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Rundschau.

Se. Mas. der König hat dem Unter: offner Häustier im UlanenNeg. König Wil­helm I. Nr. 20 w gen Rötung eines Men­schen aus TodeSg'tahr unter Einsetzung des eigenen Lebens die silberne Verdienstmedaille v iliehen.

Stuttgart, 2. Dez. Der St.-Anz. ist in der Lage, mitzutcilcn, daß seit Ende August d. zu Gunsten vo» mehr als 1000 Per­sonen, welche unter dem Drucke der Fuiter- und Streunot sich des Forstdiebstahls oder des Forstweidenfrevels schuldig gemacht halten, Allerhöchste Gnadcnakte ergangen sind. Diese Gnadenakte bestanden zum weitaus größten Teil in völligem Strafnachtaß, bezw. in Nie­derschlagung des Strafverfahrens. In den schwereren Straffällen hat wenigstens eine namhafte Ermäßigung der Strafe stattgefun­den. Weitere zahlreiche Gnadengesuche, im ganzen mehr als 500, befinden sich derzeit in Behandlung.

Stuttgart, 1. Dez. Landgerichtsprästdent a. D. v. Firnhaber entfernte sich gestern Abend aus seiner Wohnung, um, wie seine Angehörigen glaubten, einen Spaziergang zu machen; er kehrte aber nicht mehr zurück, weshalb die hiesigen Blätter eine Notiz der geängstigien Familie veröffentlichten. Heute vormittag wurde nun der Vermißte bei Mün­ster OA. Cannstatt als Leiche au» dem Neckar gezogen. Firnhaber war 77 Jahre alt, als er diesen Sommer um seine Pen­sionierung nachsuchle. Trotz wiederholter Er­krankung hatte er vorher sein überaus schwie­riges Amt immer wieder mit einer Energie ausgenommen, die in einem so hohen Alter ebenso selten als auch bewunderungswcrt ist. Es ist keine Frage, daß Firnhaber infolge jahrelanger geistigerUeberanstrengung so über­müdet wurde, daß schließlich eine völlige gei­stige Umnachtung über ihn kam. Das Mit­leid mit der Familie wie mit Herrn Firn­haber selbst, der ein ebenso vortrefflicher Rich­ter als Familienvater war, ist allgemein.

Stuttgart, 4. Dez. Gestern abend wurde am Rösensteintunnel ein Soldat vom Ulanen- Regiment Nr. 19 vom Orientzug überfahren. Selbstmord liegt vor.

Ludwigsburg, 3. Dez. In den letzten Tagen sind in der hiesigen Garnison mehrere Fälle von Genickkrämpfen vorgeksmmen. 2 Soldaten, je ein Angehöriger des Ulanen- und des Infanterieregiments, sind an dieser Krankheit plötzlich gestorben. Ueber die Grundursache dieses Nebels ließen die Aerzte bis jetzt nichts verlauten.

Reutlingen, 3 Dez. Der von Bäcker­geselle Diemer in der Nacht vom 11. auf 12. v, Mts. mit dem Beil niedergeschlagene

Bäckermeister A. Bertsch von hier ist nun­mehr seinen Verletzungen erlegen, nachdem ihm seine Frau vor 14 Tagen im Tode vor- ausgegangcn war.

Metzingen, 1. Dez. Mit dem 28. Nov. erfolgte der Dienstbetrieb des K. Postamtes in dem neucrstelltkn Postgebäude, das nun eine Zierde unserer Stadt ist. Nach erfolg­tem Umzug veranstalteten die Bauunternehmer am neuen Postgebäude ein Ständchen durch die hiesige Musikkapelle, und Böllerschüsse verkündigten den Bewohnern der Stadt die Inbetriebsetzung des Postamtes im neue» Gebäude, das, außerordentlich praktisch ein­gerichtet, auch die weitgehendsten Ansprüche des Publikums befriedigen wird.

Altcnsteig, 30. Nov. Auf dem hiesigen Viehmarkt hatte ein Mann von Fünsbronn ein Stück Vieh um 180 ^ verkauft. Leider brachte er weder Geld noch Geldbeutel nach Hause. Ein geschickter Langfinger hatte ihm beides aus der Tasche genommen. Den Geld­beutel fand man nachher in der Nähe einer hiesigen Wirtschaft; er enthielt noch 30 -s.

Biberach, 1. Dez. Gestern früh fanden Arbeiter in der Nähe des sogenannten grünen Weges einen Erhängten. Der Unglückliche ist noch ziemlich jung und war gut bekleidet; Papiere über seine Person fehlten gänzlich. Hier ist derselbe unbekannt.

Anfertigung von Schlüsseln. Nach § 369 Ziff. 1 St.-G.-B. sind mit Geld­strafe bis zu 100 ^ oder mit Haft bis zu vier Wochen bedroht: Schlosser, welche ohne obrigkeitliche Anweisung oder ohne Ge­nehmigung des Inhaber« einer Wohnung Schlüssel zu Zimmern oder Behältnissen in der letzteren anfertigen, oder Schlösser an denselben öffnen, ohne Genehmigung d-S Hausbesitzers oder seines Stellvertreters einen Hausschlüssel anfertigen, oder ohne Erlaub­nis der Polizeibehörde Nachschlüssel oder Dietriche verabfolgen. Diese allgemein inte­ressierende Bestimmung, die übrigens auf andere Gewerbetreibende als Schlosser, z, B. auf Schmiede, Mechaniker, nicht auszudehnen ist, wird vielfach außer acht gelassen. Zur Anfertigung eines Hausschlüssels genügt nicht die Genehmigung des Inhabers eines Einzel­raumes, z. B. die ernes Teilmieters; der Besitzer des ganzen Hauses hat zu bestimmen, ob der Teilmieler in den Besitz eines Hsus- schlüss'ls gelangen, sowie, ob ein verlorener Hausschlüssel durch einen neuen ersetzt werden soll, oder ob die Veränderung des Schlosses notwendig ist. Diese die Hausschlüssel be­treffenden Bestimmung ist auf Hauptschlüssel auszudehnen, sobald ein solcher auch das Schloß der HauSthüre schließt. Auch trifft das Verbot dann zu, wenn für einen Mieter

ein Hausschlüssel angeferligt werden soll, welcher außer den Schlössern seines Quartiers auch die anderer Gelasse in demselben Ge­bäude schließt.

Ein Riesenfaß, das für eine Wein­großhandlung in Neustadt a. H. bestimmt ist, wird in derFranklhaler Faßsabrik Jean Tropf zusammengesetzt. Es hat eine Länge von 5, 30 Meter, einer Bauchhöhle von 5 Meter und nimmt die Kleinigkeit von etwa 86 000 Liter in sich aus. Wenn das Faß fertiggestellt ist, wird es eine Schwere von etwa 250 Centner, und wenn gefüllt, eine solche von etwa 10,000 Centnern haben.

Eine grausame That hat in der Nacht vom 26. auf 27. November die in Baden- Baden wohnende Ehefrau des Agenten Sch. aus Rastatt verübt. Die Frau lebte von ihrem Mann getrennt und sollte den sechs Jahre alten Sohn an den Ehemann sbtreten; um dies zu vereiteln, ermordete sie den armen Knaben dadurch, daß sie nachts die Ofen­röhre verstopfte, so daß an dem Kohlengase das Kind erstickte. Nach begangener That wollte sie sich die Pulsadern öffnen, wurde jedoch dabei ertappt und verhaftet.

Einem tragischen Geschick ist deh Mechaniker Müller aus Spandau zum Opfer gefallen, rer sich dieser Tage in Berlin in einer Gastwirtschaft der Friedrichsstraße er­schossen hat, nachdem er am Tage vorher sich hatte standesamtlich trauen lassen. Der Un­glückliche arbeitete seit mehreren Jahren im königlichen Feuerwerkslaboratorium und hatte 4000 ^ erspart. Diesen Betrag hatte er seinen in Ostpreußen wohnhaften Eltern über­geben, welche das Geld wieder ausgeliehen hatten. Als Müller im Begriff war, sich zu verheiraten, wollte er seine Ersparnisse wieder haben. Da wurde ihm zur Nach­richt, daß das Geld möglicherweise verloren wäre. Diese Unglücksbotschaft hat ihn in den Tod getrieben. Etwa zur selben Zeit, als er in Berlin die verzweifelte That be­ging, traf bei seiner jungen Frau die brief­liche Mitteilung ein, daß er das Geld sicher erhalten werde. Der Mann war ein nüch­terner, musterhafter Arbeiter der Fabrik.

DerFrankfurter Zeitung" wurde telegraphisch gemeldet, daß anläßlich der Bei­setzung des Grafen Hartenau in Sofia der Fürst Ferdinand von Bulgarien eine be­merkenswerte Ansprache gehalten habe. Der Inhalt dieser Ansprache selbst, der uns nun versiegt, ist der folgende:

Als Herrscher von.Bulgarien, als Ober­haupt der bulgarischen Armee und des bul­garischen Volkes nehme ich die sterblichen Ueberreste des Prinzan Alexander, des ersten Fürsten von Bulgarien, in Empfang und