zu machen, ist leichter, als sie warm zu halten. La sei denn betont, was eigentlich ein jeder wissen sollte, daß reine Lnft sechsmal so schnell, also sechsmal so billig zn erwärmen ist als verdorbene, und daß sich reine Luft auch viel länger warmhält. Also fort mit der Angst, daß ein einmal erwärmtes Zimmer geschlossen bleiben müsse, wenn auch Tabakqualm oder sonstige Verderbnis der Lnft kaum mehr d«S Atmen gestattet I Ein bis auf zwei Minuten frischer winterlicher Zug hindurch, der alle schlechte Luft hinansfegt, und dann wird man sehen, wie angenehm sich die Luft wieder erwärmt!
— Die strengen Weiber von Wanne. Aus Wanne in Westfalen wird berichtet: Mehrere Frauen von Bickern und Wanne veröffentlichen in der „Em scher Ztg." folgendes Eingesandt : „Es ist schon lange unser sehnlichster Wunsch gewesen, daß jede« Abend die Wirtshäuser pünktlich geschlossen werden, um unsere Ruhe haben zu können; aber es bleibt hier immer noch beim Alten, obgleich seit Jahresfrist die Beamtenschaft vermehrt worden ist. Wir »erlangen aber, daß Ruhe und Ordnung herrscht, und bitten daher die Beamten, strengstens gegen jeden
Unfug und gegen jede Uekertretung einzu- schreiten, anderenfalls wir uns höheren OrtS beschweren müssen." DaS läßt ja tief blicken.
Gemeinderatssreuden. Die Wogen der Wahischiacht — so schreibt man dem Schwarzwälder Boden — gingen hoch am Wahltag für die Gemeinderatswahl in dem idyllisch gelegenen Schwarzwaldorte S- Am gespanntesten aber war wohl die Huberbäuerin, deren Mann auch unter der Zahl der Kan» didaten sich befand und welche vor Begierde brannte, „Frau Gcmeinderat" tituliert zu werden. Um selbst aber diese Begierde nicht allzusehr zn verraten, schickte sie ihr „Rickele" auf da« Rathaus, damit eS geflügelten Fußet der Hudcrbäuerin „Freud oder Leid" melde. Endlich erschien daS Rickele, au« der Ferne herbeieilend und von der ungeduldigen Bäuerin unter der HauSthüre erwartet. „Rickele, ischt er's?" rief die Huberbäucrin. Das Rickele aber, welches vor Keuchen keinen Ton herausbrachtc, schwieg zunächst. Die Huberbäuerin, dies als böseS Omen auffassend, rief jammervoll au«: „Jessas, und i Han ehm crscht schau 's Bett frisch überzogal" Der Jammer der Bäuerin war übrigens grundlos; denn: „er ischt's wirklich worda!"
.'. (Eine boshafte Freundin.) „Gestern abend, als es so stark regnete, waren eS doch nicht weniger als drei Herrn, dir mich begleiten wollten!" „Da haltest Du gewiß wieder Euer» großen Familnnfchirm bei Dir!"
(Befolgter Rat ) Bettler sin einen Schlächterladen tretend) : „Können Se nich eenen armen Mann cn bisken helfen?" — Schlächter (mürrisch): „Ach was, helfen Sie sich doch selbst!" Bettler: „Wenn Sie gestatten, bin ick so frei!" Nimmt zwei — Würste und verschwindet damit.
(Lakonisch.) Frau (zum heimkehren- den Manne, der seines Amtes enthoben worden ist): — „Um GotteSwillen, Mann, wie stehst Du aut — ich bin entsetzt —!" Mann: „. ... ich auch!"
Auschneiderei. Amerikaner: „Ja wissen Sie, die Deutschen sind noch sehr zurück. Bei uns auf der Ehigagoer Ausstellung hat man fahrbare Hotels." — Deutscher: „Das ist noch gar nicht«. Wenn ein Mitglied des Reichstages gestorben ist, erhebt sich da« ganze HauS I"
(Boshaft.) Es gicdt sehr viele dumme Menschen — sogar häuflg einen mehr, als ein jeder glaubt.
Ein Sieg des Herzens.
Novelle von R. Hofmann.
Nachdruck verboten.
2 .
Um GotteSwillen, was soll ich da anfangen ! Meine Gläubiger drängen, meine Kassen sind leer, und Credit ist nicht viel mehr vorhanden. Wissen Sie keine» Rat lieber Werner."
„O, Sie folgen doch nie meinem Rate!" bemerkte Werner bitter. „Wie oft habe ich Ihnen die beste Ratschläge gegeben, aber Sie hörten nicht und nun ist das Unglück da."
„Nun, so reden Sie doch, wenn Sie einen vernünftigen Rat wissen," fuhr Baron Lind- berg empor. „WaS nutzt es, mir jetzt Vorwürfe z» machen, daß ick früher Ihren guten Rat nicht befolgte. Zeigen Sie mir lieber jetzt einen AnSweg, oder Sie können es erleben, daß ich mir eine Kugel vor den Kopf schieße."
„Barmherziger Gott, was muß ich hören I" rief der alte Schioßverwalter entsetzt. „Ein Baron Lindberg will Schulden halber als Selbstmörder enden I"
„Nein, nein I Ich sage zu viel," gab Lindberg getroste» zurück. „Es wäre ja feige und schimpflich, durch eine» Selbstmord ualer diesen Verhältnissen aus der Welt zu gehen. Lieber will ich meinen Gläubigern meine Güter überlassen und mir eine kleine Stelle suchen. Etwas gelernt habe ich in meiner Jugend doch und kann schließlich auch fleißig arbeiten."
„Bravo, bravo!" rief jetzt freudig der alte Schloßverwalter. „Das gab ihnen ein guter Geist ein, das sind doch rettende Gedanken, Herr Baron. O, wenn Sie dieselben doch früher gehabt und ausgeführt hätten I"
„Aber alter Graukvpf, dieser Wunsch kann mir doch jetzt nichts nützen, raten Sie mir, waS ich jetzt Ihun soll. Dort auf dem Tische sah ich bereits wieder Briefe von meinen Gläubigern und NechlSanwälten, die Zeit dringt."
„Ja, wenn Sie meine Ratschläge hören
wollen, Herr Baron, so möchte ich Ihnen bestens raten, in den Verkauf ihrer Besitzungen zu der gebotenen Kaufsumme nicht zu willigen, den die Besitzungen sind weit mehr wert. Das Kaufconsortium scheint nur darauf auszugehen, so billig wie möglich einen großen Besitz an sich zu bringen, um hinter her mit bedeutendem Nutzen das Schloß, die Güter, die Wälder und die Fabriken wieder zu verkaufen. Ziehen Sie die Verhandlungen mit den Kauflustigen in die Länge, Herr Baron, lassen Sie eine neue Taxe Ihrer Besitzungen aufstellen, unterbreiten Sie dieselbe Ihren Gläubigern und bitten Sie um ein Moratorium Von sechs Monaten."
„Und was soll ich weiter-thun?" frug der junge Baron erregt. „Denn das, was Sie raten, ist doch zunächst nur die Anbahnung einer Galg-nfrist."
„Innerhalb dieser sechs Monate müssen Sie sich standesgemäß verheiraten, Herr Baron I Eine reiche Mitgift wird dann schon Ihre Schulden decken helfen," erklärte der Schloßverwalter trocken.
„Das ist Ihre ganze Weisheit, Werner,,, lachte der junge Baron. „Glauben Sie, daß ich mich nur deshalb an eine Frau fesseln würde, weil sie reich ist, weil sie meine Schulden bezahlen kann? O, da irren Sie und Andere sich gewaltig. Mag man mich leichtlebig und verschwenderisch schelten, aber eine Geldheirat ohne Liebe geschlossen zu haben, und ein weibliches Wesen, welches Anspruch auf die volle Hingebung und Treue des Gatten hat, zu betragen, wie ein Opferlamm kaltblütig, selbstsüchtig zum Traualtar zu führen, nur weil die Dame Geld Hst, nein, das soll man mir doch nicht nachsagen I"
„Ich habe Ihnen nicht geraten, Herr Baron, daß Sie ein: Geldheirat ohne Liebe schließen sollen," erwiderte der Schloßver- walter ernst, „eS wäre dies eine dreiste Anmaßung von mir. Aber eS gibt auch reiche, vornehme, hochgebildete und liebenswürdige junge Damen, die Ihnen begehrenswert erscheinen dürften. Zudem erlaube ich mir, Sie an die Klausel im Testament Ihres hochseligen Oheims des Grafen Lindberg-Kron-
stedt zu erinnern. Nach dieser Klausel fällt Ihnen das gesammte gräfliche Vermögen und der Grafcniiicl zu, wenn Sie sich entschließen, die einzige Tochter des Grafen, die Comteste Bertha von Lindberg-Kronsted! zu heiraten."
„O, schrecklicher Gedanke, diese stolze Comteste zn heiraten und vo» jedem Morgen bis zum Abend auf ihrem stolzen Gesichte zu lesen, daß ich von der Gnade ihres Reichtums abhänge," wehrte der Baron ab.
„Aber Sie kennen di« Comteste Bertha ja gar nicht mehr, haben S>e, wenn ich nicht irre, seit fünfzehn Jahren nicht gesehen. Sie kann liebenswürdig, schön und begehrenswert sein."
„Nicht möglich!" rief der junge Baron. „Sie ist ja vier Jahre älter als ich und stolz und herrisch. Sie hat mich, als ich als Knabe von nenn Jahren einstmals auf Schloß Kronbnrg zu Besuch war, mit der Reitpeitsche geschlagen, weil ich ihren Lieb- lingShund mit einem Steine geworfen hatte."
„O, das sind so Jugendstreiche, Herr Baron, welche nach Jahren gar keine Bedeutung mehr haben. Sie waren damals noch ein Kind."
„Ja, ich "ar damals noch ein Kind," erwiderte der B«ron mit blitzenden Augen und stampfte mit dem Fuße auf den Boden, „aber meine hochgeborene Cousine Lindbcrg- Kronstedt war damals schon kein Kind mehr, sie zählte bereiis siebzehn Jahre und hielt es wegen eines Knabenstreiches an einem Hunde für gut, mich mit der Reitpeitsche zu züchtigen. Das verzeihe ich ihr nie I"
„Nun, es stehe» aber noch zwei andere Klauseln in dem Testamente des Grafen, welche Sie wohl beachten wollen, Herr Baron," entgegnele der alte Schloßverwalter. „Ihr seliger Herr Vater, der ein sehr kluger Mann war, hat mir auf die Seele gebunden, daß ich Sie aus die anderen Klauseln recht genau aufmerksam machen soll, wenn Sie dieselben nicht genügend beherzigen würden."
„Nun, was sind das für Klauseln?" frug der junge Baron.
< Fortsetzung folgt)
Druck und Verlag von B e r n h. Hvsmann in Wildhad. (Verantwortlicher Redakteur: Beruh. Hosmann.)