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Rundschau.

Stuttgart, 7. Dez. Aus Anlaß des Ab­lebens des Staatsministers v. Schmid sind im Laufe des Tages eine große Zahl tele­graphischer und schriftlicher Beileivsbezeug- ungen aus dem ganzen Lande ini Trauer- Hause eingelaufen. Eine Reihe höchster und hoher Persönlichkeiten haben mündlich ihre Teilnahme ausgcdrückt. Unter den Ersten, die persönlich erschienen, waren II. MM. der König und die Königin, ferner Prinz Weimar; dir anderen Mitglieder deS Kgl. Hauses haben ebenfalls ihre Teilnahme aus- sprechen lassen b-zw. ausgesprochen, ebenso die hier anwesenden Staatsministcr u. Staals- minister a. D v. Renner; Ministerpräsident Dr. Frhr. v. Mitlnacht und Finanzminister Dr. v. Riecke sandten Telegramme von Berlin.

Tanzen während der geschlossenen Zeit. Nach § 9 der K. Beiordnung vom 27. Dezember 1871 ist während der AdventS- und Fastenzeit (sog. geschlossenen oder stillen Zeit) daS Tanzen an den Werktagen (abge­sehen von der Karwoch) nur mit Genehmig­ung des K. Oberamts gestattet, und zwar findet diese Bestimmung nicht nur Anwend, ung auf öffentliche, sondern auch auf solche Tanzunterhaltungen, welche von geselligen Vereinen und geschlossenen Gesellschaften in Wirtschaftsräumen veranstaltet werden. Nach feststehender Praxis sind nur Tanzstunden (von Tanzlehrern abgehalten), sofern sie Über den bloßen Rahmen einer Tanz-Unter- richtserleilung nicht hinausgchen, auch in der geschlossenen Zeit von keiner besonderen Er­laubnis abhängig, während bei Ueberschreil- ung dieses Rahmens, z. B. bei sogenannten verlängerten Tanzstunden, bezirkspolizeiliche Genehmigung erforderlich ist.

An der K. Universität Tübingen be­

finden sich im laufenden Winterhalbjahr 1150 Studierende, worunter 867 Württem- bergcr und 283 Nichtwürttcmberger.

Der s. Z wegen Betrugs verurteilte frühere Lieutenant Krapf von Ludwigsburg wurde begnadigt und reiste nach Amerika ad.

Heilbronn, 6. D>z. Gerüchtweise ver­lautet, Dr. Lipp habe seine Heilbronner Zeit­ung verkauft und gedenke von hier wegzu­ziehen. Etwas anderes wird ihm wohl kaum übrig bleiben.

Eßlingen , 29. Nov. Von Monaster- zyska in Oesterreich aus werden gegenwärtig lOPfund-Kistchen Süßrahmbutter allerfeinst garantiert nalucrein täglich frisch zu 8 -/A franko per Nachnahme" angeboten. Eine Leserin derL»dw. Ztg." ließ ein Kistchen kommen. Mit Zoll und Nachnahmegebühren stand es auf 9 das Kistchen wiegt 2H, Pfund. Die Qualität war derart, daß jdie Frau die Butter nicht verkaufen konnte son­dern auslassen mußte, und sie hat nun fünf Pfund Schmalz für ihre 9 ^(1

Oberndorf, 6. Dez. Gestern ging die letzie Sendung von Gewehren für die türkische Regierung, die nach dem ersten LiferungS- dertrag zu fertige» waren, von der hiesigen Waffenfabrik ab. Die Lieferung betrug im ganzer. 500,000 Stück, von welchen 220,000 das Kaliber 9,5 inm und 280,000 das Kaliber 7,65 min haben. In der Waffen­fabrik wird zurzeit eifrig an der Umänder­ung der Einrichtung für die Fabrikation des neuen Modells gearbeitet. Von den Ar­beitern sind über 1600 entlassen. Im Städt­chen geht es infolgedessen seit einiger Zeit ziemlich ruhig zu, was namentlich die Ge­schäftsleute zu empfinden haben.

(Des Kaisers Bart.) Nach dem Neuen Palais" kommt jeden Morgen ein

Barbier ans Berlin, weicher die Aufgabe hat, den Schnurrbart des Kaisers in ge­schmackvoller Weise zu drehen. Der Kaiser ist auf den Barbier seiner Zeit durch seinen Adjutanten Herrn von Hülsen aufmerksam geworden, weicher schon längere Zeit sich seinen Bart von dem Mann drehen ließ, und zwar derartig schneidig, daß der Monarch einst Herrn v. Hülsen kaum wieder erkannt hat. Der Barbier erfreut sich seitdem der hohen Gunst des Kaisers.

Wie aus Frankfurt a M. berichtet wird, hat in Bornheim der 20jährige Schreiner Ferdinand Göhring, ein mehrfach bestrafter Mensch, seine Geliebte Anna Maria Dahm, eine nicht im besten Ruf stehende Frauensperson, erschossen und dann aus sich selbst Schüsse abgefeucrt, sich jedoch verfehlt. Der Mörder hat sich darauf dem Gericht ge­stellt. Das Motiv der That ist die Droh­ung von GöhringS Eltern, ihm ihre Unter­stützung zu entziehen, wenn er nicht von dem Mädchen lasse.

Der aus der Irrenanstalt zu Herz­berge entflohene gefährliche Ein- und Aus­brecher Adolf Krüger scheint seine Thätigkeit wieder ausgenommen zu haben. Aus Frank­furt a. M. wird ein bedeutender Juweten- dnbstahl gemeldet, bei welchem er wahrschein­lich die Hand im Spi-le hat. In Mainz ist ein Mann gesehen worden, dessen Be­schreibung auf Krüger paßt.

Am Mittwoch mittag erhängte sich in Wiesbaden die 25jährige Frau eines an einem dortigen Blatte angestellten Buchhal­ters samt ihrem 7 Monate alten Kinde. Sie hatte an dem an der Zimmerdecke be­findlichen Lampenhakeu eine Waschleine mit zwei Schlingen angeknüpfl nnd die eine dem Kinde, die andere sich um den Hals gelegt.