte trug: Wiener Würstel I" Was sollte die« bedeu­ten? War die Dame seiner Wahl plötzlich anderen Sinnes und ihr der Bräuligam und die ganze VerlobungWurscht" geworden? DenSeelenzultand" , in den der liebende Bräutigam durch diescverhängniSvolle Depesche versetzt wurde, kann man sich leicht au§- malen. Bald klärte sich glücklicherweise das Mißverständnis auf. Die Braut hatte mit fliegender Feder auf die besorgte Anfrage des Geliebte» geschrieben :Wieder wohler I" Der Telegraphist, der darausWiener Wür­stel" lesen konnte, hat wohl großen Appelit gehabt! Das Histörchen klingt wie eine lustige Erfindung, hat sich aber buchstäblich so er­eignet. Liebende thun daher gut, dem Tele­graphen, der sich gar gerne einmal einen Schabernack erlaubt, nicht allzu leichtgläubig zu vertrauen,

(Unter Kameraden.) Reservist (zu dem Zurückbleibenden):Hier stelle ich Dir meine Braut vor, Jochem. Kann sie Dir bestens empfehlen I"

(Sv, so!) Fräulein:Worin lesen Sie wohl am liebsten, Herr Assessor?" Assessor (mit einem bedeutungsvollen Blick): Am liebste» in schönen Mädchenaugen, Frl. Amanda s"

(Verdächtiger Verkehr.) Onkel: Feine Gesellschaften scheinst Du hier »och nicht ausgesucht zu haben!"

Student:Oho, Onkel, ich verkehre mit den ersten Gerichlsvollziehern I"