immerwährende Zeiten den Namen Alexander I. führe. Franz Joseph v. Battenberg wurde zum Oberst, Heinrich v. Battenberg zum General ü la suits dieses Regiments ernannt.
Kunst u. Wissenschaft.
— Die Frauenzeitnng „Fürs HauS" in Berlin schreibt: An Gute Hausfrau, dic's eilig hat. Dem unpraktischen Aufreihen der gewaschenen Kragen und Manschetten macht eine Erfindung von Julius Krimmel zu Wildbad in Württ. ein Ende. Der Erfinder liefert ei» verzinntes Drahtgestell mit Sicherheilshacken zum Befestigen auf der Zeugleine. An diesem länglichen Gestell befindet sich nach unten eine Anzahl nach verschiedenen Seiten gebogener Haken, auf welche man die Kragen und Manschetten mit den Knopflöchern aushängt und an der Leine trocknen läßt.
— Welche Mutter hätte nicht für ein Blatt Interesse, das ihr bei kleiner Ausgabe unter Umständen ganz unbegrenzte Vorteile einbringt. In über 75,000 Familien ist jetzt die „Illustrierte Wäsche-Zchtung" heimisch, eine Z-itschrift, welche bei jeder Buch
handlung und Postanstalt für 60 Pf. das ganze Vierteljahr zu abonnieren ist und die unter Zuhilfenahme des jeder Nummer bei- gegebenen großen ZuschneidebogenS die mühelose Selbstanfertigung der Wäsche für Groß und Klein und die geschmackvolle Ausschmückung derselben mit Häckeleien, Stickereien rc rc. nach den vorgeführten genau beschriebenen Abbildungen gestattet. Man kann unter Nachlieferung der bereits erschienenen Num» mern noch für dieses Quartal zu 60 Pf. bei genannten Stellen auf die „Illustrierte Wäsche-Zeitung abonnieren und unentgeltliche Probenummern derselben durch sämtliche Buchhandlungen und durch die Expedition der „Illustrierten Wäsche-Zeitung", Berlin >V., Magdeburger-Platz 5, erhalten.
Vermischtes.
— Das jüngste Ehepaar im deutschen Reiche wird alsbald wohl — so meldet die „Saarbr. Ztg." — die Gemeinde Sölde haben. Durch den Justizminister ist nämlich den dort wohnenden Brautleuten Bergmann Heinrich Stiepermann, geboren am 27. September 1875, und der Wilhelmine Opermann, geboren am 29. Januar 1877,
also 18 und 16 Jahre alt, im September die Genehmigung zu ihrer Verheiratung erteilt, worauf das Aufgebot derselben beim StandeSamte erfolgt ist.
.'. (Wie beliebt?) Die „Kölnische Zeitung" veröffentlicht folgende Anzeige: „Eine israelitische Dame, 23 Jahre, bildschön, aus hochachtbarer Familie, nnt 8 Millionen Mark Mitgift, hegt den Wunsch, einen vorurteilsfreien (!) Herrn, Grafen oder Baron, gut situiert, kennen zu lernen, und wird die Einführung in einem Badeorte in taktdoller Weise stattfinden können. Die Dame ist gesonnen, sich so taufen zu lassen, wie die Religion des Herrn ist (I) Strengste Diskretion u. s. w." — Also Ehe, Religion, alles ein Geschäft. UeberzeUgungen, Charakter giebt's nicht mehr, die gehören in die Rumpelkammer der Vorurteile.
Beim Billard. A.: Das ist aber nicht mehr auszuhalten mit Ihnen, Sie spielen mit einem kolossalen Schwein. B.: Pardon, mit wem spiele ich?
Im Verhör. Richter: Sie haben eine Frau? Bummler: Ausznwarten. Richter: Wie lang'? Bummler: 1 Meter 16Centi- meter.
Eine
gefährliche Verwechselung.
Novelle von I. Nikola
(Nachdruck verboten.)
6.
Nachdem eine Abteilung Soldaten das gFize Haus sorgfältig aber ganz erfolglos nach den Banditen untersucht hatte, kehrte sie zurück und marschierte uns voran.
Nachdem wir eine Strecke gefahren war-n, versuchte ich nochmals, den Offizier auf feinen Irrtum, daß er uns für Briganten hielt, aufmerksam zu machen.
„Schweig', Schurke!" rief er mit einer Stimme, die wie ferner Donner wiederhallte.
„Ich kenne Euch Beide recht gut. Der Kerl da mit dem dicken, aufgedunsenen Gesicht ist Guido Gonzago und Ihr seid Ansaldo, sein Lieutenant. Daß Eure Bande unS entschlüpft ist, thut nichts, dafür haben wir das Haupt, die bewegende Macht ist in unseren Händen. Schon der Kopf dieses Monstrums," schloß er, und wies dabei auf das feiste, schlafende Gesicht meines würdigen Onkels, „ist mir ein ganzes Vermögen wert."
„Mein harmloser, gutmütiger Onkel sollte der berühmte Guido Gsnzago, der Schrecken Neapels sein?"
„Es sind schon oft irrtümlich Menschen gehängt worden," reflektierte ich, „und ein solcher Ausgang unserer dramatischen Abenteuer, so interessant derselbe der neapolitanischen Gesellschaft im Allgemeinen auch sein möchte, würde für die Helden selbst keineswegs wünschenswert sein."
Ich wollte meine Besorgnisse fortlächeln, aber sie kamen immer mit verdoppelter Kraft wieder.
Nach wenigen Minuten langem, düsterem Schweigen wendete ich mich nochmals an den Beamten des Gesetzes.
„Ich bitte Sie, mich anzuhören," sagte ich mit leicht bebender Stimme, „unsere Kleidung, unsere Sprache, unsere Papiere müssen doch zur Genüge beweisen, daß wir gänzlich Fremde, daß ww Touristen sind."
„Das ist eine alte List," lautete die kurze Antwort, „Ihr müßt Euch eine bessere Ausrede suchen."
„Aber Sie müssen doch eine Beschreibung von Guido Gonzago haben, und sich mit Ihren eigenen Augen davon überzeugen können, »aß wir derselben in keiner Weise entsprechen."
„Diese Rede ist ebenso kindisch, wie die andere," lachte der Offizier; „meint Ihr, ich wisse nicht, daß Guido Gonzago fast jede ihm beliebige Verkleidung annehmen kann? Hat er nicht durch Schlauheit unsere erfahrensten Offiziere zu täuschen v rstanden ?'
Unsere Aussicht, dem Henker die Hand zu reichen, schien an Gewißheit zu gewinnen.
„Herr, ich wiederhole Ihnen," rief ich in höchster Entrüstung, „daß wir Deutsche sind und daß Sie die schimpfliche Beleidigung, die uns hier wiederfährt, bitter büßen sollen. Vergessen Sic nicht, daß ich Sie gewarnt habe."
„Ruhig, ruhig, Mensch I" höhnte der Beamte, „ich folge nur meiner Pflicht. Wenn Sie dem Gericht überliefert worden sind, finden Ihre Reden vielleicht eher Gehör."
Allmählich ging die Morgensonne in ihrer ganzen Pracht auf, zerstreute die Nebel und ließ Gras und Blumen wie mit tausend Diamanten glitzern, währ.nd sie den fernen Horizont in golvne Glut tauchte. Von diesem herrlichen Anblick wandte ich mich der Kavalkade müder Soldaten, die Vor und hinter uns Eskorte bildeten, und dann meinem armen, gefesselten Onkel zu, der da auf dem und quemen Stroh in dem hin- und herstoßenden Wagen lag.
Während noch mein Blick auf ihm ruhte, schlug er die Augen ans, starrte hilflos vor sich hin und versuchte vergebens, seine Hände frei zu machen.
„Bist Du es, Alfred?" stammelte er, „ich habe den Krampf in den Armen. Bei Gott, sie sind mir wie gelähmt."
Allmählich richtete er sich zu einersitzenden Stellung auf und sah sich halb geistesabwesend um.
„Alfred," sagte er endlich, „was soll das
Alles heißen? Du hast doch keinen der Briganten erschossen?"
„N^n, Onkel," versetzte ich mit möglichst heiterem Lächeln, „wir selbst werden für Briganten gehalten."
„Wir Briganten?" rief er. „Halt, laß mich einen Moment Nachdenken. Haben sie uns nicht auch wirklich zu sich ausgenommen? Dieser verwünschte Wein — ich habe eine schwache Erinnerung an so Etwas, kann mich aber an nichts deutlich entsinnen."
„Sie halten Dick, Onkel, für den berühmten Gnido Gonzago und mich für seinen Lieutenant," versetzte ich, „wir find Gefangene."
„Gefangene!" rief mein Onkel, u. sprang mit so viel Würde, als es der rumpelnde Karren erlaubte, auf. „Wer wagt es, eineu ehrlichen Deutschen zu Gefangenen zu machen ? I"
Da brachte der Polizeihauptmann seinen Ellenbogen mit des Onkels Magen in so schmerzliche Berührung, daß mein guter Onkel stöhnend zurücksank.
„Mensck, Euer Betragen ist brutal I" rief ich, aufs Höchste entrüstet.
„Wenn noch einer von Euch ein Wort spricht, bevor wir Neapel erreichen, laß ich Euch sofort niederschießen," donnert der Beamte.
„Weiß der Schurke, wer ich bi», Alfred?" schrie mein Onkel, während er wieder auf- zustehcn versuchte. „Weiß dies-S rohe Ungeheuer, daß ich ein hochangesehener, reicher Edelmann bin, und daß er in Deutschland —"
„Wir lind hier nicht in Deutschland, Onkel," unterbrach ich ihn ruhig. ,
„Nein, Du hast Recht," stöhnte er, „ckir sind im Land der —"
„Der Porste," schloß ich seinen Satz.
»Ich sage Euch," rief der Polizeihauptmann in spöttischem Tone, „wenn Euer Hauptmann noch ein eüiziges Wort spricht, jage ich ihm eine Kugel durch seinen Ochsenkopf."
(Schluß folgt.)
Druck unh Verlag von Bernh. H «smaun in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hofman n.)