dm Verhafteten, welche kanadische Miliof- fiziere sind, befindet sich der Sohn dcS ehemaligen Premierministers Mercier. Das Attentat wird auf die Agitation der französischen Presse in Quebeck gegen die englischen Einrichtungen zurückgeführt.
Lsndon, 21. Nov. Die heftigen Stürme, die gestern überlGroßbritannien hereinbrachen, haben vielen Schaden verursacht und viele Unglücksfälle herbeigeführt. In der Nacht vom SamStag zum Sonntag erhob sich ein ungeheurer Sturmwind, Schnee fiel in großen Flocken und bedeckte bald die Straßen der Metropole mit einem weißen Mantel. An vielen Orten hob der Sturm die Dächer von den Häusern und die Straßendämme waren mit Schult und Maucrwerk bedeckt. Die Telegraphenverbindung mit Schottland, Irland und Wales war zeitweilig, aber nur auf kurze Zeit, unterbrochen. In Leith zerschellten 3 Fahrzeuge, wobei ein Mann umkam. In der Bucht von Jvee, Cornwall, verloren 8 Seeleute ihr Leben. JnLondon- derry wurde die Landungsbrücke von der tosenden Flut fortgerissen; im Tay bei Dundee strandete ein mit Sand beladener Segler, wobei 4 Matrosen ihr Leben verloren. Der angerichtete Schaden läßt sich
noch gar nicht übersehen. Nach den neuesten Berichten hat der Orkan, der noch jetzt forttobt, seit Jahren nicht seines Gleichen in unseren Breiten gehabt. Es will schon was sagen, wenn Eisenbahnzüge zum Stillstand gebracht werden, eine Lokomotive in den schottischen Hochlanden umgeworfen wird und ein Riesendampfer, wie der CunardeS „Lucania", sich um volle 26 Stunden verspätet.
Kopenhagen, 21. Novbr. Ein starker Sturm wütete vorige Nacht und heute morgens an der Nordwestküste Jütlands. Biele Fischerbote sind verunglückt und 31 Fischer ertrunken. Die Not der Küstenbewohner ist groß-
* *
(Nasenschmerzm und Mittelohrenentzündung). In einem vor Kurzen in der ärztlichen Landesversammlung in Gmünd von Dr. E. Weil-Sluttgart über „eitrige Mittelohrenentzündung und ihre gefährlichen Folgen" gehaltenen interessanten Vortrag giebt derselbe der Ueberzeugung Ausdruck, daß ein großer Teil jener Nebel Folge des NasenschneuzenS ist, wie dieses derzeit vorgenommen wird. Früher hat man, und die Bauern machen eS zum Teil heute noch so, eine Nasenhälfte um die andere ausgeschnaubt;
heute werden beim Schneuzen anfangs beide Nasenlöcher zugleich fest zugehalten und erst im letzten Moment der Verschluß geöffnet. Durch das feste Zuhalten und das Pressen wird natürlich der Luftdruck im Nasenrachenraum gesteigert und dadurch der BRrschluß nach dem Miltelohr geöffnet und in dasselbe Schleim und Luft mit den darin enthaltenen Mikroorganismen geschleudert. Ich bin sicher, sagt Dr. Weil, daß wir einen großen Teil der Mittelohrenentzündnngen verhüten würden, wenn wir das Publikum veranlassen könnten, auf die gute alte Form des Naseu- schneuzenS zurückzugehen und eine Nasenhälfte um die andere in das Taschensuch auszuschnauben. Für unbedingt nötig halte ich diese Form des Nasenputzens bei allen Erkrankungen des Rachens, der Nase und des Nasenrachenraums. Auch nach Operationen in der Nase und dem Nasenrachenraum ist bie Beachtung dieses Punktes das Wichtigste der ganzen Nachbehandlung. Die schwersten Formen der Mittelohr- und Warzenfortsatz- Erkrankungen, sogar Gehirnerkrankungcn mit lötlichem Ausgang kommen nach relativ kleinen Eingriffen in Nase und Rachen zum Entsetzen der Beteiligten vor.
Eine
gefährliche Verwechselung.
Novelle von I. Nikola.
Nachdruck verboten.
3.
Ich blickte auf und sah wenige Schritte von meinem Kopfe eine Flinte blitzen. Im nächsten Moment sprang ein kurzer, untersetzter Mensch über die Felswand und stand vor mir, während seine feurigen Auge» mich wild anblickten und die Oeffnung seines geladenen Gewehres auf meine Brust gerichtet war.
„Spricd von dem Wolf," murmelte ich Innerlich, „und da ist er."
Ich Hörle meines Onkel Zähne klappern, ich fühlte seine Glieder zittern, aber meine Zunge schien ihre Kraft verloren zu haben, ich konnte nicht rede». Der Fremde, höchst phantastisch gekleidet, halte um den braunen Hals lose einen Shawl von leuchtenden Farben geschlungen. Trotz seiner gedrungenen Gestalt verriet die auffallende Breite seiner Brust iknd Schulter» doch eine kolossale Muskelkraft. Den unteren Teil seines Gesichtes verdeckte ein langer, schwarzer Bart, aber die hohe Stirn und die ausdrucksvollen Augen zeugten von einem regen Geist.
Ein eisiger Schauer lief mir durch alle Glieder, als der fremde Mann sich über meine Schulter bog und mein Bild betrachtete.
„Herrliche Perspektive," sagte er, „aber schwer wiederzugebcn."
„Sehr schwer," stammelte mein Onkel in versöhnendem Tone, während er den Fremden noch immer entsetzt anstarrte.
„Fehlt meiner Skizze irgend etwas?" fragte ich höflich.
„Nein, nein," erwiderte der Bergbewohner ruhig, „nur etwas mehr Wärme sollte sie haben. Ihr Bild giebt den glühenden, farbenreichen Himmel nicht wieder, der unserem Lande die ewige Helle giebt. Ihre Sonne scheint etwas mit ihren scheidenden Sonnenstrahlen zu geizen, während die unsere verschwenderisch ist, sie leuchtet nicht nur, sie
brennt. Ihrer Skizze, Scenerie, fehlt das wahre Leben, die echte Glut."
«Ja," schauderte mein Onkel, „es ist sehr kaltl"
Der Fremde setzte sich hin, nahm mein Skizzenbuch und die Palette und beendete mein Bild nach seiner eigenen Idee; während dem sprach er lebhaft über die Verdiente der alten und modernen Meister.
Ich lauschte seinen Worten von Neugier und Interesse.
„Wer und was kann dieser Mensch sein ?" fragte ich mich im Stillen. „Der Tracht nach ist cS ein einfacher Bergbewohner, doch solche Bemerkungen und Ansichten über die Malerei kann nur ein vollendeter Kenner äußern. Ein Bandit? DaS glaubte und fürchte ich halb. Diese schreckliche Flinte I Und doch ließ sich kaum annehmcn, daß sich ein Brigant die Mühe nahm, Lektionen über die Malkunst zu geben.
Während er noch eifrig mit der Skizze beschäftigt war, hob mein Onkel einen seiner dicken Finger in die Höhe und gab mir einen stummen Wink.
Als wir einige Schritte von dem Fremden zurückgetreten waren, flüsterte er mir ängstlich zu:
„Wir lhäten am besten, Reißaus zu nehmen; Alfred, verlaß Dich darauf, das ist der Räuber."
„Wie, Guido Gonzaga?" flüsterte ich, „ach Onkel, wie innig wünschte ich, Du vermutest richtig."
„Hier," sagte da der Fremde, indem er aufsprang und mir die Skizze reichte, „hier haben Sie einen Beweis meiner Malkunst. Es soll Ihnen wenigstens zum Andenken an mich dienen, Signore, wenn zu nichts Besserem. Aber wohin wollen Sie, wenn ich fragen darf?"
„Nach Caserta," versetzte ich.
„Nach Carserlai" rief er; „ich wohne dort ganz in der Nähe; und wenn Sie meine Begleitung annehmen wollen, will ich Sie einen Weg zwischen den Bergen führen, wo Sie eine ganz bedeutende Strecke abschneiden. Wie Sie sehen, steigt ein leichter Nebel auf,
und wenn Sie den gewöhnlichen Weg ein- schlagen, tritt die Dunkelheit früher herein, als Sie Caserta erreichen. Und ich bezweifle, daß Sie Lust haben, unter freiem Himmel zu schlafen."
„Ich für meinen Teil würde mir wenig daraus machen," antwortete ich lachend, „wäre ich allein, würde mir ein Bivouak hier in diesen Bergen Spaß machen."
„Das ist der Künstler, aber nicht der Mensch, der so aus Ihnen spricht," lautete des Fremden lächelnde Antwort; dann wandte er sich mit der Frage an meinen Onkel: „Was meinen Sie dazu, Signore?"
„Fieber — Rheumatismus, lieber Freund, kann man sich durch ein Nachtlager im Freien holen," sagte dieser verdrießlich, „mein Neffe ist sehr leichtfertig. Ich bin halb verhungert und Sie machen uns das Vergnügen, in Caserta mit uns zu speisen. Wie freue ich mich unseres Zusammentreffens . . ."
„Wir nehmen Ihre Begleitung dankend an," unterbrach ich meinen Onkel. „Also vorwärts I"
Wir brachen auf; mein Onkel Arm in Arm mit unserem Führer, mit dem er tapfer Schritt zu halten suchte.
„Ist der Signore müde?" fragte der Fremde unterwegs.
„Hüftenschmerzen I" stöhnte mein Onkel, „mein altes Leiden. Es wird schon wieder besser."
Darauf richtete der Fremde ein paar ermunternde Worte an ihn und führte die Unterhaltung mir mir weiter. Er kritisierte die Werke der großen Maler Neapels und Florenz mit einem Verständnis, das mich überraschte. Die Zeit verflog, von uns unbeachtet, bis das schöne, geheimnisvolle Dämmerlicht sich rasch in Nacht verwandelte und der blaue Himmel seine Millionen funkelnder Lichter heranshing.
Plötzlich betraten wir einen langen, schmalen Platz, eine Schlucht in den Berge», durch deren vereinzelte Spalten ich hin und wieder das unruhig flackernde Licht von Fackeln zu bemerken glaubte.
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur - Bernhard Hosmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hosman» in Wildbad.