Stcuerreformwesen usw. habe er mit seinen großen Erfahrungen mitgearbeitet und sich dadurch ein bleibendes und ehrendes Andenken gesichert. An seiner letzten Ruhestätte lege er den wohlverdienten Lorbeerkranz nieder. Frhr. von Ellrichshausen rief im Namen der deutschen Reichspartei des Reichstags dem Dahingeschiedcnen herzliche Dankesworte für sein erfolgreiches Wirken als Reichstags­abgeordneter ins Grab nach. Dem patrio­tischen Manne, den die deutsche Reichspartei stets hoch in Ehren halten werde, widmete er einen Lorbeerkranz. Oberstlieutcnant von Wolfs legte im Namen der Kammerfraktion der D. Partei als Zeichen der Dankbarkeit und «ls letzten Gruß und Dankeszoll dem einstigen Führer einen Kranz nieder. Stets habe v. Schmid in den vordersten Reihen gestritten mit der Macht der Worte und der Thal. Wenn es gegolten habe, einzutreten in den Waffengang, sei er stet« bereit ge­wesen und habe sich gestellt und dadurch viele Freunde gewonnen. Namens der Stadge­meinde Mundcrkingen legte ein Vertreter dem geliebten und hochgeschätzten Gemeindebürger, den die Gemeinde immer im besten und ehr­enden Andenken behalten werden.einev Kranz nieder. Stad ffchultheiß Müller von Ehingen widmete im Namen des dankbaren Heimat- bezirk einen Kranz, ebenso die Landsmann­schaft Ulmia von Tübingen und die Stadt- gemeinde Gmünd. Die Stadt Stuttgart sandte eine Palme mit Schleifen in den Stadlfarben. Nach einem stillen Gebet spielte die Musik den ChoralMein Glaub ist meines Lebens Ruh," womit die ernste Feier schloß.

Bietigheim, 8. Dez. Ein bedauerlicher Unfall hat gestern die Familie des Kauf­mann« G. betroffen. Das dreijährige Söhn­lein derselben wollte sich an der abschüssigen und immer sehr frequenten Kronenstraße mit Schlittenfahren belustigen, war jedoch der Leitung des Schlittens unkundig und fuhr geradewegs in das vor einem Gasthaus steh­ende Bierfuhrwerk hinein. Die Pferde wur­den hiedurch scheu, zogen den Wagen an und Verletzten das Kind derart, daß es wohl schwerlich mit dem Leben dovonkommen wird.

Ebingen, 6. Dez. Ja Neusra, 2 Stun­den von hier gelegen, wurde die Schule aus Anordnung der Behörde bis auf weiteres ge­schloffen, da dort die Diphthertis so stark auftritt, daß der Tod Kinder im blühendsten Alter nach wenigen Togen der Krankheit da­hinrafft ; aber auch hier in Ebingen herrschen Influenza, Lnftröhrenentzündung, Scharlach, Halsbräune u. s. w-, lauter Krankheiten, die ihre Opfer fordern.

Altensteig, 6. Dez. Gestern weilte Bau« rat Ehman aus Stuttgart in unserer Ge­gend , um die Trinkwasserquellen bei der Agerdacher Sägmühle auf ihre Ergiebigkeit zu prüfen. Die zukünftigeSchwarzwald- Bersorgungsgruppe" soll etwa 33 Ortschaf­ten mit ca. 10,000 Einwohnern umfassen. Sie würde somit die größte Wasserversorg- ungSpruppe Württembergs werden.

Der 21 Jahre atte ledige Heizer Wilh. Rieger von Heiningen kam am Frei­tag abend auf dem Bahnhof in Cannstatt beim Anzünden einer Laterne zwischen die Puffer der Maschine und eines Güterwagens, wobei ihm die Brust eingedrückt wurde. In das Beznk-krankenhaus überführt erlag er um 9 Uhr abends an seinen Verletzungen.

Druck und Verlag von Beruh.

Die Erbgräfin von Wolfegg-Waldsee beschenkte fünfzig arme Schulkinder zu St. Nikolaus mit je einem vollständigen Anzug. Die Freude der so reich Bedachten ist groß.

Berlin, 7. Dez. Ahlwardt, welcher gegen­wärtig in Plötzensee seine Strafe von fünf Monaten verbüßt, will eine nochmalige Ver­handlung des Judenflintenprozeffes herbei- führcn und bereits einen Antrag um Wie­deraufnahme des Verfahrens gestellt. Er glaubt, durch nachträglich erhaltene Beweis­materialien die Richtigkeit der seiner Zeit erhobenen Behauptungen beweisen zu können.

Alls Schlesien, 6. Dez. Ueber einen Fall von Scheintot wird derVolksztg." aus Militsch geschrieben: Die Gattin eines Ma­jors sollte hier am 30. v. M. begraben wer­den. Die Leiche war in einem besonderen Zimmer auf dem Paradebett aufgebahrt. Da die Herstellung der Gruft sich Verzögerte, so blieb die Leiche länger, wie anfänglich beab­sichtigt war, im Zimmer. Als am vormit­tag deS vierten Tages des Hinscheidens ein Dienstmädchen das im Blumen- und Kränze­schmuck prangende Trauerzimmer betrat, ge­wahrte es, starr vor Schrecken, daß die als tot betrauerte Herrin sich aus dem Sarge erhebt. Die Dame, welche als angebliche Leiche vom Regimenlsarzt und zwei « iteren Aerzten untersucht worden war, war in einen Starrkrampf verfallen und wäre, wenn nicht zufällig die Beisetzung eine Verzögerung er­fahren hätte, in der Gruft erwacht.

Uebcrschreitung desZiichtigrmgsrcchts. Wegen Amtsvergehens angeklagt stand in Kassel am 6. d. M. der Pfarrer und Lokal­schulinspektor Cornelius aus Thurmhosbach vor der Strafkammer. Die Sitzung dauerte den ganzen Tag über bis in die Nacht, da nicht weniger denn 28 Zeugen anwesend waren. Der Pfarrer wurde beschuldigt, eine vorsätzliche Körperverletzung im Amte begangen zu haben, indem er als Lokalschulinjpektor das Züchtigungsrecht erheblich überschritt. Er hatte den dreizehnjährigen Konfirmanden Heinrich Sauer, weil dieser einen Schul­kameraden mit dem Messer gestochen hatte, in ganz exemplarischer Weise bestraft. Der Junge mußte sich über den Stuhl legen und der Pfarrer zählte ihm mit voller Kraft mitlkö einet Weißdornstocks 80100 Schläge auf Gesäß und Beine auf, sodaß der Junge nicht mehr gehen und stehen konnte. Die Haut hing in Fetzen herunter. Alles war voll blutiger Striemen, die Strümpfe voll Blut. Der Angeklagte gab alles zu, bestritt aber, die Absicht einer Mißhandlung gehabt zu haben, er habe sich im Gegenteil besonders in Acht genommen, daß er dem Jungen keinen Schaden thue. Der Junge sei ein Ausbund von Ungezogenheit gewesen, da« ganze Dorf habe sich vor ihm gefürchtet. Das Gericht nahm nur fahrlässige Körper­verletzung an und erkannte auf 50 Mark Geldbuße und Tragung der Kosten. Der Erste Staatsanwalt, der vorsätzliche Mißhand­lung annahm, hatte 200 Mark beantragt.

Am 6. ds. nachmittags fand, wie aus Magdeburg gemeldet wird, ein Zusam­menstoß eines GüterzugS bei der Einfahrt in den Bahnhof von Buckau mit einem Ran­gierzug statt. Die beiden Maschinen und 11 Wagen entgleisten. Der Heizer der Ran­giermaschine wurde getötet, der Zugführer des Güterzuges und der Führer der Rangier- maschine wurden leicht verletzt. 7 Wagen

Hofmaun in Wildbad.

find erheblich, die Maschinen und 4 Wagen wenig beschädigt. Das Geleise zwischen Leip­zig und Magdeburg war etwa 8 Stunden gesperrt.

Aus Schroda berichtet die Berliner Zeitung über folgende Revolvcr-Affaire: Rit­tergutsbesitzer Gregow in Nagradowltza hatte zwei andere Rittergutsbesitzer, die gleichzeitig Reserve-Offiziere sind, zum Duell gefordert, welches letztere ablehntcn, weil Gregow nicht Offizier sei. Vorgestern nachmittag begegnete Gregow dem einen der beiden Namens Mi- kulsky auf der Straße in Schroda und ohr­feigte ihn. Darauf zogen beide ihre Revolver und schossen aufeinander los. Der eine gab vier, der andere drei Schüsse ab. Beide sind schwer verletzt.

Eine verhängnisvolle Verwechselung.

Der berühmte englische Physiker Tmdall ist, wie sich jetzt herausstelll, in Folge einer zu starken Dosts Chloral gestorben, die ihm seine Frau aus Versehen verabreicht hatte. Vor der Leichenschau-Jury, welche die Ursache de« Todes des Professors festzustellcn hatte, er­klärte Frau Tyndall, daß ihr Mann seil Jahren gewohnt gewesen sei, gegen Schlaf­losigkeit Chloral und an jedem Morgen eine Dosis Magnesia zu nehmen. Beide Flaschen standen auf demselben Tische. Am letzlen Montag Morgen habe sie ihm die gewohnte Dosts gereicht, wie sie dachte, Magnesia, aber sie habe sich in der Flasche vergriffen und ihr Mann habe das Chloral verschluckt, che das Versehen entdeckt wurde. Ein sofort ein- gegebeneS Brechmittel blieb ohne Erfolg. Das Begräbnis Tyndaü'S findet am Sams­tag in Haslcmere statt.

Im Gefängnis von Winchester wurde ein 19jähriger Soldat Namens Georg Ma- son, der seinen Sergeanten James Robinson bei einer Schießübung meuchlings erschossen hatte, gehängt. Der Sergeant hatte veran­laßt, daß Mason wegen eines Dienstvergehens zu drei Tagen Arrest verurteilt worden war. Masvn's Mutter, Großmutter, Tante und Onkei sind irrsinnig.

Attentate in Chicago. Im Laufe von 48 Stunden wurden in Chicago in den letzten Tagen zwei mit außerordentlicher Kühnheit inszenierte Verbrechen verübt, ohne daß es gelungen wäre, der Thäier habhaft zu werden. Der Schatzmeister Drake ging vom Bureau der Jndiana-Jllinvis-Jowa- Eifenbahn nach dem Bahnhöfe, um daselbst die Bediensteten auSzuzahten. Das Geld, etwa fünizifttausend Dollars, hatte er in einer Handtasche bei sich. Auf dem Wege wurde er von Strolchen überfallen, die ihn von rücklings durch einen Schlag mit einem mit Sand gefüllten Sacke niedcrschtugen und be­raubten und ihm bann die Tasche entrissen. Das geschah bei Hellem Tage und auf offener Straße. In der Nacht auf Sonntag drangen Einbrecher in das HauS des Th. Murphy, eine« ehemaligen Parlamentsmit­gliedes. Dieser hörte Geräusch, stand auf und wurde im nächsten Augenblick von einer Kugel getroffen, die ihn sofort tötete. Sein Sohn und seine Tochter eilten herbei, aber auch sie wurde» mit Schüssen empfange» und schwer verletzt. Die Einbrecher konnten,

ohne aufgehalten zu werden, ihre Flucht be­werkstelligen.

(Rache.) Braut (nach einer heftigen Scene mit ihrem Bräutigam):So, jetzt wird erst recht geheiratet I"

(Verantwortlicher Redakteur: Beruh. Hosmann.)