gleichfalls um. Die ErdersLütterungen lauern fort.
nal: Komm an Land I Kaum waren aber die Laternen gehißt, als sich die Lage in grauenerreg nder Weise verschlimmerte. Als er alle 3 Laternen in dr-iecktorm hißte, was bedeutet, daß eine Landung unmöglich ist, befanden sich die Boote bereits in Brandung, die mit furchtbarer Gewalt über die Sandbänke gegen das Land ging. Diese Sandbänke brachten vielen Booten den Untergang.
Amsterdam, 27. Nov. Gestern vormittag entgleiste auf der Staatsbahn Amsterdam- Utrecht Atwa 3 Minuten vom hiesigen Bahnhof entfernt ein Güteizng mit 40 Wagen, weil Brücke über den Kaulschaarart nicht geschlossen war. Die Lokomotive stürzte in das Wasser, 3 Wagen wurden zerstört. Der Lokomotivsührer und der Heizer wurden verwundet. Die Strecke ist gesperrt.
Antwerpen, 24. Novbr. Während des Sturmes in de» letzten Tagen kamen hier im Ganze» 161 Personen »m.
London» 27. Nov. Die Times meldet aus Teheran: In Folge des Erdbebens in Kasan sind gegen 12 000 Menschen umgekommen. 2000 Leichname liegen noch unter den Trümmern, 50 000 Stück Vieh kamen
Vermischtes-
Vertrauliches aus einer serbischen Redaktion. In Kragujevatz erscheint seit Längerem unter dem Titel „SchnhmadiSki List" ein Wochenblatt, das zu den besser redigierten Blättern des serbischen Landes gehört. In einer seiner letzten Nummern ist auf der ersten Seite folgende, mit fetten Lettern gedruckte Ankündigung zu lesen: „Wegen der unaussprechlichen Faulheit unseres Chefredakteurs Herrn Zrak, der seil Freitag den 5. November, den Tag zur Nacht, die Nacht zum Tag- umwandelt, d. h. die Nacht durchjubelt und am Tage schläft, kann diese Nummer nur einen halben Bogen stark erscheinen. Die Administration."
(Logisch.) Köchin: „Von den zwölf Eiern, die ich neulich bei Euch kaufte, waren sechs davon faul!"
Eierhändlerin : „Liebes Kind, dasoor kann ick nich ! Jerade wie eS faule Menschen jiebt, jerade so ji-bl es och faule Eire! Det is eben Naiujes-tz."
Kunst u. Wissenschaft.
— Wer kennt nicht Emmy Heine. Die Herausgeberin der weitverbreiteten „Lehrbücher sür Handarbeiten". Unter der R daciion dieser Autorität steht das im Verlage von John Heiiry Schwerin, Berlin, herauSge- gebene große Handarbeitenblatt für die Familie, das den bezeichnenden Titel „Frauen-Fleiß" führt. Alles, was das weibliche Handarbeitenfeld an Neuem und Interessantem bietet, ist in diesem mit Hunderten von Naturgrößen Original-Handarbcitenvorlagen ausgestatteten Handarbeitenblatt dargestellt! Für das Weih- nachtsfest eröffnet sich im „Frauen-Flriß" eine Fülle nützlicher und erfreuender Geschenke, so daß ein nachträgliches Abonnement zu 75 Pf. vierteljährlich allen Denen zu empfehlen ist, welche nach zweckdienlichen Arbeiten Umschau halten. Man abonniert auf „Frauen-Fleiß" nach für dieses Quartal zu 75 Pf. bei sämtlichen Buchhandlungen und Postanstalten. Elftere stnd die Expedition von „Frauen-Fleiß", Berlin W , verabfolgen auf Wunsch unentgeltliche AnstchtS- nummern dieser concurrenzfreien illustrierten Zeitschrift.
Eine
gefährliche Verwechselung.
Novelle von I. Nikola.
Nachdruck verboten.
5.
„Sie haben nichts zu fürchten, Signore," sagte er lächelnd, als er meine Kälte ihm geg-nüder gewahrt-, „Ich stamme aus einem guten, ja, ich darf wohl sogen, einem edlen Hause; ein leichtfertiges, verschwenderisches Leben zog mich Schritt für Schritt in den Strudel des Verbrechens. Endlich stieß mich die gekränkte Gesellschaft aus ihrem Kreis; doch trotz meines bedauernswerten Falles, trotz meiner verachteten Lebensweise besitze ich noch etwas von dem angeborenen Gefühle eines Edelmannes.*
„Aha," dachte ich, „das also ist der Schlüssel zu seiner Kenntnis der schöne» Künste, die mir so rätselhaft war."
Den leckeren Speisen und den funkelnden Weinen wurde tapfer zugesproch-n- Unter d-m Einfluß deS Letzteren geriet mein Onkel schnell in eine gehobene Stimmung. Er wurde kühn und mutig und schwatzte und lachte in munterster Weise über die Erlebnisse des TagiS.
„Und nun," sagte er, während er den Briganten-Hauptmann vergnügt anlachte, „möchte ich Sie fragen, wenn's erlaubt ist, was Sie zum Briganten machte" Es ist doch ziemlich gefährlich — ziemlich gefährlich," setzte er kopfschüttelnd Hinz».
Bei dies r vertraulichen Rede zog unser Wirt die Braue» finster zusammen- Aus seinen Augen schoß ein wildes, verächtliches Feuer und seine GestchtSmuskeln arbeiteten heftig. Aber dieser drohende Ausdruck ging an meinem geschwätzigen Onkel gänzlich verloren, der seine Frage hartnäckig wiederholte.
„Welches Interesse kann daS für Sie haben?" versetzte Guido Gonzago mit unterdrücktem Aerger. „Das würbe mein Verbrechen in Ihren Augen doch um kein Jota mindern."
„Reue, Freund, Reu-," plapp-ne mein Onkel.
„Reue l" wiederholle Gonzago, verächtlich lachend.
^Eine Vergangenheit, wie die meine, läßt sich nur mit meinem Kopse zahlen. Wenn man einmal angefangen hat, bergab zu schreiten, ist es schwer, wieder umzukehren. Doch, kommen Sie, trinken Sie noch ein Glas von diesem alten Marsala. Auf Ihre Gesundheit, Signore!"
„Und auf die Ihrige — auf die Ihrige!" veisetzte mein Onkel, indem er daS GlaS mit einem Zuge leer trank und es dann mit Mühe wieder auf den Tisch setzte.
„Begnügen Sie sich damit, Signore, daß ich nicht so schlecht bin, wie ich sch-ine," sagte der Räuberhauplmann, „ja, im Grunde — darf ich wohl sagen, bin ich ganz gut."
„Im Grunde wirklich sehr gut," stimmte mein Onkel mit etwas schwerer Stimme zu. „Im Grunde ausnehmend gut — ebenso Ihr W-in. Ausgezeichnet, Herr, ausgezeichnet I"
„Noch ein GlaS von diesem alten Marsala, Signor- ?" lächelte der Brigant, „-in fetten guter Wein, versichere ich Sie/'
„Jedenfalls noch ein Glas!" rief mein Onkel, „noch zwei Glas wären besser! Ich war immer ein Weinliebhaber — ich kann schon etwas vertragen."
„Kommen Sie, Signore, noch zwei Glas Marsala!" rief Gonzago, der sich über meines Onk. ls trunkenen Zustand höchlichst zu amüsieren schi-n.
„Marsala I" stotterte er, — „das ist — ist wirklich eine Flasche, — es ist — ist — drei ... — dreimal Hock dem — dem edlen Gonzago I" rief er und stieß ein lautes Hurrah aus.
„Ihr Leben ist ein herrliches I" fuhr mein O»k- l fort, „Ein herrliches I — Wein wie N.cktarl',
„Wenn unser Leben so viel Reiz für Sic hat," lachte Gonzago, „so sollten Sie sich uns anschließen."
,,Ja!" rief mein Onkel begeistert, „ja das wollen wir auch! nicht war Alfred! Was
könnten wir Besseres thun! Es ist ein herrliches Leben, und dieser köstliche Wein! Ja, auf daS Wort eines Ehrenmannes, ich gehe auf Ihre» Vorschlag ein! Noch eilt Glas Nccktar und wir gehören zu Euch I"
Ein furchtbares Krachen ertönte plötzlich
— das Piff — Paff von einem Dutzend Flinten — daS Einschlagen von Fenstern
— die Fußtritte bewaffneter — eine laute befehlende Stimme — und im nächsten Augenblicke waren Guido Gonzago und j,in Lieutenant verschwunden, und mein Onkel und ich standen allein in dem Zimmer und starrten in höchster Bestürzung einander an. Bevor uns Zeit blieb, nur ein Wort zu reden, wurde die Thür sufgerissen und eine laute, befehlende Stimme rief:
„Nieder mit den Waffen, Schurken, oder Ihr seid des Todes I"
Ehe wir uns von nnscrem Schrecken erholen konnten, war-» wir von einer Ableitung Carabinieri eingeschlosse». Vergebens beteuerten wir unsere Unschuld und wollten ihnen unsere Pässe vorzeigen. Der Polizei- haupimann, der an der Spitze dieser geheimen Expedition stand, gab Befehl, uns zu binden und auf einen nahen, mit Stroh bedeckten Karren zu transportieren.
Heftig protestierte ich gegen eine so barbarische Behandlung, aber als Antwort gaben mir die Soldaten mit dem Gewehrkolben ein paar derbe Stöße, während mein Onkel durch einige Schläge mit dem flachen Säbel zum Schweigen gebracht wurde.
Wir wurden von den Carabinieri geführt oder vielmehr gestoßen, bis wir den Ausgang des Gebäudes erreichten. Dort band man uns mit dickeren, scharfen Stricken die Hände auf dem Rücken zusammen. Als daS unter der strengen Aufsicht des Polizeihaupl- manns, der meine» Onkel mit so zärtlichem Blick, wie ein Schlächter seinen teuren Hammel, zu betrachten schien, zur Zufriedenheit geschehen war, wurden wir in den Karren gehoben, wo wir von unserem Stivhsttz bedauernswert, hilfslos um uns sahen.
(Fortsetzung folgt.)
Berautwoktlicher Nxdskteur: Bernhard Hssmann.) Druck und Bcrlag von Bernhard tzofmann in Wi'dbad.